Globaler Süden

Globaler Süden ist eine Bezeichnung für die Ländergruppe der sog. Entwicklungs- und Schwellenländer. Es handelt sich um eine direkte Übersetzung von Global South, einem Begriff, der Ende der 1980er Jahre vermutlich zuerst von der Weltbank in die entwicklungspolitische Debatte eingeführt wurde.

Begriffsbildung

Die Länder des globalen Nordens stehen dagegen für die reichen Industrieländer. Der Begriff Nord/Süd wird somit losgelöst von seiner (relativen) geografischen Bedeutung verwendet und versteht sich als neutraler Begriff als Ersatz für die wertende Bezeichnung Entwicklungs- und Schwellenländer. Der Zusatz global verdeutlicht einerseits diese nicht geografische Bedeutung und steht neben Begriffen wie globaler Wandel, globale Entwicklung, Globalisierung etc. nicht mehr für eine nationalstaatliche, sondern für eine globale Perspektive.

Das Begriffspaar des globalen Nordens und globalen Südens ersetzt zunehmend die vormals genutzte Einteilung in die Erste, Zweite und Dritte Welt. Die Einteilung mit Ordnungszahlen erübrigte sich nach Ende des Kalten Krieges, da die Unterscheidung zwischen (amerikanisch dominierter) Erster Welt, (sowjetisch dominierter) Zweiter Welt und (blockfreier) Dritter Welt obsolet wurde.[1] Auch die anschließende Neubewertung der sogenannten Dritten Welt als noch nicht industrialisierte Länder verlor an Überzeugungskraft, da die in ihr versammelten Länder sich immer stärker auseinanderentwickelten. Hingegen gewann der Nord-Süd-Konflikt immer mehr an entwicklungstheoretischer Bedeutung.

Während die Begriffe globaler Norden und globaler Süden bei Nichtregierungsorganisationen im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit, insbesondere der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit, und einigen geisteswissenschaftlichen Disziplinen fest etabliert sind, werden im Sprachgebrauch staatlicher Instanzen wie der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) oder des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die Begriffe rund um Entwicklung bevorzugt.

Siehe auch

Literatur

  • Nicholas Jepson: In China’s Wake: How the Commodity Boom Transformed Development Strategies in the Global South. Columbia University Press, New York (NY) 2020, ISBN 978-0-231-18796-1.
  • Jörg Goldberg: Die Emanzipation des Südens, PapyRossa, Köln 2015, ISBN 978-3-89438-579-8. Inhaltsverzeichnis.
  • Wolfgang Sachs: Nach uns die Zukunft. Der globale Konflikt um Gerechtigkeit und Ökologie. Brandes & Apsel, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-86099-234-1. Inhaltsverzeichnis.
  • Augusto de la Torre, Tatiana Didier, Alain Ize, Daniel Lederman: Latin America and the Rising South: Changing World, Changing Priorities. World Bank Publications, Washington (D. C.) 2015, ISBN 978-1-4648-0355-0.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dritte Welt. In: Das junge Politik-Lexikon von www.hanisauland.de. Gerd Schneider / Christiane Toyka-Seid, abgerufen am 30. August 2021.