Jakob Villinger von Schönenberg

Glasfenster im Chorumgang des Freiburger Münsters gestiftet von: Jakob Villinger von Schönenberg Rö[misch] key[serlicher] Maj[estät] Schatzmeister in T[e]utschen Landen und Ursula Adlerin sin ehlich husfrow in dem jor do man zalt nach Christi gepurt 1524. Die Stifterfiguren knien an der Seite des Apostels Jakobus

Jakob Villinger von Schönenberg (* 1480 wahrscheinlich in Schlettstadt; † 1529) war seit 1510 Schatzmeister Maximilians I.

Aus einfachen Verhältnissen stammend besuchte Jakob Villinger von Schönenberg die damals berühmte Lateinschule in Schlettstadt. Ab 1501 arbeitete er in der königlichen Finanzkammer zunächst als Registrator und Buchhalter. Unter dem Kanzler Konrad Stürtzel nahm er als Reichspfennigmeister an den Verhandlungen mit den nicht zahlungswilligen Schweizern teil. Wegen seiner Verdienste adelte ihn der König 1504 mit dem Titel von Schönenberg. Im Jahre 1508 übernahm er als Kammermeister die königliche Finanzkammer und hatte ab 1510 eine eigene Kanzlei mit einem Jahresgehalt von 2000 Gulden.

Villinger als Finanzstratege

Mit großen Vollmachten ausgestattet, bestellte ihn der Kaiser 1512 zum Reichsschatzmeister. In diesem Amt entwickelte sich Villinger zum großen Geldbeschaffer Maximilians, dem er 1515 den Wiener Fürstentag, 1516 die geplante „große Mailänder Offensive“ zur Rückgewinnung des an Frankreich verlorenen Sforza-Erbes, den Augsburger Reichstag von 1518 und die Vorbereitungen zur Königswahl seines Enkels Karls V. finanzieren musste. Dazu verpfändete der Reichsschatzmeister wie schon seine Vorgänger Monopole, Bergwerke und Grundbesitz und nahm nach längerem Streuben sogar die Finanzhilfen Jakob Fuggers „des Reichen“ in Anspruch. Häufig finanzierte Villinger Staatsausgaben auch aus seiner eigenen Tasche. So beliefen sich seine Forderungen beim Tode Maximilians im Jahre 1519 gegenüber dem Kaiser und der Hofkammer auf 189.554 Gulden, so dass er befürchtete, „in Grund und Boden zu verderben“.[1]

Villingers Beziehungen zu Freiburg

Der Freiburger Stadtrat lernte Villinger wohl kurz nach seinem Dienstantritt in der königlichen Finanzkammer kennen, als er sich um die Rückzahlung von 9000 Gulden kümmerte, Schulden, die das Königspaar bei seinen Aufenthalt während des Reichstags 1498/99 bei den Bürgern gemacht hatte. Seit 1506 besaß Villinger in der Freiburger Barfüßergasse (heute Franziskanergasse) ein Haus. Wegen seiner Heiratsabsichten mit Afra Spilman, einer Freiburger Bürgerstochter, bemühte er sich, die Talvogtei in Kirchzarten zu erwerben, doch der Stadtrat lehnte sein Gesuch ab und auch die geplante Heirat zerschlug sich.

Als Villinger 1511 das Freiburger Bürgerrecht erhalten hatte, richtete er ein Gesuch an den Stadtrat aus seinem „haws zu Freyburg in der parfueßer gassen einen namlichen paw zu vollbringen“.[2] Nachdem Ludwig Villinger, womöglich ein Bruder Jakobs, die Nachbargebäude 1514 erworben und sie im Hinblick auf die Errichtung „des namhaften Bau“ hatte abreißen lassen, erteilte der Stadtrat allerdings erst 1516 die Baugenehmigung. So konnte Villinger 1517 das an Stelle der ursprünglichen Häuser errichtete Haus zum Walfisch beziehen. Im selben Jahr erlaubte ihm der Stadtrat, seinen Grundbesitz um weitere Hofstätten in der Gauchstraße an der Rückseite des Hauses zum Walfisch zu erweitern mit der Auflage, gegenüber der Schiffstraße wieder „husliche wonungen“ zu bauen. Auf dem übrigen Grund dürfe er einen „lustgarten“ errichten.[2]

