Liste der Minister und Staatssekretäre für Europa (Österreich)

Österreich in der EU

Die folgende Liste gibt die Bundesminister und Staatssekretäre der Republik Österreich, die für Europafragen zuständig waren (Europaminister, Europastaatssekretär), sowie zusätzlich ihre Sektionschefs.

Zum Portefeuille

Naturgemäß waren die Angelegenheiten des Kontakts mit den europäischen Staaten seit alters her Teil des Portefeuille des Außenministeriums. Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ), der in seinem Außenminister Alois Mock (ÖVP) einen Mitstreiter für den EU-Beitritt Österreichs fand, schuf dann 1990 das Amt des Sekretärs für Europafragen im Bundeskanzleramt, besetzt mit dem UN-Diplomaten Peter Jankowitsch. Am Außenministerium gab es eine Wirtschafts- und Integrationspolitische Sektion, die auch für Europafragen zuständig war (die Sektion gibt es bis heute).

Nach Volksabstimmung 1994 und Beitritt per 1. Jänner 1995 blieben die Europaangelegenheiten weiterhin „Chefsache“, und am Kanzleramt angesiedelt. Wolfgang Schüssel (ÖVP), Mocks Nachfolger als Außenminister und ebenfalls überzeugter Europapolitiker, holte sich dann Mai 1995 mit Benita Ferrero-Waldner eine erfahrene UN-Mitarbeiterin als Staatssekretärin mit Fokus auf außereuropäische Politik in sein Ministerium. Die 1. EU-Ratspräsidentschaft 2. Hälfte 1998 wurde unter Bundeskanzler Klima und Außenminister Schüssel absolviert.

Als Schüssel 2000 selbst Bundeskanzler wurde, folgte Ferrero-Waldner in das Amt der Außenministerin, und die Europaagenden wurden dem Außenministerium übertragen[1] – auch, weil mit der anstehenden Euro-Einführung (2002) weit über Außenpolitik hinausgehende gesamteuropäische Maßnahmen anstanden.[2] Mit der Diplomatin Eva Nowotny als Sektionschefin wurde ein spezieller Staatssekretär unnötig.
2005–2008, unter Alfred Gusenbauer, wurde aber für die 2. EU-Ratspräsidentschaft 1. Hälfte 2006 wieder ein eigener Europastaatssekretär bestellt, der parteilose Diplomat Hans Winkler, der unter anderem schon Ständiger Vertreter Österreichs beim Europarat gewesen war.

2007 wurde unter Bundeskanzler Gusenbauer und Ministerin Ursula Plassnik von SPÖ und ÖVP einvernehmlich beschlossen, das Europaressort auch im Ministertitel zu verankern, und das Ministerium vom veralteten „auswärtige Angelegenheiten“ im Sinne des besonderen Status der EU-Mitgliedschaft in „europäische und internationale Angelegenheiten“ umzubenennen.[3] 2013 kehrte man nach Michael Spindelegger aber wieder zu „Europa“ und „Äußeres“ zurück, nun verbunden mit den Angelegenheiten der Integration von ausländischen Zuzüglern, ein Amt, mit dem Sebastian Kurz betraut wurde.

2017 wurde mit dem Antritt von Kurz als Regierungschef neben Europa- und Außenministerin Karin Kneissl ein zusätzlicher Ministerposten für EU-Agenden am Bundeskanzleramt geschaffen, den der Kurz-Vertaute Gernot Blümel übernahm. Er betreute auch die 3. EU-Ratspräsidentschaft Österreichs 2. Hälfte 2018. In der zweiten Amtsperiode von Kurz wurden 2020 Alexander Schallenberg aus der Europa-Sektion, der schon in der Interimsregierung Bierlein diesen Posten innehatte, und die Juristin und EU-Abgeordnete Karoline Edtstadler die zwei Europaminister.

