Haus zum Riesen (Heidelberg)

Das Haus zum Riesen, Hauptstraße 52 (Kulturdenkmal)
Hof und Gartenseite des Palais mit Anatomie Garten, westlichem Seitentrakt des Gebäudes aus behauenem Odenwälder Buntsandstein

Das Haus zum Riesen ist ein neuzeitliches 1707/1708 errichtetes Stadtpalais in der Heidelberger Altstadt. Das Gebäude ist benannt nach einer den Bau schmückenden Statue. Es wurde seit Mitte des 19. Jahrhunderts von der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg genutzt, mehrere bedeutende Wissenschaftler haben darin gewirkt.

Geschichte

Vor dem 1707/1708 in der Hauptstraße Nr. 52 im Stil des Barock erbauten Stadtpalais befand sich auf diesem Grundstück das Gasthaus „Zum Löwen“. Bauherr des neu errichteten Palais war der Geheime Rat und Generalleutnant Eberhard Friedrich von Venningen. Baumeister war Johann Adam Breunig, nach dessen Plänen in Heidelberg auch das Jesuitenkolleg und die Alte Universität erbaut worden waren.

Das Gebäude durfte mit ausdrücklicher Erlaubnis des Kurfürsten aus Quadersteinen vom gesprengten Dicken Turm des Heidelberger Schlosses errichtet werden. Seinen Namen Haus zum Riesen erhielt das Gebäude aufgrund einer überlebensgroßen Statue, die den Bauherrn darstellt. Geschaffen wurde das Standbild von Heinrich Charrasky. Es ziert auf Höhe des zweiten Stockwerkes den Mittelrisalit. Der Barockbau mit drei Geschossen ist das größte Privatpalais der Stadt. Nach dem Erwerb des Gebäudes durch Franz Betz 1797 wurde im frühen 19. Jahrhundert in dem Gebäude ein Gasthaus mit Brauerei betrieben.

Gedenktafel am Palais Haus zum Riesen

Das Palais ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Besitz der Universität Heidelberg, seitdem hatten verschiedene Institute ihren Sitz in diesem Gebäude. Beispielsweise forschten der Chemiker Robert Wilhelm Bunsen und der Physiker Gustav Robert Kirchhoff hier an der Spektralanalyse. Auch der Physiologe Hermann Helmholtz, Erfinder des Augenspiegels, der Geologe Wilhelm Salomon-Calvi und weitere bedeutende Wissenschaftler wirkten hier.

Um 1907 war das Haus zum Riesen unter der Leitung von Wilhelm Salomon-Calvi der Sitz des Geologisch-Paläontologischen Institutes der Universität Heidelberg. Hier erforschte Otto Schoetensack geborgene Fossilienfunde. In den Jahren 1907/1908 untersuchte und beschrieb er an seiner Arbeitsstätte im Haus zum Riesen den damals nach dem Java-Menschen weltweit zweitältesten Urmenschenfund, den Unterkiefer von Mauer, dem er den Namen Homo heidelbergensis gab. Zum Kreis der an der Untersuchung des Unterkiefers beteiligten Wissenschaftler zählte auch der Heidelberger Zoologe Otto Bütschli.

Literatur

  • Bernd, Müller: Architekturführer Heidelberg – Bauten um 1000–2000. Stadt Heidelberg 1998.
  • Melanie, Mertens (Hrsg.): Kulturdenkmale in Baden-Württemberg – Stadtkreis Heidelberg: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Band II.5.1. Jan Thorbecke Verlag, 2013, S. 525, ISBN 978-3-7995-0426-3.

Weblinks

Commons: Haus zum Riesen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 49° 24′ 37,6″ N, 8° 41′ 53,1″ O

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III. Heidelberg Altstadt Campus Universität Heidelberg Haus zum Riesen Hof und Gartenseite Anatomiegarten mit dem westlichen Seitentrakt des Gebäudes aus behauenem Odenwälder Buntsandstein Quadern
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Haus zum Riesen, davor Rückseite der Statue von Robert Wilhelm Bunsen in der Heidelberger Altstadt (Baden-Württemberg, Deutschland). Im Jahr 1707 ließ Eberhard Friedrich von Venningen das Haus zum Riesen in Heidelberg errichten. Baumeister war Johann Adam Breunig, der auch das Jesuitenkolleg und die Alte Universität baute. Das Haus wurde mit ausdrücklicher Erlaubnis des Kurfürsten aus Quadersteinen des teilweise gesprengten Dicken Turmes des Heidelberger Schlosses errichtet. Das Haus verdankt seinen Namen der von Heinrich Charrasky geschaffenen überlebensgroßen Statue des Bauherren, die in Höhe des zweiten Stockwerkes den Mittelrisalit ziert.
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"In diesem Haus hat Kirchhoff 1859 seine mit Bunsen begründete Spektralanalyse auf Sonne und Gestirne gewandt und damit die Chemie des Weltalls erschlossen"
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Heidelberger Schloß, Gesamtansicht von NNW. V.l.n.r.: Glockenturm, Gläserner Saalbau, Friedrichsbau (davor der Altanbau), Fassbau, Englischer Bau, Dicker Turm.