Körting Hannover

Körting Hannover GmbH

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RechtsformGesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung1. November 1871
SitzHannover, Deutschland
Leitung
  • York Fusch, Vorsitzender, Technik und Vertrieb
  • Martin Fusch, Verwaltungsbereich und kaufmännisches Ressort
Mitarbeiterzahl282 (2021)[1]
Umsatz62 Mio. EUR (2021)[1]
BrancheApparate- und Anlagenbau
Websitewww.koerting.de
Haupteingang des Verwaltungsgebäudes von Körting in Hannover, 2023
Ehemaliges Logo

Die Körting Hannover GmbH (ehemals: Gebr. Körting AG, bis 2019 Körting Hannover AG) ist ein Apparatebau-Unternehmen mit Sitz in Hannover.

Das Unternehmen spielte Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts eine führende Rolle in Deutschland und Europa bei der Entwicklung von Strahlpumpen, insbesondere Dampfstrahlpumpen.

Auch heute noch stellt Körting Strahlpumpenanlagen und darauf basierende Vakuumanlagen her, aber auch Brenner und Apparate der thermischen und chemischen Verfahrenstechnik.

Geschichte

Die Firma Gebrüder Körting[2] wurde am 1. November 1871 von den Brüdern Berthold und Ernst Körting in Hannover gegründet. Dazu mieteten die Brüder ein kleines Büro und einen kleinen Raum auf dem Hinterhof der heutigen Joachimstraße 13 nahe dem Hauptbahnhof Hannover. Berthold übernahm vorwiegend die kaufmännische, Ernst die technische Führung. Die Brüder starteten erfolgreich mit der Entwicklung und Patentierung eines der ersten funktionierenden Injektoren. Anfangs wurden nur zwei Arbeiter beschäftigt.

Wegen der ständig wachsenden Aufträge mietet das Unternehmen 1872 eine Fabrik an der Celler Straße in der heutigen Oststadt. Sie bestand aus zwei kleinen Betriebsgebäuden mit einer 12 PS-Dampfmaschine. Es wurden 41 Arbeiter beschäftigt. Das junge Unternehmen stellte Dampf- und Wasserstrahlpumpen sowie die dazugehörigen Kondensatoren her. 1874 lieferte das kleine Werk bereits 2.000 Strahlapparate.

Das Unternehmen wuchs schnell und gründete binnen weniger Jahre Vertretungen in Deutschland und europäischen Nachbarländern (London, Paris, Mailand, Genua, Barcelona, Breslau, Paris, Sankt Petersburg, Wien) und in Übersee (Philadelphia). Das erste Auslandszweiggeschäft entstand als „Körthing Brothers“ in Manchester. 1874 wurde das Amerikageschäft eröffnet. 1880 arbeiten für das Unternehmen 20 Angestellte und 170 Arbeiter. Die Produktpalette wurde um Zentralheizungen, Gaswäscher, Gas-, Benzin- und Dieselmotoren, Dampfstrahl-Feuerspritzen und Kellerpumpen[3] erweitert. In ihrer neu gestalteten Annonce wies das Unternehmen auf bisherige Auszeichnungen hin.[4] Saugluftbremsen der Firma Körting waren in vielen Eisenbahnen der damaligen Zeit zu finden. Körting baute 1910 auch die erste Holzwarth-Gasturbine.

Vogelschau über die Fabrikanlage nahe Körtingsdorf, um 1890;
Holzstich von Hermann Friederichs

1889 wurde eine neue, größere Fabrik mit großer Gießerei und eigenem Kraftwerk in Linden errichtet, wo die Firma ihren Sitz hat. In unmittelbarer Nachbarschaft entstand ab 1890 für die Beschäftigten eine Arbeitersiedlung mit eigener Schule, das sogenannte „Körtingsdorf“.[5] Zu Spitzenzeiten vor der Weltwirtschaftskrise beschäftigte Körting ca. 1.700 Arbeiter und 400 Angestellte. Das Unternehmen war einer der größten Arbeitgeber in der Region Hannover. Während des Ersten Weltkriegs stellte Körting unter anderem Granatzünder her und beschäftigte dafür zahlreiche Frauen.[6]

Im Jahre 1898 trat durch Heirat von Irma Körting mit Gustav Fusch die Familie Fusch in das Unternehmen ein. Heute ist die Firma Körting in fünfter Generation im Familienbesitz Körting/Fusch.

