Grenze zwischen Syrien und der Türkei

Lage der Türkei und Syriens

Die Grenze zwischen Syrien und der Türkei erstreckt sich vom Mittelmeer bis hin zum Tigris und hat eine Länge von 899 km.[1]

Geschichte

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Niederlage des Osmanischen Reichs wurde im Vertrag von Sèvres vom August 1920 und in dem von Lausanne vom Juli 1923 die Grenzziehung beschlossen und die arabischen Provinzen vom bisherigen Osmanischen Reich abgetrennt. Das heutige Syrien wurde als französisches Völkerbundmandat für Syrien und Libanon gegründet. Die Grenzziehung folgt auf einigen Abschnitten dem Verlauf der Bagdadbahn, sodass die neue Grenze oft mitten durch Ortschaften wie Tall Abyad und Raʾs al-ʿAin führte.

Die seit 1939 türkische Provinz Hatay genießt einen gewissen Sonderstatus: Sie wurde von Syrien politisch nie ganz aufgegeben und genießt einen bevorzugten Grenzverkehr und Warenaustausch.

Bürgerkrieg in Syrien

Türkisch-syrische Grenze während des Syrischen Bürgerkriegs
Die syrische Stadt Kessab mit dem Heiligen Berg Mons Casius/Keldağ in der Türkei im Hintergrund, der in mehreren Religionen eine Rolle spielte.

Seit den regierungskritischen Unruhen ab 2011 und dem anschließenden Bürgerkrieg in Syrien verlor die syrische Regierung die Kontrolle über bestimmte Grenzübergänge. Diese Übergänge sind für die Konfliktparteien von essentieller Bedeutung. Zeitweise hielt der syrische Staat nur zwei von elf Grenzübergängen.

Mitte 2012 begann die Verwicklung der Türkei in die Bewaffnung der Rebellenmilizen in Syrien, gemeinsam mit Katar und Saudi-Arabien und mit CIA-Unterstützung, von einer gemeinsamen Operationsbasis an der Incirlik Air Base, einem NATO-Stützpunkt im Süden der Türkei.[2]

Am 11. Mai 2013 starben bei dem doppelten Autobombenanschlag in der türkischen Grenzstadt Reyhanli 52 Menschen.

Am 20. Juli 2015 starben während einer pro-kurdischen Versammlung in der türkischen Stadt Suruç etwa zehn Kilometer von der syrischen Grenze entfernt bei dem Bombenanschlag in Suruç 34 Menschen.[3]

Über die türkisch-syrische Grenze werden die Terroristen des IS und der die al-Qaida-nahe al-Nusra-Front mit Nachschub aus der Türkei versorgt.[4][5] Der IS erzielt einen Großteil seiner Einnahmen aus dem Erdölschmuggel in die Türkei, Jordanien und den Iran.[6]

Am 22. Juli 2015 telefonierte der amtierende türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan mit dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama: Beide Seiten vereinbarten eine engere Kooperation im Kampf gegen den IS, um den Zustrom an Söldnern nach Syrien zu unterbinden. Die Türkei willigte ein in die Nutzung der Nato-Luftwaffenbasis in İncirlik durch die Anti-IS-Koalition. Die türkische Regierung wünschte aber weiterhin eine Flugverbots- und Sicherheitszone.

Am 23. Juli 2015 griffen am Grenzübergang bei Kilis IS-Kämpfer erstmals türkische Soldaten an: Dieser Grenzübergang wurde von einer Koalition von Salafisten und Islamisten kontrolliert, die von der Türkei und Katar unterstützt werden.[7] Dabei wurde ein Soldat getötet und zwei weitere verletzt.

Im Rahmen des russischen Militäreinsatzes in Syrien wurde am 24. November 2015 eine russische Su-24 in den Bergen des Dschabal Turkmen von den türkischen Luftstreitkräften abgeschossen.

