Geschichte Israels

Als Geschichte Israels oder Geschichte des Volkes Israel, auch mit Zusätzen wie im Altertum oder in der Antike, wird die Geschichte der Israeliten und des Judentums von ihren Anfängen (~1200)[1] bis zur Niederlage im Bar-Kochba-Aufstand (136 n. Chr.) bezeichnet. Sie umfasst die Entstehung dieses Volkes aus zusammenwachsenden Stämmen im Bergland Samariens, die Königsdynastien der Kleinstaaten Israel (~1000–722) und Juda (~926–586) in der Levante, die Konsolidierung des Judentums nach dem babylonischen Exil und dem Wiederaufbau des Jerusalemer Tempels in der persischen Provinz Jehud (539–333), die Hellenisierung des Judentums (ab 332) und die Aufstände der Makkabäer (168–161), in deren Folge die neuen Königsdynastien der Hasmonäer und Herodianer in Judäa entstanden. Das Römische Kaiserreich schlug weitere Aufstände der Zeloten gewaltsam nieder, zerstörte Jerusalem und den zweiten Tempel (70 n. Chr.), versklavte oder vertrieb viele Juden aus Judäa und verbot ihnen strikt das Betreten Jerusalems und die Wiederansiedlung dort (136 n. Chr.). Dies beendete für lange Zeit jede Aussicht der Juden auf ihr eigenes Land und Gemeinwesen.

Quellen

Gesamtentwürfe zu Israels antiker Geschichte, etwa von heutigen Alttestamentlern, beruhen auf der Zusammenschau von Ergebnissen vieler Teildisziplinen der Geschichts- und Religionswissenschaft, etwa Judaistik, Altorientalistik und Biblische Archäologie. Sie sind daher nur interdisziplinär möglich.[2] Zur Rekonstruktion der Geschichte Israels ziehen Historiker Funde der Archäologie, Epigraphik, Ikonografie und Numismatik sowie Texte der hebräischen Bibel und der altorientalischen Umwelt heran und unterziehen alle verfügbaren Quellen gleichermaßen einer kritischen Analyse und Bewertung.[3]

Zu den Primärquellen gehören solche Artefakte und Texte zu Ereignissen, die von Beteiligten oder Zeugen stammen und sich relativ genau datieren lassen. Der archäologische und ikonografische Befund wuchs in den letzten Jahrzehnten stark und erweiterte das Bild von der Entwicklung der Region Palästina, entkräftete oder differenzierte frühere Hypothesen zur Geschichte Israels. Insgesamt erhielt die Archäologie gegenüber literarischen Bibeltextanalysen für die Rekonstruktion ein höheres Gewicht. Doch sind auch die Primärquellen oft nicht genau datierbar und zeigen Urheberabsichten: So beschönigen altorientalische Königsannalen und Reliefs Ereignisse rückblickend aus Sicht der Auftraggeber.[4] Sie überliefern nur Siege, weil der Herrscher als Garant der göttlichen Ordnung gegen die Chaosmächte galt.[5] Die Zuverlässigkeit solcher Quellen kann daher nur durch Vergleichsmaterial näher bestimmt werden, das oft fehlt; wo es vorhanden ist, hängen Auswahl und Datierung wiederum von den Theorien der Interpreten ab. Historiker geben archäologischen Primärquellen, die sich gegenseitig ergänzen und bestätigen, regulär den Vorzug gegenüber einem aus Bibeltexten gewonnenen Geschichtsbild. Dabei berücksichtigen sie, dass biblische Autoren auch im Blick auf die eigene Geschichte theologische, nicht historisch-deskriptive Aussageabsichten hatten, die mit anderen Quellen weder harmonisiert werden können noch sollen.[4]

Die in der Bibel gesammelte Literatur des Judentums geht vom Bekenntnis zum Gott JHWH aus und erzählt Israels Geschichte als die eines erwählten Gottesvolks, eingebettet in die Schöpfung der Welt vor aller Zeit, ihre Neuschöpfung am Ende der Zeit. Bibeltexte sind daher nicht als Berichte über eine historische Ereignisfolge zu verstehen. Sie wählen und gewichten Ereignisse nach theologischen Gesichtspunkten und lassen daher vieles weg, was für damalige Großreiche wichtig war.[6] Viele Bibeltexte wurden in großem Zeitabstand zu den erzählten Ereignissen verfasst, literarisch komplex bearbeitet und sind oft nicht genau datierbar. Daher scheiden sie als Primärquellen weitgehend aus. Sie werden aber als Sekundär- oder Tertiärquellen herangezogen, weil sie Informationen über die Zeit der Erzähler und deren Eigensicht auf ihre Vergangenheit enthalten. Dabei prüft historisch-kritische Bibelexegese im Dialog mit biblischer Archäologie die Plausibilität jedes Einzeltexts.[7]

Nachexilische biblische Autoren standen den erzählten Ereignissen noch recht nahe. Ab der Zeit des Hellenismus lassen sich viele Ereignisse bis auf Einzeljahre genau datieren, auch mit Hilfe von damals geprägten Münzen.[8] Antike jüdische Geschichtsschreiber nahmen das Jahr 312[1] als Beginn einer „ersten Ära“ und datierten folgende Ereignisse fortlaufend chronologisch, so dass von da an mehr verlässliche Fixdaten verfügbar sind.[9]

Dabei beruhen aktuelle Entwürfe der Geschichte Israels auch bei Benutzung und kritischer Bewertung aller verfügbaren Quellen und Methoden immer auf den verarbeiteten Theorien zum Quellenmaterial, so dass viele Einzelfragen weiterhin stark umstritten sind.[10]

