Hagenbach

WappenDeutschlandkarte

Koordinaten: 49° 1′ N, 8° 15′ O

Basisdaten
Bundesland:Rheinland-Pfalz
Landkreis:Germersheim
Verbandsgemeinde:Hagenbach
Höhe:104 m ü. NHN
Fläche:15,86 km2
Einwohner:5460 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte:344 Einwohner je km2
Postleitzahl:76767
Vorwahl:07273
Kfz-Kennzeichen:GER
Gemeindeschlüssel:07 3 34 008
Adresse der Verbandsverwaltung:Ludwigstraße 20
76767 Hagenbach
Website:www.hagenbach.de
Stadtbürgermeister:Christian Hutter (CDU)
Lage der Stadt Hagenbach im Landkreis Germersheim
Wörth am RheinGermersheimZeiskamOttersheim bei LandauKnittelsheimBellheimScheibenhardtBerg (Pfalz)HagenbachNeuburg am RheinJockgrimNeupotzHatzenbühlRheinzabernSteinweilerErlenbach bei KandelKandel (Pfalz)Winden (Pfalz)VollmersweilerFreckenfeldMinfeldLeimersheimKuhardtRülzheimHördtSchwegenheimLingenfeldFreisbachWeingarten (Pfalz)Westheim (Pfalz)LustadtBaden-WürttembergFrankreichSpeyerRhein-Pfalz-KreisNeustadt an der WeinstraßeLandkreis Südliche WeinstraßeLandau in der PfalzKarte
Über dieses Bild
Hagenbach mit alter Überfahrt über den Rhein (Ausschnitt der Rheinstromkarte von Wilhelm Besserer) ca. 1590

Hagenbach ist eine Stadt im Landkreis Germersheim im Südosten von Rheinland-Pfalz. Sie ist Verwaltungssitz der Verbandsgemeinde Hagenbach und gemäß Landesplanung als Grundzentrum ausgewiesen.[2]

Geographie

Lage

Hagenbach liegt in der Oberrheinischen Tiefebene östlich des Bienwaldes. Das Stadtgebiet breitet sich etwa 3,5 km westlich des Rheins aus zwischen Neuburg am Rhein im Süden und dem Wörther Stadtteil Maximiliansau im Nordosten. Im Südosten reicht das Stadtgebiet an zwei Stellen innerhalb des Polders Daxlander Au bis an das Rheinufer; das dazwischen liegende Gebiet um die ehemalige Ziegelei Frohnau gehört zu Neuburg am Rhein und ist über die Wasserfläche des Rheins mit dem Rest der Neuburger Gemarkung verbunden. Vom Naturschutzgebiet Stixwörth im Grenzgebiet zu Neuburg in Richtung Norden zieht sich der bei Hagenbach eine u-förmige Schleife bildende und vom Heßbach durchflossene Hagenbacher Altrhein; östlich davon liegt im Wörther Stadtgebiet das Naturschutzgebiet Goldgrund.

Nachbargemeinden

Nachbargemeinden von Hagenbach sind im Westen und Norden die Stadt Wörth am Rhein, im Osten jenseits des Rheins die Großstadt Karlsruhe, im Süden die Ortsgemeinde Neuburg am Rhein und im Südwesten die Ortsgemeinde Berg. Neuburg und Berg gehören zur Verbandsgemeinde Hagenbach.

Geschichte

Urgeschichte

Teil des Hortfundes von Hagenbach, Historisches Museum der Pfalz

Schon zur Römerzeit war das Gebiet besiedelt. Der vorwiegend aus Silberschmuck bestehende „Hortfund von Hagenbach“ enthält Beute eines germanischen Kriegszugs aus dem 3. Jahrhundert, die vermutlich aus einem römischen Tempelbezirks Aquitaniens stammt. Der Fund wird heute im Historischen Museum der Pfalz in Speyer aufbewahrt.

Mittelalter

Es folgten die Burgunden und darauf im 6. Jahrhundert die Franken. Die älteste erhaltene Erwähnung von Hagenbach stammt aus einer Schenkungsurkunde König Ludwigs des Deutschen von 848.[3] 1281 verlieh der römisch-deutsche König Rudolf von Habsburg Hagenbach das Stadtrecht. Teile der Stadtmauer sind noch heute erhalten.

