Literarischer Salon

Der literarische Salon von Madame Geoffrin (1755)

Ein literarischer Salon war ein zumeist privater gesellschaftlicher Treffpunkt für Diskussionen, Lesungen oder musikalische Veranstaltungen vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Neben literarischen und sonstigen künstlerischen Salons gab es auch politische (Spitzemberg, Treuberg) und wissenschaftliche (Helmholtz) Salons. Träger waren unter anderem einzelne Mäzene oder auch Vereine. Vor allem wohlhabende gebildete Frauen, oft adeliger Herkunft, betätigten sich als Gastgeberinnen und wurden in dieser Eigenschaft Salonnière genannt.

Geschichte

Vorläufer der frühneuzeitlichen Salons können in den Musenhöfen der Isabella d’Este und des Kaisers Friedrich II. gesehen werden. In Frankreich fand sich eine für die spätere Zeit stilbildende Salonkultur bereits ab 1600 unter den Bedingungen des Absolutismus und der zivilisatorischen Gegenbewegung nach den Verrohungen der Hugenottenkriege. Der Wegzug der Aristokratie aus ihren ländlichen Herrschaftsdomänen in den Bannkreis des Königshofs förderte die Entstehung schöngeistiger Zirkel in Paris, die sich als Ausdruck der neuen Geselligkeitskultur verstanden. In Paris entstanden zahlreiche Adelspalais und verwandelten sich im Austausch mit bürgerlichen Lebensformen zum literarischen Salon oder zur intimeren ruelle („Kämmerlein“); als höchster, teils übersteigerter Ausdruck kultureller Verfeinerung galt im 17. Jahrhundert die sogenannte Preziosität. Der Salon diente dem freien Ideenaustausch, ungeachtet der Schranken von Klasse und Geschlecht, und förderte die Aufklärung. Philosophen wie Voltaire und Diderot verkehrten in den Pariser Salons und bereiteten dort den Boden für die Französische Revolution.[1]

In Deutschland kam der literarische Salon im 18. Jahrhundert als Ort bürgerlicher Geselligkeit in Mode, ursprünglich in Imitation höfischer Sitten. Der „Weimarer Musenhof“ wurde seit Ende des 19. Jahrhunderts idealisiert, doch die Adligen neigten dazu, sich von den Aktivitäten der Bürgerlichen zurückzuziehen. Berühmt wurden die Salons der Frühromantik, zum Beispiel der Jenaer Salon der Caroline Schelling und der Berliner Salon der Rahel Varnhagen. In der Zeit des Biedermeier waren sie Zeichen eines bürgerlichen Rückzugs ins Private. Diese Salons dienten oft der Förderung junger Talente in Literatur und Musik. Eine Art musikalisch-literarischer Salon waren die Treffen der Freunde um Franz Schubert im Wien der 1820er Jahre, die sogenannten „Schubertiaden“. Nach dem Ersten Weltkrieg kamen sie aus der Mode oder gingen in einer mondänen Unterhaltungskultur auf. Mit Formaten wie dem Kunstsalon Köln und dem internationalen Salonfestival[2] wird das Engagement durch Lesungen, musikalische Veranstaltungen und Diskussionen in den privaten Häusern der Städte wiederbelebt.

Salons im dänischen Sprachgebiet

  • Friederike Brun, Sophienholm bei Kopenhagen
  • Kamma Rahbek, Bakkehuset in Frederiksberg
  • Charlotte von Schimmelmann

Salons im deutschen Sprachraum

Bettina von Arnim
Ludwig Doell: Julie von Bechtolsheim, 1817
Henriette Herz, 1823
Elise Hohenhausen Ruediger
Fanny Lewald
Sophie von La Roche
Marianne von Werefkin, Selbstbildnis 1910
Fanny von Arnstein
Maria Theresia Paradis, 1784
Madame de Scudery
Porträt der Madame de Staël als Corinne (von Marie Louise Elisabeth Vigée-Lebrun)
Madeleine Lemaire
Natalie Barney
Gertrude Stein
Isabella Teotochi Albrizzi
Awdotja Panajewa
Mrs. Reginald (Daisy) Fellowes (von John Singer Sargent)