Vorgeschichte in Kanaan

Eine Gruppe namens „Israel“ ist erstmals auf der Merenptah-Stele (1208) sicher belegt, eine stabile Königsdynastie in „Israel“ erstmals auf der Mescha-Stele (~840).[11] Im Erzählduktus der Tora (1. bis 5. Buch Mose) entstand dieses Volk durch nomadische Zuwanderer aus Mesopotamien (Gen 12,1–3; Dtn 26,5) in einer kontinuierlichen Genealogie ihrer Sippen von Abraham über Isaak zu Jakob, der „Israel“ genannt wurde (Gen 32,29; 35,10). Dessen Nachkommen seien im Alten Ägypten zum Volk der „Kinder Israels“ herangewachsen (Ex 1,7.9), beim Exodus als Ganzes abrupt von dort ausgezogen und durch die Wüste nach Kanaan gewandert, um dieses Land dann kriegerisch zu erobern und in Besitz zu nehmen. Für dieses biblische Narrativ fehlen weitgehend außerbiblische Belege. Die historische Forschung ergab ein ganz anderes Bild: Ein Volk Israel entstand in einem längeren komplexen Prozess in Kanaan selbst. Um diese Entstehung zu verstehen, greifen Historiker mindestens bis auf die Mittlere Bronzezeit (~2000–1150) zurück.[12]

Mittlere und späte Bronzezeit

In der gesamten Levante wurden ab ~2000 oder ab ~1800 neue Städte auf den Ruinen früherer Städte gegründet, von denen die meisten bis ~1200 bestanden. Im Raum Kanaans entstanden vor allem an zentralen Verkehrswegen Stadtstaaten mit je einem Fürsten oder König, einer kleinen Oberschicht aus Priestern und Beamten und einer geschichteten Bevölkerung von Bauern im Umland, Sklaven, Lohnarbeitern, Händlern und Handwerkern. Im Bergland gehörten dazu Sichem und Jerusalem, in der Küstenebene Achsib, Aschdod, Aschkelon, Dor, in der Schefela Afek, Ekron, Gezer, Lachisch und Timna, in der Jesreelebene Megiddo und Taanach, im Bet-Schean-Becken Bet Scheʾan und im Ostjordanland Pella und Amman (Rabba). Diese Stadtfürstentümer hatten keine gemeinsame Religion, wohl aber Tempel und ähnliche Götterfamilien mit meist einem Gott oder Götterpaar an der Spitze.[13]

In der Region Kanaan rangen verschiedene altorientalische Großmächte um die Hegemonie, sodass sich dort kein größerer unabhängiger Staat etablieren und längere Zeit behaupten konnte.[14] Nach der Vertreibung der Hyksos um 1550 wurde Ägyptens Neues Reich die dominierende Großmacht in Vorderasien. Um 1458 eroberte Thutmosis III. Kanaan und Syrien gegen eine Koalition dortiger Stadtfürsten und sicherte dieses Gebiet mit Garnisonen gegen die Mittani in Mesopotamien. Unter dem Expansionsdruck der Hethiter und Assyrer schwand Ägyptens Einfluss in Kanaan, bis die Pharaonen Sethos I. und Ramses II. seine Vormacht wiederherstellten. Ramses III. konnte Angriffe der sogenannten Seevölker 1175 im Nildelta nur mühsam abwehren und ließ Ägyptens Garnisonen in Kanaan danach verstärken oder neu aufbauen.[15]

Weil die Pharaonen der 18. bis 20. Dynastie den örtlichen Stadtfürsten Kanaans ihre Ämter ließen, erkannten diese Ägyptens Oberherrschaft an. Diese umfasste Flottenhäfen, Militärstützpunkte, von ägyptischen Beamten gesteuerte königliche Güter,[16] Paläste und Tempel. Ägyptische Verwaltungssitze in Kanaan waren Gaza, Afek, Aschkelon, Bet Scheʾan, Gat, Gezer, Jafo, Megiddo und Lachisch. Die Stadtstaaten blühten unter Ägyptens Herrschaft auf und glichen ihre Kultur und Religion an die ägyptische an. Sie verstanden sich nicht als zusammengehöriges Volk „Kanaan“, sondern blieben politisch relativ selbständig und kooperierten oder konkurrierten miteinander.[17]

Außerhalb der Städte lebten die Apiru, eine in Ägypten, Mesopotamien und der südlichen Levante bekannte Bevölkerungsgruppe aus besitzlosen, nichtsesshaften Migranten verschiedener Herkunft. Sie bildeten oft im schwer zugänglichen Bergland neue Verbände und sicherten durch Raubzüge, Plünderungen und Erpressungen ihren Lebensunterhalt. Damalige Texte beschreiben sie als „Fremde“, „Gesetzlose“ und „Räuber“. Kanaans Stadtfürsten sahen sie laut ihren Amarna-Briefen an Pharao Amenophis III. (~1388–1350) als Hauptgefahr.[18] Eine weitere nichtstädtische Gruppe waren die Schasu, die als Halbnomaden, Hirten und Viehzüchter in Zelten lebten und ihre Herden je nach Jahreszeit in neue Weidegebiete trieben. Sie interagierten meist friedlich mit Kanaans Stadtbewohnern; vereinzelt gab es Kämpfe mit ihnen. Die Ägypter betrachteten sie als potentielle Unruhestifter. Größere Schasu-Gruppen hielten sich zwischen 1300 und 1100 im Nildelta auf.[19]