Die Entwicklung von Großgasmaschinen Anfang des 20. Jahrhunderts brachte für Körting nicht den erhofften Erfolg, sodass dieser Zweig nach kurzer Zeit wieder aufgegeben wurde.

Die Produktpalette wurde im Laufe des 20. Jahrhunderts kontinuierlich angepasst, wobei die Kernkompetenz, die Strömungsapparate (Strahlpumpen, Düsen und Brenner), immer weiter verfeinert wurde. Im Gegenzug wurde die Motoren- und Turbinentechnik zurückgefahren und letztlich aufgegeben.

Weitere Persönlichkeiten

Literatur

  • Wolfgang Leonhardt: List und Vahrenwald, zwei prägende Stadtteile von Hannover, Hamburg 2005, ISBN 3-8334-3333-7
  • Eberhard Landes, Horst Moch u. a.: Eisenbahnen in Hannover. Eine Chronik. Autorenverlag, Hannover 1991, ISBN 3-9802794-05, S. 146
  • Keine Pumpe von der Stange. In: HANSA Heft 09/2022, S. 142f (über Körting Pumpen im Schiffsbau)
  • 125 Jahre Körting Hannover. Chronik der Körting AG zum 125-jährigen Jubiläum 1996
  • Walter Buschmann: Linden. Geschichte einer Industriestadt im 19. Jahrhundert. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2012, ISBN 978-3-7752-5927-9, S. 210–213

Weblinks

Commons: Körting Hannover – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Konzernabschluss der Körting Hannover GmbH für das Geschäftsjahr 2021 im Bundesanzeiger
  2. Angaben zur Historie auf der Website des Unternehmens (Memento vom 18. August 2007 im Internet Archive), abgerufen am 27. März 2017
  3. Werbung Gebr. Körting, Anlage zum Centralblatt der Bauverwaltung, 7. Januar 1882, S. 5, abgerufen am 7. Dezember 2012.
  4. Annonce Anzeiger zum Centralblatt der Bauverwaltung, 15. Juli 1882, S. 1, abgerufen am 13. Dezember 2012.
  5. Informationen zur Geschichte des Unternehmens und des „Körtingsdorfes“ (Memento vom 13. November 2010 im Internet Archive)
  6. Herstellung von Granatzündern, abgerufen am 6. Februar 2014.
  7. Walter Buschmann: Linden: Geschichte einer Industriestadt im 19. Jahrhundert. Lax, Hildesheim 1981. ISBN 3-7848-3492-2. S. 337, Abb. 190.
  8. Hans Christoph Graf von Seherr-Thoß: Meyer, Sigmund (genannt Hans Sigismund), in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 17, S. 373f.; online über Deutsche Biographie.


Koordinaten: 52° 21′ 42,1″ N, 9° 41′ 43,4″ O

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300 bhp Koerting gas engine (Wimperis, 1915).jpg
300 bhp Koerting gas engine (Wimperis, 1915).jpg
Former administration building Koerting company Badenstedter Strasse Badenstedt Hanover Germany.jpg
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Früheres Verwaltungsgebäude der Firma Körting an der Badenstedter Straße in Hannover-Badenstedt.
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1890 circa Hermann Friederichs X. A. Holzstich Vogelschau Gebr. Körting in Körtingsdorf bei Hannover.jpg
Holzstich als Vogelschau von der Xylographischen Anstalt von Hermann Friederichs über die Anlagen der Gebrüder Körting in Körtingsdorf bei Hannover, um 1890 ...
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Häuser der Arbeitersiedlung Körtingsdorf in Hannover

