Harold Kreis

  Harold Kreis
(c) Sandro Halank, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0

Geburtsdatum19. Januar 1959
GeburtsortWinnipeg, Manitoba, Kanada
Größe180 cm
Gewicht89 kg

PositionVerteidiger
SchusshandRechts

Karrierestationen

bis 1978Calgary Wranglers
1978–1997Mannheimer ERC

Harold „Harry“ Kreis (* 19. Januar 1959 in Winnipeg, Manitoba) ist ein ehemaliger deutsch-kanadischer Eishockeyspieler und derzeitiger -trainer, der seit März 2023 als Bundestrainer der deutschen Eishockeynationalmannschaft tätig ist. Kreis ist Mitglied der Hall of Fame Deutschlands, bestritt 180 Spiele für die deutsche Nationalmannschaft und 888 Erstligaspiele für den Mannheimer ERC.

Herkunft und Familie

Harold Kreis wurde zwar in Kanada geboren, seine Eltern stammen aber aus Hannover und Rosenheim in Deutschland. Kreis hat mit seiner ersten Ehefrau Irene zwei gemeinsame Kinder. Mit seiner zweiten Ehefrau lebt Kreis in Ladenburg unweit von Mannheim, wo er fast seine komplette Spielerkarriere verbracht hat.[1]

Spielerkarriere

Zwei Jahrzehnte beim MERC bzw. Adler Mannheim

1978 suchte der Trainer des in die Eishockey-Bundesliga aufgestiegenen Mannheimer ERC, Heinz Weisenbach, in Kanada Spieler mit deutschen Vorfahren, um so – auf sehr umstrittene Weise – die Ausländerbegrenzung in der Eishockey-Bundesliga zu unterlaufen. Harold Kreis meldete sich zusammen mit elf anderen „Deutsch-Kanadiern“, von denen schließlich er und vier andere (Roy Roedger, Manfred Wolf, Peter Ascherl und Dan Djakalovic) beim MERC blieben. Er selbst spielte vor seiner Karriere in Deutschland bei den Calgary Wranglers in der kanadischen Juniorenliga Western Canada Hockey League und nach seiner Übersiedelung nach Deutschland insgesamt 19 Spielzeiten ununterbrochen für den MERC in der Bundesliga beziehungsweise ab 1994 für die Adler Mannheim in der Deutschen Eishockey Liga. Dabei absolvierte er 891 Spiele und war über viele Jahre der Kapitän seines Teams. Insgesamt erzielte er 598 Scorerpunkte. Mit Mannheim wurde er 1980 und 1997 Deutscher Meister.

Die Karriere von Harold Kreis erhielt am 7. September 1980 in einem harten Spiel gegen die Mannschaft des VfL Bad Nauheim einen herben Rückschlag. Ohne Einwirkung eines Gegenspielers prallte er mit dem Gesicht gegen die Bande und zog sich dabei schwere Gesichtsverletzungen zu, die operiert werden mussten. Erst drei Monate später konnte er wieder auflaufen. Kreis war ein ungewöhnlich zäher und körperlich fitter Spieler. So erhielt er oftmals Eiszeiten von bis zu 45 Minuten pro Spiel, was ungefähr der doppelten Eiszeit eines heutigen Spielers entspricht. Gleichzeitig stehen für Kreis nur 628 Strafminuten während seiner gesamten Laufbahn in Mannheim zu Buche.

Banner mit der gesperrten Nummer 3 in der SAP-Arena

Als besondere Anerkennung für seine großen sportlichen Leistungen erhielt er im letzten Spiel der Saison im Spiel gegen die Kassel Huskies den letzten Pass, wobei ihm der Puck von einem Gegenspieler mit Absicht zugespielt wurde. Unmittelbar nach der letzten Meisterschaft beendete er seine Karriere, seine Rückennummer 3 wird seitdem von den Adlern Mannheim nicht mehr vergeben. Sein Trikot wurde symbolisch unter das Hallendach der SAP-Arena gehängt. Zu seinen Ehren wurden von den Adler Mannheim Trikots mit der Rückennummer 888 hergestellt und während des Abschiedsspiels von Harold Kreis im Jahr 1998 an seine Fans verkauft. Während seiner aktiven Zeit spielte er außerdem 180-mal für die deutsche Nationalmannschaft und gehörte dort über viele Jahre zu den Leistungsträgern.

