Julius Hübner (Maler, 1806)

Selbstporträt Julius Hübners von 1859

Rudolf Julius Benno Hübner, auch Julius Hübner der Ältere (* 27. Januar 1806 in Oels, Königreich Preußen; † 7. November 1882 in Loschwitz bei Dresden), war ein deutscher Maler und Galeriedirektor .

Leben

Schlesien und Berlin 1806–1826

Die Familie Bendemann und ihre Freunde, Gemeinschaftsarbeit von Eduard Bendemann, Theodor Hildebrandt, Julius Hübner, Wilhelm Schadow und Karl Ferdinand Sohn, 1830/1831: Hübner (im sogenannten „Schadow-Kreis“, unten rechts) blickt zum Betrachter.

Der Vater Ernst August Hübner war Stadtdirektor in Oels, die Mutter war Johanna Christiane, geborene Raedler. Julius Hübner erhielt zunächst Zeichenunterricht bei Augustin Siegert in Breslau.[1] Zur weiteren künstlerischen Ausbildung ging er nach Berlin und besuchte seit 1821 die Königlich Preußische Akademie der Künste. Er hatte dort Freundschaften unter anderem mit Wilhelm Wackernagel.[2] 1823 wurde er Schüler von Wilhelm Schadow. Von 1824 bis 1826 war Julius Hübner mit dem Maler Theodor Hildebrandt, seinem Bruder August Hübner, dem Buchhändler August Effert und dem jungen Hermann Lengerich in einem Freundschaftsbund Pentadelphie zusammengeschlossen.[3] Dieser traf sich regelmäßig und tauschte sich über Kunst, Literatur und kreative Ideen aus.

Düsseldorf, Rom, Berlin 1826–1838

Überblick

1826 folgte Julius Hübner seinem Lehrer Schadow nach Düsseldorf, wo er familiär und künstlerisch zu dessen engem Zirkel gehörte. Von 1829 bis 1831 hielt er sich mit Freunden in Rom auf, 1831 bis 1833 wieder in Berlin. Von 1833 bis 1837/1838 gehörte er an der Kunstakademie Düsseldorf zur Meisterklasse Schadows. Unter Schadow entwickelte Hübner eine „Tendenz zum Akademischen“, die ihn zu „einem der prägnantesten Vertreter der Düsseldorfer Malerschule“ machte.[4]

Einzelne Werke

Im Jahr 1828 wurde er durch sein Gemälde Die Fischer nach Goethes Ballade bekannt, an welchem besonders „die Schönheit der Formen und des Ausdrucks gefiel“. Zu gleicher Zeit entstand das Bild Roland, die Prinzessin Isabella aus der Räuberhöhle befreiend (Der rasende Roland), wonach Joseph von Keller einen Stich fertigte.

Während seines Aufenthalts in Italien (1829–1831) malte er Ruth, ihre Schwiegermutter Naomi in die Fremde begleitend (1831, Berliner Nationalgalerie). Für den Berliner Kunstverein entstand 1832 Simson, die Säulen einreißend.

1833 war er wieder in Düsseldorf, wo 1834 u. a. Amalie Bensinger (1809–1889) eine seiner Schülerinnen war. In den Jahren 1836/1837 schuf er für die Düsseldorfer Andreaskirche ein Altarbild Christus an der Geißelsäule. Wegen der in damaliger Zeit als anstößig empfundenen „nackten Darstellung des leidenden Heilandes“ wurde er anfangs kritisiert.

Dresden 1839–1882

1839 berief man Julius Hübner an die Kunstakademie nach Dresden. Seit 1841 war er dort Professor und entfaltete eine umfangreiche Lehrtätigkeit. 1845 wurden ihm die Ehrenbürgerrechte der Stadt Meißen verliehen. 1871 wurde Hübner Direktor der Dresdner Königlichen Gemäldegalerie (heute: Gemäldegalerie Alte Meister und Galerie Neue Meister).

Julius Hübner starb am 7. November 1882 in Loschwitz bei Dresden an einer Rippenfellentzündung, nachdem er kurz vorher in den Ruhestand getreten war. Er wurde auf dem Trinitatisfriedhof beigesetzt; das Grab ist nicht erhalten.

