Landkreis Dortmund

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Basisdaten (Stand 1928)
Bestandszeitraum:1817–1928
Bundesland:Freistaat Preußen
Regierungsbezirk:Arnsberg
Verwaltungssitz:Dortmund
Einwohner:217.233 (1925)
Kreisgliederung:29 Gemeinden
Siegelmarke Amt Mengede – Landkreis Dortmund

Der Landkreis Dortmund (bis 1875 Kreis Dortmund) war ein Landkreis im Regierungsbezirk Arnsberg der preußischen Provinz Westfalen. Er umfasste nach seiner Gründung im Wesentlichen das Gebiet der heutigen Städte Dortmund, Castrop-Rauxel, Lünen und Schwerte sowie Teile der Stadt Herne.

Verwaltungsgeschichte

Der Kreis Dortmund wurde 1817 nach dem Ende des französischen Satellitenstaats Großherzogtum Berg im Regierungsbezirk Arnsberg der neu entstandenen preußischen Provinz Westfalen gegründet. Er setzte sich zusammen aus sieben Bürgermeistereien, die zuvor zum (in Arrondissements und Kantone gegliederten) Ruhrdepartement des Großherzogtums Berg gehört hatten. Dies waren die Bürgermeistereien Castrop, Dortmund und Lünen aus dem Kanton Dortmund, Hörde und Schwerte aus dem Kanton Hörde, Aplerbeck aus dem Kanton Unna sowie Lütgendortmund aus dem Kanton Bochum.[1][2]

Im Rahmen der Einführung der Landgemeinde-Ordnung für die Provinz Westfalen wurden die Bürgermeistereien 1843 und 1844 in Ämter überführt, wobei die Städte Dortmund und Schwerte amtsfrei blieben. Aus dem ländlichen Teil der Bürgermeisterei Schwerte entstand das Amt Westhofen.[3][4] Der Kreis umfasste seitdem sechs Ämter und insgesamt 91 Gemeinden:

Verwaltungsgliederung 1845
AmtGemeinden
AplerbeckAplerbeck, Asseln, Berghofen, Courl, Grevel, Hengsen, Holzwickede, Husen, Lanstrop, Opherdicke, Schüren, Sölde und Wickede
CastropBehringhausen, Bodelschwingh, Börnig, Bövinghausen bei Castrop, Brüninghausen, Castrop, Deininghausen, Deusen, Dingen, Ellinghausen, Frohlinde, Giesenberg-Sodingen, Groppenbruch, Habinghorst, Holthausen bei Castrop, Ickern, Merklinde, Mengede, Nette, Obercastrop, Östrich, Rauxel, Schwieringhausen und Westerfilde
HördeBarop, Brackel, Hacheney, Hörde, Kirchhörde, Körne, Lücklemberg, Niederhofen, Wambel, Wellinghofen und Wichlinghofen
LünenAltenderne-Niederbecker, Altenderne-Oberbecker, Beckinghausen, Brambauer, Brechten, Eving, Gahmen, Holthausen bei Lünen, Horstmar, Hostedde, Kemminghausen, Kirchderne, Lindenhorst, Lippholthausen und Lünen
LütgendortmundAnnen-Wullen, Bövinghausen bei Lütgendortmund, Dellwig-Holte, Dorstfeld, Eichlinghofen, Huckarde, Kirchlinde, Kley, Lütgendortmund, Marten, Menglinghausen, Öspel, Persebeck, Rahm, Rüdinghausen, Salingen, Westrich und Wischlingen
WesthofenGarenfeld, Geisecke, Holzen, Lichtendorf, Syburg, Villigst, Wandhofen und Westhofen
amtsfreiDortmund und Schwerte

1858 schied die Stadt Hörde aus dem gleichnamigen Amt aus und wurde amtsfrei.[5] 1874 wurden die Ämter Barop und Brackel neu gebildet und das Amt Hörde aufgelöst.[6] Gleichzeitig wurde Lünen amtsfrei. 1874 wurde außerdem die Gemeinde Annen-Wullen zu einem eigenen Amt erhoben.[5] 1875 schied die Stadt Dortmund aus dem Kreis aus und wurde kreisfreie Stadt. Der Kreis Dortmund hieß seitdem Landkreis Dortmund. Der Landkreis umfasste nun acht Ämter und insgesamt 90 Gemeinden:

Verwaltungsgliederung 1878
AmtGemeinden
Annen-WullenAnnen-Wullen
AplerbeckAplerbeck, Berghofen, Hengsen, Holzwickede, Opherdicke, Schüren und Sölde
BaropBarop, Eichlinghofen, Hacheney, Kirchhörde, Lücklemberg, Menglinghausen, Niederhofen, Persebeck, Rüdinghausen, Salingen, Wellinghofen und Wichlinghofen
BrackelAsseln, Brackel, Courl, Grevel, Husen, Körne, Lanstrop, Wambel und Wickede
CastropBehringhausen, Bodelschwingh, Börnig, Bövinghausen bei Castrop, Brüninghausen, Castrop, Deininghausen, Deusen, Dingen, Ellinghausen, Frohlinde, Giesenberg-Sodingen, Groppenbruch, Habinghorst, Holthausen bei Castrop, Ickern, Merklinde, Mengede, Nette, Obercastrop, Östrich, Rauxel, Schwieringhausen und Westerfilde
LünenAltenderne-Niederbecker, Altenderne-Oberbecker, Beckinghausen, Brambauer, Brechten, Eving, Gahmen, Holthausen bei Lünen, Horstmar, Hostedde, Kemminghausen, Kirchderne, Lindenhorst und Lippholthausen
LütgendortmundBövinghausen bei Lütgendortmund, Dellwig-Holte, Dorstfeld, Huckarde, Kirchlinde, Kley, Lütgendortmund, Marten, Öspel, Rahm, Westrich und Wischlingen
WesthofenGarenfeld, Geisecke, Holzen, Lichtendorf, Syburg, Villigst, Wandhofen und Westhofen
amtsfreiHörde, Lünen und Schwerte

1886 wurde aus Gemeinden des Amtes Lütgendortmund das neue Amt Dorstfeld gebildet.[7] Am 1. April 1887 wurden die Ämter Annen-Wullen, Aplerbeck, Barop und Westhofen sowie die Städte Hörde und Schwerte vom Landkreis Dortmund abgetrennt und bildeten den neuen Kreis Hörde.[8] 1889 wurde aus Gemeinden des Amtes Castrop das neue Amt Mengede gebildet.[9]

1902 wurden Behringhausen und Obercastrop in die seitdem amtsfreie Stadt Castrop eingemeindet.[10] Die verbleibenden Gemeinden des aufgelösten Amtes Castrop wurden auf die neuen Ämter Rauxel und Sodingen aufgeteilt.[11][12] 1905 wurde das Amt Lünen in die neuen Ämter Eving und Kirchderne aufgeteilt.[13][14] Im selben Jahr wurde Körne in die Stadt Dortmund eingemeindet.[8] Danach umfasste der Landkreis Dortmund acht Ämter und insgesamt 57 Gemeinden:

Verwaltungsgliederung 1906
AmtGemeinden
BrackelAsseln, Brackel, Grevel, Husen, Courl, Lanstrop, Wambel und Wickede
DorstfeldDorstfeld, Huckarde, Marten, Rahm und Wischlingen
EvingBrambauer, Brechten, Eving, Holthausen bei Brechten, Kemminghausen, Lindenhorst und Lippholthausen
KirchderneAltenderne-Niederbecker, Altenderne-Oberbecker, Beckinghausen, Gahmen, Horstmar, Hostedde und Kirchderne
LütgendortmundBövinghausen bei Lütgendortmund, Dellwig-Holte, Kirchlinde, Kley, Lütgendortmund, Öspel und Westrich
MengedeBodelschwingh, Brüninghausen, Deininghausen, Deusen, Dingen, Ellinghausen, Groppenbruch, Ickern, Mengede, Nette, Östrich, Schwieringhausen und Westerfilde
RauxelBövinghausen bei Castrop, Frohlinde, Habinghorst, Merklinde und Rauxel
SodingenBörnig, Giesenberg-Sodingen und Holthausen bei Castrop
amtsfreiCastrop und Lünen

Am 1. Oktober 1907 wurde das Amt Kirchderne in Amt Derne umbenannt.[15] 1907 wurde Dellwig-Holte nach Lütgendortmund und 1909 Westrich nach Bövinghausen bei Lütgendortmund eingemeindet.[16] 1913 wurde Giesenberg-Sodingen in Sodingen umbenannt.[12] 1914 wurden Deusen, Dorstfeld, Eving, Huckarde, Kemminghausen, Lindenhorst, Rahm und Wischlingen nach Dortmund sowie Lippholthausen nach Lünen eingemeindet. Die Ämter Dorstfeld und Eving wurden aufgelöst. Die im Landkreis verbleibenden Gemeinden dieser beiden Ämter bildeten seitdem die Ämter Brambauer und Marten.[7][13] 1917 wurden Groppenbruch, Oestrich und Schwieringhausen nach Mengede eingemeindet.[9] 1918 wurden Brackel und Wambel nach Dortmund eingemeindet.[8]