Türkisch-syrische Grenzmauer

Die türkisch-syrische Mauer (links Mazra at'Blah (Syrien), rechts Cizre (Türkei), 2018)

2015 gab die Türkei bekannt, Teile der Grenze nach Syrien zusätzlich durch eine Mauer sichern zu wollen:[8] Über 450 Kilometer solle ein Graben ausgehoben, über 150 Kilometer eine integrierte Sperranlage aus Betonwänden, Stacheldraht, Wachtürmen und Wärmebildkameras geplant und der Grenzverlauf mit Drohnen und Zeppelinen ständig überwacht werden. So wolle die türkische Regierung die Ein- und Ausreise von Terroristen verhindern.[7]

Die von türkischer Seite seit 2014 mithilfe von Finanzmitteln der Europäischen Union[9] gebaute, drei Meter hohe türkisch-syrische Grenzmauer zum Nachbarstaat umfasste am 26. Februar 2017 bereits rund 290 Kilometer.[10] Damit war zu dem Zeitpunkt rund ein Drittel des Kordons fertiggestellt, das eine Gesamtlänge von 911 Kilometern haben soll; Mitte Juni 2017 umfasste es rund 700 km.[11] Verstärkt werden soll die Grenzmauer mit fünf Etagen bzw. 25 Meter hohen von Grenzschützern bewohnbaren Wachtürmen.[12] Gebaut wird die mobile Grenzmauer aus Betonelementen mit Stacheldraht und gesichert durch Wachtürme im Auftrag der staatlichen Wohnungsbaubehörde Toplu Konut İdaresi Başkanlığı (TOKİ) zum Schutz vor illegalen Grenzübertritten.[13]

Grenzübergänge

Von Westen nach Osten:

#TürkeiSyrienArtKontrolle in SyrienKoordinaten
1Yayladağı Gümrük KapısıKesabStraßeVier Monate lang in der Hand des IS, später syrische Armee.35° 54′ 17,9″ N, 36° 0′ 36,4″ O
2Karbeyaz (Yiğitoğlu) Sınır KapısıʿAzmārīnSeit Jahren geschlossen. Wurde früher nur an Feiertagen geöffnet. 2014 unter Kontrolle der FSA.
3Reyhanlı, genauer: Cilvegözü Sınır KapısıDana, genauer: Grenzübergang Bab al-HawaStraße2011 FSA, 2013 IS, syrische Rebellen36° 14′ 0,4″ N, 36° 40′ 50,3″ O
4İslahiye Sınır KapısıMaydān AkbisEisenbahnübergangYPG
5Öncüpınar Sınır KapısıBab al-SalamehStraßeSyrische Rebellen36° 38′ 3,7″ N, 37° 5′ 8,5″ O
6Çobanbey Sınır KapısıAl-RaiEisenbahnübergangFSA
7Karkamış Sınır KapısıDscharābulusStraßeFSA36° 49′ 54,5″ N, 37° 59′ 45,9″ O
8Mürşitpınar Sınır KapısıAin al-Arab (kurdisch Kobanê)StraßeYPG36° 54′ 1,1″ N, 38° 20′ 56,9″ O
9Akçakale Sınır KapısıTall Abyad (kurdisch: Girê Spî)Straße2012 FSA, 2014 IS, 2015 Burkān al-Furāt, seit Oktober 2019 Freie Syrische Armee und Türkei36° 42′ 19,9″ N, 38° 57′ 31,7″ O
10Ceylanpınar Sınır KapısıRaʾs al-ʿAinStraße2012 FSA, 2013 YPG, seit Oktober 2019 Freie Syrische Armee und Türkei36° 50′ 34,4″ N, 40° 3′ 9,8″ O
11Şenyurt Sınır KapısıAl-DarbasiyahStraße2014 YPG37° 4′ 44,7″ N, 40° 38′ 51,4″ O
12Nusaybinal-QāmischlīStraße, EisenbahnSteht unter Kontrolle der syrischen Armee, ist für den Warenverkehr geschlossen und wird für humanitäre Hilfe zeitweilig geöffnet.37° 3′ 44,7″ N, 41° 13′ 4,8″ O
13Cizre Sınır KapısıʿAin DīwārStraßeSeit Jahren geschlossen, die Brücke wird von türkischen Soldaten bewacht, die syrische Seite steht unter Kontrolle der YPG.