Frühe Eisenzeit

Im Übergang der Bronze- zur Eisenzeit kam es in der gesamten südlichen Levante zu Umbrüchen und einem allmählichen Niedergang der Stadtkultur. In Kanaan wurden regional und zeitlich verschieden zahlreiche Städte teilweise oder ganz zerstört, darunter Bet El und Sichem (~1200), Megiddo und Bet-Scheʾan (~1150). Andere bestanden fort oder wurden rasch wiederaufgebaut und bewahrten ihre spätbronzezeitliche Kultur, darunter Achshaf, Aschdod, Dor, Jokneam, Gezer, Mizpa und Lachisch. Kanaans Niedergangs- und Zerstörungsphase wird auf mehrere Faktoren zurückgeführt: eine anhaltende Trockenzeit mit Ernteausfällen (~1400–1100), Ägyptens Machtverlust (ab ~1200), ein Anwachsen der Stadtbevölkerungen nach der Trockenzeit und der Zusammenbruch des Fernhandels, besonders des für Bronzeprodukte notwendigen Kupferhandels mit Zypern (~1100). Auch verstärkte Angriffe von Seevölkern oder Apiru-Gruppen und regionale Kämpfe zwischen Städten können die Zerstörungen und Bevölkerungsumschichtung verursacht haben. Ernte- und Lieferausfälle bewirkten einen Dominoeffekt: Rohstoffe konnten nicht mehr importiert, Luxuswaren nicht mehr hergestellt werden, der Außenhandel brach ein, die Städte konkurrierten stärker gegeneinander, Teile der Bewohner mussten aufs Land ziehen, um durch rurale Selbstversorgung zu überleben.[20]

Ägyptens Machtzerfall zeigen etwa Plünderungen durch nicht mehr regelmäßig bezahlte Söldner.[16] Bis etwa 1000 verlor Ägypten seine Kontrolle über die Provinz Kanaan. Darum konnten danach in der dortigen Küstenregion Stadtstaaten, im südlichen Kanaan Kleinstaaten entstehen.[21]

Entstehung

Erzeltern

Die Erzelterngeschichten im 1. Buch Mose spielen nach biblischen Zeit- und Altersangaben von etwa 2000 bis 1500, wurden aber nach längerer mündlicher Überlieferung frühestens 800 schriftlich fixiert. Dies schließt weitgehend aus, dass sie historische Erinnerungen an die Bronzezeit bewahrt haben. Ähnliche Namen wie „Abraham“ bei Amoritern und in Ugarit sowie der Gruppenname rhm auf der ägyptischen Bet-Scheʾan-Stele (um 1280) können einen historischen Abraham weder beweisen noch ausschließen. Möglicherweise waren die Erzväter fiktive Personen, deren Namen zu Eponymen derjenigen Stämme gemacht wurden, die sich auf sie zurückführten. Ihre biblischen Wanderungswege ergaben sich daraus, dass Erzählkränze literarisch zu einer Gesamterzählung verknüpft wurden. Dabei sind die Abraham-Lot-Geschichten fast durchweg im Süden Kanaans (Beerscheba, Hebron, Mamre) lokalisiert, der Jakob-Esau-Zyklus dagegen im mittleren Kanaan und im Ostjordanland (Bet-El, Penuel, Mahanajim, Sukkot). Ob dies auf verschiedene Siedlungsgebiete von Stammesgruppen („Rahelstämme“ und „Leastämme“) verweist, ist umstritten.[22]

Frühere Forscher nahmen eine größere Völkerwanderung aus Mesopotamien und Syrien als Hintergrund der Erzvätergeschichten an. Doch ethnische Zuwanderungen zwischen 2000 und 1000 sind unbelegt und können demografischen Wandel in Kanaan daher nicht erklären.[23] Wanderungen vom Ausmaß biblischer Erzelterngruppen suchten die Archäologen vergebens.[24] Entgegen dem Bekenntnis von Dtn 26,5  („Mein Vater war ein heimatloser Aramäer…“) hatten die später Israel genannten Stämme mit Aramäern genetisch und kulturell nichts zu tun. Sie bildeten sich als Konglomerat von Apiru, Schasu, anderen Halbnomaden und abgewanderten Städtern im Bergland Kanaans.[25]

Exodus

Die Josefsgeschichte (Gen 37–50) verklammert die Erzvätergeschichten mit dem Buch Exodus: Nach Josefs Tod bleiben seine elf Brüder und zwei Enkel in Ägypten und werden dort ein großes Volk (Ex 1,1–6). Ein späterer Pharao setzt sie als Bausklaven für die Vorratsstädte Pithom (Pi-Atum) und Ramses (Pi-Ramesse) ein. Der von JHWH berufene Mose (Ex 3) verhandelt mit dem Pharao, der die Israeliten nach etlichen Plagen ziehen lässt, dann aber mit seiner Armee verfolgt. JHWH rettet sie durch das Schilfmeer-Wunder (Ex 12–14). Von dort aus ziehen sie zum Gottesberg in der Wüste Sinai (Ex 16,1), wo sie die Toragebote empfangen (Ex 19), und zur Oase Kadesch-Barnea (Num 10–13). Nachdem die befreite Generation Moses' Führung mehrfach ablehnt und die Landverheißung in Frage stellt, soll sie in der Wüste sterben (Num 14,34) und durchzieht diese 40 Jahre lang (Num 33). – Diese Exodus- und Wüstenerzählung entstand frühestens ab 900 und ist weitgehend ahistorisch. Nach 1 Kön 6,1 hätte der Exodus 480 Jahre vor dem Tempelbau (~960) stattgefunden (~1440), lange bevor Pi-Ramesse erbaut wurde. Die Angaben zur Auszugsroute sind widersprüchlich, das Schilfmeer ist nicht exakt lokalisierbar. Für eine Massenflucht oder -vertreibung aus dem Pharaonenreich fehlen ägyptische Belege, für eine jahrzehntelange Massenbewegung in der Wüste Sinai archäologische Spuren. 600.000 (Ex 12,37) oder mehr (Num 1,46) Menschen konnten in der Wüste nicht überleben. Kadesch-Barnea (Num 13,26) war bis 800 unbesiedelt. Gleichwohl gehen die meisten Forscher davon aus, dass die Exodus- und Sinaitradition Erinnerungen einer Gruppe bewahrt hat, die Ägypten verließ und den JHWH-Glauben nach Kanaan mitbrachte. Sonst ließe sich die Bedeutung des Exodus als Gründungsmythos ganz Israels kaum erklären.[26]

Der Name „Israel“ auf der Merenptah-Stele steht für eine Gruppe, kein Volk, kann aber in der Aufzählung hinter Kanaan, Yeno'am am See Genezareth und vor Kharu (Syrien/Palästina) auch eine dortige Gegend meinen. Die Stele beweist keine Präsenz von Israeliten in Ägypten, macht aber plausibel, dass die Ägypter Teile besiegter Völker als Kriegsgefangene in ihr Land holten. Zudem kamen periodisch immer wieder Wirtschaftsflüchtlinge dorthin.[27] Die Ägypter duldeten nach ihren Akten die Einwanderung von Nomadengruppen als Folge von Hungersnöten.[28]

Laut ägyptischen Hofannalen (~1550–1156) setzten die Ägypter Deportierte und Geflüchtete als Fremdarbeiter und Söldner ein und verschleppten auch Kupferminenarbeiter aus Timna (Negev) und Fenan in der Arava-Senke. Diese Belege machen das häufige biblische Motiv der Unterdrückung in der Fremde und der erzwungenen Fronarbeit für den Pharao plausibel. Es spiegelt nicht nur die Fron zur Abfassungszeit der Exoduserzählung unter Salomo oder Pharao Necho II. Zudem wurden Pithom und Ramses relativ zuverlässig lokalisiert. In der Ramessidenzeit (1292–1070) verstärkten die Pharaonen ihre Deportationspraxis und feindliche Haltung gegen „Asiaten“. Nach Pharaonenlisten gehörten zu deportierten Gruppen auch Schasu-jhw vom Gebirge Seïr in Südkanaan. Der Zusatz kann die Herkunftsregion und den Gott bezeichnen, den diese Gruppe verehrte. Da einige Bibelstellen JHWH mit dem Seïr verknüpfen, wird vermutet, dass er mit dem Berggott der Schasu-jhw identisch war und diese ihn einer Exodusgruppe aus Ägypten vermittelten. Ägyptische Artefakte belegen Aufstände und eine Vertreibung von „Asiaten“ vor dem Amtsantritt von Ramses III. Darum nehmen viele Forscher eine Flucht oder Vertreibung einer kleinen Gruppe von JHWH-Verehrern unter Ramses II. als Ursprung der biblischen Exodustradition an.[29]

„Landnahme“

Nach erfolglosen Vorstößen (Num 13–14) und ersten Gebietsgewinnen (Num 21) schildert das Buch Josua die Inbesitznahme ganz Kanaans (Jos 11,23) als kriegerische Eroberung („Landnahme“) der Israeliten und folgende organisierte Landverteilung an ihre zwölf Stämme (Jos 13–21). Texte wie Jos 13,1–6 und Ri 1,22–36 dementieren dieses Bild, indem sie die nicht eroberten Gebiete aufführen. Stereotype Summarien listen die Vorbewohner variabel und mit teils fiktiven Namen auf. Gottesreden beschreiben ihre befohlene Vernichtung oder Vertreibung als Handeln JHWHs, nicht menschliche Leistung (Jos 24,11f.). Mehrfach wird betont, dass Kanaaniter „bis heute“ unter den Israeliten weiterleben (Jos 13,13; 15,63; 16,10).[30]

Der archäologische Befund entkräftete ältere Erklärungsmodelle einer Invasion (William Foxwell Albright) oder Infiltration (Albrecht Alt) von außen und relativierte das Modell einer Revolution von innen (George Mendenhall, Norman K. Gottwald). Jericho (Jos 6) und Ai (Jos 8) waren um 1200 unbesiedelt und zuvor unbefestigt; Hazor (Jos 11) wurde zwar zerstört, aber vor 1200 verlassen. Auch vor der frühen Eisenzeit in Kanaan sesshaft gewordene außerstädtische Gruppen ließen sich nicht nachweisen. Erst im Niedergang der Stadtkultur entstanden viele neue Siedlungen, bis zu 90 Prozent davon an zuvor unbesiedelten Orten, zuerst an Samariens Gebirgsrändern, dann in Galiläa und im Negev. Die fruchtbaren Ebenen dazwischen besiedelten Israeliten erst ab der Königszeit.[31]

Daher vertreten aktuell die meisten Forscher Varianten des Evolutionsmodells von Israel Finkelstein (The Archaeology of the Israelite Settlement, Jerusalem 1988): Die Siedler der vielen neuen Dörfer seien zuvor Halbnomaden im Umland der Städte Kanaans gewesen. Der Zusammenbruch der Stadtkultur habe sie zum Ackerbau und Sesshaftwerden gezwungen. Israel sei also in Kanaan, aber nicht aus dessen Stadtkultur entstanden. Doch auch die dabei vorausgesetzten größeren Mengen nichtstädtischer, mobiler, in Stämmen organisierter Halbnomaden im Kulturland um 1200 sind unbelegt. Alltagskeramik und Hausbau der neuen Dörfer unterschieden sich laut Jens Kamlah nur funktional von denen der spätbronzezeitlichen Städte. „Israeliten“ und „Kanaanäer“ jener Zeit sind ethnisch nicht unterscheidbar, so dass sich die starke Siedlungsaktivität keiner bestimmten Volksgruppe zuweisen lässt. Jedoch war die neue bäuerliche Dorfgesellschaft von Subsistenzwirtschaft und Tauschhandel mit Naturprodukten statt Arbeitsteilung und Außenhandel mit Luxuswaren geprägt. Sie kannte kaum Statusunterschiede und Eliten und wird daher oft „egalitäre Stammesgesellschaft“ genannt.[32]

