Hans Richter (Architekt)

Hans Richter (* 14. April 1882 in Königswalde, Böhmen; † 10. Dezember 1971 in Dresden) war ein deutscher Architekt. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Neuen Bauens in Dresden.[1][2]

Leben

Haus Garten in Dresden
Großsiedlung Trachau in Dresden

Richter absolvierte eine Lehre zum Maurer, arbeitete als Baupraktikant in Rumburg und lernte an der Staatsgewerbeschule in Reichenberg. Im Jahr 1902 kam Richter nach Dresden und studierte von 1910 bis 1915 an der Dresdner Kunstakademie Architektur und Kunstgeschichte. Zu seinen Lehrern gehörten Paul Wallot, German Bestelmeyer und Cornelius Gurlitt. Schon in dieser Zeit nahm Richter erfolgreich an verschiedenen Architekturwettbewerben teil.

Nach kurzer Tätigkeit als Architekt unter Oskar Kramer in der staatlichen sächsischen Bauverwaltung ließ sich Richter 1919 als freischaffender Architekt in Dresden nieder. In den Folgejahren widmete sich Richter drei Bauaufgaben: Dem Bau moderner Villen, dem Industriebau sowie dem Bau von Großsiedlungen.[3] Wiesen seine Bauten zunächst expressionistische Züge auf, waren sie später dem rationalen Neuen Bauen verpflichtet. Sein bedeutendstes Bauvorhaben dieser Stilrichtung wurde die Großsiedlung Trachau. Gemäß dem reaktionären Kunstverständnis der Nationalsozialisten wurde Richter ab 1933 als „Kulturbolschewik“ diffamiert, von öffentlichen Aufträgen ausgeschlossen und als Bauherr der Großsiedlung Trachau entlassen.[3]

Zu den Mitarbeitern seines Architekturbüros zählte ab 1928 Herbert Schneider, mit dem Richter 1942 das Fabrikgebäude an der Zwickauer Straße in Dresden realisierte. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs, in dem Richter seinen Besitz verloren hatte, trat er nur noch gelegentlich als Architekt in Erscheinung. Er beteiligte sich erfolgreich bei einigen Wettbewerben, wobei die Entwürfe nicht umgesetzt wurden. In Dresden erhielt er keinen Auftrag als Architekt mehr. Zu seinen letzten Werken gehört ab 1952 der Wiederaufbau der Berliner Volksbühne. Richter verstarb 1971 und wurde auf dem Johannisfriedhof in Dresden beigesetzt. Sein Grab ist nicht erhalten.

Bauten (Auswahl)

  • 1923–1926: Villa Heller in Aussig, Rooseveltova 1815/4
  • 1925: Wasserturm in Hellerau, Moritzburger Weg
  • 1925: Landhaus Plauert in Varnsdorf, Žitavská 2055[4]
  • 1926: Gebäude der Hille-Werke in Dresden-Reick
  • 1926–1928: GEWOBAG-Wohnbauten in Dresden-Pieschen, u. a. an der Arno-Lade-Straße
  • 1927: Zentralschule in Ostritz
  • 1928–1933: Großsiedlung Trachau
  • 1929: Haus Garten in Dresden, Renkstraße
  • 1929: Gebäude der Wirkwarenfabrik Schindler in Krásná Lípa
  • 1930: Villa des Textilfabrikanten Josef Franz Palme in Krásná Lípa[5][6]
  • 1930: Bauten der Internationalen Hygiene-Ausstellung in Dresden (Gestaltung der Hallenkomplexe Spiel, Sport, Heilkunde; Münchner Haus, Musterhaus für kinderreiche Familien)
  • 1942: Fabrikgebäude der Universelle-Werke Dresden, Zwickauer Straße
  • 1952–1954: Wiederaufbau der Berliner Volksbühne

Literatur

  • Fritz Löffler: Hans Richter. In: Baumeister, Zeitschrift für Architektur, Planung, Umwelt, 64. Jahrgang 1967, S. 1304.
  • Bernhard Sterra et al.: Dresden und seine Architekten. Strömungen und Tendenzen 1900–1970. Verlag der Kunst Dresden, Husum 2011, S. 87, S. 216.

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. Bernhard Sterra et al.: Dresden und seine Architekten. Strömungen und Tendenzen 1900–1970. Verlag der Kunst Dresden, Husum 2011, S. 216.
  2. Vgl. propieschen.de
  3. a b Fritz Löffler: Hans Richter. In: Baumeister, Zeitschrift für Architektur, Planung, Umwelt, 64. Jahrgang 1967, S. 1304.
  4. Architektur Nordböhmen Děčín-Tetschen: Plauertova vila (tschech.) (abgerufen am 23. Januar 2022)
  5. Slavné vily Palme-Villa (tschech.) (abgerufen am 21. Januar 2019)
  6. Lužické hory - Krásná Lípa (tschech.) (abgerufen am 7. Mai 2019)

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Das denkmalgeschützte „Haus Garten“ in der Dresdner Südvorstadt
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Großsiedlung Trachau in Dresden, Stil: Neue Sachlichkeit, Architekten: Hans Richter, Hans Waloschek, Schilling & Graebner, Carl Rade (Maler), Ernst Ufer, Willimartin Romberger