Andere internationale politische Grenzen der Türkei und Syriens

Syrien hat internationale Grenzen von insgesamt 2253 km. Die Türkei hat internationale Landgrenzen von insgesamt 2648 km; ihre Küstenlinie ist etwa 7200 km lang. Die Grenze Türkei-Syrien ist für die Türkei die längste internationale Grenze.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Middle East – Turkey. (Nicht mehr online verfügbar.) In: The World Factbook. Central Intelligence Agency (CIA), 8. Januar 2019, archiviert vom Original am 2. Juli 2017; abgerufen am 13. Januar 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cia.gov
  2. Omar Kassem: Do You Want to See Turkey Falling Apart as Well?, 13. Oktober 2015
  3. Beatriz Beiras: Nach Suruç: Türkische Regierung und Kurden auf Konfrontationskurs. In: de.euronews.com. 28. Juli 2015, abgerufen am 26. Oktober 2015.
  4. Jürgen Gottschlich: Angst vor dem Staat der Kurden. (Nicht mehr online verfügbar.) In: taz.de. 21. Juli 2015, archiviert vom Original am 27. Oktober 2018; abgerufen am 25. Oktober 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/taz.de
  5. Patrick Cockburn: Whose side is Turkey on? The Battle for Kobani. (Nicht mehr online verfügbar.) In: London Review of Books. 6. November 2014, archiviert vom Original am 19. August 2018; abgerufen am 24. November 2015 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lrb.co.uk
  6. Fazel Hawramy, Shalaw Mohammed, Luke Harding: Inside Islamic State’s oil empire: how captured oilfields fuel Isis insurgency. (Nicht mehr online verfügbar.) In: theguardian.com. 19. November 2015, archiviert vom Original am 5. November 2018; abgerufen am 24. November 2015 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.theguardian.com
  7. a b Inga Rogg: Die IS-Extremisten greifen die Türkei an. (Nicht mehr online verfügbar.) In: nzz.ch. 23. Juli 2015, archiviert vom Original am 5. März 2016; abgerufen am 26. Oktober 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nzz.ch
  8. Türkei will Mauer an Syriengrenze bauen. In: Zeit Online. 23. Juli 2015, abgerufen am 8. September 2015.
  9. Maximilian Popp: EU Money Helped Fortify Turkey’s Border. Spiegel Online International, 11. März 2018, abgerufen am 14. Januar 2019.
  10. Elke Dangeleit: Die Mauer der Schande. Telepolis, 27. Februar 2017, abgerufen am 13. Januar 2019.
  11. Duvarin 700 kilometresi tamamlandi; Suriye sinirinda yasayanlarin hayatlarinda neler degisti? (Nicht mehr online verfügbar.) In: T24. 15. Juni 2017, archiviert vom Original am 17. November 2017; abgerufen am 12. Juli 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/t24.com.tr
  12. Suriye sinirina 25 metrelik gözetleme kuleleri. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Hürriyet. 9. Juli 2017, archiviert vom Original am 19. Juli 2017; abgerufen am 12. Juli 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hurriyet.com.tr
  13. Schon fast 300 Kilometer Grenzsperre - Türkei mauert Syrien ein. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Deutsche Welle. 26. Februar 2017, archiviert vom Original am 6. März 2017; abgerufen am 26. Februar 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dw.com

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Flagge des Irans. Die dreifarbige Flagge wurde 1906 eingeführt, aber nach der Islamischen Revolution von 1979 wurden die Arabische Wörter 'Allahu akbar' ('Gott ist groß'), in der Kufischen Schrift vom Koran geschrieben und 22-mal wiederholt, in den roten und grünen Streifen eingefügt, so daß sie an den zentralen weißen Streifen grenzen.
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