Salons im französischsprachigen Raum

Englische Salons und Kaffeehäuser

Italienische Salons

Polnische Salons

Russische Salons

Schwedische Salons

Slowenische Salons

  • Marija Kessler

Spanische Salons

US-amerikanische Salons

Weitere Salons

Siehe auch

Literatur

  • Peter Seibert: Der literarische Salon. Literatur und Gesellschaft zwischen Aufklärung und Vormärz. Metzler, Stuttgart 1993, ISBN 3-476-00943-2.
  • Renate Baader: Dames de lettres. Autorinnen des preziosen, hocharistokratischen und »modernen« Salons (1649–1689) (= Romanistische Abhandlungen; Band 5). Zugleich Habilitationsschrift, Universität Saarbrücken, 1984. Metzler, Stuttgart 1986, ISBN 3-476-00609-3.
  • Ernst Siebel: Der großbürgerliche Salon: 1850–1918. Reimer, Berlin 1999, ISBN 3-496-01200-5.
  • Cornelia Saxe: Das gesellige Canapé – Die Renaissance der Berliner Salons. Ullstein, Berlin 1999, ISBN 3-88679-331-1.
  • Petra Wilhelmy-Dollinger: Die Berliner Salons. Walter de Gruyter, Berlin 2000, ISBN 3-11-016414-0 (früherer Titel: Der Berliner Salon im 19. Jahrhundert. 1780–1914).
  • Rainer Schmitz (Hrsg.): Henriette Herz in Erinnerungen, Briefen und Zeugnissen. Verlag AB – Die Andere Bibliothek, Berlin 2013, ISBN 978-3-8477-0347-1.
  • Albert Kaltenthaler: Die Pariser Salons als europäische Kulturzentren. Unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Besucher während der Zeit von 1815–1848. Dissertation, WiSo Nürnberg, 15. Juni 1960.
  • Petra Dollinger: Salon. In: Europäische Geschichte Online. Hrsg. vom Institut für Europäische Geschichte, Mainz 2017 (PDF; 738,3 kB).
  • Verena von der Heyden-Rynsch: Europäische Salons. Höhepunkte einer versunkenen weiblichen Kultur. Artemis & Winkler, München 1992, ISBN 3-7608-1942-7.
  • Ingeborg Drewitz: Berliner Salons. Gesellschaft u. Literatur zwischen Aufklärung und Industriezeitalter (= Berlinische Reminiszenzen; Band 7). 3. Auflage. Haude und Spener, Berlin 1984, Erstausgabe 1979, ISBN 3-7759-0199-X.
  • Deborah Hertz: Die jüdischen Salons im alten Berlin. dtv, München 1995, ISBN 3-423-30446-4.
  • Wolfgang Martynkewicz: „Salon Deutschland“. Geist und Macht 1900–1945. Aufbau, Berlin 2009, ISBN 978-3-351-02706-3.
  • Hadumod Bußmann: „Ich habe mich vor nichts im Leben gefürchtet“. Die ungewöhnliche Geschichte der Therese Prinzessin von Bayern. 2. Auflage. Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-61353-1.
  • Günter Erbe: Das vornehme Berlin. Fürstin Marie Radziwill und die großen Damen der Gesellschaft 1871–1918. Böhlau Verlag, Köln/Weimar/Wien 2015, ISBN 978-3-412-22457-8.
  • Helga Peham: Die Salonièren und die Salons in Wien. 200 Jahre Geschichte einer besonderen Institution. Styria, Wien/Graz/Klagenfurt 2013, ISBN 978-3-222-13402-9.
  • Ines Böhner (Hrsg.): Femmes fatales. 13 Annäherungen. [Unter anderem Lidija Zinovjeva-Annibal]. Bollmann, Mannheim 1996, ISBN 3-927901-78-4.
  • Heinz Gerstinger: Altwiener literarische Salons. Wiener Salonkultur vom Rokoko bis zur Neoromantik (1777–1907). Akademische Verlagsanstalt, Salzburg 2002, ISBN 3-9501445-1-X.
  • Claudia Lillge: „Man ahmte die Töne der Liebe nach“. Überlegungen zu Liebe und Salongeselligkeit unter besonderer Berücksichtigung des 19. Jahrhunderts. In: Werner Faulstich, Jörn Glasenapp (Hrsg.): Liebe als Kulturmedium. Fink, München 2004, ISBN 3-7705-3657-6, S. 57–80.
  • Milan Dubrović: Veruntreute Geschichte. Die Wiener Salons und Literaturcafes. Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-552-03705-5.

Dokumentation

  • Die Erfinderinnen des Salons. Ursprünge der Frauenemanzipation. Regie: Carole Wrona, ARTE F, Frankreich, 53 Minuten, 2020

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Meisterhaft dargestellt hat die französische Salonkultur Charles-Augustin Sainte-Beuve: Menschen des XVIII. Jahrhunderts. Übersetzt von Ida Overbeck, initiiert von Friedrich Nietzsche. Mit frisch entdeckten Aufzeichnungen von Ida Overbeck neu ediert von Andreas Urs Sommer. Die Andere Bibliothek, Berlin 2014, ISBN 978-3-8477-0355-6.
  2. Idee und Ziel, auf salonfestival.de

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Avdotya Yakovlevna Panaeva
Félix Nadar - Madeleine Lemaire.jpg
Portrait de Madeleine Lemaire by Paul Nadar (see [1]).
Mrs Reginald (Daisy) Fellowes by John Singer Sargent (1856-1925).jpg
Mrs Reginald (Daisy) Fellowes
  • charcoal on paper
  • 61 x 45.7 cm
  • signed l.r.: John S. Sargent
Gertrude stein.jpg
Portrait of Gertrude Stein, New York (1934 November 4)
Natalie Barney in Fur Cape.jpg
A portrait of the writer and salonist Natalie Clifford Barney. - Note: although the Smithsonian website says "c. 1905", Jean Kling's biography of Alice Pike Barney dates this painting to 1896 and identifies it as having hung in the 1897 Paris Salon and appeared in the Salon's Catalogue Illustré. (Smithsonian Institution Press, ISBN 1-56098-344-2, p. 118.)
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Brentanos Schwester Bettina von Arnim (Gemälde, um 1890) zählte zum engsten Kreis um die Grimms
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Elise Ruediger, née Baroness von Hohenhausen (1812–1899)
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