Trainerkarriere

Nach dem Ende seiner Spielerlaufbahn arbeitete er zunächst für drei Jahre als Assistenz-Trainer bei den Adlern, in der Saison 2000/01 in derselben Position bei den Kölner Haien. Anschließend trainierte er den EC Bad Nauheim in der 2. Bundesliga. Bei der Weltmeisterschaft Division I (früher B-WM) 2002 in Eindhoven fungierte er als Co-Trainer der gastgebenden niederländischen Nationalmannschaft, die von seinem alten Freund und Mannheimer Weggefährten Manfred Wolf trainiert wurde.

Wechsel in die Schweiz

Danach arbeitete Kreis in der Schweizer Nationalliga A als Assistenz- und Jugendtrainer beim HC Davos. Im Sommer 2005 übernahm er dort als Chefcoach den EHC Chur in der Nationalliga B. Ab 10. März 2006 war er Headcoach des HC Lugano in der Nationalliga A und führte ihn gleich zur Schweizer Meisterschaft.[2] Er hatte die Mannschaft übernommen, als diese im Playoff-Viertelfinale mit 0:2 Spielen gegen Ambrì im Hintertreffen lag.[3] Dass er dennoch die Wendung schaffte und Lugano zum Meister machte, wurde später als das „erstaunlichste Comeback in der Schweizer Playoff-Geschichte“ bezeichnet.[4]

In der nachfolgenden Saison stand er bei den ZSC Lions in Zürich als Headcoach unter Vertrag. Er scheiterte 2006/07 in den Playoffs am HC Davos mit 3:4 (nach einer 3:1-Führung), wurde aber 2007/08 erneut Schweizer Meister.[5]

DEG und Adler Mannheim

Ab der Saison 2008/09 war er Trainer der DEG Metro Stars. In seinem ersten Jahr in der DEL wurde er mit der DEG Vizemeister 2009, nachdem er die Hauptrunde mit seiner Mannschaft als Tabellendritter beendet hatte. In der nachfolgenden Saison 2009/10 wurde Kreis im März 2010 in Düsseldorf entlassen.[6] Er wechselte später schließlich zu den Adler Mannheim.[7]

Mit den Adlern konnte er in seiner zweiten Spielzeit Vizemeister werden, als seine Mannschaft nach fünf Spielen der Best-of-Five-Serie den kürzeren zog. Zusätzlich übernahm Kreis 2010 das Amt des Co-Trainers der deutschen Nationalmannschaft.[8] Am 31. Dezember 2013 trennten sich die Adler Mannheim und Harold Kreis nach einer Niederlagenserie einvernehmlich.[9]

Rückkehr in die Schweiz

Zur Saison 2014/15 trat er den Posten als Headcoach beim EV Zug in der National League A an. In der Saison 2016/17 führte er den EVZ in die NLA-Finalserie, dort unterlag seine Mannschaft aber dem SC Bern mit 2:4-Siegen.[10] In den beiden vorherigen Spielzeiten war Zug unter Kreis’ Leitung jeweils nicht über das Playoff-Viertelfinale hinausgekommen. Ende April 2017 wurde sein Vertrag beim EVZ um zwei Jahre verlängert.[11] Im Anschluss an die Saison 2017/18, in der seine Mannschaft Zweiter der Punktrunde geworden war und danach im Playoff-Viertelfinale ausgeschieden war, kam es zwischen Kreis und dem EV Zug zur Trennung.[12]

Erneut Trainer der DEG

Zur Saison 2018/19 kehrte er als Cheftrainer zur Düsseldorfer EG zurück,[13] bei der er bereits von 2008 bis 2010 als Cheftrainer tätig gewesen war.[14] Nachdem die DEG die beiden Spielzeiten zuvor lediglich Elfter geworden war und somit die Pre-Playoffs verpasst hatte, führte Kreis den Verein vom sechsten Tabellenplatz wieder in die Playoffs, wo er im Viertelfinale in sieben Spielen der Best-of-Seven-Serie an den Augsburger Panthern scheiterte. Während der Vorbereitung zur Saison 2019/20 wurde der Vertrag mit Kreis bis 2022 verlängert.[15] Nachdem Kreis auch in der Saison 2019/20 als Tabellenfünfter die Playoffs erreicht hatte, verpasste sein Team in der folgenden Saison am letzten Spieltag der Gruppe Nord das Viertelfinale.[16] Am 5. November 2021 absolvierte Kreis seine 500. DEL-Partie als Trainer.[17] Am 9. Februar 2022 wurde bekannt, dass Kreis nach der Saison 2021/22 zu dem DEL-Club Schwenninger Wild Wings wechseln wird.[18] Die Hauptrunde 2021/22 schloss die DEG als Tabellenneunter ab und erreichte das Viertelfinale, das die DEG mit 1:3-Siegen gegen den EHC Red Bull München verlor.[19] Die Hauptrunde 2022/23 der DEL schlossen die Schwenninger Wild Wings unter Kreis als Tabellenzwölfter ab.[20]