Vorstaatliche Zeit

Das Buch der „Richter“ (charismatische Retter) beschreibt die vorstaatliche Zeit der Zwölf Stämme Israels im Rückblick aus der Königszeit. Es vereint ältere Retter- und Heldengeschichten nach dem Schema: Infolge des Abfalls Israels von JHWH wird das Volk Feinden ausgeliefert und schreit zu JHWH. Dieser erweckt ihm einen Retter oder eine Retterin als Anführer, die den Stämmebund zusammenrufen, die Bedrohung abwenden und dem Volk zu ihrer Lebenszeit Ruhe verschaffen. Der Mittelteil enthält klare Kritik am Königtum: Gideon lehnt Israels Wunsch ab, König zu werden (Ri 8,22f.); die Jotamfabel (Ri 9,7–15) erklärt das Königtum für unnütz und unproduktiv. Dagegen führen die Schlusskapitel (Ri 17–21) alle Missstände mit drastischen Beispielen auf den fehlenden König zurück. Dies prägte das Bild einer von Chaos und Anarchie geprägten vorstaatlichen Zeit. Das Buch lässt sich jedoch nicht als historische Quelle dafür auswerten. Es spiegelt die jahrhundertelange Gesamterfahrung Israels mit einer feindlichen Umwelt, in der der JHWH-Glaube sich bewähren musste.[33]

Die im 4. Buch Mose (Numeri) und im Richterbuch überlieferten Kämpfe Israels mit Nachbarvölkern sind großenteils ahistorisch oder wurden aus der Königszeit in die vorstaatliche Zeit verlagert. Ein religiös-kultureller Gegensatz zwischen „Kanaan“ und „Israel“ ist archäologisch in der frühen Eisenzeit unbelegt. Doch das Buch zeigt zutreffend, dass die damalige ländliche Dorfkultur keine Zentralmacht, Armee, Verwaltung und Beamtenapparate kannte. Gemeinsames politisches Handeln konnten allenfalls Dorfälteste, Sippenoberhäupter oder Stammesführer veranlassen.[34]

Durch Exogamie (Heiraten außerhalb der eigenen Dörfer) entstand aus miteinander verwandten Sippen und regionalen Bündnissen allmählich eine segmentäre Gesellschaft, zuerst im Bergland Samariens. Bis etwa 1000 formierte sich daraus eine soziale und ethnische Einheit mit gemeinsamer Sprache, Kultur, Genealogie, Wirtschaftsform und Religion. Ab wann dieses Volk sich „Israel“ nannte, ist nicht feststellbar. Laut der Meschastele (~840) hieß das damalige Nordreich offenbar von Beginn an so, kann also aus einem gleichnamigen Stämmebund entstanden sein. Das Deborahlied (~900–850) belegt rückblickend den Zusammenschluss von zehn der zwölf Stämme zu „Israel“. Demnach nannten sich zuerst die Nordstämme so, die Südstämme Juda und Simeon wurden erst später dazu gezählt.[35]

Diese Stämme entstanden allmählich im Siedlungsprozess nebeneinander, nicht gleichzeitig. Einige ihrer Namen (Benjamin, Ephraim, Juda, Naftali) bezeichneten zugleich Landschaften als ihr Wohngebiet. Die biblisch den älteren Leastämmen zugewiesenen Gebiete waren geografisch nicht verbunden, und die biblisch jüngeren Rahelstämme bewohnten das zuerst besiedelte samarische Bergland. Ein Zwölfstämmebund mit einheitlicher Genealogie, einem gemeinsamen Stammvater und einer geordneten Gebietsverteilung noch vor Kanaans Eroberung gilt daher als späteres literarisches Konstrukt der mittleren Königszeit. Es sollte den bäuerlichen Großgruppen eine gemeinsame Identität geben und ihre soziale, ethnische, kulturelle, ökonomische und religiöse Organisation stärken. Die frühere Amphiktyonie-These von Martin Noth wird heute nicht mehr vertreten. Welcher historische Prozess hinter dem biblischen Zwölfstämmesystem steht, ist weitgehend ungeklärt.[36]

JHWH-Religion

Ebenfalls ungeklärt ist, wie die Israeliten zur gemeinsamen Verehrung JHWHs kamen. Familien- und Sippengötter stiegen in Kanaan über Stammes- und Häuptlingsgottheiten an der Spitze eines Pantheons zu (ausnahmslos männlichen) Staatsgöttern auf, etwa Kemosch in Moab. Israels Stämme übernahmen ausweislich ihres Namens den semitischen Gottestitel El. Jedoch fehlt der Gottesname JHWH außerhalb Israels und Judas, gehörte also nicht zu Kanaans Götterfamilien. Für die oft vertretene Hypothese, dass eine vermutete Exodusgruppe von Schasu-Nomaden einen südpalästinischen Berggott der Midianiter oder Keniter mit Namen JHW(H) nach Israel brachte und dessen Stämmen vermittelte, fehlen direkte Belege. El war als Hauptgott in Kanaans Götterfamilien um ~1000 bereits von Gottheiten des Baʿal-Hadad-Typs abgelöst worden: Eventuell fehlt darum in Bibeltexten eine Polemik gegen El, während Baʿal im Nordreich Israel ab ~800 scharf abgelehnt wurde.[37]

Israels Familien- und Sippenfrömmigkeit schloss mit anthropomorphen Götterfiguren, dezentralen lokalen Kultstätten (etwa Höhenheiligtümern, Haus- und Dorfaltären, Mazzeben, Betylen) zunächst nahtlos an Kanaans Göttervielfalt an. Das biblische Bild einer frühen Auseinandersetzung des JHWH-Glaubens mit dem Polytheismus der Umwelt wird archäologisch nicht bestätigt. Inschriften von Kuntillet ʿAdschrud verbinden den Gottesnamen mit Ortsnamen (etwa „JHWH von Samaria“, „JHWH von Teman“). Daraus schlossen Herbert Donner, Manfred Weippert und andere auf eine Vielzahl lokaler Formen des frühen JHWH-Kults („Polyjahwismus“). Epigrafische Funde für „JHWH und seine Aschera“ (eine kanaanäische Göttin) legen einen synkretistischen Kult nahe.[38]

Die typischen Stadttempel der Spätbronzezeit fehlen ab ~1000 in Israels Städten weitgehend, wohl weil die Stämme ihre üblichen Haus- und Freiluftkulte fortsetzten und aufwändige Tempelneubauten nicht notwendig waren.[39] Ein offizieller Staatskult mit einem fest installierten, erblichen Priestertum entstand in Israel erst mit dem dynastischen Königtum.[40]

Frühes Königtum

Entstehung

Ab wann Israel ein stabiler Staat mit einer etablierten Zentralmacht wurde, lassen weder Bibeltexte noch der archäologische Befund erkennen. Laut Ri 9 scheiterte Abimelechs Versuch, im Norden Israels eine dynastische Monarchie mit Sichem als Hauptstadt zu gründen. Ob der Text an historische Vorgänge erinnert, ist ungewiss. Frank Crüsemann und Rainer Kessler ordnen die königskritischen Bibeltexte einer Widerstandsbewegung gegen das frühe Königtum Israels zu, das durch außenpolitische Bedrohungen und Abkehr von der egalitären Tradition des Stämmebundes entstanden sei (1 Sam 8,7). Andere erklären die Entstehung als Übernahme des älteren kanaanäischen Stadtfürstentums und seiner Strukturen.[41]

Eine einheitliche Entwicklung von Sippen und Stämmen zu Häuptlingstümern und Staaten gab es in der südlichen Levante nicht. Die Rollen der vorstaatlichen „Richter“ und ersten beiden „Könige“ Israels (ab 1 Sam 11,12) unterschieden sich kaum. Ihre Herrschaft war regional begrenzt, beruhte auf Verwandtschaft und schmalen Eliten, entsprach also dem Häuptlingstum. Nach ikonografischen und epigrafischen Funden entwickelte sich ein Staat in Israel frühestens ab 900. Administrative Texte aus dem Nordreich sind erstmals ab ~850 in Kuntillet ʿAdschrud belegt, gelten aber nicht als notwendiges Kriterium einer Staatsverwaltung.[42]

Im Kupferbergbaugebiet der Arava und in Fenan waren nach dem Zusammenbruch des Zypernhandels regionale Häuptlingstümer entstanden. Ab ~1150 besiedelten die Philister Kanaans Küstenregion und gründeten in Aschdod, Aschkelon, Gat, Gaza und Ekron (der „Pentapolis (Palästina)“) sowie in Tell Qasile, Bet Schemesch und Timna neue, politisch weitgehend unabhängige Stadtstaaten. Diese hingen wie ihre Vorläufer stark vom Außenhandel mit Keramik und Metallwaren ab. Ihre Befestigung, Waren, Ernährungs- und Begräbnissitten unterschieden sich deutlich von denen der Berglandbewohner. Früher als diese begannen die Philister auch in der Schefela mit Eisenverarbeitung. Ihre Infrastruktur entlang der Via Maris, ihr Zugriff auf Rohstoffe und ihr Handel begünstigten sie ökonomisch und politisch gegenüber dem werdenden Staat Israel. Ihre biblisch überlieferten frühen Konflikte sind jedoch archäologisch unbelegt und eher mit Israels späterer Ausdehnung (um 850) verbunden.[43]

Ab 1000 entstanden etwa zeitgleich mit Israel im Ostjordanland die (in den Landnahmetexten als schon bestehend vorausgesetzten) Nachbarstaaten Ammon, Moab und Edom. Auch sie gingen aus Stämmen und Häuptlingstümern hervor. Ihre Bildung beeinflusste sich wechselseitig; ökonomische Faktoren gelten als entscheidend.[44]

Saul

Saul gilt in der Bibel als Israels erster König, den JHWH erwählt, der Prophet Samuel zum „Fürsten“ gesalbt und dann das Volk gewählt habe; später habe JHWH ihn verworfen. Die biblische Saultradition (1 Sam 9–11; 13–15; 28–31) stellt ihn idealtypisch als gescheiterte Kontrastfigur zu seinem Nachfolger David dar und ist daher historisch kaum auswertbar. Außerbiblische Belege für Sauls Königtum fehlen. Sein Vetter Abner soll sein Miliz-artiges Heer geführt haben; auch sein Sohn Jonatan erscheint als Heerführer. Sauls Einflussgebiet umfasste nach biblischen Angaben das Stammesgebiet Benjamin mit den Dörfern Geba, Gilgal, Michmas, Mizpa und Rama und eventuell einige nördliche Nachbargebiete, die Saul von den Ammonitern (Jabesch in Gilead: 1 Sam 11) und den Philistern (1 Sam 28–29; 31) erobert haben soll. Seinen Herkunftsort Gibea soll er zur Hauptstadt gemacht und dort ein Krongut besessen haben (1 Sam 22,7; 2 Sam 9,9f.).

In den mit Gibea identifizierten Grabungsstätten Tell el-Fūl oder Geba fand man keine Spuren aus der frühen Eisenzeit und keine Reste von Residenz-, Verwaltungs- oder Militärgebäuden. Dass Saul temporär und anlassbezogen als charismatischer Anführer gegen die Ammoniter vorging (1 Sam 11) und in seiner ganzen Amtszeit Konflikte mit den Philistern hatte (1 Sam 14,52), wirkt jedoch plausibel: Die Philister wären für ihren damaligen Einflussbereich gegen eine Staatsbildung vom Gebiet Benjamins aus vorgegangen. Daher wird Sauls Regentschaft (ab ~1000) historisch allenfalls als familiäres Häuptlingstum mit einem begrenzten Einflussgebiet eingestuft. Sauls überlieferter gescheiterter Versuch, seinen Sohn Ischbaal zum Nachfolger zu machen, gehört zur Aufstiegsgeschichte Davids und setzt schon dessen Machtanspruch als erster gesamtisraelitischer König voraus.[45]

David

Die Erzählung vom Aufstieg Davids (1 Sam 16–2 Sam 5; ~900) sollte ihn als Nachfolger Sauls im Königsamt legitimieren und von jeder Schuld am Tod Sauls, seines Sohnes Ischbaal und seines Heerführers Abner entlasten. Auch die folgende Erzählung vom gescheiterten Aufstand und Tod des Davidsohnes Abschalom ist prodavidisch. Die Saultradition wurde wahrscheinlich nach dem Ende des Nordreichs (722/720) ins Südreich Juda gebracht und dort mit der Davidtradition verknüpft, um ein einheitliches Israel unter Führung der Daviddynastie zu befürworten.[46]

Wegen fehlender archäologischer Belege für ein gesamtisraelitisches Königreich Davids wurde auch seine Historizität manchmal bezweifelt. Doch eine Stele aus Tel Dan (~840) bezeugt zuverlässig ein „Haus Davids“ in Juda.[47]

Laut 1 Sam 17,12 stammte David aus keiner Königsfamilie, sondern aus dem Dorf Betlehem in Juda. Er sei am Hof Sauls vom Musiker zum Schwiegersohn und General des Königs aufgestiegen und dann mit einer privaten Söldnertruppe über Sauls Gebiet hinaus vorgedrungen. Nach Sauls Tod habe das „Haus Juda“ ihn in Hebron per Akklamation zum König erhoben. Sein Zentrum Ziklag im Negev habe ihm der Philisterkönig von Gat als Lehen gegeben. David erscheint demnach zunächst als Vasall der Philister, der das Stammesgebiet Juda zu einem relativ geschlossenen Sozialverband machte. Als konkurrierender Stammesführer habe er das „Haus Saul“ von Hebron aus weiter destabilisiert (2 Sam 2). Dass die Nordstämme Davids Vertrag mit den Philistern anstießen (2 Sam 5), sollte ihn wohl entlasten und gilt als legendarisch. Hebron wurde in der frühen Eisenzeit erstmals befestigt, aber weder dort noch in den mit Ziklag identifizierten Grabungsstätten fand man Reste von Residenzgebäuden.[48]

David soll pauschale vierzig Jahre regiert haben (2 Sam 5,4), davon 33 in der erst von ihm eroberten Jebusiter-Stadt Jerusalem (2 Kön 2,11). Als plausibel gilt, dass er die Stadt einnahm, um von da aus in Sauls Gebiet vorzudringen. Nach 2 Sam 5,7–9 eroberte er zuerst die befestigte „Burg Zion“ und machte sie zur „Davidsstadt“. Auf dem traditionell damit identifizierten Hügel fand man massive Mauerreste aus der Spätbronzezeit, jedoch keine Siedlungsspuren aus der Eisenzeit. Ernst Axel Knauf vermutete die Davidstadt daher auf dem höheren, für Grabungen unzugänglichen Tempelberg.[49]

Das vor 900 befestigte Khirbet Qeiyafa in der Schefela hält Yosef Garfinkel für eine südliche Grenzanlage des Davidreichs; dagegen datierte Israel Finkelstein diese in die Zeit Sauls.[50] Der in 2 Sam 8 und 2 Sam 24,5–7 genannte Umfang des Davidreichs (vom Euphrat bis Eilat oder Beerscheba, vom Mittelmeer bis Gilead und Ammon) gilt als Legende. Laut 2 Sam 3 heiratete David Maacha, die Tochter eines aramäischen Königs in Geschur. Dessen vermutete Hauptstadt Abel-Bet-Maacha war in der Davidzeit kaum besiedelt und wurde laut 1 Kön 15,20 erst später von Israel erobert. Demnach herrschte David nur südlich des Sees Genezareth. Damit ist fraglich, ob er „König über ganz Israel“ (2 Sam 8,15) war. Eventuell regierte er nur im Umland Jerusalems oder in Personalunion über Israel und Juda (2 Sam 5,5), ohne sie zu einem gemeinsam verwalteten Königreich zu vereinen.[51]

Die Bundeslade, die David laut 2 Sam 6 von Schilo nach Jerusalem gebracht haben soll, war laut Num 10,35f. ursprünglich wohl ein Kriegspalladium, das bei Stammesfeldzügen vorangetragen wurde.[52] Da biblisch erst David Jerusalem eroberte und zum Sitz seiner Dynastie machte, wurde JHWH wohl frühestens ~980 dort verehrt. Damit wurde ein Stammesgott zu einem Stadtgott. Dieser war anfangs kaum mehr als der Familiengott des Königs, da der Bau eines Heiligtums im Jerusalem der Davidszeit weder überliefert noch archäologisch belegt ist.[53]