Hagenbach war der führende Ort der Büttelei Hagenbach.[4] Bei den beiden Landesteilungen der Herrschaft Lichtenberg, die um 1330 und im Jahr 1335 stattfanden, wird die Hälfte des Dorfes Hagenbach als Bestandteil dieser Herrschaft genannt. Diese wird dabei dem Landesteil der „mittleren Linie“, den Nachkommen Ludwigs III. von Lichtenberg, zugeordnet.[5] 1396 wurde die Lichtenberger Hälfte des Dorfes – unter Ausnahme der kleinen örtlichen Burg – dann als Pfand für die Mitgift anlässlich der Heirat von Adelheid von Lichtenberg, Tochter von Johann IV. von Lichtenberg, mit Johann von Finstingen den Herren von Finstingen überlassen.[6] Dieses Pfand gelangte später an Nassau-Saarbrücken.

Neuzeit

Im Bauernkrieg wurde die örtliche Burg 1525 zerstört. Das Pfand Hagenbach wurde erst unter den Nachfolgern der Lichtenberger, den Grafen von Hanau-Lichtenberg, 1544 wieder ausgelöst.[7] 1885 war die Einweihung der Hagenbacher Synagoge, welche in der Reichspogromnacht 1938 zerstört wurde. Seit dem 22. Januar 2006 besitzt Hagenbach wieder Stadtrechte.[8]

Einwohnerstatistik

JahrEinwohner
1808[9]995
18151.284
18351.644
1871[10]1.819
19051.741
19392.338
19502.336
JahrEinwohner
19612.729
19704.234
19874.556
19975.493
20055.429
20215.460[2][1]
20205.505[11]

Konfessionsstatistik

Mit Stand 30. Juni 2005 waren von den Einwohnern 53,0 % katholisch, 21,4 % evangelisch und 25,6 % waren konfessionslos oder gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an.[12] Mit Stand September 2022 waren von den Einwohnern 37,6 % katholisch, 16,0 % evangelisch und 46,4 % waren konfessionslos oder gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an.[13] Die Zahl der Protestanten und Katholiken ist demnach im beobachteten Zeitraum gesunken.

Politik

Rathaus

Stadtrat

Der Stadtrat in Hagenbach besteht aus 22 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Stadtbürgermeister als Vorsitzendem.

Die Sitzverteilung im Stadtrat:[14]

WahlSPDCDUFWHFDPGesamt
2019793322 Sitze
2014[15]811322 Sitze
2009712322 Sitze
2004613322 Sitze

Orts- bzw. Stadtbürgermeister

  • 1945–1960: Hermann Meyer
  • 1960–1987: Karl August Vogel (CDU)
  • 1987–1994: Hermann Dreizehnter (CDU)
  • 1994–2019: Franz Xaver Scherrer (CDU)
  • seit 2019: Christian Hutter (CDU)

Hutter wurde im Juli 2019 in sein Amt eingeführt.[16] Bei der Stichwahl am 16. Juni 2019 hatte er sich mit einem Stimmenanteil von 55,68 % durchgesetzt,[17] nachdem bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 keiner der ursprünglich drei Bewerber eine ausreichende Mehrheit erreicht hatte.[18]

Wappen

Wappen von Hagenbach
Blasonierung: „In Silber eine bewurzelte grüne Buche.“[19]
Wappenbegründung: Das Wappen wurde 1911 von Prinzregent Luitpold von Bayern genehmigt und geht zurück auf ein Siegel aus dem Jahr 1297.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kreuzigungsgruppe Hagenbach

Im Ortskern finden sich gepflegte Fachwerkhäuser. Die Kirche St. Michael von 1752 hat eine reichhaltige Rokokoausstattung. Hinter der Kirche ist noch ein Rest der alten Ortsbefestigung zu sehen und auf dem alten Friedhof das Denkmal „Kreuzigungsgruppe“ von 1835. Die Lourdesgrotte am Hochufer ist alljährlich das Ziel von Gläubigen.

Nahe Hagenbach (an der Kreuzung der Straße nach Kandel) befinden sich die Reste einer Römerstraße, neben dem Sägewerk wurden sechs römische Leugensteine gefunden[20], eine Reproduktion steht am alten Standort im Bienwald, das Original befindet sich im Historischen Museum der Pfalz.

Zwischen Hagenbach und Scheibenhardt verläuft der Skulpturenweg Hagenbach – Lauterburg.

Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Hagenbach

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Hagenbach liegt etwas abseits der A 65. Die Stadt hat einen Haltepunkt an der Bahnstrecke Wörth–Strasbourg.

