Junggesellenabschied

Der Junggesellenabschied bzw. Junggesellinnenabschied (kurz: JGA) ist ein Hochzeitsbrauch, bei dem Verlobte getrennt vom jeweiligen Partner vor der eigentlichen Hochzeit meist, aber nicht zwingend, geschlechtergetrennt feiern.

Zeitliche Entwicklung

Feste vor der Hochzeit gab es schon im antiken Griechenland, wo es den Eltern der Braut möglich gemacht wurde, die Würde des zukünftigen Bräutigams zu bewerten.[1] Seit dem 19. Jahrhundert sind im deutschsprachigen Raum Polterabende als allgemeine Feiern am Vorabend der Hochzeit belegt.[2] In Ländern wie Großbritannien und den USA wird dies traditionell geschlechtergetrennt mit Verwandten und Freunden als „Stag Party“ (Männer) bzw. „Hen Night“ (Frauen) gefeiert. Seit den 1980er Jahren gewann der Brauch eine Tendenz zum erhöhten Alkoholkonsum und zur Sexualisierung.[3] Dies wurde mit geringem zeitlichem Verschub in Deutschland übernommen. Die Tradition des Polterabends wird heute in Deutschland häufig fälschlicherweise als Synonym für den Junggesellenabschied genutzt: Allerdings sind hier zwei unterschiedliche Ereignisse gemeint, die getrennt voneinander (der Junggesellenabschied meistens ein paar Wochen vor der Hochzeit) stattfinden. Durch US-amerikanische Filme und Serien erfährt diese neue Tradition in immer mehr Regionen der Welt Zuspruch. Mit der Festigung des Brauchs ist im deutschsprachigen Raum eine Professionalisierung von losen Sauftouren zu einem organisierten Programm hin festzustellen.[4] Teilweise bieten Gastronomen daher mittlerweile gezielt Programme für Junggesellenabschiede an, allerdings kommt es auch zu Konflikten, etwa Belästigung anderer Gäste, so dass einige Lokale in besonders frequentierten Städten Junggesellengruppen den Zutritt verweigern.[5]

Ablauf

Oft wird der Junggeselle (bzw. Junggesellin) von Freunden zu Hause abgeholt, wobei neben dem klassischen Bollerwagen auch Stretchlimousinen oder Partybusse zum Einsatz kommen können.[6] Ein Ritual ist es, gleiche T-Shirts mit einem Claim zu tragen oder dem Junggesellen ein Kostüm anzuziehen.[4] Häufig werden dem Junggesellen verschiedene Aufgaben gestellt oder Spiele durchgeführt.[6] Außerdem ist es verbreitet, dass der Junggeselle mit Hilfe eines Bauchladens kleine Produkte wie Feuerzeuge, Kondome oder Schnäpse an Passanten verkauft.[4] Das gesammelte Geld wird später für gemeinsame Zwecke verwandt, beispielsweise eine Getränkerunde. Populär sind darüber hinaus Stripeinlagen[4], Kneipentouren bzw. Barhopping.

Die Spiele, die Aufgaben und das Kostüm dienen teilweise dazu, den Junggesellen bloßzustellen. In Deutschland beschränkt sich ein Junggesellenabschied meist auf einen Tag, während in England mehrtägiges Feiern nicht ungewöhnlich ist.

Organisation

Der Junggesellenabschied findet in der Regel kurze Zeit vor der Hochzeit statt und wird im deutschsprachigen Raum meist von Freunden oder den Trauzeugen organisiert. In England oder den USA, aber auch in Deutschland, gibt es zahlreiche Agenturen, die sich professionell mit der Organisation von JGA beschäftigen.[7]

Filmische Rezeption

Einzelnachweise

  1. Junggesellenabschied: Schon im antiken Griechenland ein Muss (Memento vom 26. November 2015 im Internet Archive), abgerufen am 25. November 2015, Archivlink
  2. Darunter: P. F. Lembert: Polterabend=Scherze mit und ohne Verlarvung. Eine Sammlung von Gedichten, Anreden, Dialogen und anderen Polterabend=Scenen. R. L. Methus. Müller (Hrsg.): Zeitung für die elegante Welt. Leipzig 1830, S. 1913; Caroline Hausberg: Polterabend Scherze. 9 S. beschrieben von alter Hand. Privatdruck, 1880 (mit Beiträgen wie Die Zauberinn, Bei Ueberreichung von Löffeln, Die Zuckerzange, Das alte Mütterchen); Julius Bauer: Polterabend-Scherze. Dem Brautpaare Isabella Geiringer und Victor Herz gewidmet von Julius Bauer. Vorgetragen am 17. März 1894 von Alexander Girardi. 1. Wiener Zeitungs-Gesellschaft, Wien 1894.
  3. Beth Montemurro: Something old, something bold. Rutgers University Press, Chapel Hill 2006, S. 91–92.
  4. a b c d Wenn Männer feiern: Abenteuer in Berlins Unterwelt von Sören Kittel auf morgenpost.de vom 6. August 2011
  5. dpa/vwe: Wirte verweigern Junggesellenabschieden Einlass – „Eine Olympiade der Peinlichkeiten“. In: welt.de. 3. August 2017, abgerufen am 27. Januar 2024.
  6. a b Der letzte Abend in Freiheit von Beatrix Fricke auf morgenpost.de vom 6. August 2011
  7. Judith Ruppel, Berufskolleg Siegburg: Junggesellenabschiede: Das organisierte Erbrechen. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 18. Dezember 2018]).