Horst Frank (Schauspieler)

Horst Frank (Fotografie ohne Jahresangabe)

Horst Bernhard Wilhelm Frank (* 28. Mai 1929 in Lübeck; † 25. Mai 1999 in Heidelberg) war ein deutscher Schauspieler, Hörspiel- und Synchronsprecher.

Leben

Horst Frank wurde als unehelicher Sohn des Kaufmanns und Porzellanmalers Johann Georg „Bernhard“ Frank und der Hausangestellten Hilma Gressmann in Lübeck geboren. Sein Vater stammte aus Arzberg in Oberfranken, seine Mutter aus dem mecklenburgischen Schadeland (heute Ortsteil von Lüttow-Valluhn).[1] Frank wuchs in Mori bei Lübeck, in Hamburg-Hohenfelde und schließlich in Ahrensburg auf.[2][3] Nach dem Besuch der Mittelschule begann Horst Frank eine Lehre als Im- und Exportkaufmann,[4] die er wegen des Militärdiensts zum Ende des Zweiten Weltkriegs abbrechen musste. Von 1947 bis 1949 absolvierte er eine Schauspielausbildung bei Eduard Marks an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.[3] Die Abschlussprüfung bestand er nicht, er bekam 1950 aber trotzdem sein erstes Engagement. Sein Studium finanzierte er sich mit Gelegenheitsarbeiten als Nachtwächter, Babysitter und Schaufensterdekorateur. Nach der Ausbildung folgten Engagements an diversen Theatern, zunächst am Stadttheater seiner Heimatstadt Lübeck, später in Bonn, Basel, Baden-Baden und an den Städtischen Bühnen Wuppertal. Während seiner Fernsehkarriere kehrte er lediglich noch für Tourneeproduktionen, die vor allem dank seines großen Bekanntheitsgrades zu Erfolgen wurden, ans Theater zurück.

Horst Frank, 1968

Filmkarriere

In den 1950er Jahren spielte er in mehreren deutschen Kinofilmen. Neben positiven Helden verlangte das Wirtschaftswunder-Kino als Kontrast auch nach Anti-Helden. Frank spezialisierte sich auf pessimistische, melancholische Charaktere. Nach zwei Fernsehproduktionen legte ihn bereits sein erster Kinofilm Der Stern von Afrika (1957) auf diese Rolle fest. In dem heroischen Kriegsfilm spielte er den zynischen Flieger Albin Droste. Es folgten weitere Anti-Kriegs-Filme wie Haie und kleine Fische (1957) und der Stalingrad-Film Hunde, wollt ihr ewig leben (1958). Daneben schien er für die Rolle des Triebtäters prädestiniert. So spielte er 1958 in den großen Kinoerfolgen Das Mädchen vom Moorhof (nach der Novelle von Selma Lagerlöf) und dem Kriminalfilm Der Greifer (mit Hans Albers als Kommissar) jeweils einen angsteinflößenden Mörder.

In den 1960er Jahren blieb er diesen Schurken-Rollen verhaftet. So spielte er den „Boss“ im Kiez-Milieu von St. Pauli oder in der Jerry-Cotton-Verfilmung Um null Uhr schnappt die Falle zu (1966) sowie in Die Rache des Dr. Fu Man Chu (1967). Zum Teil hatte er dabei „den anderen Bösewicht“ Klaus Kinski als Filmpartner. In dem Drama Caligula (eine Fernsehproduktion von 1966) glänzte er in der Titelrolle. Einige Agentenfilme – oft im fernen Osten angesiedelt – profitierten von seiner markanten Stimme. Erst 1971 war er wieder an einem großen Publikumserfolg beteiligt – in der Simmel-Verfilmung Und Jimmy ging zum Regenbogen.

Fernsehkarriere

Durch sein Mitwirken in den ZDF-Krimiserien Der Kommissar, Derrick und Der Alte wie auch mit seiner Rolle als Baron de Lefuet in dem Mehrteiler Timm Thaler (1979) nach dem Kinderbuch von James Krüss (die Tonspur der Serie wurde gekürzt auf 3 Ariola-LPs herausgebracht) festigte er seine Fernsehkarriere.

In weiteren Rollen in diversen Fernsehserien war er stets präsent, beispielsweise Der Winter, der ein Sommer war, Rivalen der Rennbahn, Das Traumschiff oder Elbflorenz und Gastrollen in fast allen deutschen Kriminalserien wie Sonderdezernat K1, SOKO 5113, Polizeiruf 110, Der Fahnder sowie Tatort (sämtlich als Widerpart zu den „singenden Kommissaren“ Stoever/Brockmöller vom NDR, Hamburg), Großstadtrevier, Peter Strohm oder Adelheid und ihre Mörder – letztere zeugen von seiner engen Verbundenheit zu Hamburg. Die Internet Movie Database (Filmdatenbank) verzeichnet sein Mitwirken in über 170 verschiedenen Filmen und Fernsehserien.

Sonstiges

Aufgrund seiner markanten Stimme wurde Horst Frank auch für Hörspiele engagiert. Bereits 1953 sprach er unter Regisseur Eduard Hermann in Sie klopfen noch immer, unter anderem mit Kurt Lieck und Hans Lietzau.

