Landkreis Merseburg

Wappen des Landkreises Merseburg

Der Landkreis Merseburg, bis 1921 Kreis Merseburg, war ein Landkreis, der in Preußen (Provinz Sachsen) und der SBZ bzw. DDR (Land Sachsen-Anhalt) von 1816 bis 1952 bestand. Die Kreisstadt Merseburg bildete von 1921 bis 1950 einen eigenen Stadtkreis. Das ehemalige Kreisgebiet gehört heute größtenteils zum Saalekreis in Sachsen-Anhalt.

Verwaltungsgeschichte

Königreich Preußen

Nach den preußischen Verwaltungsreformen nach dem Wiener Kongress wurde zum 1. Oktober 1816 der Kreis Merseburg im Regierungsbezirk Merseburg in der Provinz Sachsen eingerichtet. Das Landratsamt war in Merseburg. Der Kreis bestand zum größten Teil aus dem bisher unter kursächsischer bzw. königlich-sächsischer Verwaltung stehenden Gebiet des Hochstifts Merseburg mit den Ämtern Merseburg, Lauchstädt, Lützen und Schkeuditz. Hinzu kamen einige Gemeinden der Ämter Leipzig, Pegau und Weißenfels.[1]

1819 wurde die Rattmannsdorfer Mark aus dem Kreis Weißenfels in den Kreis Merseburg umgegliedert. 1828 traten die Dörfer Angersdorf und Passendorf und das Rittergut Passendorf vom aufgelösten Stadtkreis Halle a./Saale zum Kreis Merseburg.

Norddeutscher Bund/Deutsches Reich

Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Am 15. Februar 1921 schied die Stadtgemeinde Merseburg aus dem Kreis aus und bildete fortan einen eigenen Stadtkreis. Fortan führte der Kreis die Bezeichnung Landkreis Merseburg. Zum 30. September 1929 fand im Kreis Merseburg wie im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle bisher selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Mit dem 1. Oktober 1937 wechselte die Gemeinde Ennewitz vom Landkreis Merseburg in den Kreis Delitzsch.

Nach Auflösung der Provinz Sachsen zum 1. Juli 1944 gehörte der Kreis seitdem zur neuen Provinz Halle-Merseburg. Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die amerikanischen Alliierten Streitkräfte besetzt.

Deutsche Demokratische Republik

Am 15. Juli 1950 wurden die Landkreisgrenzen durch eine erste Verwaltungsreform geändert:[2]

1952 kam es in der DDR zu einer weiteren Verwaltungsreform:

Wappen Landkreis Merseburg

Bundesrepublik Deutschland

Nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wurde der Kreis Merseburg 1990 im wiedergegründeten Land Sachsen-Anhalt zum Landkreis Merseburg, der bei der Kreisreform von 1994 im Landkreis Merseburg-Querfurt aufging.

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohnerQuelle
181635.435[3]
184351.128[4]
187163.693[5]
189076.051[6]
190082.388[6]
191091.918[6]
192583.466[6]
193394.257[6]
1939101.123[6]
1946134.197[7]

Kommunalverfassung

Der Landkreis Merseburg gliederte sich in Stadtgemeinden, in Landgemeinden und – bis zu deren Auflösung im Jahre 1929 – in selbstständige Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 im Deutschen Reich eine einheitliche Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Diese waren in Amtsbezirken zusammengefasst. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Landräte

Persönlichkeiten

  • Emil Körner (1846–1920), deutscher Offizier, ab 1885 Militärberater in Chile und von 1900 bis 1910 Generalinspekteur des chilenischen Heeres

Städte und Gemeinden

Stand 1950

Der Landkreis Merseburg umfasste 1945 vier Städte sowie 123 weitere Gemeinden:[6]