Auch nach seiner Übersiedlung nach Augsburg im Jahre 1512, wo er in die angesehene Kaufmannsfamilie Adler einheiratete, ein Haus kaufte und in die Kaufleutezunft eintrat, setzte sich Villinger weiter für Freiburg ein, als der, „der sich fur (vor) all ander, uff die wir ye zu zitten unnser hoffnung gesetzt hetten, getrüwlich und gutwilligklich bewist und sich sonderlich allweg ein Fryburger ernempt (genannt) und für und für zuo pliben erbotten hat“.[3] So stiftete Villinger zusammen mit dem Ritter Wilhelm Böcklin von Böcklinsau, Dompropst in Magdeburg, 1524 eine Kapelle im Chorumgang des Freiburger Münsters.

Literatur

  • Clemens Bauer: Jakob Villinger. Großschatzmeister Kaiser Maximilians. Ein Umriß. In Syntagma Friburgense: historische Studien, Hermann Aubin dargebracht zum 70. Geburtstag am 23.12.1955. Thorbecke, Lindau 1956, S. 9–28.
  • Hans Schadek: Der Kaiser und seine Stadt. Maximilian I. und seine Beziehung zu Freiburg. In: Hans Schadek (Hrsg.): Der Kaiser in seiner Stadt, Maximilian I. und der Reichstag in Freiburg. Korf Edition, Freiburg 1998, ISBN 3-933056-64-0.

Einzelnachweise

  1. Hermann Wiesflecker: Kaiser Maximilian I. Das Reich, Österreich und Europa an der Wende, Band 5, R. Oldenbourg Verlag, München 1996, S. 260.
  2. a b Schadek, S. 228.
  3. Schadek, S. 235.

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Villinger-Böcklin-Kapelle left.jpg
Autor/Urheber: James Steakley, Lizenz: CC BY-SA 3.0
The left-hand window of the Villinger-Böcklin Chapel of the Freiburg Minster is a copy made ca. 1910 by Fritz Geiges of an original now located in the Augustinermuseum. An inscribed plate under the picture identifies the donors and the date of the donation (or origin): “Jakob Villinger von Schönenberg Rö[misch] key[serlicher] Maj[estät] Schatzmeister in T[e]utschen Landen und Ursula Adlerin sin ehlich husfrow in dem jor do man zalt nach Christi gepurt 1524” (Jakob Villinger von Schönenberg, Treasurer of His Roman Imperial Majesty, and Ursula Adler, his wedded wife, in the year 1524 counted after the birth of Christ).

Jakob Villinger, one of Freiburg’s most noteworthy and richest individuals in the early 16th century, was Emperor Maximilian’s treasurer as of 1501. In 1504, Maximilian dubbed him a knight, and from this time he called himself Villinger von Schönenberg. His wife, Ursula Adler, was a well-to-do woman with whom he jointly financed the construction and outfitting of the chapel.

The donor couple is depicted on the left-hand window with St. James the Greater, the name patron of Jakob Villinger. A fantastic Renaissance frame of columns, pillars, and arcades frames the scene. On the arches are angels’ heads and putti, which hold part of a rosary with golden and red balls and petals.

St. James the Greater is seated on a throne in the middle of a hilly landscape and holds crowns of eternal life above the heads of the two donors, kneeling at his sides, as a symbol of their successful pilgrimage. The massive and broadly seated saint wears a large pilgrim’s hat decorated with a scallop shell and is clothed in a broad red cape. Visible behind the figures is the pilgrimage cathedral of Santiago de Compostela, which according to legend is the burial place of St. James. In the open narthex of the church we see pilgrims at the table of a money-changer and in front of the church a stand where pilgrims’ symbols, scallop shells etc. are sold. Behind them to the left is a naked man in a bathhouse.

The name of the painter of this window painting is not preserved, but art historians have suggested that the architectural forms point to an Augsburg artist, a proposal bolstered by long-term residency of the donors in Augsburg, which was furthermore the birthplace of Ursula Adler. The window was probably made in the Ropstein workshop in Freiburg.