Louise von Hessen (1817–1898)

Louise von Hessen als Königin von Dänemark (1893)Unterschrift von Louise von Hessen

Louise Wilhelmine Friederike Caroline Auguste Julie von Hessen VA (* 7. September 1817 in Kassel; † 29. September 1898 auf Schloss Bernstorff in Dänemark) war von 1863 bis zu ihrem Tod Königin von Dänemark.

Leben

Herkunft

Louise wurde als Tochter des Titular-Landgrafen Wilhelm von Hessen-Kassel-Rumpenheim (1787–1867) und dessen Gemahlin, Louise Charlotte von Dänemark (1789–1864), Tochter des dänischen Erbprinzen Friedrich (1753–1805) und dessen Gattin Prinzessin Sophie Friederike von Mecklenburg (1758–1794), geboren. Sie war eine Nichte des dänischen Königs Christian VIII. (1786–1848) und eine Cousine von König Friedrich VII. (1808–1863). Darüber hinaus war sie eine Ur-Enkelin des dänischen und norwegischen Königs Friedrich V. Aus ihrer Abstammung aus dem alten dänischen Königshaus leitet sich auch ihr Anspruch auf die dänische Thronfolge ab.

Ehe und Nachkommen

Louise heiratete am 26. Mai 1842 auf Schloss Amalienborg ihren Cousin (2. Grades) Prinz Christian aus dem Hause Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (1818–1906), vierter Sohn des Herzogs Friedrich Wilhelm und der Prinzessin Luise Karoline von Hessen-Kassel. Aus der Verbindung gingen sechs Kinder hervor:

⚭ 1869 Prinzessin Louise von Schweden-Norwegen (1851–1926)
  • Alexandra (1844–1925, ab 1901 Königin von Großbritannien, ab 1910 Titel Königinmutter)
⚭ 1863 König Eduard VII. von Großbritannien und Irland (1841–1910)
von links nach rechts: Zarin Maria Fjodorowna, Königin Louise von Dänemark, Alexandra, Princess of Wales und Kronprinzessin Thyra von Hannover (1882)
  • Wilhelm (1845–1913, ab 1863 König Georg I. von Griechenland)
⚭ 1867 Großfürstin Olga von Russland (1851–1926)
  • Dagmar (Maria Fjodorowna) (1847–1928)
⚭ 1866 Zar Alexander III. (1845–1894)
⚭ 1878 Prinz Ernst August (II.) von Hannover (1845–1923)
⚭ 1885 Prinzessin Marie d’Orléans (1865–1909)

Königin

Königin Louise und ihr Mann wurden Stammeltern der jetzigen Glücksburger Linie auf dem dänischen Thron. Bekannt wurden sie auch als „Europas Schwiegervater bzw. -mutter“. Die Eheschließung ihrer ältesten Tochter Alexandra 1863 war der Beginn einer Epoche, in deren Verlauf sich der dänische Hof zum Brennpunkt im damaligen herrschaftlichen Europa entwickelte.

Bereits 1853 war Prinz Christian, der in direkter Linie – aber weit zurückreichend – vom Oldenburger Königshaus abstammte, zum Nachfolger des kinderlosen Königs Friedrich VII. bestimmt worden. Dabei wurden seine Ansprüche auf die dänische Krone mit denen seiner Frau vereint. Nach dem Tod Friedrichs am 15. November 1863 auf Schloss Glücksburg bestieg Christian als König Christian IX. den dänischen Thron.

Sarkophag für König Christian IX. und Königin Louise in dem Dom zu Roskilde

Königin Louise starb am 29. September 1898 auf Schloss Bernstorff im Alter von 81 Jahren. Sie wurde im Dom zu Roskilde, der traditionelle Begräbnisort der dänischen Könige, auf der Insel Seeland beigesetzt.[1]

Der große Sarkophag aus weißem Marmor, in dem König Christian IX. und Königin Louise gemeinsam ihre Letzte Ruhe fanden, wurde von Edvard Eriksen und dem Architekten Hack Kampmann entworfen. Der Sarkophag ist umgeben von drei Skulpturen, symbolisierend Erinnerung, Liebe und Trauer.

