Il Divo (Film)

Film
Deutscher TitelIl Divo
OriginaltitelIl divo
ProduktionslandItalien, Frankreich
OriginalspracheItalienisch, Englisch
Erscheinungsjahr2008
Länge110 Minuten
Stab
RegiePaolo Sorrentino
DrehbuchPaolo Sorrentino
ProduktionFrancesca Cima,
Nicola Giuliano,
Andrea Occhipinti,
Fabio Conversi,
Maurizio Coppolecchia
MusikTeho Teardo
KameraLuca Bigazzi
SchnittCristiano Travaglioli
Besetzung

Il Divo (deutsch: „Der Göttliche“) ist eine preisgekrönte italienisch-französische Filmbiografie über den ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Giulio Andreotti aus dem Jahr 2008. Unter der Regie von Paolo Sorrentino spielte Toni Servillo die Titelrolle.

Handlung

Seit vier Jahrzehnten ist Giulio Andreotti in Italien in verschiedenen Regierungspositionen an der Macht. 1991 wird der kleine und leicht bucklige Politiker zum siebten Mal zum italienischen Ministerpräsidenten gewählt. Stets gelassen und voller Kalkül führt der Christdemokrat seine Partei und die jeweiligen Regierungen. Wenn alle um ihn herum in Rom noch schlafen, ist er bereits wach und lässt sich von seinen Bodyguards zum Beten in die Kirche geleiten. Während er darauf bedacht ist, so wenig wie möglich über sich selbst preiszugeben, sammelt er alle und vor allem besonders pikante Informationen über seine Rivalen, um sie im richtigen Augenblick zu seinem Vorteil nutzen zu können.

In privaten Gesprächen rechtfertigt er mit großer Selbstverständlichkeit die geheimdienstlichen Verbrechen, die bewusst den Roten Brigaden zugeschrieben wurden, um die Parteien der Mitte – wie seine Democrazia Cristiana – zu stärken. Überleben geht ihm über alles. Ihm wird vorgeworfen, Verbindungen zur Mafia zu pflegen und dass er seine politischen Gegner und auch eigene Kollegen, wie Aldo Moro, aus dem Weg habe schaffen lassen. Er selbst scheint über jeden Vorwurf erhaben. 1993, als er erstmals vor Gericht gestellt wird und ihm Geschäfte mit der Mafia zur Last gelegt werden, kann ihm letztlich keine Straftat nachgewiesen werden.

Hintergrund

Regisseur Paolo Sorrentino inszenierte Il Divo als Politsatire über Giulio Andreotti, der 1972 erstmals zum Ministerpräsidenten von Italien gewählt worden war. Insgesamt sieben Mal bekleidete der Politiker dieses Amt, wobei seine Amtszeiten nie über zwei Jahre hinausgingen. Er war an 34 Regierungen beteiligt und insgesamt 21 Mal Minister. Ab 1992 war er Senator auf Lebenszeit. Ein Jahr später wurde er erstmals vor Gericht angeklagt unter dem Vorwurf, die sizilianische Mafia, die Cosa Nostra, begünstigt zu haben. Andreotti wurde jedoch in allen Anklagepunkten freigesprochen.

Die Dreharbeiten von Il Divo fanden in Rom, Neapel, Palermo und Turin statt. Am 23. Mai 2008 wurde der Film bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes uraufgeführt, wo er den Preis der Jury erhielt. Daraufhin wurde er auf zahlreichen internationalen Festivals gezeigt, wie beispielsweise zur Deutschlandpremiere am 21. Juni 2008 beim Filmfest München oder auch beim Toronto International Film Festival und dem London Film Festival.

Giulio Andreotti, 1978

Der italienischen Zeitung La Repubblica gegenüber soll Andreotti nach einer Privatvorführung des Films gesagt haben: „Ich bin nicht so zynisch. Dieses Werk ist ein Schurkenstreich, eine Niederträchtigkeit, ein boshafter Film.“[1] Die Filmkritiker hingegen lobten das Werk, das zahlreiche weitere Preise gewann, unter anderem sieben Mal den bedeutendsten italienischen Filmpreis David di Donatello sowie fünf Mal den Nastro d’Argento. Toni Servillo erhielt zudem den Europäischen Filmpreis in der Kategorie Bester Darsteller.

