Johann Georg Krünitz

Johann Georg Krünitz, Gemälde von Ferdinand Collmann nach Heinrich Franke, 1795, Gleimhaus Halberstadt

Johann Georg Krünitz (* 28. März 1728 in Berlin; † 20. Dezember 1796 ebenda) war ein deutscher Enzyklopädist, Lexikograph, Naturwissenschaftler und Arzt. Von besonderem Umfang und Wert ist sein Beitrag zur allgemeinsprachlich nach ihm benannten Oeconomisch-technologischen Encyklopädie: Der Krünitz.

Leben

Johann Georg Krünitz ist der Sohn des Kaufmannes Georg Christoph Krünitz. Er studierte ab 1747 in Göttingen und Frankfurt (Oder) Medizin und Naturwissenschaften. Nach seiner Promotion 1749 (Thema der Dissertation: De matrimonio multorum morborum remedio) war er in Frankfurt (Oder) zunächst als Arzt tätig. 1752 heiratete er Anna Sophie Lehmann. 1759 ließ er sich in Berlin nieder, wo er bis 1776 als Arzt praktizierte. Danach widmete er sich ausschließlich seiner[1] Encyclopädie.

Nachdem Anna Sophie 1780 verstorben war, heiratete Krünitz 1786 in zweiter Ehe Charlotte Wilhelmine Halle, die Tochter des Ökonomen Johann Samuel Halle. Im Jahr 1792 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt.[2] Er starb 1796 während der Arbeit zum Stichwort Leiche in Band 73 der Oeconomischen Encyclopädie.

„Schon arbeitete er an gegenwärtigem drey und siebzigsten Bande, und er vollführte einige Bogen davon bis zum Artikel Leiche“

Friedrich Jakob Floerken: D. Johann Georg Krünitz, ökonomisch-technologische Encyklopädie …, Drey und siebzigster Theil

„Herr Doctor Krünitz bleibt sich immer gleich; sein Fleiß ist nicht zu ermüden, und es ist in der That zu bewundern, wie ein einziger Mann einem solchen Werke, womit eine Gesellschaft genug zu thun hätte, gewachsen seyn kann.“

Rezension im Reichs-Postreuter vom 9. April 1781[3]

Werk

Oeconomische Encyclopädie, Berlin 1779
Das Gesamtwerk der Oeconomischen Encyclopädie in der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften

Nach vielfältigen Arbeiten als Übersetzer, Autor und Herausgeber von Werken aus den Bereichen Naturwissenschaften, Medizin und „Ökonomie“ wurde er vom Buchhändler und Verleger Joachim Pauli mit der Erarbeitung einer Enzyklopädie betraut, die zunächst als Übersetzung und Zusammenfassung zweier französischsprachiger Enzyklopädien geplant war.[4] Bereits ab dem ersten Band, der 1773 erschien, begann sich jedoch ein die Vorlagen bei weitem übertreffendes Werk zu entwickeln. Spätestens ab dem 1775 erschienenen fünften Band, ab dem sie anhand einer neu gestalteten Liste der Lemmata weitergeführt wurde, ist Krünitz’ Oeconomische Encyclopädie als eigenständiges Werk zu betrachten.

Krünitz, der über ein breit gefächertes Wissen, gute Sprachkenntnisse, immensen Fleiß und nicht zuletzt über eine umfangreiche Privatbibliothek von rund 15.000 Bänden verfügte, konnte die ersten 72 Bände selbst vollenden. Die Enzyklopädie wurde nach seinem Tod von mehreren Bearbeitern fortgeführt und erst 1858 mit dem 242. Band abgeschlossen. Sie gilt heute noch als wichtige Quelle zu Wirtschaft und Technik der Zeit zwischen Aufklärung und Industrialisierung, wenngleich der letzte Bearbeiter, Carl Otto Hoffmann, das Werk im Bewusstsein beendete, dass es den Anforderungen seiner Zeit nicht mehr gerecht würde.

In der Allgemeinen Deutschen Biographie von 1883 schreibt August Hirsch in einem Unterton, der aus heutiger Sicht der Leistung des Fachautors Krünitz wenig angemessen scheint:

„Er habilitierte sich hier (Frankfurt a.O.) als Arzt und Privatdocent, reussirte jedoch auf beiden Gebieten so wenig, daß er seine Stellung aufgab und nach Berlin zurückkehrte, um sich ausschließlich litterarischen Arbeiten hinzugeben. […] In seiner schriftstellerischen Thätigkeit, welche enorme Dimensionen annahm, hat er sich fast nur auf compilatorische Arbeiten beschränkt.“

Literatur

  • Dagmar Bouziane, Heike Krems, Ruth Weiß: „… und die Lust und Trieb zu arbeiten unbeschreiblich …“ Johann Georg Krünitz und seine Oekonomisch-technologische Encyklopädie. Ausstellung aus Anlass des 200. Todestages von Johann Georg Krünitz. Wiesbaden 1996, ISBN 3-88226-897-2.
  • Wolfhard WeberKrünitz, Johann Georg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-00194-X, S. 110 f. (Digitalisat).
  • August HirschKrünitz, Johann Georg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 17, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 253.
  • Annette Fröhner: Technologie und Enzyklopädismus im Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert (= Mannheimer historische Forschungen. Band 5). Palatium-Verlag, Mannheim 1994, ISBN 3-920671-12-0.

Weblinks

Wikisource: Johann Georg Krünitz – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Johann Georg Krünitz: Oekonomische Encyclopädie oder allgemeines System der Staats-, Haus- u. Landwirthschaft, in alphabetischer Ordnung. 242 Bände. 1773–1858.
  2. Johann Georg Krünitz. In: Mitgliederverzeichnis seit 1652. Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften, 2024. Auf Leopoldina.org, abgerufen am 16. Januar 2024.
  3. Oekonomische Encyclopädie. In: Reichspostreuter / Reichs(-)Post-Reiter, 9. April 1781, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/rpr
  4. Donato Clorinda: Übersetzung und Wandlung des enzyklopädischen Genres: Johann Georg Krünitz' „Oeconomische Encyclopädie“ (1771–1858) und ihre französischsprachigen Vorläufer. In: Hans-Jürgen Lüsebrink, Rolf Reichardt (Hrsg.): Kulturtransfer im Epochenumbruch Frankreich – Deutschland 1770 bis 1815. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 1997, ISBN 3-931922-18-9, Bd. 2, S. 539–565.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Oeconomische Encyclopädie Berlin 1779.jpg
Titelblatt des 18. Bandes der Oeconomischen Encyclopädie: „Oeconomische Encyclopädie oder allgemeines System der Staats-Stadt-Haus-u. Landwirthschaft, in alphabetischer Ordnung; von D. Johann Georg Krümitz. Achtzehenter Theil von Get bis Glasur. Berlin 1779, bey Joachim Pauli, Buchhändler.“
13-11-02-olb-by-RalfR-22.jpg
Autor/Urheber: Ralf Roletschek , Lizenz: CC BY 3.0
Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften