Gettorf

WappenDeutschlandkarte
Basisdaten
Koordinaten:54° 24′ N, 9° 58′ O
Bundesland:Schleswig-Holstein
Kreis:Rendsburg-Eckernförde
Amt:Dänischer Wohld
Höhe:28 m ü. NHN
Fläche:9,35 km2
Einwohner:7708 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte:824 Einwohner je km2
Postleitzahl:24214
Vorwahl:04346
Kfz-Kennzeichen:RD, ECK
Gemeindeschlüssel:01 0 58 058
Adresse der Amtsverwaltung:Karl-Kolbe-Platz 1
24214 Gettorf
Website:www.gettorf.de
Bürgermeister:Hans Ulrich Frank (CDU)
Lage der Gemeinde Gettorf im Kreis Rendsburg-Eckernförde
Karte

Gettorf (dänisch: Gettorp, plattdeutsch: Cheddörp, Geddörp) ist eine Gemeinde im Kreis Rendsburg-Eckernförde etwa auf halber Strecke zwischen Kiel und Eckernförde.

Gettorf bildet den geographischen Mittelpunkt der Landschaft Dänischer Wohld und hat als ihr zweitgrößter Ort mit seinen Schulen, öffentlichen Einrichtungen und Gewerbebetrieben die Funktion eines Unterzentrums.

Gettorf hat etwas mehr als 7500 Einwohner. Mit der Erschließung neuer Baugebiete ist die Erhöhung seiner Einwohnerzahl zu erwarten. Als Obergrenze sieht der Landesentwicklungsplan für die Wohld-Gemeinde 9990 Einwohner vor.[2] Überregional ist Gettorf vor allem durch seinen Tierpark bekannt.

Geschichte

Gettorf wurde wahrscheinlich zwischen 1190 und 1220 von jütischen und sächsischen Siedlern gegründet. Seine Entstehung hat der Ort den zunehmenden Rodungen des Jarnwith und seiner geografischen Lage zu verdanken. Er liegt etwa ½ alte Meile nördlich der damaligen Landenge zwischen der alten Levensau und der Eider und wird durch einen Neben-Heerweg nach Norden durchschnitten. Erstmals wurde Gettorf 1259 als Ghetdorpe schriftlich erwähnt.

1876 erhielt Gettorf das Recht der kommunalen Selbstverwaltung und bildete somit ab 1889 einen Eigenamtsbezirk. Der Ort hatte damals 1221 Einwohner.

Ab 1948 bildeten die Gemeinden Gettorf, Lindau und Neudorf-Bornstein das Amt Gettorf. Mit der Kreis- und Ämterreform von 1970 kommt Gettorf vom Kreis Eckernförde zum Kreis Rendsburg-Eckernförde. Dabei kommt die Gemeinde Lindau zum Amt Dänischer Wohld. Zum 1. Januar 1979 wird das Amt aufgelöst und Gettorf wird amtsfreie Gemeinde. Neudorf-Bornstein kommt zum Amt Dänischer Wohld. Im Zuge der Verwaltungsstrukturreform in Schleswig-Holstein trat die Gemeinde Gettorf am 1. Januar 2008 dem Amt Dänischer Wohld bei, dessen Amtssitz sie schon vorher war.

Politik

Gemeindevertretung

Wahlbeteiligung: 61,5 Prozent
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Bei der Kommunalwahl am 14. Mai 2023 wurden insgesamt 22 Sitze vergeben. Die CDU erhielt zehn Sitze, die Grünen und die SPD je vier Sitze, und die FDP und der SSW je zwei Sitze.

Wappen

Blasonierung: „In Blau ein gewellter goldener Berg, davor ein roter spätgotischer Kirchturm mit achtseitigem silbernen Helm. Beiderseits desselben je ein schwebender, bewurzelter silberner Eichbaum.“[4]

Partnerschaften

Wirtschaft und Verkehr

Die Wirtschaft Gettorfs ist durch kleine Handwerks- und mittelständische Dienstleistungs- und Gewerbebetriebe geprägt, die große Bedeutung für die Versorgung des Umlandes übernommen haben. Die Landwirtschaft spielt eine nicht unbedeutende Rolle. Ein großer Teil der erwerbstätigen Einwohner ist in den Nachbarstädten Kiel, Eckernförde und Rendsburg beschäftigt oder muss als Pendler noch weitere Wege zum Arbeitsplatz zurücklegen.

Durch die Nachbarschaft zu Kiel ist ein internationaler See- und Fährhafen sowie der Flugplatz Kiel-Holtenau in unmittelbarer Nähe.

