James K. Galbraith

James K. Galbraith bei einem Gremium der Welthandels- und Entwicklungskonferenz (2012)

James K. Galbraith (James Kenneth Galbraith; * 29. Januar 1952) ist ein US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler und Hochschullehrer. Er ist derzeit Professor an der Lyndon B. Johnson School of Public Affairs auf dem Lloyd M. Bentsen Jr. Lehrstuhl für Government/Business Relations der University of Texas at Austin, außerdem Senior Scholar am Levy Economics Institute des Bard College.

Leben

James K. Galbraith ist ein Sohn des bekannten US-Ökonomen John Kenneth Galbraith. Er hat sein Studium in Harvard und Yale (Ph.D. in Wirtschaftswissenschaften, 1981) abgeschlossen. Als Marshall Scholar studierte er 1974–1975 am King’s College in Cambridge, bevor er in verschiedenen Stabspositionen des US-Kongresses tätig war, einschließlich der Stelle des Executive Director of the Joint Economic Committee.

Im Jahr 1985 war er Gastforscher der Brookings Institution. Er leitete das Ph.D.-Programm der LBJ Schule in Public Policy von 1995 bis 1997 und führt bis heute das Texas Inequality Project, eine informelle Forschungsgruppe, die an der LBJ-Schule angesiedelt ist. Er ist Herausgeber der Zeitschrift Structural Change and Economic Dynamics.[1]

Galbraith gilt als Vertreter der auf Ideen von Hyman P. Minsky aufbauenden Modern Monetary Economics.[2]

Im März 2008 nutzte Galbraith die 25. Annual Milton Friedman Distinguished Lecture für eine Generalabrechnung mit dem Washington Consensus.[3] Er trat entschieden dafür ein, dass keynesianische Lösungen der richtige Weg zur Bekämpfung der Weltfinanzkrise ab 2007 wären, während ein monetaristischer Ansatz die Rezession nur verstärken würde. Als Ende 2008 und 2009 weltweit zahlreiche politische Entscheidungsträger anscheinend in Übereinstimmung mit Galbraiths Ansichten die öffentlichen Ausgaben erhöhten und Steuern senkten, wertete die Financial Times dieses Revival des Keynesianismus als erstaunliche Abkehr von den Lehrmeinungen der letzten Jahrzehnte.[4]

Galbraith engagierte sich zuletzt mehrfach für die Bewegung Demokratie in Europa (DiEM25) und die Progressive Internationale (PI).[5][6]

Ähnlich wie sein Vater John Kenneth Galbraith beim Schreiben von 'A Tenured Professor' ist James K. Galbraith auch ein Kritiker seines eigenen Berufs:

"Führende Wirtschaftsakteure der heutigen Generation der 40er und 50er haben sich zu einer Art Politbüro für richtiges ökonomisches Denken zusammengeschlossen. Als allgemeine Regel – wie man es von einem Gentleman’s Club erwarten könnte – hat sie dies bei allen wichtigen politischen Fragen auf die falsche Seite gestellt, und das nicht erst seit kurzem, sondern seit Jahrzehnten. Sie sagen eine Katastrophe voraus, wo keine eintritt. Sie leugnen die Möglichkeit von Ereignissen, die dann passieren. Sie bieten einen „Vergewaltigung ist wie das Wetter“-Fatalismus über ein „unvermeidliches“ Problem (Lohnungleichheit), das dann allmählich zurückgeht. Sie lehnen die grundlegendsten, anständigsten und vernünftigsten Reformen ab und bieten stattdessen Placebos an. Sie sind immer überrascht, wenn tatsächlich etwas Unvorhersehbares (wie eine Rezession) eintritt. Und wenn sie schließlich spüren, dass eine Position nicht aufrechterhalten werden kann, überprüfen sie ihre Ideen nicht erneut. Stattdessen wechseln sie einfach das Thema."[7]

Ehrungen

Schriften (Auswahl)

  • Balancing Acts. Technology, Finance and the American Future. Basic Books, New York 1989, ISBN 0-465-00584-5
  • mit Robert Heilbroner (Hrsg.): The Economic Problem. Prentice-Hall, Englewood Cliffs 1990, ISBN 0-13-225194-9
  • mit William Darity Jr. (Hrsg.): Macroeconomics. Houghton Mifflin, Boston 1994, ISBN 0-395-52241-2
  • Created Unequal. The Crisis in American Pay. The Free Press, New York 1998, ISBN 0-684-84988-7
  • mit Maureen Berner (Hrsg.): Inequality and Industrial Change. A Global View. Cambridge University Press, Cambridge 2001, ISBN 978-0-521-00993-5
  • Unbearable Cost: Bush, Greenspan and the Economics of Empire. Palgrave Macmillan, 2006, ISBN 0230019013
  • Maastricht 2042 and the Fate of Europe: Toward Convergence and Full Employment. Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 2007, ISBN 978-3-89892-624-9 (470 kB)
  • The Predator State. How Conservatives Abandoned the Free Market and Why Liberals Should Too. The Free Press, 2008
  • Der geplünderte Staat oder was gegen den freien Markt spricht. Rotpunktverlag, Zürich 2010, ISBN 978-3-85869-417-1
  • Wachstum neu denken. Was die Wirtschaft aus den Krisen lernen muss. Rotpunktverlag, Zürich 2016, ISBN 978-3-85869-691-5
  • Welcome to the Poisoned Chalice: The Destruction of Greece and the Future of Europe. Yale University Press, New Haven 2016, ISBN 978-0-300-22044-5.

Weblinks

Fußnoten

  1. Editorial Board, Structural Change and Economic Dynamics, abgerufen am 10. Mai 2019.
  2. Dylan Matthews: Modern Monetary Theory is an unconventional take on economic strategy „Modern Monetary Economics“ In: Washington Post. 18. Februar 2012
  3. James K Galbraith: The Collapse of Monetarism and the Irrelevance of the New Monetary Consensus. (PDF) The University of Texas, archiviert vom Original am 17. März 2009; abgerufen am 28. Februar 2009.
  4. Chris Giles, Ralph Atkins, Krishna Guha: The undeniable shift to Keynes. The Financial Times, abgerufen am 23. Januar 2008.
  5. James Galbraith: James Galbraith's memoir of lifelong struggles to make economics a force for good - James Galbraith. In: DiEM25. 6. Januar 2020, abgerufen am 30. November 2022 (britisches Englisch).
  6. Albena Azmanova, James K. Galbraith: Azmanova & Galbraith: Disaster Capitalism or the Green New Deal. In: Progressive International. 14. Mai 2020, abgerufen am 30. November 2022 (englisch).
  7. https://web.archive.org/web/20110810202347/http://prospect.org/cs/articles?article=how_the_economists_got_it_wrong (englisch), abgerufen am 1. Februar 2023
  8. Leontief Prize for Advancing the Frontiers of Economic Thought. ase.tufts.edu, abgerufen am 12. Oktober 2015 (englisch).

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Professor James Galbraith at the "Inequality and Sustainability" UNCTAD Trade and Development Board , Geneva , 2012