GSK (Pharmaunternehmen)

GSK plc
RechtsformPublic limited company
ISINGB00BN7SWP63
Gründung2000
SitzLondon-Brentford, Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
LeitungEmma Walmsley, CEO[1][2]
Mitarbeiterzahlca. 90.000 (2021)[2]
Umsatz29,3 Mrd. GBP (2022)[3]
BranchePharma
Websitewww.gsk.com
Stand: 2022
(c) Maxwell Hamilton, CC BY-SA 3.0
Konzernzentrale in London

Die GSK plc (ehemals GlaxoSmithKline) ist ein britisches Pharmaunternehmen mit Hauptsitz in London. Das Unternehmen hat Produktionsstätten in Europa sowie in Nordamerika und Asien. Es stellt Arzneimittel, Impfstoffe, Gesundheitsprodukte und Hygieneartikel her. 2014 übernahm Novartis für insgesamt 16 Milliarden US-Dollar die Krebsmedikamente von GSK; GSK zahlte 7,1 Milliarden Dollar plus Umsatzbeteiligung für die Novartis-Impfstoffe.[4] Sein OTC-Arzneimittel-Geschäft brachte Novartis in ein Joint Venture mit GSK ein.[5] Am 27. März 2018 verkündeten die beiden Unternehmen, GSK werde die Novartis-Anteile an dem Joint Venture für 13 Milliarden US-Dollar übernehmen.[6]

Unternehmensprofil

Überblick

Die GSK plc beschäftigte 2021 ca. 90.000 Mitarbeiter und gab ihren Umsatz für 2021 mit 34,1 Mrd. Britische Pfund an. Die Gewinne vor Steuern (adjusted operating profit) lagen 2021 bei 8,8 Milliarden Pfund. Die Ausgaben für R&D lagen bei 4,8 Milliarden Pfund; 4 Milliarden Pfund wurde als Dividende ausgeschüttet.[2]

Der Konzern investiert in eigene Forschung, um neue Medikamentenwirkstoffe zu entwickeln. Nach eigenen Angaben arbeitet jeder sechste Mitarbeiter im Bereich Forschung, und es werden täglich 13 Millionen Euro dafür investiert.[7] Die Forschungsanstrengungen richten sich auch auf Krankheiten, die vorwiegend in unterentwickelten Ländern verbreitet sind. GSK nimmt daher für sich in Anspruch, neben dem vorrangigen Unternehmenszweck der Gewinnerzielung auch humanitäre Ziele zu verfolgen. Das Unternehmen beschreibt sein Ziel mit dem Motto: to help people do more, feel better, live longer.[8]

GSK ist unter anderem an der NYSE und der LSE gelistet. CEO ist Emma Walmsley. Aufsichtsratsvorsitzender ist seit Mai 2015 Sir Philip Hampton.[9]

GSK-Fabrik in Ulverston, Vereinigtes Königreich, 2008

In Deutschland hat das Unternehmen Standorte in Berlin, Dresden (GSK Biologicals Dresden), Marburg (Behringwerke), Hamburg, Heidelberg (Boxberg) und München.

Unternehmensbereiche

GSK hat drei Bereiche:

  • GSK Pharma stellt Medikamente zur Therapie von Krankheiten her.
  • GSK Vaccines/Biologicals (GSK Bio) stellt Impfstoffe zur Prophylaxe vor Krankheiten her.
  • GSK Consumer Healthcare stellt Gesundheitsprodukte und Hygieneartikel her.

Im Juni 2021 gab GSK bekannt, dass es im Jahr 2022 eine separate Consumer Healthcare Firma ausgründen wolle.[veraltet] Hier spricht man von einem Demerger.[10] Das neue Unternehmen wird Haleon heißen. Der Hauptsitz von Haleon wird sich in Weybridge, Großbritannien, befinden. Im Juli 2022 gab GSK den Abschluss der Abspaltung seines Consumer-Healthcare-Geschäfts in das Unternehmen Haleon bekannt. Beim Marktdebüt von Haleon an der Londoner Börse wurde das Unternehmen mit rund 30,5 Mrd. £ (36,5 Mrd. $) bewertet; die Aktien sollen am 22. Juli an der New Yorker Börse gehandelt werden. Das Consumer-Healthcare-Geschäft war ein Joint Venture zwischen GSK und Pfizer, an dem die beiden Unternehmen mit 68 % bzw. 32 % beteiligt waren.[11]

