Injektionspräparat

Injektionspräparat eines Stierhodens (Blutgefäße mit roter Gelatine gefüllt)

Ein Injektionspräparat stellt anatomische Hohlraumsysteme wie Harntrakt, Atemwege, Gallengangsystem und Blutgefäße mittels einer Injektion dreidimensional dar.

Circulus arteriosus cerebri eines Schafes. Korrosionspräparat mit einem Methacrylat (Kallocryl)

Das frisch entnommene Organ wird zu diesem Zweck durchgespült und anschließend eine Flüssigkeit oder aushärtende Masse injiziert. Als Flüssigkeiten werden z. B. Tusche oder Röntgenkontrastmittel verwendet. Aushärtende Massen sind z. B.:

Nachträglich kann das Gewebe noch mit Kalilauge aufgelöst werden. Übrig bleibt der negative Ausguss des Systems, welcher dann als Korrosionspräparat[1] bezeichnet wird. Dadurch kann ein Hohlraumsystem komplett demonstriert werden. Die gewonnenen Präparate können nun entweder makroskopisch oder unter einem Rasterelektronenmikroskop untersucht werden. Um die feinen Strukturen zu schützen, kann das Präparat anschließend in ein transparentes Kunstharz eingegossen werden (Einbettungspräparat). Den gleichen Effekt erzielt man mit einer Aufhellung des Gewebes nach Spalteholz.

Im Jahr 1743 verfasste der Medizinstudent Johann Georg Hoffmann in Würzburg eine Dissertation mit dem Titel De apibus, melle et cera sistens anatomiae cereae praestantia et utilitate über Wachsinjektionen, worin unter anderem Gefäßinjektionspräparate der anatomischen Sammlung im Gartenpavillon des Juliusspitals erwähnt sind.[2] Mikroskopische Injektionspräparate wurden bereits im 19. Jahrhundert von dem Wiener Anatomen Joseph Hyrtl, der damit weltweit Anerkennung fand, hergestellt.[3][4]

Siehe auch

Literatur

  • Rudolf Piechocki, Hans-Jürgen Altner: Makroskopische Präparationstechnik. Teil 1: Wirbeltiere: Leitfaden für das Sammeln, Präparieren und Konservieren. 5. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, 1998, ISBN 3-437-35190-7.

Einzelnachweise

  1. Josef Hyrtl: Die Korrosions-Anatomie und ihre Ergebnisse. Wien 1873.
  2. Andreas Mettenleiter: Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Würzburg anlässlich der 425jährigen Wiederkehr der Grundsteinlegung. Stiftung Juliusspital Würzburg, Würzburg 2001, ISBN 3-933964-04-0, S. 399.
  3. Reinhard Hildebrand: Bijoux anatomiques – Die mikroskopischen Injektionspräparate des Wiener Anatomen Joseph Hyrtl (1810–1894). In: Sudhoffs Archiv. Band 71, 1987, S. 1–11 und 229.
  4. Reinhard Hildebrand: Mikroskopische Anatomie mit den Augen des makroskopischen Anatomen: Der Wiener Anatom Joseph Hyrtl und seine mikroskopischen Injektionspräparate. In: Sudhoffs Archiv. Band 76, 1992, S. 202–231.

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Schnitt durch einen Stierhoden, Blutgefäße mit roter Gelatine injiziert. 1 Hodenparenchym, 2 Mediastinum testis, 3 Tunica albuginea, 4 Nebenhodenschwanz, 5 Nebenhodenkopf, 6 Samenstrang mit Rankengeflecht der Hodenarterie
Circulus arteriosus schaf.jpg
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Circulus arteriosus eines Schafes, Injektionspräparat