Vor 1950 aufgelöste oder ausgeschiedene Gemeinden

  • Balditz, 1930 zu Dürrenberg
  • Beuchlitz, 1939 zu Holleben
  • Bischdorf, 1937 zu Milzau
  • Daspig, 1930 zu Leuna
  • Ennewitz, 1937 zu Glesien, Kreis Delitzsch
  • Göhren, zu Zweimen
  • Göhlitzsch, 1930 zu Leuna
  • Hohenlohe, 1937 zu Kitzen
  • Keuschberg, 1930 zu Dürrenberg
  • Kleinlehna, 1939 zu Großlehna
  • Kleinlauchstädt, 1939 zu Bad Lauchstädt
  • Körbisdorf, 1937 zu Benndorf
  • Krakau, 1939 zu Kleingräfendorf
  • Kröllwitz, 1930 zu Leuna
  • Lennewitz, 1930 zu Dürrenberg
  • Leuna-Ockendorf, 1930 zu Leuna
  • Merseburg, Stadt, 1921 kreisfrei
  • Modelwitz, 1929 zu Schkeuditz
  • Naundorf, 1937 zu Benndorf
  • Netzschkau, 1937 zu Milzau
  • Niederbeuna, 1937 zu Beuna
  • Oberbeuna, 1937 zu Beuna
  • Oberkriegstedt, 1937 zu Burgstaden
  • Oetzsch, 1937 zu Nempitz
  • Ostrau, 1930 zu Dürrenberg
  • Papitz, 1929 zu Schkeuditz
  • Porbitz-Poppitz, 1930 zu Dürrenberg
  • Pretzsch, 1937 zu Wallendorf
  • Raschwitz, 1928 zu Wünschendorf
  • Reinsdorf, 1928 zu Wünschendorf
  • Rössen, 1930 zu Leuna
  • Runstedt, 1930 zu Frankleben
  • Schadendorf, 1937 zu Burgstaden
  • Schlettau a./Saale, 1936 zu Angersdorf
  • Teuditz, 1937 zu Tollwitz
  • Treben, 1937 zu Nempitz
  • Unterkriegstedt, 1937 zu Burgstaden
  • Wegwitz, 1937 zu Wallendorf
  • Wünschendorf, 1937 zu Nieder Klobikau
  • Zscherneddel, 1939 zu Zöschen

Namensänderungen

Der Name der Stadt Lauchstedt wurde 1925 in Bad Lauchstädt geändert.[8][9]

1937 wurde in einigen Orten ein C durch ein K ersetzt, so zum Beispiel:

  • Caja → Kaja
  • Collenbey → Kollenbey
  • Cracau → Krakau
  • Creypau → Kreypau
  • Cursdorf → Kursdorf
  • Niederclobicau → Niederklobikau
  • Oberclobicau → Oberklobikau

Ferner erhielt Beuna den Zusatz (Geiseltal).

Weblinks

Commons: Landkreis Merseburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Projekt der Mitteldeutschen Zeitung
  • Michael Rademacher: Merseburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. (Historische Daten).

Einzelnachweise

  1. Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Merseburg 1816, S. 336.
  2. Erste Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen vom 27. April 1950 (GuABl, S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 15, 22. Juni 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 226–227 (PDF).
  3. Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Merseburg, S. 347 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  4. Handbuch der Provinz Sachsen. Rubachsche Buchhandlung, Magdeburg 1843, Neustadt-Magdeburg, S. 221 (Digitalisat [abgerufen am 6. Juni 2016]).
  5. Königlich Statistisches Büro Preußen (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Sachsen. Verlag d. Königl. Statist. Bureaus, Berlin 1873 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  6. a b c d e f g Michael Rademacher: Landkreis Merseburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Volkszählung 1946
  8. Amtliche Schreibweise der Stadt Lauchstedt 1910
  9. Geschichte der Stadt Bad Lauchstädt bei www.stadtrally.de (Memento desOriginals vom 26. Februar 2005 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stadtrally.de

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Autor/Urheber: Elvis rotten, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Das Wappen des Landkreises am KFZ-Kennzeichen 1990-1994