Ehe und Nachkommen

Porträt der Pauline Hübner, der Ehefrau des Künstlers, 1829, Alte Nationalgalerie, Berlin

Julius Hübner war verheiratet mit Pauline Charlotte Bendemann, einer Schwester des Malers Eduard Bendemann. Das Paar hatte acht Kinder:

  • Emma Hübner (1830–1844)
  • Paul Hübner (1831–1833)
  • Emil Hübner (1834–1901), Philologe und Epigraphiker, verheiratet mit Marie Droysen (1839–1896), einer Tochter des Historikers Johann Gustav Droysen
  • Fanny Hübner (1835–1875)
  • Hans Hübner (1837–1884), Professor für Chemie in Göttingen
  • Franz Hübner (1840–1891), Oberstleutnant
  • Eduard Hübner (1842–1924), Maler
  • Martin Hübner (1846–1908), Bankier

Werke (Auswahl)

Von seinen Werken aus der Düsseldorfer Periode sind zu nennen:

Für den Kaisersaal im Frankfurter Römer malte er Friedrich III., für die Stadtkirche zu Meißen einen Christus, für die Marktkirche in Halle ein großes Altarbild: Sehet die Lilien auf dem Feld, nach der Bergpredigt.

Forellenfischer an einem Mühlbach, 1851

In Dresden entstanden:

  • Forellenfischer an einem Mühlbach (1851)
  • Das goldene Zeitalter (Dresdner Galerie (Kriegsverlust), eine Wiederholung in der Berliner Nationalgalerie – wiederentdeckt 2009 im Museum von Simferopol)
  • ein großes Bild aus der Apokalypse: die Hure Babylon auf dem siebenköpfigen Drachen auf Wolken, während der Engel des Herrn dem Evangelisten die Vision deutet (1852, Petersburg)
  • Karl V. in San Yuste
  • Friedrichs letzte Tage in Sanssouci
  • Amor im Winter
  • Magdalena vor dem Leichnam Christi
  • Der zwölfjährige Christus im Tempel
  • Die Disputation Luthers mit Eck (1866, ehem. Staatl. Gemäldegalerie Dresden, 1945 zerstört)
  • Luther schlägt die Thesen an (1878, Lutherhaus Wittenberg)

Illustrationen (Auswahl)

Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf:

  • In: ABC-Buch für kleine und große Kinder / gezeichnet von Dresdner Künstlern. Mit Erzählungen und Liedern von R. Reinick und Singweisen von Ferdinand Hiller. Leipzig: Wigand, 1845. – Digitalisierte Ausgabe
  • In: Reinick, Robert. Lieder eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde. zwischen 1836 und 1852.
    • Lieder eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde. Düsseldorf: Schulgen-Bettendorff, 1836, Probedruck. Digitalisierte Ausgabe
    • Lieder eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde. Düsseldorf: Schulgen-Bettendorff, 1838, farbige Mappen-Ausgabe. Digitalisierte Ausgabe
    • Lieder eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde. Düsseldorf: Schulgen-Bettendorff, 1838. Digitalisierte Ausgabe
    • Lieder eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde. Düsseldorf: Buddeus, zw. 1839 und 1846. Digitalisierte Ausgabe
    • Lieder eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde. Leipzig: Vogel, ca. 1852. Digitalisierte Ausgabe
  • In: Die Nibelungen. In Prosa übersetzt, eingeleitet und erläutert von Johannes Scherr. Leipzig: Wigand, 1860. Digitalisierte Ausgabe
  • In: Der Nibelunge Lied. Abdruck der Handschrift des Freiherrn Joseph von Laßberg. Leipzig: Wigand, 1840. Digitalisierte Ausgabe
  • In: Das Nibelungenlied. Mit Holzschnitten nach Originalzeichnungen von Eduard Bendemann und Julius Hübner. Leipzig: Wigand, 1840. Digitalisierte Ausgabe
  • Schadow und seine Schule: Festrede. Bonn: Cohen, 1869. Digitalisierte Ausgabe

