Knappschaft (Krankenkasse)

Knappschaft[1]
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Sozialversicherunggesetzliche Krankenversicherung
KassenartDeutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See
RechtsformMarke einer Körperschaft des öffentlichen Rechts
ZuständigkeitDeutschland Deutschland
SitzBochum
AufsichtsbehördeBundesamt für Soziale Sicherung
Versicherte1,48 Mio. (April 2021)[2]
Haushaltsvolumen7,3 Mrd. Euro[3]
Geschäftsstellen53[4]
Websitewww.knappschaft.de
Ehemaliges Logo (2003)

Unter der Marke Knappschaft (Eigenschreibweise KNAPPSCHAFT) tritt seit 2002 die Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See als einer der Träger der gesetzlichen Krankenversicherung auf. Die Krankenkasse ist bundesweit geöffnet.

Geschichte

Die Knappschaft entwickelte sich aus dem Zusammenschluss der Sankt Johannis Bruderschaft der Bergleute am Rammelsberg bei Goslar,[5] welcher der Hildesheimer Bischof Johann I. von Brakel in einer Urkunde vom 28. Dezember 1260 seinen Schutz zusicherte,[6] und ist damit die älteste Sozialversicherung der Welt.

Seit den 1930er Jahren bestand für Angestellte im Bergbau und für bei der Knappschaft krankenversichert angestellte Mitarbeiter ein Mehrleistungsanspruch. Dieser verursachte einen höheren Beitragssatz als für Arbeiter, dafür übernahm die Knappschaft bei stationärer Behandlung Wahlleistungen (freie Arztwahl und Zweibettzimmer).

Bis zum 31. März 2007 war die Mitgliedschaft allein Versicherten der Knappschaftlichen Rentenversicherung vorbehalten (vornehmlich Bergbaubeschäftigten und deren Familien sowie Knappschaftsmitarbeitern).

Seit April 2007 ist die Krankenkasse für alle gesetzlich Krankenversicherten geöffnet.[7] Neumitglieder können den Mehrleistungsanspruch nicht erwerben. Für sie gleichen die Leistungen jenen anderer gesetzlicher Krankenkassen. Altmitgliedern steht weiterhin ein Bestandsschutz bei knappschaftsspezifischen Sonderleistungen zu. Seit der Öffnung besteht kein wesentlicher Wettbewerbsvorteil mehr gegenüber anderen Krankenkassen.

Am 1. Januar 2008 nahm die Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See die See-Krankenkasse und damit auch die See-Pflegekasse auf.[8]

Im Oktober 2019 beschloss der deutsche Bundestag, der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See Verwaltungsprojekte von 16 Bundesbehörden mit acht IT-Systemen zu übertragen – neben der gesetzlichen Rentenversicherung für Beschäftigte der Bahn, der Seeschifffahrt, des Bergbaus und der Minijob-Zentrale, die Sozialversicherungsbeiträge geringfügig Beschäftigter einzieht. Verwaltungsaufgaben des Europäischen Sozialfonds übernimmt der Standort Cottbus.

Zahlen und Fakten

Die Knappschaft unterhält 110 Dienststellen bundesweit. Das Medizinische Netz der Knappschaft umfasst 1.500 niedergelassene Ärzte, elf Krankenhäuser, die in Eigenregie oder als Teil von Krankenhausgesellschaften betrieben werden, elf Rehabilitationskliniken sowie einen eigenen sozialmedizinischen Dienst. Die Krankenversicherung der Knappschaft zählt ca. 1,57 Mio. Mitglieder und rund 177.000 Pflegebedürftige erhalten Leistungen aus ihrer Pflegeversicherung (Stand 2022).[9]

Beitragssätze

Seit 1. Januar 2009 werden die Beitragssätze vom Gesetzgeber einheitlich vorgegeben. Seither wurde die Finanzierung des Mehrleistungsanspruchs für Altmitglieder anstatt eines zusätzlichen Beitragssatzes durch ein Prämiensystem abgelöst.[10] Die Knappschaft erhob bis 31. Dezember 2014 keinen einkommensunabhängigen kassenindividuellen Zusatzbeitrag. 2015 erhob sie einen einkommensabhängigen Zusatzbeitrag in Höhe von 0,8 Prozent des beitragspflichtigen Einkommens. Von Januar 2016 bis September 2018 betrug dieser 1,3 Prozent. Von Oktober 2018 bis Dezember 2020 lag der Zusatzbeitrag bei 1,1 Prozent.[11] Seit 2021 beträgt der Zusatzbeitrag 1,6 Prozent.[12]

Knappschafts-Krankenhäuser

Die Institution Knappschaftskrankenhaus hat deutschlandweit als medizinische Einrichtung mit gesundheitspolitischem Engagement eine lange Tradition: Bereits vor mehr als 100 Jahren gab es rund fünf Dutzend eigenverantwortlich betriebener Knappschafts-Krankenhäuser.