Geschichte/Kritik

Im Dezember 2000 entstand GlaxoSmithKline plc. aus der Fusion von Glaxo Wellcome und SmithKline Beecham und war damit in seiner Geburtsstunde der größte Pharmakonzern der Welt.[12] Wie auch andere forschende Pharmaunternehmen arbeitete GlaxoSmithKline daran, Ergebnisse aus Forschung und Entwicklung mit Patenten und Marken mit Markenrechten zu schützen. So zog GlaxoSmithKline vor Gericht, um 2002 ein Patent auf Amoxicillin und 2003 auf Paroxetin zu schützen; beide Verfahren gingen verloren.

Auf der Aktionärsversammlung am 19. Mai 2003 verweigerten die Aktionäre die Auszahlung von 22 Millionen Pfund als Bonuszahlung an Jean-Pierre Garnier. Das war das erste Mal, dass sich Aktionäre so gegen einen großen britischen Konzern wehrten. Es gilt als Wendepunkt beim Kampf der Aktionäre gegen überhöhte Boni für Vorstände.

Im Juni 2004 stand GlaxoSmithKline vor Gericht und musste sich gegen den Vorwurf verteidigen, klinische Studien zu verhindern. Diese Studien sollten zeigen, ob der gegen Depressionen eingesetzte Wirkstoff Paroxetin tatsächlich effektiver ist als Placebos, oder ob er im Gegenteil das Suizidrisiko junger Menschen erhöht, die an Depressionen leiden.

Die BBC sendete in diesem Zusammenhang 2004 einen Bericht, dem zufolge GlaxoSmithKline plc. in New Yorker Kinderheimen an HIV-positiv getesteten Kindern unerprobte Medikamente anwendete.[13][14]

Im Juli 2012 wurde GlaxoSmithKline zu einer Strafe von drei Milliarden Dollar aufgrund straf- und zivilrechtlicher Anklagen wegen illegaler Arzneimittelbewerbung und Zurückhalten von Informationen zur Sicherheit von Medikamenten verurteilt. Nach Aussage des US-Justizministeriums war dies bis dato der größte Betrugsfall im Gesundheitsbereich und auch die höchste jemals gezahlte Ausgleichssumme eines Arzneimittelherstellers in den USA.[15][16]

In dem Bemühen, die Transparenz von klinischen Studien zu erhöhen, hat GlaxoSmithKline als erstes Pharmaunternehmen 2004 damit begonnen, die Ergebnisse von klinischen Studien mit detaillierten Daten im Internet zu veröffentlichen. Im sogenannten GlaxoSmithKline Study Register[17] werden sukzessive Daten von allen Studien zu GlaxoSmithKline-Produkten veröffentlicht, die der Konzern selbst durchgeführt oder finanziell unterstützt hat. Dies ist unabhängig davon, ob die Studienergebnisse „opportun“ waren. Inzwischen ist die öffentliche Registrierung von klinischen Studien in die Deklaration von Helsinki aufgenommen und ist für Ärzte in Deutschland berufsrechtlich verbindlich vorgeschrieben.

2009 gründete GlaxoSmithKline mit Pfizer ein Joint-Venture für HIV-Medizin. Sie bündelten Forschung, Entwicklung und Vermarktung von Medikamenten gegen HIV und teilten sich die hohen Kosten.[18] Im Frühjahr 2009 übernahm GlaxoSmithKline den US-Hautpflegehersteller Stiefel Laboratories für bis zu 3,6 Mrd. Dollar. GlaxoSmithKline zahlte 2,9 Mrd. Dollar an Stiefel Laboratories und übernahm zusätzlich die noch ausstehenden Schulden des Unternehmens.[19]

Im Februar 2010 versuchte der GlaxoSmithKline-Forschungsleiter Slaoui die Veröffentlichung eines kritischen Artikels[20] über Rosiglitazon im European Heart Journal zu verhindern.[21] Im Juli wurde GlaxoSmithKline in einem Brief des US-amerikanischen Senate Finance Committee beschuldigt, Informationen über Probleme mit diesem Medikament nicht zeitgerecht veröffentlicht zu haben.[22] Im Sommer 2012 wurde der Sitz in London zu einem akkreditierten Laboratorium für Dopingtests während der Olympischen Sommerspiele umfunktioniert.