Kritiken

„Weniger an nachweisbaren Fakten orientiert, ist der klug komponierte Film eine von Abneigung wie auch Faszination geprägte Studie über einen Machtmenschen“, befand das Lexikon des internationalen Films. Im Vordergrund stehe dabei mehr „die Kritik an einem desolaten politischen System“. Il Divo sei ein Film in der „Tradition des italienischen Polit-Thrillers“, der gleichzeitig an „Shakespeares Königsdramen“ anknüpfe.[2] Prisma lobte vor allem die Kameraarbeit und den „grandiosen Toni Servillo“ und sah in Sorrentinos Film „ein packendes Porträt“. Il Divo sei „im Stil einer Polit-Farce“ gedreht, bewege sich zum Teil „gekonnt zwischen Clownerie und Politthriller“ und könne auch „tragische Momente“ vorweisen. Für den am Thema interessierten Zuschauer sei der Film „ein bitteres Vergnügen der Extraklasse“.[3]

Rüdiger Suchsland schrieb für den Filmdienst ähnlich positiv über den Film: „Sorrentino glückt es meisterlich, moderne Politik als klassisches Königsdrama zu inszenieren“. Zu sehen sei „Politik als Musical-artige Farce, als mit hoher Eleganz choreografiertes Machtballet“.[4] Birgit Glombitza von der taz zufolge „geht das Analytische über ins Anekdotische“, was den Film „zur komischen Politoper über Italien und seine Macht-Stronzos“ mache.[5] Bernd Teichmann vom Stern fand ihn „witzig, clever, böse und originell“.[6]

Petra Reski von der Zeit konstatierte, dass zur künstlerischen Entlarvung des Bösen „jede Einstellung dieses Films [aussieht], als sei sie von einem japanischen Innenarchitekten entworfen worden“, und meinte abschließend: „Wer Italien verstehen will, muss Il Divo sehen.“[1] Bert Rebhandl merkte in der Berliner Zeitung an, dass es im Film nicht so sehr um Andreotti gehe, entstanden sei vielmehr „ein Meisterwerk über unsere Vorstellungen von Macht“. Zu hören sei zudem „einer der besten Soundtracks der jüngeren Filmgeschichte“, der „zwischen Klassik und Elektronik“ wechsle und „mit einer großartigen Pointe im Abspann“ aufwarten könne.[7]

Auszeichnungen

Toni Servillo (rechts) mit dem italienischen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano, 2007

David di Donatello

Gewonnen
  • Bester Hauptdarsteller (Toni Servillo)
  • Beste Nebendarstellerin (Piera Degli Esposti)
  • Beste Kamera (Luca Bigazzi)
  • Beste Filmmusik (Teho Teardo)
  • Beste visuelle Effekte (Nicola Sganga, Rodolfo Migliari)
  • Bestes Hairstyling (Aldo Signoretti)
  • Bestes Make-up (Vittorio Sodano)
Nominiert
  • Bester Film
  • Beste Regie (Paolo Sorrentino)
  • Bester Nebendarsteller (Carlo Buccirosso)
  • Bestes Drehbuch (Paolo Sorrentino)
  • Bester Schnitt (Cristiano Travaglioli)
  • Bester Produzent (Andrea Occhipinti, Nicola Giuliano, Francesca Cima, Maurizio Coppolecchia)
  • Bestes Szenenbild (Lino Fiorito)
  • Bestes Kostümdesign (Daniela Ciancio)
  • Bester Ton (Emanuele Cecere)

Nastro d’Argento

Gewonnen
  • Bester Hauptdarsteller (Toni Servillo)
  • Beste Regie (Paolo Sorrentino)
  • Bestes Drehbuch (Paolo Sorrentino)
  • Bester Produzent (Fabio Conversi, Andrea Occhipinti, Nicola Giuliano, Francesca Cima, Maurizio Coppolecchia)
  • Beste Nebendarstellerin (Spezialpreis für Piera Degli Esposti)
Nominiert
  • Beste Nebendarstellerin (Anna Bonaiuto)
  • Beste Kamera (Luca Bigazzi)
  • Bester Schnitt (Cristiano Travaglioli)
  • Bestes Szenenbild (Lino Fiorito)
  • Bester Ton (Emanuele Cecere)

Weitere

DVD-Veröffentlichung

  • Il Divo – Der Göttliche. Euro Video 2009, mit Making-of Im Schatten des Göttlichen – Die Entstehung von „Il Divo“. Interview mit dem Regisseur.

Soundtrack

  • Teho Teardo: Il Divo. Universal 2009, eine CD mit 20 Aufnahmen der Filmmusik.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Petra Reski: Der Göttliche. In: Die Zeit, Nr. 17, 16. April 2009.
  2. Il Divo. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 19. Februar 2020.
  3. Il Divo. In: prisma. Abgerufen am 3. April 2021.
  4. Il Divo. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 3. April 2021.
  5. Birgit Glombitza: Eidechse der Macht. In: Die tageszeitung, 14. April 2009.
  6. Bernd Teichmann: Gewissensbisse auf der Croisette. In: Stern, 23. Mai 2008.
  7. Bert Rebhandl: Der unbewegte Beweger. In: Berliner Zeitung, 15. April 2009.

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Giulio Andreotti, Takeo Fukuda (福田赳夫), Jimmy Carter, Helmut Schmidt and Valéry Giscard d'Estaing at the G7 Economic Summit in Bonn, Germany., 06/16/1978 Source: NARA - ARC Identifier: 180380