Erfolgreicher war die Hörspielreihe Die drei ???, mit der er als Hauptkommissar Reynolds bekannt wurde und dem er bis zur 1985 veröffentlichten Folge 36 („Der Super-Wal“) seine Stimme lieh.

Bei Europa sprach er weitere Rollen. So war er Kapitän Nemo in der Europa-Fassung von 20.000 Meilen unter dem Meer von Jules Verne und er verkörperte zusammen mit seiner Ehefrau – der Schauspielerin Brigitte Kollecker – das zankende Pärchen Tom Fawley und Eireen Fox in drei Episoden der Gruselserie von H. G. Francis. Als Held der Hörspielreihe Kung Fu bewies er überdies seine Vielfältigkeit.

In US-Spielfilmen lieh Frank als Synchronsprecher seine Stimme unter anderem Laurence Harvey (Botschafter der Angst) und Jack Palance (Der letzte Coup der Dalton Gang). Ironischerweise wurde er jedoch in den meisten seiner ausländischen und sogar in einigen seiner deutschen Filme fremdsynchronisiert, so regelmäßig von Helmo Kindermann.

Horst Frank versuchte sich auch als Lyriker. Der Gedichtband Wenn ich im Spiegel mich beschau erschien 1989 beim R.G. Fischer Verlag. Einige Gedichte aus dem Band sprach der Künstler für ein Musikalbum (Lampenfieber, 1989) ein. Zudem tätigte er Ausflüge ins Musikgeschäft (Meine Zeit mit dir, 1979). 1981 veröffentlichte er seine Memoiren unter dem Titel Leben heißt Leben.

Privates

Grab Horst Frank auf dem Friedhof Ohlsdorf

Horst Frank lebte mehrere Jahre in Frankreich und Italien. Von 1961 bis 1963 lebte er in Tanganjika auf seiner eigenen Farm. Politische Wirren zwangen ihn zur Rückkehr nach Deutschland. „In Afrika habe ich mich selbst auf die Probe gestellt“, sagte er später einmal. „Ich habe ergründet, ob ich noch zu etwas anderem tauge.“[5]

Aus seiner ersten Ehe stammt ein Sohn. Ab 1960 war er ein knappes Jahr mit der Schauspielerin Chariklia Baxevanos verheiratet, mit ihr hat er eine Tochter (Désirée). 1979 schloss er seine vierte Ehe mit der Schauspielerin Brigitte Kollecker.[6]

Horst Frank starb am 25. Mai 1999, drei Tage vor seinem 70. Geburtstag, an einer Hirnblutung[7]. Er wurde in Hamburg auf dem Friedhof Ohlsdorf im Grab Y24 (332) beigesetzt.[8][9]

Hommagen

Harald Wehmeier parodierte Horst Frank Mitte der 1990er Jahre regelmäßig in der NDR2-Sendung Kwatsch, wo er die Figur sich ausufernd zu Alltagsthemen äußern ließ. Die Rubrik wurde so erfolgreich, dass sogar eine CD ausschließlich mit Horst-Frank-Parodien erschien (Pfui Spinne – Die Horst-Frank-Parodie, 1998).

Das Gedicht Meine Zeit mit Dir von Horst Frank ist Gegenstand der Folge 20 (Die Saunabürste, 2007) der Fernsehserie Pastewka.

Filmografie

Kino

Fernsehen

Hörspiele (Auswahl)

Diskografie (Auswahl)

Singles

  • 1979: Meine Zeit mit dir / Für dich
  • 1980: Wo sind die Mädchen / Ein kleines Stück von mir

Alben

  • 1989: Lampenfieber

Schriften

  • Leben heißt leben. Erinnerungen. Aufgez. von Inge Dombrowski und Rudolf Borchert. F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung, München, Berlin, 1981, ISBN 3-7766-1169-3.

Literatur

Weblinks

Commons: Horst Frank – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Frank, Leben heißt leben, S. 55, 60.
  2. Frank, Leben heißt leben, S. 60–73.
  3. a b Glenzdorfs Internationales Film-Lexikon. Biographisches Handbuch für das gesamte Filmwesen. Erster Band: A-Heck, Bad Münder (Deister) 1960, S. 435.
  4. Interview mit Horst Frank auf terrorverlag.de, abgerufen am 18. November 2013
  5. Nordbayerischer Kurier vom 27. Mai 1999
  6. Horst Frank auf steffi-line.de, abgerufen am 18. November 2013.
  7. https://www.filmeule.com/deutsche-schauspieler/5509-horst-frank/
  8. Eintrag zur Grabstelle von Horst Frank auf der Website des Friedhofs Ohlsdorf, abgerufen am 17. Februar 2017.
  9. Horst Frank gestorben, abgerufen am 18. November 2013.

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Grabstein von Horst Frank auf dem Friedhof Ohlsdorf
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Unterschrift Horst Frank (deutscher Schauspieler)
Horst Frank-Preparati la bara!.png
Horst Frank nel film Preparati la bara! (1968)