Minister und Staatssekretäre für Europa

  • Funktion: Kleingesetzte Verwendung ist keine offizielle Bezeichnung
  • Hintergrund: ! … Portefeuille nicht ausdrücklich genannt, ! … StSkr.
Stand der Liste 1/2020
Min. / StSkr.ParteiAmtszeitFunktionBehörde
(kurz)
Regierung
Peter Jankowitsch SPÖ 17. Dez. 1990 –
03. Apr. 1992
Staatssekretär (für Europafragen)BKAVranitzky (III)
Brigitte Ederer SPÖ 3. Apr. 1992 –
27. Okt. 1995
Staatssekretärin (für den EU-Beitritt)BKAVranitzky (IIIIV)
Karl Schlögl SPÖ 27. Okt. 1995 –
28. Jän. 1997
Staatssekretär (für den öffentlichen Dienst und Europa, ab 12. Mrz. 1996 auch für Sport; StSkr. f.ö.D. seit 6. Apr. 1995)BKAVranitzky (IV, V)
Peter Wittmann SPÖ 28. Jän. 1997 –
04. Feb. 2000
Staatssekretär (für Europa, Kunst und Sport)BKAKlima
Benita Ferrero-Waldner ÖVP 4. Feb. 2000 –
20. Okt. 2004
Bundesministerin für auswärtige AngelegenheitenBMaASchüssel (I, II)
Ursula Plassnik ÖVP 20. Okt. 2004 –
02. Dez. 2008
Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten bis 28. Feb. 2007,
seit 1. Mrz. 2007 für europäische und internationale Angelegenheiten
BMaA
BMeiA
Gusenbauer
Hans Winklerparteilos4. Juli 2005 –
02. Dez. 2008
Staatssekretär im Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten,
seit 1. Mrz. 2007 europäische und internationale Angelegenheiten (insb. für die Vorzubereitung und Durchführung des österreichischen Vorsitz im Rat der Europäischen Union)
BMaA
BMeiA
Gusenbauer
Michael Spindelegger ÖVP 2. Dez. 2008 –
16. Dez. 2013
Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten
seit 21. Apr. 2011 Vizekanzler und BM f. europ. u. internat. Ang.
BMeiAFaymann I
Sebastian Kurz ÖVP 16. Dez. 2013 –
18. Dez. 2017
Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten
seit 1. Mrz. 2014 Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres
BMeiA
BMEIA
Faymann II, Kern
Karin Kneisslparteilos ( FPÖ )18. Dez. 2017 –
03. Jun. 2019
Bundesministerin für Europa, Integration und ÄußeresBMEIAKurz I, einstw. BR Löger
Gernot Blümel ÖVP 8. Jän. 2018 –
03. Jun. 2019
Kanzleramtsminister für EU, Kunst, Kultur und Medien; ab 28. Mai 2019 betraut mit der Fortführung der Verwaltung BM für EU, Kunst, Kultur und MedienBKAKurz I, einstw. BR Löger
Alexander Schallenberg ÖVP 3. Juni 2019 –
011. Okt. 2021
bis 28. Januar 2020 Bundesminister für Europa, Europa, Integration und Äußeres
5. Jun. 2019 bis 7. Jän. 2020 auch betraut mit der Leitung der zum Wirkungsbereich des Bundeskanzleramtes gehörenden Angelegenheiten für EU, Kunst, Kultur und Medien
ab 29. Januar 2020 Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten
BMEIA und
BKA
BMeiA
Bierlein, Kurz II
Karoline Edtstadler ÖVP 9. Jän. 2020 –
0aktuell
bis 28. Januar 2020 Bundesministerin ohne Portefeuille (für Europapolitik)
ab 29. Januar 2020 Bundesministerin für EU und Verfassung
BKAKurz II, Schallenberg
Michael Linhart ÖVP 11. Okt. 2021 –
06. Dez. 2021
Bundesminister für europäische und internationale AngelegenheitenBMeiASchallenberg
Alexander Schallenberg ÖVP 6. Dez. 2021 –
0 aktuell
Bundesminister für europäische und internationale AngelegenheitenBMeiANehammer

Leiter der Integrations-/EU-Koordinationspolitischen Sektion und Abteilung

Sektionschefs der Sektion für Wirtschaft und Integrationspolitik, seit jüngstem EU-Koordination und wirtschaftspolitische Angelegenheiten,[4] die neben Außenhandelsbeziehungen und internationaler Wirtschaftspolitik seit den 1990er Jahren auch für einzelne Politikfelder der EU zuständig ist (europäische Integration und Kohäsion), und Abteilungsleiter für Integrations-/EU-Koordinationspolitik waren:

  • Harald Dossi ab 1993 Abteilungsleiter IV/5 für integrationspolitische Koordination des Bundeskanzleramts, ab 1998 Leiter Gruppe V/A (davor ab 1988 im Verfassungsdienst des Bundeskanzleramts als stellvertretender Leiter der Abteilung V/8 insbesondere für internationales Wirtschaftsrecht sowie für rechtliche Angelegenheiten der europäischen Integration; blieb am BKA, dann Leiter Verfassungsdienst, 2007 Leiter Sektion IV Koordination)[5]
  • Gregor Woschnagg 1997–1999 Sektionsleiter (1987–1996 Leiter der Abteilung für wirtschaftliche Integration, 1993–1996 Stv. Leiter)
  • Eva Nowotny 2000–2003 Leiterin der wirtschafts- und integrationspolitischen Sektion im Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten
  • Martin Sajdik 2003–2007 Sektionsleiter am Außenministerium (davor seit 1999 Leiter der Abteilung EU-Erweiterung, Außenwirtschaftsbeziehungen sowie Zentral-, Ost- und Südosteuropa)
  • Johannes Eigner 2008–2012 stv. Sektionsleiter III (davor Leiter der Abteilung für EU-Erweiterung; ENP, EU- und Wirtschaftsbeziehungen zu den Ländern Ost- und Südosteuropas; danach Botschafter in Serbien)
  • Hubert Heiss seit 2011 Sektionsleiter III EU-Koordination und wirtschaftspolitische Angelegenheiten

