Lehr-Lern-Forschung

Die Lehr-Lern-Forschung (auch Lehr-Lernforschung) umfasst die Beschreibung, Erklärung und Optimierung von Lehr-Lern-Prozessen in institutionalisierten Lernsituationen(a). Sie hat in der Erziehungswissenschaft seit der empirischen Wende in den letzten Jahren eine zentrale Rolle gewonnen. Mehrere interdisziplinäre Lehrstühle wurden eingerichtet.

Nähere begriffliche Eingrenzung

Die Lehr-Lern-Forschung ist keine selbstständige Disziplin, sondern vereint Theorien und Forschungen der Pädagogischen Psychologie und Instruktionspsychologie mit empirischer Bildungsforschung und den Fachdidaktiken. Dabei geht es um die Interaktion zwischen Lehrenden und Lernenden. Effekte von Institutionen oder Bildungssystemen werden einbezogen, wenn sie diese Interaktion beeinflussen. Zur Prüfung ihrer Modelle und Theorien verwendet die Lehr-Lern-Forschung empirische Methoden.[1]

Einen Schwerpunkt bilden fächerübergreifende Kompetenzen. Auf der Seite der Lernenden zählen dazu Fähigkeiten zum selbstregulierten Lernen, Lernen mit Neuen Medien und Problemlösen. Auf der Seite der Lehrenden fallen darunter allgemein-pädagogische Fähigkeiten.

Themen der Lehr-Lern-Forschung

Im Rahmen der Lehr-Lern-Forschung werden u. a. folgende Ansätze, Konzepte und Perspektiven untersucht:

  • Lerntheorien: Diese werden auf normativer, deskriptiver und präskriptiver Ebene entwickelt und diskutiert. Auf der normativen Ebene geht es darum, wie die eigene Forschung in die Lehr-Lerntheorien eingeordnet werden kann. Auf der deskriptiven Ebene wird die empirische Erforschung von Lernprozessen betrachtet. Auf der präskriptiven Ebene wird die Anwendung der Lehr-Lerntheorien auf die didaktischen Prozesse untersucht.[2] Darüber hinaus haben sich im Rahmen der pädagogischen und psychologischen Lehr-Lern-Forschung verschiedene grundlegende theoretische Perspektiven entwickelt. Dazu gehören u. a. der Behaviorismus, Kognitivismus, Konstruktivismus und Konnektionistische Ansätze.
  • Lerntypen, Lernstile, Lernstrategien und Lernmuster: Eine Unterscheidung dieser Begriff erfolgt in der Literatur nicht einheitlich. Lerntypen werden eher mit den Sinneskanälen und Eigenschaften einer Person verbunden, während Lernstile „relativ stabile kognitive und affektive Verhaltensweisen eines Individuums darstellen,“[3] also auf die Fähigkeiten der Person hinweisen.
  • Student Engagement und partizipativem Lernen: Es hat sich gezeigt, dass partizipatives Lernen ein wichtiger Faktor ist, um das Student Engagement zu fördern. Partizipation ist nicht nur eine didaktisch herausfordernde Aufgabe im Schulunterricht wie auch in der Hochschullehre, sondern auch eine systemische Aufgabe im Hochschulsystem als Ganzes.[4] Partizipatives Lernen kann die Motivation fördern, das Engagement steigern und die Zufriedenheit der Studierenden erhöhen kann.[5][6]

Siehe auch

Literatur

  • Cornelia Gräsel, Burkhard Gniewosz: Überblick Lehr-Lernforschung. In: Heinz Reinders, Hartmut Ditton, Cornelia Gräsel, Burkhard Gniewosz (Hrsg.): Empirische Bildungsforschung: Gegenstandsbereiche. VS Verlag, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-531-17847-9, S. 16–20.
  • Karl-Heinz Arnold: Lehren und Lernen, in: ders. u. a. (Hrsg.): Handbuch Unterricht, 2. Auflage Klinkhardt, Bad Heinbrunn 2009, S. 30–36.
  • Karl-Heinz Arnold u. a.: Allgemeine Didaktik und Lehr-Lernforschung: Kontroversen und Entwicklungsperspektiven einer Wissenschaft vom Unterricht, Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2009, ISBN 978-3-7815-1674-8.
  • Matthias von Saldern: Lehr-Lern-Forschung und Medien – Ein kritischer Rückblick. In: Detlev Leutner, Roland Brünken (Hrsg.): Neue Medien in Unterricht, Aus- und Weiterbildung: Aktuelle Ergebnisse empirischer pädagogischer Forschung. Waxmann, Münster 2000, ISBN 3-89325-847-7, S. 25–36 (Online [PDF]).

Weblinks

Anmerkungen

(a) 
Institutionalisierte Lernsituationen: Einrichtungen des Elementarbereiches, Schulen, Hochschulen sowie Einrichtungen der Berufs- oder Erwachsenenbildung[7]

Einzelnachweise

  1. Didaktische Innovations- und Evaluationsforschung@1@2Vorlage:Toter Link/www.uni-siegen.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Universität Siegen ZLB Bildungsforschung
  2. Karl Josef Klauer, Detlev Leutner: Lehren und Lernen: Einführung in die Instruktionspsychologie. 2., überarb. Auflage. Beltz, Weinheim Basel 2012, ISBN 978-3-621-27667-2, S. 17–18.
  3. Maike Looß: Lernstrategien, Lernorientierungen, Lern(er)typen. In: Theorien in der biologiedidaktischen Forschung: Ein Handbuch für Lehramtsstudenten und Doktoranden (= Springer-Lehrbuch). Springer, Berlin, Heidelberg 2007, ISBN 978-3-540-68166-3, S. 142, doi:10.1007/978-3-540-68166-3_13.
  4. Ella R. Kahu, Karen Nelson: Student engagement in the educational interface: understanding the mechanisms of student success. In: Higher Education Research & Development. Band 37, Nr. 1, 2. Januar 2018, ISSN 0729-4360, S. 63–64, doi:10.1080/07294360.2017.1344197.
  5. Kerstin Mayrberger: Partizipative Mediendidaktik: Gestaltung der (Hochschul-)Bildung unter den Bedingungen der Digitalisierung. 1. Auflage. Beltz Juventa, Weinheim Basel 2019, ISBN 978-3-7799-3692-3, S. 143.
  6. Lars Müller, Edith Braun: Student Engagement: Ein Konzept für ein evidenzbasiertes Qualitätsmanagement an Hochschulen. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft. Band 21, Nr. 3, Juni 2018, ISSN 1434-663X, S. 652, doi:10.1007/s11618-017-0799-2.
  7. Bekanntmachung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung von Richtlinien zur Förderung von Studien zur Lehr-Lern-Forschung unter neurowissenschaftlicher Perspektive. BMBF, Juli 2007, abgerufen am 17. November 2017.