Israelischer Film

Die Geschichte des Films in Israel beginnt mit ersten Filmvorführungen auf dem Gebiet Palästinas im Jahr 1900. Ab 1911 wurden zionistische Filme gedreht und nach der Staatsgründung 1948 entwickelte sich eine nationale Filmindustrie.

Häufig reflektieren israelische Filme typisch israelische Themen und gesellschaftliche Entwicklungen. Die Mehrzahl der Filme wird in hebräischer Sprache produziert, viele aber auch in Englisch, Arabisch sowie weiteren Sprachen. Israel wurde häufiger als jedes andere Land des Nahen Ostens für den Oscar für den besten fremdsprachigen Film nominiert.

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Geschichte

Vor der Staatsgründung

Eine der ersten Filmaufnahmen auf dem Gebiet des heutigen Israels wurde um 1896 für die Brüder Lumière im damaligen Osmanischen Reich gedreht. Der einminütige Film Départ de Jérusalem en chemin de fer zeigt die Abfahrt einer Eisenbahn aus dem Jerusalemer Bahnhof. 1900 erschien in der Zeitung »Hatzvi« ein Artikel von Hemda Ben-Jehuda, der Frau Eliezer Ben-Yehudas. Darin beschreibt sie, wie ein reisender Filmvorführer aus Italien durch Palästina zog und dem Publikum verschiedene mitgebrachte Filme zeigte. 1908 eröffneten jüdische Ägypter das erste Kino Palästinas, das »Oracle« in Jerusalem, weitere Kinos folgten.

Im Jahr 1911 produzierte der Brite Murray Rosenberg in Palästina den zionistischen Film »The First Film of Palestine«, der am zehnten Zionistenkongress uraufgeführt und danach überall in der Welt vor allem vor jüdischem Publikum gezeigt wurde. In der Folge entstanden im Auftrag verschiedener zionistischer Organisationen weitere Filme, die historische Stätten und Siedlungen der Jischuw porträtierten.

In den Dreißigern war der Film in Palästina stark vom sozialistischen Flügel des Zionismus beeinflusst. Viele Filme riefen dazu auf, das städtische Leben aufzugeben und gegen ein landwirtschaftliches Leben im Kibbuz zu tauschen. Wichtige Filmemacher dieser Zeit waren etwa Baruch Agadati oder Nathan Axelrod, Immigranten aus der Sowjetunion. In den Vierzigern fokussierten sich diese Filme unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs und dem Holocaust auf die Begründung einer Notwendigkeit eines Judenstaates, als Schutz vor Verfolgung.

Nach der Staatsgründung

Der Erste Arabisch-Israelische Krieg, die Staatsgründung 1948 und die darauf folgende massive Einwanderung waren zentrale Themen im israelischen Film der späten Vierziger und in den Fünfzigern. Zu einem der bekanntesten Filme aus dieser Periode wurde »Giv'a 24 Eina Ona« von Thorold Dickinson aus dem Jahr 1955, der den heroischen Kampf von vier Soldaten während des Ersten Arabisch-Israelischen Kriegs zeigt.

Diese Themen wurden hauptsächlich aus dem Blickwinkel der staatlichen Ideologie betrachtet, erst in den 1960er Jahren begann eine Loslösung der israelischen Kulturschaffenden von der Regierung. Damit kamen auch Filme auf, die sich mit den Klassenunterschieden in der israelischen Gesellschaft beschäftigten, insbesondere zwischen jüdischen Israelis verschiedener Herkunft. Solche Filme wurden auch Bourekas-Filme genannt. Wichtige Vertreter dieses neuen populären Unterhaltungskinos, das erstmals das Alltagsleben porträtierte, waren Menahem Golan und Ephraim Kishon.

Der 1964 gedrehte Film Sallah – oder: Tausche Tochter gegen Wohnung war die erste israelische Produktion, die für den Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert war. Die Regie übernahm – basierend auf einem seiner eigenen Bücher – Ephraim Kishon, produziert wurde der Streifen von Menahem Golan.