Straßenverkehr

Gettorf ist durch eine 2004 fertiggestellte Ortsumgehung der Bundesstraße 76 an das überregionale Straßennetz angebunden.

Schienenverkehr

Bahnhof Gettorf (nach dem Ausbau des Mittelbahnsteigs im Oktober 2020)

Gettorf hat seit 1881 einen Bahnhof[5] an der Strecke aus Flensburg, wodurch über Kiel Hauptbahnhof Anschlüsse zu weiteren Zielen bestehen. Auf dem Bahnhofsvorplatz gibt es einen Busbahnhof. Im Rahmen des Projektes der S-Bahn Kiel, die nach 2030 realisiert werden könnte, ist der Bau eines zusätzlichen Haltepunktes in Gettorf-Süd geplant.[6]

Der Bahnhof Gettorf war von 1918 bis 1922 Ausgangspunkt der militärischen Eisenbahn Gettorf–Stohl und von 1925 bis 1932 für die Güterbahn der Eisenbahngenossenschaft Dänischer Wohld zwischen Gettorf und Neu-Bülk. Von Stohl (heute Gemeinde Schwedeneck) nach Marienfelde (heute Gemeinde Strande) verkehrte eine 600-mm-Schmalspurbahn. Diese Heeresfeldbahn versorgte die Geschütze von Marienfelde mit Munition und wurde in Zusammenhang mit dem Kieler Hafen benötigt. Ähnliche Anlagen bestanden in Fiefbergen und Stakendorf.

Sehenswürdigkeiten

Kirchturm von St. Jürgen

In der Liste der Kulturdenkmale in Gettorf stehen die in der Denkmalliste des Landes Schleswig-Holstein eingetragenen Kulturdenkmale.

Im Zentrum des Ortes steht die mittelalterliche Kirche St. Jürgen, deren Bau schon vor 1250 begann und mit Errichtung eines 64 m hohen Kirchturmes gegen 1494 vollendet wurde. Der Kirchturm spielte im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 eine Rolle als Beobachtungsposten. Hierfür wurde auf den Turm eine mehrere Meter hohe Holzkonstruktion errichtet.

In der Fußgängerzone am Alexanderplatz erinnert eine kleine Teufelsstatue an eine alte Legende, nach der der Teufel einen Felsen, den Teufelsstein, auf den Kirchturm warf, der von Gott abgelenkt wurde und so den Turm nur streifte, weshalb dieser heute leicht schief steht. Dieser Teufelsstein oder Düvelstein, bei dem es sich um den größten Findling Schleswig-Holsteins handelt, ist außerhalb Gettorfs in der Gemeinde Lindau an der Straße zwischen Revensdorf und Großkönigsförde zu finden.

Die Teufelsplastik in Gettorf – mit der Legende zum Teufelsstein – dem größten Findling in Schleswig-Holstein
Der niederdeutsche Text mit der Legende zum Teufelsstein in Königsförde
Der Düvelstein oder Teufelsstein bei Großkönigsförde, Gemeinde Lindau (bei Kiel) in Schleswig-Holstein
Die Gettorfer Mühle

In Gettorf steht die 1869 erbaute Gettorfer Mühle – eine Windmühle, die heute Sitz der örtlichen Bücherei ist. Die Mühle wird vom Standesamt Dänischer Wohld zudem als Hochzeitsmühle genutzt und bietet im dortigen Trauzimmer 50 Gästen Platz.[7] An das Gelände der Mühle grenzen das Heimatmuseum sowie das Rathaus.

Bekanntheit über die Region hinaus erlangt hat der Tierpark Gettorf, der insbesondere durch seine große Sammlung von Affen berühmt ist. Der Tierpark Gettorf ist bislang der einzige rein privatwirtschaftlich betriebene Zoo in Schleswig-Holstein. Auf dem Tierparkgelände befindet sich seit 2010 auch das Verrückte Haus.