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Gutschein der Gebr. Körting Aktiengesellschaft, Hannover Linden, Badenstedter Straße 60 500000 Überdruck Zehn Milliarden Mark Nr. 1378 Druckerei Heinrich Osterwald.jpg
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"Gutschein der Gebr. Körting Aktiengesellschaft, Hannover-Linden. Unsere Kasse in Linden, Badenstedterstr. 60, zahlt dem Einlieferer dieses Gutscheines (bis zum 10. August 1923 500 000 Mark buchstäblich: Fünfhunderttausend Mark) Zehn Milliarden Mark in gesetzlichen Zahlungsmitteln. Hannover-Linden, den 2. August 1923, (Unterschriften) Gültig bis auf Widerruf durch zwei Hannoversche Tageszeitungen". Dieser überdruckte Notgeld-Schein mit Wasserzeichen und der "No. 1378" aus den Zeiten der Deutschen Hyperinflation nach dem Ersten Weltkrieg wurde von der Druckerei Heinrich Osterwald hergestellt. Die Rückseite ist blanco, das Papier circa 12,6 cm x 8,9 cm.
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Verwaltungsgebäude Körting Hannover
Körting gas engine (Rankin Kennedy, Electrical Installations, Vol III, 1903).jpg
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Flugmotor für Luftschiffe der Körting AG aus Hannover. Baujahr 1908. Wassergekühlter 90° V 8 Motor mit 85 PS. Besonderheit: Kupferne Kuhlmäntel. Ausgestellt in der Flughalle Schleißheim, Aussenstelle des Deutschen Museums München
Gebr Körting 1000 Mk 1903.jpg
Aktie über 1000 Mark der Gebr. Körting AG vom 21. September 1903
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Körting gas engine cylinder, section (Rankin Kennedy, Electrical Installations, Vol III, 1903).jpg
1906 KortingSubmarineEngine.jpg
This is a picture of the Korting submarine engine taken from The Engineer magazine of August 1906. It is rated at 200bhp at 500rpm, maximum speed 650rpm. It is a 2-stroke with crankcase compression running on paraffin, and has electric heaters incorporated so it does not have to be started on petrol.
Großgasmaschine-Zweitakt-System Körting. Die Alte Fünf.jpg
Autor/Urheber: Diwalga, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Bild 1 zeigt eine Zweitaktgroßgasmaschine des ehemaligen Neunkircher Eisenwerks. Ihre Fertigung wurde um 1906 bei der Siegener Maschinenbau A.G. in Angriff genommen. Patentgeber war die Firma Ernst & Berthold Körting in Hannover.