Erwähnenswertes

Louise von Hessen als Königin von Dänemark (1860er)
  • Ihre jüngste Tochter, Prinzessin Thyra, verliebte sich in einen bürgerlichen Leutnant der Kavallerie, Wilhelm Friedemann Marcher (1841–1872). Als sie kurz darauf schwanger wurde, reiste sie zu ihrem Bruder nach Athen, um einen Skandal zu vermeiden. Der dänischen Presse wurde mitgeteilt, dass die Prinzessin an Gelbsucht erkrankt sei. In Athen brachte Thyra am 8. November 1871 ein Mädchen zur Welt. Das Kind wurde von der Familie Rasmus und Anne Marie Jørgensen adoptiert und bekam den Namen Maria Katharina (Kate) (1871–1964). Der Kindsvater, Wilhelm Friedemann Marcher, wählte am 4. Januar 1872 den Freitod nach einer Konfrontation mit König Christian IX.[2]
  • Nachkommen von Louise und Christian finden sich in den fürstlichen Familien folgender Länder: Belgien, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Jugoslawien, Luxemburg, Monaco, Norwegen, Rumänien, Russland, Schweden, Spanien, Deutschland und Österreich.
  • Drei ihrer Ururenkel saßen bzw. sitzen auf dem Thron: Elizabeth II., Harald V. und Margrethe II.
  • In einer 2002/2003 vom dänischen Fernsehen produzierten Dokumentarserie über König Christian IX. und seine europäische Nachkommenschaft bildete das Stammschloss Glücksburg den Ausgangspunkt für die Dreharbeiten. Die mehrteilige Serie war in Dänemark ein großer Erfolg und wurde mittlerweile in über 100 Ländern ausgestrahlt. Begleitend zur Serie erschien ein Bildband, der inzwischen mehrere Auflagen erlebte.

Vorfahren

 
 
 
 
 
Friedrich II. Landgraf von Hessen-Kassel (1720–1785)
 
 
 
 
Friedrich von Hessen-Kassel-Rumpenheim (1747–1837)
 
 
 
 
 
Maria von Großbritannien (1723–1772)
 
 
 
Wilhelm von Hessen (Titular-Landgraf von Hessen-Kassel-Rumpenheim) (1787–1867)
 
 
 
 
 
 
Karl Wilhelm von Nassau-Usingen (1735–1803)
 
 
 
Karoline Polyxene von Nassau-Usingen (1762–1823)
 
 
 
 
 
Karoline Felicitas zu Leiningen-Langsberg-Heidesheim (1734–1810)
 
 
 
Louise von Hessen-Kassel
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich V. König von Dänemark, (1723–1766)
 
 
 
Friedrich von Dänemark (1753–1805)
 
 
 
 
 
Juliane von Braunschweig-Wolfenbüttel (1729–1796)
 
 
 
Louise Charlotte von Dänemark (1789–1864)
 
 
 
 
 
 
 
 
Ludwig zu Mecklenburg (1725–1778)
 
 
 
Sophie Friederike von Mecklenburg (1758–1794)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Charlotte Sophie von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1731–1810)
 
 

Siehe auch

Literatur

  • Eckhart G. Franz (Hrsg.): Haus Hessen. Biografisches Lexikon. (= Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission N.F., Bd. 34) Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2012, ISBN 978-3-88443-411-6, Nr. HK 78, S. 171–172 (Christine Klössel).
  • Anna Lerche; Marcus Mandahl: A royal family. The story of Christian 9. and his European descendants. Aschehoug, Kopenhagen 2003, ISBN 87-15-10957-7 (englisch).
  • A. Thorsøe: Louise (L. Vilhelmine Frederikke Caroline Auguste Julie). In: Carl Frederik Bricka (Hrsg.): Dansk biografisk Lexikon. Tillige omfattende Norge for Tidsrummet 1537–1814. 1. Auflage. Band 10: Laale–Løvenørn. Gyldendalske Boghandels Forlag, Kopenhagen 1896, S. 401 (dänisch, runeberg.org).
  • Bo Bramsen: Huset Glücksborg. Europas svigerfader og hans efterslægt. 2. Auflage. Band 1. Forum, Kopenhagen 1992, ISBN 87-553-1843-6 (dänisch).
  • Jes Fabricius Møller: Dynastiet Glücksborg, en Danmarkshistorie. Gad, Kopenhagen 2013, ISBN 978-87-12-04841-1 (dänisch).

Weblinks

Commons: Louise von Hessen-Kassel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Dronning Louise. In: gravsted.dk. Abgerufen am 6. November 2021 (dänisch).
  2. etoile.co.uk (Memento des Originals vom 17. Juni 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.etoile.co.uk
VorgängerinAmtNachfolgerin
Caroline Amalie von Schleswig-Holstein-Sonderburg-AugustenburgKönigin von Dänemark
1863–1898
Louise von Schweden

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Autor/Urheber: Slaunger, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Sarkophag für den dänischen König Christian IX. und Königin Louise [Louise von Hessen-Kassel (1817–1898)] in dem Dom zu Roskilde, Dänemark, Insel Seeland, entworfen von Edvard Eriksen und dem Architekten Hack Kampmann. Sie schufen einen großen Sarkophag aus weißem Marmor umgeben von drei Skulpturen symbolisierend Erinnerung, Liebe und Trauer.
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Portrait of Queen Louise of Denmark (1817-1898), née Louise of Hesse-Cassel
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Queen Louise of Denmark (formerly Louise of Hesse-Kassel) with her daughters.
From L-R: Tsarina Maria Feodorovna of Russia (formerly Princess Dagmar of Denmark); Queen Louise; Alexandra, Princess of Wales (later Queen Alexandra of the United Kingdom); Thyra, Crown Princess of Hanover
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Louise of Hesse-Kassel, queen of Denmark