Sport

Seit sich 1948 die Fußballer nicht mehr als Turner bezeichnen lassen wollten, gibt es in Gettorf mit dem Gettorfer Turnverein (GTV) und dem Gettorfer Sportclub (GSC) zwei große Sportvereine, die durch die Sparten Speedskaten, Badminton und Floorball national bekannt sind. Die Fußballer des GSC spielen mit ihrer ersten Herrenmannschaft in der Landesliga Schleswig. Der Gettorfer TV organisiert mit dem Stiftungsfest im November ein wichtiges gesellschaftliches Ereignis und mit dem Gettorf-Lauf im Juni das größte sportliche Event im Dänischen Wohld. 2004 hat sich der Tennisclub Gettorf vom Gettorfer Turnverein gelöst und besteht als eigenständiger Verein mit über 300 Mitgliedern. Die erste Herrenmannschaft war bis 2007 in der Landesliga aktiv. Ab der Sommersaison 2023 treten mit den Damen 40 und den Herren 40 zwei Mannschaften in der Schleswig-Holstein-Liga an. Der 1. Gettorfer Bowling Club von 1973 war wiederholt auf nationaler Ebene erfolgreich, stellte mehrere Jugend- und Juniorennationalkader und war bei Europameisterschaften vertreten.[8] Ebenfalls zum Gettorfer Sportangebot gehört der 1. Gettorfer Bowling Verein von 1979.[9] Die erste Herrenmannschaft vertrat Gettorf mehrere Jahre in der 2. Bundesliga Nord. Der Gettorfer Schützenverein von 1958 (GSV)[10] mit seiner gepachteten Schießsportanlage im Bürgerpark konnte mehrmals den Landeskönigstitel und Meisterschaften auf Landes-, Bezirks- oder Kreisebene erringen. Im Sommer 2017 wurde der neue Sportpark der Gemeinde Gettorf eröffnet. Dieser gehört zu den modernsten Sportanlagen Schleswig-Holsteins, da er u. a. über beheizte Kunstrasenplätze sowie eine 200 Meter lange Speedskaterbahn verfügt.

Persönlichkeiten

  • Helma Heynsen-Jahn (1874–1925), in Gettorf geboren, Porträtmalerin in den USA
  • Johann Schmidt (1907–1981), in Gettorf geborener evangelisch-lutherischer Pastor, Oberlandeskirchenrat
  • Meggy Hussong (* 2007), Kinderdarstellerin, lebt in Gettorf

Weblinks

Commons: Gettorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Gettorf – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Statistikamt Nord – Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein 4. Quartal 2022 (XLSX-Datei) (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Gettorf hat jetzt die 7000 voll @1@2Vorlage:Toter Link/www.kn-online.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Kieler Nachrichten vom 14. August 2013
  3. wahlen-sh.de
  4. Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein
  5. Gettorf auf bahnhof.de
  6. Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein GmbH (NAH-SH GmbH): Landesweiter Nahverkehrsplan bis 2027. Hrsg.: Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus. 30. November 2021, S. 63 (nah.sh [PDF; 4,1 MB; abgerufen am 2. Februar 2023]).
  7. Amt Dänischer Wohld: Heiraten im Dänischen Wohld (Memento desOriginals vom 26. August 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.amt-daenischer-wohld.de
  8. 1. Gettorfer Bowling Club von 1973
  9. 1. Gettorfer Bowling Verein von 1979
  10. Gettorfer Schützenverein von 1958 (GSV)

Auf dieser Seite verwendete Medien

Gettorf - Tafel an der Teufelsplastik - in Niederdeutsch.JPG
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Niederdeutscher Text auf der Tafel an der Teufelsplastik in Gettorf. Der Text sagt: Mit einem großen Findling vom Felmer Berg wollte der Teufel unseren Kirchturm (St. Jürgen in Gettorf) entzwei werfen. Das hat unser Herrgott nicht zugelassen. So hat der Findling den Kirchturm nur gestreift und ist bis Königsförde geflogen. Seit der Zeit (13./14. Jahrhundert) steht unser Kirchturm schief.
Gettorf in RD.png
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Locator maps of municipalities in Schleswig-Holstein - District Rendsburg-Eckernförde
Bahnhof Gettorf 2021-07.jpg
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Bahnhof Gettorf im Juli 2021
Gettorf, Kirchturm.jpg
Kirchturm in Gettorf, Schleswig-Holstein, northern Germany.
Gettorf - Teufelsplastik.JPG
(c) Genet, CC BY-SA 3.0
Teufelsplastik in Gettorf
Wappen Gettorf2.svg
Wappen der Gemeinde Gettorf im Kreis Rendsburg-Eckernförde, Schleswig-Holstein.
Blasonierung: In Blau ein gewellter goldener Berg, davor ein roter spätgotischer Kirchturm mit achtseitigem silbernen Helm. Beiderseits desselben je ein schwebender, bewurzelter silberner Eichbaum.
Duevelstein-Teufelsstein-Grosskoenigsfoerde - N.jpg
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Duevelstein-Teufelsstein-Grosskoenigsfoerde - N