GlaxoSmithKline übernahm im Juli 2012 das US-amerikanische Unternehmen Human Genome Sciences.[23]

GSK, ehemalige Administration in Hamburg, 2013 abgerissen

Im Juli 2013 erhoben chinesische Ermittlungsbehörden einen schwerwiegenden Bestechungsvorwurf gegen GlaxoSmithKline: Der Pharmakonzern soll, den Behörden nach, Millionen an chinesische Ärzte gezahlt haben.[24][25] Im Mai 2014 formulierten die chinesische Behörden erstmals diese Vorwürfe auch gegen einen britischen Verantwortlichen von GSK.[26]

Im April 2022 bereitet GlaxoSmithKline die Erwerbung von Sierra Oncology, Kalifornien, das Medikamente gegen seltene Krebsarten entwickelt, für 1,9 Mrd. $ für 2022/Q3 vor.[27]

Zum 16. Mai 2022 erfolgte eine Umbenennung von GlaxoSmithKline plc zu GSK plc.[28]

Im Mai 2022 kündigte GSK an, den US-amerikanischen Impfstoffentwickler Affinivax für über 3 Milliarden US-Dollar zu erwerben. Affinivax hat noch keine zugelassenen Produkte im Markt. Daher wird von clinical stage gesprochen. Der am weitesten fortgeschrittene Impfstoffkandidat von Affinivax (AFX3772) enthält 24 Pneumokokken-Polysaccharide sowie zwei konservierte Pneumokokken-Proteine (im Vergleich zu bis zu 20 Serotypen in derzeit zugelassenen Impfstoffen).[29]

Produkte (Auswahl)

Medikamente

Handelsnamen der Medikamente (Wirkstoff in Klammern) mit Anwendungsgebiet:

Impfstoffe

Der Bereich von GSK, der sich mit der Impfstoffproduktion beschäftigt, heißt GSK Vaccines/Biologicals (GSK Bio) mit Hauptsitz in Rixensart in Belgien. Dort ist auch seit langem die Entwicklungsabteilung angesiedelt, weshalb die Impfstoffe bei GSK traditionell auf „-rix“ für Rixensart enden.

GSK Bio in Dresden

In Dresden betreibt das Unternehmen das ehemalige sächsische Serumwerk. Dort produzierte GSK Bio im Jahre 2007 70 Millionen Dosen Grippeimpfstoff und erreichte damit einen Weltmarktanteil von 14 Prozent.[30] Außerdem befinden sich in Marburg die Behringwerke, wo GSK ebenfalls Impfstoffe produziert.

Insgesamt wurden 2006 30 zugelassene Impfstoffe hergestellt, und weitere 20 befanden sich in der Entwicklung.[31]

Handelsnamen (Auswahl):

Gesundheitsprodukte und Hygieneartikel (2022 als Haleon abgespalten)

  • Besser AtmenNasenpflaster gegen Schnarchen
  • Cetebe – Produktlinie von Nahrungsergänzungsmitteln und Arzneimitteln zur Vorbeugung vor und Behandlung von Erkältungskrankheiten
  • Corega – Gebissreiniger und Haftcreme
  • Dr. Best – Zahnbürsten
  • Lactacyd Femina – Intimpflegeprodukte
  • Naaprep – Nasentropfen und Nasenspray
  • Nicotinell (Nikotin) zur Raucherentwöhnung
  • NiQuitin (Nikotin) – Präparate zur Raucherentwöhnung
  • Otrivin/Otriven (Xylometazolin) zur symptomatischen Behandlung von Schnupfen sowie nicht infektiöser Bindehautentzündung
  • Panadol (Paracetamol) – Schmerzmittel
  • Odol – Mundpflegeserie
  • Parodontax – Zahnpasta
  • Sensodyne – Zahnpasta, Zahnbürsten, Mundspülung, Zahnseide
  • Settima – Zahnpasta
  • Voltaren (Diclofenac), Schmerzmittel und Entzündungshemmer