Menahem Golan und Yoram Globus, Cousins, arbeiteten erstmals bei der Produktion des Films El Dorado aus dem Jahr 1963 zusammen. Golan agierte als Regisseur und Drehbuchautor, Globus übernahm die Rolle des Produzenten. Diese erste Zusammenarbeit markierte den Beginn einer Jahrzehnte lang andauernden Kooperation der beiden. Bis 1979 waren sie ausschließlich in Israel selbst tätig. Unter ihrer Mitwirkung entstand u. a. mit Eis am Stiel der erste Teil der gleichnamigen, auch international erfolgreichen Filmreihe. Die Regie übernahm der ebenfalls in Israel geborene Boaz Davidson, der selbst zunächst als Regisseur und Drehbuchautor, und schließlich auch als erfolgreicher Filmproduzent im internationalen Filmgeschäft mitmischte. In den ersten vier Teilen der Eis am Stile Filmreihe verarbeitete Davidson Erlebnisse aus seiner eigenen Jugend.

Als erster und bislang einziger israelischer Regisseur gewann Moshé Mizrahi 1978 einen Oscar. Sein Film Madame Rosa wurde in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet.[1]

Die Bundesrepublik Deutschland und Israel unterzeichneten 1971 ein gemeinsames Filmabkommen.

Im Jahr 1979 übernahmen Globus und Golan Cannon Films und siedelten in den Vereinigten Staaten von Amerika über. Mit diesem Schritt weiteten die beiden ihre Filmproduktion international aus und produzierten neben zahlreichen B-Filmen auch hochklassige Produktionen ab. Insbesondere Actionfilme bildeten den Fokus und es entstanden Filmreihen wie American Fighter, Missing in Action. Ende der 1980er Jahre geriet die Firma in finanzielle Schwierigkeiten und wurde schließlich verkauft. Die Wege von Globus und Golan trennten sich, beide kehrten nach Israel zurück. Beide sind noch immer im Filmgeschäft tätig.

Die Brüder Danny Lerner und Avi Lerner sind ein weiteres Beispiel für israelische, international tätige Filmproduzenten. Ebenso wie Globus und Golan sammelten die beiden ihre ersten Erfahrungen im Filmgeschäft auch in Israel, teilweise auch nur indirekt als Manager eines Kinos. Unter ihrer Ägide entstehen vor allem Actionfilme mit bekannten Schauspielern wie Jean-Claude van Damme und Steven Seagal.

Film Festival

Das Jerusalem Film Festival ist ein internationales Filmfestival, das jährlich im Juli in Jerusalem stattfindet. Es widmet sich in erster Linie dem israelischen Filmgeschehen und findet seit 1984 statt.

Israelischer Filmpreis

Der israelische Filmpreis Ophir Award wurde erstmals 1982 und wird seit 1990 jährlich von der Israelischen Akademie für Film und Fernsehen für die herausragenden Arbeiten der israelischen Filmindustrie verliehen. Benannt ist der Preis nach dem israelischen Schauspieler Shaike Ophir.

Internationale Filmpreise

Israelische Filme konnten folgende internationale Filmpreise gewinnen:

Wichtige Filme

JahrOriginaltitelDeutscher TitelInternationaler TitelRegie
1964Sallah ShabatiSallah – oder: Tausche Tochter gegen WohnungNicht bekanntEphraim Kishon
1967ErvinkaErvinkaErvinkaEphraim Kishon
1969Te’alat BlaumilchDer BlaumilchkanalNicht bekanntEphraim Kishon
1970Ha-Shoter AzulaiSchlaf gut, Wachtmeister!Nicht bekanntEphraim Kishon
1978Eskimo LimonEis am StielEskimo LimonBoaz Davidson
1991Me'ever LayamOver the OceanBeyond the seaJacob Goldwasser
1992Ha-Chayim Al-Pi AgfaLife According to Agfa – NachtaufnahmenLife According to AgfaAssi Dayan
1993Lahav HatzuiDrei Wochen in JerusalemDouble EdgeAmos Kollek
1995Hole Ahava B'Shikun Gimelnicht bekanntLovesick on Nana StreetSavi Gavison
1996Clara HakedoshaSaint ClaraSaint ClaraAri Folman und Ori Sivan
1998Kirkas PalestinaZirkus PalestinaCircus PalestineEyal Halfon
1999Ha-Chaverim Shel YanaYanas FreundeYana's FriendsArik Kaplun
2001AsurotEingeschlossenDetainedAnat Even, Ada Ushpiz
2001Hatuna MeuheretHochzeit wider WillenLate MarriageDover Koshashvili
2002Yossi & JaggerYossi & JaggerYossi & JaggerEytan Fox
2002Knafayim ShvurotBroken WingsBroken WingsNir Bergman
2004Lalechet al haMajimWalk on WaterWalk on WaterEytan Fox
2004Ha-Kala Ha-SuritDie syrische BrautThe Syrian BrideEran Riklis
2005Eize Makom NiflaWillkommen in IsraelWhat a Wonderful PlaceEyal Halfon
2005Nekam Achat Mishtey EynayAvenge But One of My Two EyesAvenge but one of my two eyesAvi Mograbi
2005Free ZoneFree ZoneFree ZoneAmos Gitai
2006Adama Meshuga'atSweet Mud – Im Himmel gefangenSweet MudDror Shaul
2006Moadon beit hakvarotThe Cemetery ClubThe Cemetery ClubTali Shemesh
2006... More Than 1000 WordsDer Hölle so nahe…... More Than 1000 WordsSolo Avital
2007Bikur Ha-TizmoretDie Band von NebenanThe Band's VisitEran Kolirin
2007BeaufortBeaufortBeaufortJoseph Cedar
2008Vals Im BashirWaltz with BashirWaltz with BashirAri Folman
2008Lemon TreeLemon TreeLemon TreeEran Riklis
2009AjamiAjamiAjamiScandar Copti + Yaron Shani
2010Shliḥuto shel Ha'Memuneh al Mash'abey EnoshDie Reise des PersonalmanagersThe Human Resources ManagerEran Riklis
2011Hearat ShulayimHearat ShulayimFootnoteJoseph Cedar
2014Get — Ha'mishpat shel Vivian AmsalemGet – Der Prozess der Viviane AmsalemGet: The Trial of Viviane AmsalemRonit Elkabetz und Shlomi Elkabetz
2015Baba JoonBaba JoonBaba JoonYuval Delshad[4]
2016Sufat CholSufat CholSandstormElite Zexer
2017FoxtrotFoxtrotFoxtrotSamuel Maoz[5]
2018The CakemakerDer Konditor aus BerlinThe CakemakerOfir Raul Graizer[6]
2019SynonymesSynonymesSynonymesNadav Lapid

Dokumentarfilm über das israelische Kino

  • A History of Israeli Cinema, dt. Geschichte des israelischen Films, Frankreich, Israel, 2009, 210 min, Regie: Raphael NadjariKurzbeschreibung[7]

Literatur

  • Amy Kronish, World cinema: Israel, Trowbridge, Wiltshire : Flicks Books [etc.], 1996
  • Amy Kronish and Costel Safirman, Israeli film : a reference guide, Westport, Conn. [etc.] : Praeger, 2003
  • Margot Klausner, The Dream Industry : Memories and Facts : 25 years of Israel Motion Picture Studios Herzliya Ltd. : 1949–1974, Tel Aviv, 1974.
  • Raberger, Ursula: Israelischer queerer Film Zaglossus Verlag, Wien 2015, 320 S. ISBN 978-3-902902-28-3.

Ausstellung

  • Im Aufbau: Israelisches Kino. Eine Retrospektive Das Zeughauskino im DHM zeigt die Anfänge des Kinos in und damit auch die des Staates Israel. Spiel- und Dokumentarfilme der 50er bis 70er Jahre. [1]

Siehe auch

  • Portal:Israel und Palästina/Fehlende Artikel – Film und Fernsehen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Israelischer Filmemacher Moshe Mizrahi gestorben In: Israelnetz.de, 6. August 2018, abgerufen am 9. August 2018.
  2. Israelischer Filmemacher Moshe Mizrahi gestorben In: Israelnetz.de, 6. August 2018, abgerufen am 9. August 2018.
  3. Israelische Sitcom mit Preis ausgezeichnet. In: Israelnetz.de. 20. November 2018, abgerufen am 2. Dezember 2018.
  4. Die persischen Buddenbrooks (Memento des Originals vom 10. August 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.juedische-allgemeine.de In: Jüdische Allgemeine.de, abgerufen am 10. August 2018.
  5. Umstrittener Film Foxtrot vertritt Israel bei den Oscars In: Israelnetz.de, abgerufen am 19. September 2017.
  6. „The Cakemaker“ als bester israelischer Film ausgezeichnet In: Israelnetz.de, 7. September 2018, abgerufen am 14. September 2018.
  7. vgl. auch Hans-Jörg Rother, „Erwachen der Menschheit. 'Geschichte des israelischen Films' von Raphael Nadjari“ in: F.A.Z., 10. Februar 2009, S. 32

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