Korbacher Spalte

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Korbacher Spalte
Blick von Osten auf die Korbacher Spalte in der Abbauwand des ehemaligen Steinbruchs (2021)
Ehemaliger Kalkbrennofen nahe dem Steinbruch

Die Korbacher Spalte ist eine 20 Meter tiefe, und bis zu 4 Meter breite verfüllte Spalte im Kalkstein eines ehemaligen Steinbruches am Südrand der nordhessischen Kreisstadt Korbach. Sie gilt als bedeutende Fossillagerstätte und ist ein Bodendenkmal gemäß dem Hessischen Denkmalschutzgesetz und damit als Kulturdenkmal geschützt.

Geologie

Die Korbacher Spalte entstand wahrscheinlich durch ein Erdbeben in der Zeit des Oberperms vor etwa 255 Millionen Jahren in den Ablagerungen des „Randkalks“ des Zechsteinmeeres (gehören der Werra-Formation und damit dem tiefsten, d. h. geologisch ältesten Teil der Zechstein-Serie an). Die Spalte setzt sich südwestlich sowie östlich des aufgelassenen Steinbruchs im Untergrund fort. Sie hat eine Gesamtlänge von rund einem Kilometer und erreicht mehr als 4 Meter Breite. Das Material, mit dem die Spalte verfüllt ist, wurde kurz nach ihrer Entstehung infolge von Starkregenereignissen eingeschwemmt und enthält zahlreiche Fossilien spätpermischer Landwirbeltieren (Tetrapoda).

Fossilgrabungen und Funde

Die Spalte wurde 1964 entdeckt. Nach ersten Fossilienfunden finanzierte die amerikanische National Geographic Society systematische Grabungen an der Austrittsstelle der Spalte in dem aufgelassenen Steinbruch. Der Fund eines Unterkiefers des bis dahin nur aus den Karoo-Ablagerungen des südlichen Afrikas bekannten Procynosuchus, eines Cynodontiers (Vertreter einer Gruppe „säugetierähnlicher Reptilien“), führte 1988 zu einer Veröffentlichung im Wissenschaftsmagazin Nature.[1] Dieses Tier wurde der Öffentlichkeit nachfolgend unter der Bezeichnung „Korbacher Dackel“ bekannt.[2] Die Stadt Korbach kaufte daraufhin die Fundstelle, überdachte sie und errichtete eine Besucherplattform. Weitere identifizierbare Wirbeltierfossilien stammen von Protorosauriern, Captorhiniden, Pareiasauriern und Dicynodontiern.[3] Einige Funde sind im Wolfgang-Bonhage-Museum Korbach ausgestellt, ein anderer Teil der Funde befindet sich im Naturkundemuseum Karlsruhe.

Literatur

  • Sven Bökenschmidt: Die Korbacher Spalte – Entstehung und Geschichte einer Fossillagerstätte. In: Geschichtsblätter für Waldeck 91. Bad Arolsen; 2003, S. 30–42. ISSN 0342-0965
  • Heiner Heggemann, Thomas Keller: Die Korbacher Spalte – Eine einzigartige Fundstelle landlebender Saurier des späten Erdaltertums im Landkreis Waldeck-Frankenberg. In: Paläontologische Denkmäler in Hessen 15. Wiesbaden; 2003. ISBN 3-89822-315-9.
  • Sven Bökenschmidt: Die Fossillagerstätte Korbacher Spalte – ihre Entstehung und Einordnung in den Zechstein Nord-Hessens. Dissertation, Marburg 2006 (online).

Einzelnachweise

  1. Hans-Dieter Sues & Jürgen A. Boy: A procynosuchid cynodont from central Europe. In: Nature. 331. Jahrgang, 1988, S. 523–524, doi:10.1038/331523a0 (nature.com).
  2. Mit dem Korbacher Dackel auf dem langen Weg zum Unesco-Weltnaturerbe, Hessische/Niedersächsische Allgemeine Zeitung 25. September 2014.
  3. Hans-Dieter Sues & Wolfgang Munk: A remarkable assemblage of terrestrial tetrapods from the Zechstein (Upper Permian: Tatarian) near Korbach (northwestern Hesse). In: Paläontologische Zeitschrift. 70. Jahrgang, Nr. 1–2, 1996, S. 213–223, doi:10.1007/BF02988279.

Weblinks

Commons: Korbacher Spalte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 51° 15′ 43″ N, 8° 52′ 50″ O

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Korbacher Spalte - ehem. Kalkofen am Eingangsbereich
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Felsformation und Fossillagerstätte Korbacher Spalte am südlichen Ortsrand von Korbach, Hessen, Deutschland.