Gedichte und Nachdichtungen

  • Helldunkel. Aus dem poetischen Tagebuch eines Malers. Sonette und Lieder von Julius Hübner. George Westermann, Braunschweig 1871 (Digitalisat bei Google Books)
  • Helldunkel. Aus dem poetischen Tagebuch eines Malers. Sonette und Lieder von Julius Hübner. Zweite Folge. Theodor Meinhold, Dresden 1876 (Digitalisat bei Google Books)
  • Hundert ausgewählte Sonette Francesco Petrarkaʼs übersetzt von Julius Hübner. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1868 (zweisprachige Ausgabe; Digitalisat im Internet Archive)

Literatur

  • Karl Koetschau: Frühe Bildnisse von Julius Hübner. Düsseldorf: Schwann, [1925]. – 16 S.: mit Taf.
  • Hermann Arthur LierHübner, Julius. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 50, Duncker & Humblot, Leipzig 1905, S. 774–777.
  • Elias H. Füllenbach: St. Andreas in der Düsseldorfer Altstadt. In: Bettina Baumgärtel (Hrsg.): Orte der Düsseldorfer Malerschule. Spuren der Künstler in Düsseldorf. Rheinische Kunststätten 528, Köln 2011, S. 68–69.
  • Elisabeth Hipp: Julius Hübners Katalog der Gemäldegalerie im Semperbau von 1856. In: Dresdener Kunstblätter, 49.2005, 4, S. 229–234.
  • Hans Mackowsky: Julius Hübner 1806–1882. Ausstellung in der National-Galerie. Dezember 1925 – Januar 1926. Berlin: Boll, 1925. – 30 S.: mit Abb.
  • Konrad Renger: „Weil ich ein Maler bin soll ich nicht dichten …“: zu Julius Hübner als Buchillustrator und Poet. In: De arte et libis, Festschrift Erasmus 1934–1984 / (editor: Abraham Horodisch). – Amsterdam: Erasmus, 1984, S. 369–386.
  • Robert und Clara Schumanns Briefwechsel mit Eduard Bendemann, Julius Hübner, Johann Peter Lyser und anderen Dresdner Künstlern, hg. von Renate Brunner, Michael Heinemann, Irmgard Knechtges-Obrecht, Klaus Martin Kopitz und Annegret Rosenmüller, Köln 2014 (= Schumann-Briefedition, Serie II, Band 6), Köln 2016, S. 539–664
  • Katharina Wippermann: Julius Hübners „Ruth und Naemi“ als interkonfessionelles Programmbild. In: Jahrbuch der Berliner Museen, N.F. 50.2008 (2009), S. 155–163.
  • Birgid Monschau-Schmittmann: Julius Hübner (1806–1882). Leben und Werk eines Malers der Spätromantik. Münster [u. a.]: LIT, 1993. – VIII, 315 S.

Weblinks

Commons: Julius Hübner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Julius Hübner – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Hütt: Die Düsseldorfer Malerschule 1819–1869. VEB E. A. Seemann Buch- und Kunstverlag, Leipzig 1984, S. 282
  2. Karl Jünger: Wilhelm Wackernagel als Dichter
  3. Ernst Friedel: Zur Geschichte der Nicolaischen Buchhandlung und des Hauses Brüderstraße 13 in Berlin. Berlin 1891. S. 26–28
  4. Wend von Kalnein: Die Düsseldorfer Malerschule. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1979, ISBN 3-8053-0409-9, S. 347

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Pauline Hübner, by Julius Hübner.jpg
Pauline Hübner, geb. Bendemann
Kollektivarbeit von Eduard Bendemann, Theodor Hildebrandt, Julius Hübner, Wilhelm von Schadow, und Karl Ferdinand Sohn. Der Schadow-Kreis (Die Familie Bendemann und ihre Freunde), (1830-31).jpg
Kollektivarbeit von Eduard Bendemann (Zweiter oben links), Theodor Hildebrandt (Dritter oben links), Julius Hübner (unten rechts) mit seiner Frau Pauline Hübner, geborene Bendemann mit ihrer Tochter Emma und ihren Eltern Anton Heinrich Bendemann und dessen Ehefrau Fanny Eleonore (im Zentrum des Gemäldes), Friedrich Wilhelm von Schadow (rechts oben), und Karl Ferdinand Sohn (Erster oben links). Der Schadow-Kreis (Die Familie Bendemann und ihre Freunde), (1830-31)
Julius Huebner Selbstportrait 1859.JPG
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Julius Hübner Selbstportrait von 1859 - Privatbesitz