Weblinks

Commons: GlaxoSmithKline – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. GSK Leadership Team, Corporate Website, abgerufen am 31. Mai 2022
  2. a b c Key Facts, Corporate Website, abgerufen am 31. Mai 2022
  3. Full-year and fourth quarter 2022, PM GSK vom 1. Februar 2023, abgerufen am 3. Februar 2023
  4. APOTHEKE ADHOC: Tauschgeschäft der Pharma-Giganten
  5. APOTHEKE ADHOC: Der neue OTC-Riese
  6. Voltaren, Fenistil, Sensodyne: Novartis steigt bei Joint-Venture aus – und erhält 13 Milliarden Dollar. 27. März 2018 (handelsblatt.com [abgerufen am 27. März 2018]).
  7. glaxosmithkline.de: Forschung
  8. About us gsk.com
  9. Board of Directors: Sir Philip Hampton, Non-Executive Chairman gsk.com
  10. New GSK to deliver step-change in growth and performance over next ten years driven by high-quality Vaccines and Specialty Medicines portfolio and late-stage pipeline, PM GSK vom 23. Juni 2021, abgerufen am 12. Oktober 2021.
  11. Completion of the demerger of Haleon and share consolidation of GSK, PM GSK vom 18. Juli 2022, abgerufen am 19. Juli 2022.
  12. Die größten Fusionen der Wirtschaft in der Übersicht. 20. Dezember 2016, abgerufen am 11. September 2023.
  13. BBC-Bericht vom 30. November 2004 zur Anwendung von nichterprobten Medikamenten and Kindern
  14. deutsche Zusammenfassung des BBC-Berichtes freace.de
  15. Bloomberg: GlaxoSmithKline Agrees to Pay $3 Billion in U.S. Drug Settlement
  16. GlaxoSmithKline - Seroxat (Paroxetin / Paxil) - Strafe 3 Milliarden Dollar. In: depression-heute.de. Peter Ansari, Sabine Ansari, abgerufen am 26. Juni 2018.
  17. GSK Study Register. GlaxoSmithKline, abgerufen am 26. Juni 2018 (englisch).
  18. GlaxoSmithKline und Pfizer gründen Joint-Venture für HIV-Medizin
  19. GlaxoSmithKline übernimmt US-Hautspezialist Stiefel
  20. S. E Nissen: The rise and fall of rosiglitazone. In: European Heart Journal. 31. Jahrgang, Nr. 7, April 2010, S. 773–6, doi:10.1093/eurheartj/ehq016, PMID 20154334.
  21. T. F. Lüscher, U. Landmesser, F. Ruschitzka: Standing firm–the European Heart Journal, scientific controversies and the industry. In: European Heart Journal. 31. Jahrgang, Nr. 10, Mai 2010, S. 1157–8, doi:10.1093/eurheartj/ehq127, PMID 20418345 (freepdfhosting.com (Memento desOriginals vom 27. Februar 2012 im Internet Archive)).
  22. Max Baucus, Chuck Grassley: Finance Committee Letter to the FDA Regarding Avandia. United States Senate Committee on Finance, 12. Juli 2010, abgerufen am 24. August 2010.
  23. Financial Times Deutschland: Arzneimittelhersteller Human Genome stimmt Übernahme durch GlaxoSmithKline zu (Memento vom 18. Juli 2012 im Internet Archive)
  24. Bestechungsvorwurf gegen Glaxo-Smith-Kline, SPON vom 15. Juli 2013
  25. GSK response to China investigation. GSK, 15. Juli 2013, abgerufen am 8. August 2017 (englisch).
  26. China accuses British GlaxoSmithKline executive in bribery case. In: Guardian. 14. Mai 2014, abgerufen am 14. Mai 2014 (englisch): „Chinese police have accused a British executive in drugs maker GlaxoSmithKline's China unit of ordering his salespeople to bribe doctors and hospital officials to use the company's products. Wednesday's announcement marks the first time a foreign employee in China of British-based GSK has been accused in connection with the bribery allegations against the company.“
  27. Milliardendeal: GlaxoSmithKline schluckt US-Krebsspezialisten orf.at, 13. April 2022, abgerufen am 13. April 2022.
  28. Change of name to GSK plc - 14:00:03 16 May 2022 - GSK News article. In: londonstockexchange.com. Abgerufen am 19. Januar 2023.
  29. GSK to acquire clinical-stage biopharmaceutical company Affinivax, Inc., PM GSK vom 31. Mai 2022, abgerufen am 31. Mai 2022
  30. Dresdner Neueste Nachrichten: www.archive-de.com » DE » G » GLAXOSMITHKLINE.DE (Memento vom 29. August 2014 im Internet Archive)
  31. innovations-report.de: Unternehmensmeldung 16. Oktober 2006

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