Weblinks

Einzelnachweise

  1. „Ich habe auch die Doppelgleisigkeit zwischen Bundeskanzleramt und Außenministerium, die nicht gut gewesen ist, beseitigt. Es wird heute die gesamte EU-Vorarbeit in der Sektion der Sektionsleiterin Eva Nowotny konzentriert […].“ Wolfgang Schüssel, Regierungserklärung 2000, in: 661. Sitzung des Bundesrates der Republik Österreich. Stenographisches Protokoll, Freitag, 18. Februar 2000, S. 10; parlament.gv.at
  2. 2000 wurden die Angelegenheiten der Euro-Information vom Finanzministerium in den Bereich des Bundeskanzleramtes übertragen. Franz Morak, Staatssekretär im Bundeskanzleramt. In: 662. Sitzung des Bundesrates der Republik Österreich. Stenographisches Protokoll, Donnerstag, 16. März 2000, S. 40; parlament.gv.at
  3. Plassnik: „Neue Etappe mit bewährtem Team“ (Memento des Originals vom 2. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bmeia.gv.at, bmeia.gv.at → Presseaussendungen Archiv 2007;
    Plassnik will Außenministerium umbenennen. oe24.at, 13. Jänner 2007 – Zitat Plassnik ebd.: „Europa ist ja nichts Fremdes; wir sind Europa.“
  4. Gehört zu den besonders bedeutenden Sektionen, mit Verwendungsgruppe A1 zu besetzen, vgl. 1. Verwendungsgruppe A1 (Höherer Dienst) (PDF) uni-salzburg.at
  5. Harald Dossi neuer Parlamentsdirektor ab 1. März 2012. NR-Präsidentin Prammer bestellt Dossi nach Kommissionsvorschlag. Parlamentskorrespondenz Nr. 98 vom 15. Februar 2012;
    Sektionschef Dr. Harald Dossi. (Memento des Originals vom 2. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nachhaltigkeit.at (PDF) BKA, nachhaltigkeit.at

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Austria Bundesadler.png
Wappen der Republik Österreich (Bundeswappen): Österreichisches Staatswappen in der offiziellen Version entsprechend dem Bundesgesetz vom 28. März 1984 über das Wappen und andere Hoheitszeichen der Republik Österreich (Wappengesetz), BGBl. Nr. 159/1984.

Das ursprüngliche Staatswappen wurde in der ersten Republik Österreich im Jahr 1919 eingeführt. Im austrofaschistischen Ständestaat wurde es im Jahr 1934 wieder abgeschafft und, im Rückgriff auf die österreichisch-ungarische Monarchie, durch ein Wappen mit Doppeladler ersetzt. In der wiedererstandenen (zweiten) Republik im Jahr 1945 wurde das Bundeswappen mit dem Wappengesetz in der Fassung StGBl. Nr. 7/1945 in modifizierter Form wieder eingeführt. Es versinnbildlicht, diesem Gesetzestext entsprechend (Art. 1 Abs. 1), „die Zusammenarbeit der wichtigsten werktätigen Schichten: der Arbeiterschaft durch das Symbol des Hammers, der Bauernschaft durch das Symbol der Sichel und des Bürgertums durch das Symbol der den Adlerkopf schmückenden Stadtmauerkrone […]. Dieses Wappen wird zur Erinnerung an die Wiedererringung der Unabhängigkeit Österreichs und den Wiederaufbau des Staatswesens im Jahre 1945 dadurch ergänzt, dass eine gesprengte Eisenkette die beiden Fänge des Adlers umschließt.“

Mit Bundesverfassungsgesetz vom 1. Juli 1981 mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz in der Fassung von 1929 geändert wird, BGBl. Nr. 350/1981, wurde das Wappengesetz von 1945 außerkraftgesetzt und dem Text des Bundes-Verfassungsgesetzes mit Artikel 8a B-VG eine Verfassungsbestimmung über die Farben, die Flagge und das Wappen der Republik Österreich hinzugefügt. Mit der Neuverlautbarung des Wappengesetzes mit BGBl. Nr. 159/1984 wurde das Wappen der Republik Österreich (Bundeswappen) in seiner aktuellen Version eingeführt.