Bundestrainer

Der vorherige Bundestrainer Toni Söderholm war im November 2022 zurückgetreten.[21] Im März 2023 folgte ihm Kreis im Amt als Bundestrainer der deutschen Eishockeynationalmannschaft. Diese erreichte bei der Eishockey-Weltmeisterschaft 2023 das Finale. Sie gewann das Halbfinale gegen die USA mit 4:3 (2:2, 0:1, 1:0, 1:0) nach Verlängerung und sicherte sich so die erste WM-Medaille seit 70 Jahren.[22]

Statistik

Kreis weist als Trainer in der DEL eine Siegquote von 54,1 Prozent auf, gewann bisher 297 seiner 549 Spiele (Stand: Ende der Saison 2021/22).[23]

Erfolge und Auszeichnungen

Als Spieler

Als Trainer

Literatur

  • Matthias Fries: Time to say good bye ... Mannheim 1998.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Harold Kreis privat: Das ist die Frau im Leben des neuen Eishockey-Bundestrainers. 28. Mai 2023, abgerufen am 28. Mai 2023.
  2. Wie Harold Kreis mit Lugano Meister wurde. In: luzernerzeitung.ch. 13. April 2017, abgerufen am 22. Dezember 2021.
  3. Der HC Lugano ersetzt den Coach Larry Huras durch Harold Kreis. In: nzz.ch. 11. März 2006, abgerufen am 22. Dezember 2021.
  4. VADIAN.NET AG: Harold Kreis verlässt Lugano. In: www.eishockey.ch. (eishockey.ch [abgerufen am 31. Dezember 2016]).
  5. Heute vor 12 Jahren: Schweizermeister 2008. In: zsclions.ch. 10. April 2020, abgerufen am 22. Dezember 2021.
  6. Augsburger Allgemeine: Metro Stars Düsseldorf entlassen Trainer Kreis. Abgerufen am 15. Dezember 2021.
  7. www.rp-online.de (Memento vom 12. März 2010 im Internet Archive)
  8. Harold Kreis gefällt der Job als Co-Trainer der Eishockey-Auswahl, Schwäbisches Tagblatt 19. Mai 2010
  9. Adler Mannheim trennen sich von Harold Kreis (Memento vom 1. Januar 2014 im Internet Archive), Mannheimer Morgen 31.
  10. National League. Abgerufen am 18. April 2017.
  11. EVZ verlängert mit Trainerduo Kreis / Immonen | EVZ. Archiviert vom Original am 27. April 2017; abgerufen am 26. April 2017.
  12. Archivierte Kopie (Memento vom 18. April 2018 im Internet Archive)
  13. Archivierte Kopie (Memento vom 18. April 2018 im Internet Archive)
  14. Michael Ryberg: Harold Kreis kehrt zur DEG zurück. (nrz.de [abgerufen am 3. November 2018]).
  15. RP ONLINE: Bis 2022: DEG verlängert vorzeitig mit Cheftrainer Harold Kreis. Abgerufen am 12. September 2019.
  16. Bernd Schwickerath: Traum geplatzt: DEG verpasst Play-offs nach Klatsche in München. 18. April 2021, abgerufen am 18. April 2021.
  17. RP ONLINE: Nach Corona-Zwangspause: DEG verliert umkämpftes Derby gegen die Haie. 5. November 2021, abgerufen am 5. November 2021.
  18. Cheftrainer Harold Kreis verlässt nach Ende der laufenden Saison Düsseldorf – und übernimmt in Schwenningen. Abgerufen am 11. Februar 2022.
  19. DEL, Playoffs: Düsseldorfer EG scheitert am EHC München. 16. April 2022, abgerufen am 18. April 2022.
  20. Anika Geiger: Letzter Saisonsieg und Tabellenplatz 12. In: Schwenninger Wild Wings. 5. März 2023, abgerufen am 27. Mai 2023 (deutsch).
  21. Deutscher Eishockey-Bund e.V: DEB-Neustrukturierung: Toni Söderholm wird neuer Bundestrainer | Deutscher Eishockey-Bund e.V. Abgerufen am 20. Dezember 2018.
  22. Sieg über die USA: Deutsches Eishockey-Team im WM-Finale. 27. Mai 2023, abgerufen am 27. Mai 2023.
  23. Eishockey News Saison-Vorschau 2022/23, S. 16

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