Einige von ihnen bestehen nach wie vor:

Für den Zeitraum bis 1923 recherchierte der Autor Ulrich Lauf die Existenz von insgesamt 55 Krankenhäusern deutscher Knappschaftsvereine in folgenden Orten:

Bardenberg, Beuthen, Bielschowitz, Bleicherode, Burbach, Carlsfeld bei Brehna, Czerwionka, Czuchow, Derne (Dortmund), Dillingen, Eisleben, Frankenholz, Gelsenkirchen, Georgsmarienhütte, Gleiwitz, Halberg, Hausham, Hettstedt, Hohenmölsen, Hultschin, Kattowitz, Klettwitz, Knurow, Königshütte, Kreuzburg-Bodland, Langendreer (Bochum), Lauchhammer, Laurahütte, Laurenburg, Mechernich, Myslowitz, Neunkirchen (Saar), Neunkirchen (Daun), Neurode, Nikolai (2×), Orzesche, Peißenberg, Penzberg, Petershofen, Quierschied, Recklinghausen, Rudahammer (Ruda), Rüdersdorf, Rybnik, Rydultau, Scharley, Senftenberg, Staßfurt-Leopoldshall, St. Ingbert, St. Johann (Saar), Sulzbach/Saar, Tarnowitz, Völklingen und Waldenburg.

Hinzu kamen

Manche Krankenhäuser gab es für eine gewisse Zeitspanne, sie wurden aus verschiedenen Gründen anderweitig übernommen, umgenutzt oder aufgegeben, so etwa

  • das Knappschaftskrankenhaus „Bergmannswohl“ in Schkeuditz,
  • das Knappschaftskrankenhaus „Bergmannstrost“ in Halle (Saale) und
  • das Knappschaftskrankenhaus „Bergmannssegen“ in Oberschlesien

Diese drei gehörten zu den Unfallkrankenhäusern der Bergbau-Berufsgenossenschaft Knappschaft und entstanden vor und nach dem Ersten Weltkrieg.[14]

Seinen Ursprung als Knappschafts-Krankenhaus hat auch das Ameos-Klinikum Staßfurt[15] im Stadtteil Leopoldshall:

  • Knappschaftskrankenhaus in Leopoldshall (1929–1945), Krankenhaus der Halberstädter Knappschaft in Halberstadt

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. § 2 der Satzung der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See, Stand 1. Januar 2021: „Die Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See ist Träger der knappschaftlichen und der allgemeinen Rentenversicherung sowie unter dem Namen KNAPPSCHAFT Trägerin der Kranken- und Pflegeversicherung in der Bundesrepublik Deutschland (§ 132; § 126 Sechstes Buch Sozialgesetzbuch; § 4 Abs. 2 Fünftes Buch Sozialgesetzbuch sowie § 46 Abs. 1 Elftes Buch Sozialgesetzbuch i. V. m. §§ 43, 71 der Satzung).“
  2. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/Statistiken/GKV/Mitglieder_Versicherte/Januar_bis_April_2021_bf.pdf
  3. https://www.knappschaft.de/SiteGlobals/Modules/Footer/DE/Allgemein/DieKnappschaft/RechnungsergebnisGesundheitsbericht/Rechnungsergebnis_2017.pdf?__blob=publicationFile&v=7
  4. Geschäftsstellen
  5. Die Knappschaft als sozialer Pfadfinder, S. 7) (Memento vom 2. November 2014 im Internet Archive)
  6. 750 Jahre Knappschaft – Geschichtliche Meilensteine (Memento vom 2. November 2014 im Internet Archive)
  7. Dienstanweisung Knappschaft (Memento vom 8. Juli 2014 im Internet Archive)
  8. Geschäftsbericht 2007, S. 13 (Memento vom 7. Dezember 2015 im Internet Archive)
  9. Website, 13. März 2022. Dies ist ein Anstieg gegenüber 2017: 1,37 Mio. Mitglieder und rund 167.100 Pflegebedürftige Rechnungsergebnis Knappschaft 2017
  10. Mehrleistungssystem der Knappschaft der Knappschaft (Memento desOriginals vom 27. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.auguste-victoria.de ab 1. Januar 2011.
  11. https://www.knappschaft.de/DE/VersicherungBeitraege/MeinBeitrag/meinbeitrag.html
  12. Größen des Versicherungs- und Beitragsrechts ab 1. Januar 2021
  13. Ulrich Lauf: Die Krankenhäuser der deutschen Knappschaftsvereine im 19. und 20. Jahrhundert. Archiviert vom Original am 14. Juli 2014; abgerufen am 1. November 2021 (Bochum 2005, Hrsg. Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See (PDF, 96 Seiten), tabellarische Übersichten auf S. 81 und 83; Leider sind die Übersichten unvollständig, es fehlen die entsprechenden Einrichtungen der Sächsischen Knappschaft; archivierte Webseite).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kbs.de
  14. Roland Heinrich: Schkeuditzerin plant Publikation zum abgerissenen „Bergmannswohl“. In: Mitteldeutsche Zeitung. Abgerufen am 30. Oktober 2021.
  15. AMEOS Klinikum Staßfurt. Abgerufen am 1. November 2021.

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