1922 wurden Altenderne-Niederbecker und Hostedde nach Altenderne-Oberbecker eingemeindet. 1923 wurden Beckinghausen, Gahmen und Horstmar nach Lünen eingemeindet; außerdem wurde Altenderne-Oberbecker in Derne umbenannt.[14] 1926 wurden Castrop, Bövinghausen b. Castrop, Dingen, Frohlinde, Habinghorst, Ickern, Merklinde und Rauxel zur Stadt Castrop-Rauxel zusammengeschlossen.[11]

1928 umfasste der Landkreis noch sieben Ämter und insgesamt 29 Gemeinden:

Verwaltungsgliederung 1928
AmtGemeinden
BrackelAsseln, Grevel, Husen, Kurl, Lanstrop und Wickede
BrambauerBrambauer, Brechten und Holthausen bei Brechten
DerneDerne und Kirchderne
LütgendortmundBövinghausen bei Lütgendortmund, Kirchlinde, Kley, Lütgendortmund und Oespel
MartenMarten
MengedeBodelschwingh, Brüninghausen, Deininghausen, Ellinghausen, Mengede, Nette und Westerfilde
Amt SodingenBörnig, Sodingen und Holthausen bei Castrop
amtsfreiCastrop-Rauxel und Lünen

Der Landkreis Dortmund wurde zum 1. April 1928 durch das Gesetz über die weitere Neuregelung der kommunalen Grenzen im westfälischen Industriebezirk aufgelöst. Brambauer wurde in die Stadt Lünen eingemeindet, die gleichzeitig kreisfrei wurde. Deininghausen wurde in die Stadt Castrop-Rauxel eingemeindet, die ebenfalls gleichzeitig kreisfrei wurde. Die drei Gemeinden des Amtes Sodingen kamen zur kreisfreien Stadt Herne. Alle übrigen Gemeinden des Landkreises wurden nach Dortmund eingemeindet.

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohner[17][2][18]
1819031.243
1832037.102
1880117.185
1890077.884
1900147.947
1910212.819
1925217.233

Landräte

Weblinks

Commons: Landkreis Dortmund – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Heinrich Berghaus: Deutschland vor fünfzig Jahren – Geschichte der Gebiets-Eintheilung und der politischen Verfassung des Vaterlandes. (Digitalisat) 1862, S. 353 ff., abgerufen am 11. November 2014.
  2. a b Westfalenlexikon 1832–1835. In: Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.): Nachdrucke zur westfälischen Archivpflege. Band 3. Münster 1978, S. 62 (Nachdruck des Originals von 1834).
  3. Amtsblatt für den Regierungsbezirk Arnsberg 1843, Ämterbildung im Kreis Dortmund. Abgerufen am 2. Februar 2014.
  4. Amtsblatt für den Regierungsbezirk Arnsberg 1844, Ämterbildung im Kreis Dortmund. Abgerufen am 2. Februar 2014.
  5. a b Wolfgang Leesch: Verwaltung in Westfalen 1815–1945. In: Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen. Band 38. Aschendorff, Münster 1992, ISBN 3-402-06845-1.
  6. territorial.de: Amt Hörde
  7. a b territorial.de: Ämter Dorstfeld und Marten
  8. a b c territorial.de: Kreise Dortmund und Hörde
  9. a b territorial.de: Amt Mengede
  10. Genwiki: Castrop Rauxel
  11. a b territorial.de: Amt Rauxel
  12. a b territorial.de: Amt Sodingen
  13. a b territorial.de: Ämter Eving und Brambauer
  14. a b territorial.de: Ämter Derne und Kirchderne
  15. Jahrbuch des Vereins für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark, Bd. 53, S. 187.
  16. gemeindeverzeichnis.de: Landkreis Dortmund
  17. Statistisches Bureau zu Berlin (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des preußischen Staats. Duncker & Humblot, Berlin 1821 (Digitalisat).
  18. Michael Rademacher: Landkreis Dortmund. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.

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Siegelmarke
Titel: Amt Mengede - Landkreis Dortmund
Beschreibung: Briefsiegel, grau, schwarz
Ort: Mengede

Größe: 3 cm