Ansässige Unternehmen

Mehrere Automobilzulieferer haben sich in den vergangenen Jahren in der Gemeinde angesiedelt. Größter Arbeitgeber ist das Entwicklungszentrum von Faurecia Innenraumsysteme. Dort werden Instrumententafeln und Cockpits für die Automobilindustrie entwickelt. 2003 hatte der Standort 550 Mitarbeiter. Das Werk ist 18.000 m² groß.[21]

Übrige Gewerbetreibende haben sich im „Verein der Hagenbacher Geschäftswelt“ organisiert, gegründet 1997, aufgelöst 2018. 2015 fand ein letztes Mal die „HAGA“, die „Hagenbacher Gewerbeausstellung“, statt.[22]

Öffentliche Einrichtungen

Als Sitz der Verbandsgemeinde beherbergt Hagenbach deren Verwaltung. Neben der Hainbuchenschule befindet sich das Jugendzentrum.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • 14. Februar 1930: Eduard Eichmann (1870–1946), in Hagenbach geborener deutscher Theologe und Kirchenrechtler. Ernennung zum Ehrenbürger anlässlich seines 60. Geburtstags[23]
  • 21. Januar 1932: Albin Mayer (1874–1936), Pfarrer in Hagenbach von 1907–1936. Ernennung zum Ehrenbürger anlässlich seines 25-jährigen Wirkens in Hagenbach.[24]
  • 14. April 1972: Albert Leicht (1922–1994), in Hagenbach geborener deutscher Politiker (CDU), Bundestagsabgeordneter und parlamentarischer Staatssekretär. Ernennung zum Ehrenbürger in Anerkennung seiner Verdienste um seine Heimatgemeinde[25]
  • 13. Mai 1999: Anna Doll (Schwester Maria Silvana) (1914–2009), Katholische Gemeindeschwester. Ernennung zrm Ehrenbürgerin in Würdigung ihrer langjährigen Tätigkeit als Leiterin des Hagenbacher Kindergartens von 1945–1984.[26]
  • 16. Januar 2002: Hermann Dreizehnter (1931–2016), Rektor der Grund- und Hauptschule Hagenbach 1968–1994. In Würdigung seines kommunalpolitischen Wirkens, unter anderem als Mitglied des Verbandsgemeinderats 1972–1994 und Ortsbürgermeister von 1987–1994.[27]

Söhne und Töchter der Gemeinde

  • Eduard Eichmann (1870–1946), deutscher Theologe und Kirchenrechtler
  • Albert Leicht (1922–1994), deutscher Politiker (CDU)
  • Gabriele Mehl (* 1967), deutsche Ruderin

Personen, die vor Ort gewirkt haben

  • Hugo Ulm (* 1944), deutscher Fußballspieler

Literatur

  • Hermann Dreizehnter: Hagenbach – Stationen seiner reichen Geschichte. Badendruck, 1999.
  • Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480. Untersuchungen über den Besitz, die Herrschaft und die Hausmachtpolitik eines oberrheinischen Herrengeschlechts. In: Schriften der Erwin-von-Steinbach-Stiftung. 2. Auflage. Band 10. Pfaehler, Bad Neustadt an der Saale 1985, ISBN 3-922923-31-3 (268 Seiten, Im Text unverändert, um eine Einführung erweiterter Nachdruck der Ausgabe Strassburg, Rhenus-Verlag, 1938).

