John Gielgud

John Gielgud, 1973
Fotografie von Allan Warren
John Gielgud, 1936
Fotografie von Carl van Vechten, aus der Van Vechten Collection der Library of Congress

Sir Arthur John Gielgud, OM, CH, [ˈɡiːlɡʊd] (* 14. April 1904 in Kensington, England; † 21. Mai 2000 in Wotton Underwood, England) war ein britischer Schauspieler und Regisseur. Er gilt als einer der herausragendsten englischen Theaterdarsteller des 20. Jahrhunderts. Auch als Filmschauspieler konnte Gielgud über Jahrzehnte Erfolge verzeichnen; 1982 gewann er den Oscar als bester Nebendarsteller für Arthur – Kein Kind von Traurigkeit. Gielgud ist einer der wenigen Künstler, die Emmy, Grammy, Oscar und Tony Award gewonnen haben.

Karriere

Seine Vorfahren Giełgudowie stammen aus der Stadt Gelgaudiškis im südwestlichen Litauen. Sein Vater war Franciszek Henry Giełgud (1860–1949) und seine Mutter war Kate Terry-Giełgud (1868–1958). John Gielguds Weg in die Schauspielerei war bereits vorgezeichnet, er war Mitglied der Terry family, einer bedeutenden Theaterdynastie. Seine Großmutter Kate Terry und mehr noch seine Großtante Ellen Terry waren prominente Bühnenschauspielerinnen des 19. Jahrhunderts.

Erste Erfahrungen sammelte er ab 1922 bei der Schauspieltruppe von Phyllis Neilson-Terry (1892–1977), seiner Cousine. Nach seinem Abschluss an der Royal Academy of Dramatic Art in London arbeitete er in den folgenden Jahrzehnten am West End und am Old Vic Theatre, und gelegentlich auch am Broadway in New York. Er spielte bereits 1930 das erste Mal Hamlet und galt neben Sir Laurence Olivier und Sir Alec Guinness als der bedeutendste Interpret der großen Rollen von William Shakespeare seiner Zeit. Bereits in jungen Jahren führte der Bühnenstar auch Regie und leitete über lange Zeit das Old Vic Theatre, wobei er hochklassige Shakespeare-Produktionen auf die Bühne brachte. Neben Shakespeare trat Gielgud aber auch in den Stücken jüngerer Autoren auf. Er produzierte ebenfalls Schallplattenfassungen von Theaterstücken, zum Beispiel Oscar Wildes Bunbury für die Columbia.

Gielgud gab sein Filmdebüt bereits 1924, stand in den nächsten Jahrzehnten trotz vieler Angebote aber nur sehr ausgewählt vor der Kamera. Einer seiner wenigen Filme war die Hauptrolle in Alfred Hitchcocks Geheimagent von 1935. 1953 war er der Cassius in Joseph L. Mankiewicz’ Verfilmung von Shakespeares Julius Caesar. Nachdem er sich lange eher abfällig über die Filmschauspielerei geäußert hatte, stand er ab den 1950er-Jahren vermehrt vor der Kamera. Eine Oscar-Nominierung erhielt Gielgud 1964 für die Rolle König Ludwigs VII. in der Verfilmung des Theaterstücks Becket von Jean Anouilh (1964). 1982 erhielt er einen Oscar für die Rolle des sarkastischen Butlers in der Komödie Arthur – Kein Kind von Traurigkeit. Er drehte bis ins hohe Alter und trat unter anderem in David Helfgotts Shine (1996) als Klavierlehrer auf. Sein letzter Film wurde in seinem Todesjahr veröffentlicht.

Gielgud wurde in den deutschen Synchronisationen seiner Filme vor allem von vier einander sehr ähnlich klingenden Sprechern vom Typ des würdevollen älteren Herrn gesprochen, die ihm alle vier in annähernd gleich vielen Filmen ihre Stimmen liehen: Friedrich Schoenfelder, Leo Bardischewski, Friedrich W. Bauschulte und Wilhelm Borchert.[1]

Privatleben

1953 wurde Gielgud anlässlich eines Klappenbesuchs strafrechtlich verurteilt. Die Öffentlichkeit hat ihn aber deswegen nicht abgelehnt, sondern er erhielt nach seinem nächsten Bühnenauftritt eine stehende Ovation. Dies half mit, die Entkriminalisierung der Homosexualität in England und Wales voranzutreiben. Im selben Jahr wurde er von Königin Elisabeth II. zum Ritter geschlagen. Zwischen 1977 und 1989 war Gielgud zudem Leiter der Royal Academy of Dramatic Art. Sein langjähriger Lebensgefährte Martin Hensler (1932–1999), den er in den 1960er Jahren bei einer Ausstellung in der Tate Gallery kennengelernt hatte, starb wenige Monate vor Sir John.

Für ein leicht morbides Geheimnis sorgt bis heute ein Brief von Gielgud an seinen Schauspielkollegen Stringer Davis (bekannt aus den Miss-Marple-Filmen), den dieser bei seinem Tode ungeöffnet in seiner Pyjamajacke trug. Der Brief wurde ungeöffnet mit Davis beerdigt. Über den Inhalt hat Gielgud bis zu seinem Tode Stillschweigen bewahrt.

Der Schriftsteller Val Gielgud (1900–1981) war sein älterer Bruder.

1994 wurde das Gielgud Theatre in London nach ihm benannt.

Filmografie (Auswahl)

Auszeichnungen

Literatur (Auswahl)

  • John Gielgud: Acting Shakespeare. Pan Books, London 1997, ISBN 0-330-35224-5 (zusammen mit John Miller).
  • John Gielgud: An Actor and his Time. Penguin Books, Harmondsworth 1981, ISBN 0-14-005636-X (Autobiografie).
  • John Gielgud: Stage directions. Greenwood Press, Westport, Conn. 1979, ISBN 0-313-21035-7.
  • Robert Mangan (Hrsg.): Correspondence Sir John Gielgud. A life in Letters. Arcade Publ., New York 2004, ISBN 1-55970-729-1).
  • Robert Tanitch: Gielgud. Harrap, London 1988, ISBN 0-245-54560-3 (Biografie).

Weblinks

Commons: John Gielgud – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. John Gielgud. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 5. Februar 2021.
  2. Roy Somlyo: The Tony Award: a complete listing of winners and nominees of the American Theatre Wing's Tony Award with a history of the American Theatre Wing. Heinemann, London 2001, ISBN 978-0-325-00294-1.
  3. Jonathan Croall: Gielgud – A Theatrical Life, 1904–2000. Methuen, London 2000, ISBN 978-0-413-74560-6.
  4. a b John Gielgud. Hollywood Foreign Press Association, abgerufen am 25. Februar 2014.Vorlage:Cite web/temporär
  5. John Gielgud. Academy of Television Arts & Sciences, abgerufen am 25. Februar 2014.Vorlage:Cite web/temporär

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Autor/Urheber: Allan warren, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Sir John Gielgud taken in the photographer's home, London