Die heute noch existierende Körtingsche Maschinenfabrik in Hannover war auf dem Gebiet der Strahlpumpen- und Heizungsrohren-Fertigung groß geworden und mit dem Bau kleiner und mittlerer Gasmotoren erfolgreich tätig gewesen, bevor sie sich dann auch auf dem Sektor der Großgasmaschinen versuchte. Die Erfolge stellten sich allerdings hierbei nicht in dem erhofften Maße ein, so dass Ernst Körting diesen Weg nicht weiter beschritt. Nach dem vergeblichen Versuch, mit Viertaktmaschinen besser ins Geschäft zu kommen, schloss er das Kapitel ab und trat als Hersteller von Großgasmaschinen selbst nicht mehr in Erscheinung. Trotzdem verdanken wir ihm und seinem Ingenieur Georg Lieckfeld die Gestaltung der kleinen Motorrad- und Roller-Zweitaktmotoren. Die Zeichnung 1, zur Orientierung beigelegt, stellt einen Modellvorgänger der alten Maschine „Fünf“ dar, die als einzige von insgesamt 16 Großgasmaschinen in Neunkirchen erhalten blieb. Die Maschine steht im Alten Gebläsehaus des NE. Dessen Baubeginn ist auf das Jahr 1903 datiert, die Hallenschiffe wurden bis 1912 stufenweise für die Aufnahme von fünf Maschinen aufgebaut und sind ebenfalls denkmalgeschützt. Jede Gebläsemaschine war mit einem Kolbengebläse gekoppelt, welches den zum Verhüttungsprozess notwendigen Hochofenwind erzeugte — zu sehen im Vordergrund links. Die Maschinen „Drei“ und „Vier“ waren als Viertakter durch die Saarbrücker Maschinenbaufirma Erhardt & Sehmer in Lizenz der Motorenfabrik Deutz gefertigt worden. Die ersten beiden Großgasmaschinen der Alten Halle waren Zweitaktmotoren, die ebenfalls nach Plänen Ernst Körtings entstanden waren. Die Maschine „Eins“ wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt. Obwohl eine Reparatur möglich gewesen wäre, wurde die kleinste und leistungsschwächste Gebläsemaschine nicht wieder in Betrieb genommen. Den zu der Zeit erforderlich gewordenen höheren Winddruck hätte sie nicht mehr geschafft daher wurde sie verschrottet. a) Bild 1 zeigt die Steuerseite der Maschine „Fünf“ wie sie in der Maschinenliste der Hütte genannt wurde, sie ist ein weltweit einmaliger denkmalgeschützter Zweitaktmotor der die deutsche Ingenieurkunst zweier Jahrhunderte eindrucksvoll dokumentiert. Von hier aus haben sieben Jahrzehnte lang die Maschinenführer (Maschinisten) ihren ersten Rundgang zu Beginn der Schicht gestartet. Ganz links im Bild der Windzylinder mit den beiden Lastschiebern, die durch eine Lufthydraulik bewegt wurden. In der Bildmitte ist hinter der Schalttafel und der Zündscheibe die Steuerwelle des Zweitaktgasmotors zu erkennen. Die beiden von dort ausgehenden Stangenpaare wurden durch die Nocken der Steuerwelle bewegt, und gaben diese Steuerbewegung an die beiden mächtigen Einlassventile des Großmotors weiter. Im Bildhintergrund ist rechts das große Schwungrad zu sehen, vor dessen Schutzgehäuse das Handrad des Gasschiebers aus dem Boden der Halle ragt. Der Gasschieber ist sozusagen das „Gaspedal“ des großen Motors. Links vom Schwungrad duckt sich die Schutzhaube, unter der sich die große Kurbel der Maschine früher sausend gedreht hat. Die Anordnung der verdeckten Maschinenteile können Sie auf der Zeichnung 1 verfolgen. Abweichungen in der Darstellung des Vorgängermodells, ebenfalls „System-Körting“, sind für das Verständnis unerheblich. Beachten Sie bitte die ungewöhnliche Form und Länge (gleich der erst später entstandenen Gleichstromdampfmaschine) des Zweitakt-Kolbens, welche durch dessen „Steuerungsaufgaben“ in dem doppelt wirkenden Motorenzylinder bestimmt wurden.

Dieter Schmidt
Koerting gas engine, longitudinal sections (Wimperis, 1915).jpg
Koerting gas engine, longitudinal sections (Wimperis, 1915).jpg
Holzwarth gasturbine prototype.jpg
Photo des Prototyps der Holzwarth-Gasturbine auf dem Teststand der Fa. Körting, Hannover
U1-Gesamtansicht vom Heck her.JPG
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SM U-1. Fotografiert von Schoringer im April 2003 im Deutschen Museum in München. Leider ist das U-Boot im Museum so umbaut, dass keine vernünftige Gesamtaufnahme möglich ist. Es handelt sich um eine Ansicht vom Heck her. Die schwarzen liegenden „Zylinder“ sind die Elektromotoren. Der hellgraue Block davor ist der Steuerbordpetroleummotor. Der Backbordmotor wurde ausgebaut.