Weblinks

Commons: Hagenbach – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2021, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. a b Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Regionaldaten
  3. Christoph Lehmann: Chronika der freyen Reichsstadt Speyer. Buch 3. Frankfurt am Main 1612, Kap. 44.
  4. Eyer, S. 55, 240.
  5. Eyer, S. 79.
  6. Eyer, S. 103.
  7. Eyer, S. 103.
  8. Amtliches Gemeindeverzeichnis (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 407). Bad Ems Februar 2016, S. 187 (PDF; 2,8 MB).
  9. Michael Frey, Versuch einer geographisch-historisch-statistischen Beschreibung des kön. bayer. Rheinkreises, Speyer 1836, S. 506.
  10. Die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen.
  11. Gemeindestatistik Dez 2020
  12. Gemeindestatistik Hagenbach
  13. Gemeindestatistik Hagenbach, abgerufen am 10. Oktober 2022
  14. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2019, Stadt- und Gemeinderatswahlen
  15. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2014, Stadt- und Gemeinderatswahlen
  16. Staffelübergabe in Hagenbach: Christian Hutter löst „F.X“ ab. Pfalz-Express, 20. Juli 2019, abgerufen am 26. April 2020.
  17. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. siehe Hagenbach, Verbandsgemeinde, dritte Ergebniszeile. Abgerufen am 26. April 2020.
  18. Hagenbach: Hutter und Gröschel gehen in die Stichwahl. Pfalz-Express, 26. Mai 2019, abgerufen am 26. April 2020.
  19. Karl Heinz Debus: Das große Wappenbuch der Pfalz. Gräber, Neustadt an der Weinstraße 1988, ISBN 3-9801574-2-3.
  20. Friedrich Sprater, Funde von Leugensteinen in der Pfalz, Germania, Band 21, Nr. 1 (1937) Online
  21. Faurecia-Pressemitteilung vom 19. September 2003 (PDF; 31 kB), abgerufen am 8. September 2013.
  22. Betsch, Andreas: Gewerbeverein gibt auf, Die Rheinpfalz, 14. Juli 2018, abgerufen am 26. April 2020.
  23. Verleihung der Ehrenbürgerrechte. Prof. Dr. Eduard Eichmann. Verbandsgemeinde Hagenbach, abgerufen am 6. August 2019.
  24. Verleihung der Ehrenbürgerrechte. Pfarrer Albin Mayer. Verbandsgemeinde Hagenbach, abgerufen am 6. August 2019.
  25. Verleihung der Ehrenbürgerrechte. Albert Leicht. Verbandsgemeinde Hagenbach, abgerufen am 6. August 2019.
  26. Verleihung der Ehrenbürgerrechte. Anna Doll (Schwester Maria Silvana). Verbandsgemeinde Hagenbach, abgerufen am 6. August 2019.
  27. Verleihung der Ehrenbürgerrechte. Hermann Dreizehnter. Verbandsgemeinde Hagenbach, abgerufen am 6. August 2019.


Auf dieser Seite verwendete Medien

Hagenbach in GER.svg
Deutsch (de): Lagekarte von Hagenbach, Landkreis Germersheim, Rheinland-Pfalz, Deutschland.
English (en): Locator map of Hagenbach in District of Germersheim, Rhineland-Palatinate, Germany.
français (fr): Plan de localisation de la municipalité Hagenbach dans l'Arrondissement de Germersheim dans Rhénanie-Palatinat, Allemagne.
hornjoserbsce (hsb): Poziciska karta gmejny Hagenbach, Landkreis Germersheim, Rheinland-Pfalz, Němska.
македонски (mk): Положбена карта на Hagenbach во рамките на Landkreis Germersheim, Rheinland-Pfalz, Германија.
Nederlands (nl): Detailkaart van Hagenbach in de Landkreis Germersheim, Rheinland-Pfalz, Duitsland.
Esperanto (eo): Situomapo de Hagenbach en Landkreis Germersheim, Rheinland-Pfalz, Germanio.
മലയാളം (ml): ജർമ്മനിയിലെ Rhineland-Palatinate, District of Germersheim, Hagenbach ഭൂപടസ്ഥാനം.
Würschmitt Kreuzigungsgruppe Hagenbach JS.jpg
Bernhard Wüschmitt deutscher Priester und Bildhauer, Kreuzigungsgruppe Hagenbach
Kurpfälzische Rheinstromkarte detail.jpg
Kurpfälzische Rheinstromkarte, Wilhelm Besserer zugeschrieben, Ende 16. Jahrhundert (GLAK H Rheinstrom Nr. 19), Detail: Hagenbach und Umgebung
Tresor de Hagenbach, s. III dC, Museu Històric del Palatinat, Espira.JPG
Autor/Urheber: Joanbanjo, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Tresor de Hagenbach, s. III dC, Museu Històric del Palatinat, Espira. Exposició El Tresor dels Bàrbars del Museu Arqueològic d'Alacant. El tresor consta d'objectes de ferro, com ara estris, peces de carro, arreus, monedes i armes. També són dignes d'atenció la copa de bronze, que segons queda comprovat, provés d'un taller de la Suïssa romanda i el fragment de planxa de plata sobre el fris del qual hi ha representada una escena de caça i una màscara de teatre. Del total de quasi 30 monedes conservades (antoninians), les més recents pertanyen als primers anys de l'emperador Gal·lié: 257 - 258 dC.
Hagenbach-200-Ludwigstr 18-Rathaus-gje.jpg
Autor/Urheber: Gerd Eichmann, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Kulturdenkmal in Hagenbach