Salomo

Salomo gilt biblisch trotz seiner Mutter Batseba, deren Mann David laut 2 Sam 11 ermordet und mit der er Ehebruch begangen hatte, als legitimer Thronfolger. Wie David wird er „König über Israel und Juda“ (1 Kön 5,5) oder „König über ganz Israel“ (1 Kön 11,42) genannt. Auch er soll symbolische 40 Jahre regiert, dabei Davids Großreich bewahrt oder sogar ausgedehnt haben (1 Kön 8,65). Vor allem seine Bautätigkeit und Prachtentfaltung werden betont.[54] Diese Darstellung ist archäologisch jedoch kaum belegt und wird oft als Rückprojektion aus der Zeit Omris beurteilt.[55]

Die Liste von „Beamten“ oder „Statthaltern“ in 1 Kön 4,7–20 legt eine durchorganisierte Staatsverwaltung nahe. Laut Hermann Michael Niemann sprechen die Namen darin eher für Verwandte und Vertraute Salomos, die Abgaben und Steuern für ihn eintreiben, nicht fest eingeteilte Reichsprovinzen regieren sollten. Laut 1 Kön 9,15–19 ließ Salomo die Städte Hazor, Megiddo, Gezer, Bet Horon, Baala und Tamar ausbauen oder wieder aufbauen; Ägyptens Pharao habe Gezer zerstört und später als Brautgeschenk seiner Tochter an Salomo zurückgegeben. Diese Notiz passt zu zwei Zerstörungsschichten im Tell el-Ǧazarī. Die jüngere wird einem Kanaanfeldzug von Scheschonq I. um 926 zugewiesen, den eine ägyptische Siegesliste belegt; die ältere einem vermuteten Feldzug seines Vorgängers Siamun in Salomos Amtszeit.[56] Ob die in einigen jener Städte gefundenen gleichartigen Sechskammertore und Kasemattenmauern in der Salomozeit oder später gebaut wurden, ist umstritten. Die früher als Salomos Pferdeställe gedeuteten langen dreischiffigen Hallenbauten im Tell el-Mutesellim gelten heute eher als spätere Vorratsmagazine.[57]

Laut 1 Kön 5,27–32 ließ Salomo insgesamt 180.000 Fronarbeiter, Lastträger und Steinhauer „aus ganz Israel“ (anders 1 Kön 9,15–21) ausheben und unter dem Fronaufseher Adoniram (1 Kön 4,6) beim Tempelbau einsetzen. Laut 2 Sam 20,24 diente dieser Beamte schon unter David, laut 1 Kön 12,18 auch unter Salomos Nachfolger Rehabeam als Fronaufseher. Zwangsarbeit für staatliche Großprojekte war im ganzen Vorderen Orient üblich. Auch die hebräische Bezeichnung ˁal hammas („[eingesetzt] über die Fron[arbeiter]“) ist außerbiblisch belegt. Nur bei Salomo und seinem Nachfolger Rehabeam berichten Bibeltexte von einer ausgedehnten Fron in Israel. Doch die Zahlenangaben wirken übertrieben, die für Aushebung und Einsatz nötige Verwaltungsstruktur ist kaum belegt. Die Darstellung kann auch als literarische Kritik am Königtum insgesamt gemeint sein.[58]

Salomos Tempel stand wahrscheinlich auf dem für Ausgrabungen gesperrten Tempelberg, so dass nur analoge Funde im Umfeld die biblischen Angaben stützen können. Laut 1 Kön 6–7 war der Tempel ein nach Osten ausgerichtetes, dreiteiliges Langhaus. Die angegebenen Maße übertrafen vergleichbare Stadttempel Kanaans weit und gelten daher als übertrieben. Langhaustempel fand man in Syrien, große Tempel nahe Jerusalem im Tell Motza, Tell Be’er Scheva und Tel Arad. Vermutet wird daher, dass Salomo nur einen bestehenden Stadttempel der Spätbronzezeit ausbaute und dieser erst später als Zentralheiligtum ganz Israels durchgesetzt wurde.[59]

Laut 1 Kön 8 flankierten im fensterlosen Allerheiligsten zwei Cherubim (Statuen geflügelter Wesen mit Menschenkopf) einen Gottesthron mit der Bundeslade darunter. Ob der Thron ursprünglich ein JHWH-Bild trug oder leer war, ist ungewiss. Ein Cherubenthron ohne Götterstatue ist erstmals ab 700 bei Phöniziern im Libanon belegt. Nur ein älteres Schriftstück aus Jerusalem zeigt eine geflügelte Sonne über einem leeren Thron. Andererseits gibt es kaum biblische Hinweise auf JHWH-Bilder in Tempeln (2 Kön 21,7). Dass das biblische Bilderverbot (Ex 20,4f.) erst nach dem Exil entstand und Hinweise auf JHWH-Bilder daraufhin aus früheren Bibeltexten entfernt wurden, ist unwahrscheinlich.[60]

Tempel- und Palastareal waren laut 1 Kön 7,9–12 von einer gemeinsamen Mauer umfasst. Der Tempelkult gehörte also zur herrschenden Königsdynastie, wie in den früheren Stadtstaaten Kanaans Hazor und Sichem.[53] Die Mauer soll laut 1 Kön 9,15.24 die Davidstadt umfasst und befestigt haben. Mauerreste aus Salomos Zeit sind in Jerusalem nur bruchstückhaft belegt, etwa durch ein Hangpflaster und ein Stück am Ophel. Bronzezeitliche Mauern- und Turmreste in der Davidsstadt könnten David und Salomo teilweise weitergenutzt haben. Für den großen Palast, ein Libanonwaldhaus aus Zedernholz und ein Haus für die Pharaotochter, die Salomo laut 1 Kön 7,1–12 wohl im Tempelbezirk erbauen ließ, fehlen alle Spuren. Eventuell war Jerusalem damals nur eine „Bergfeste“ mit maximal 2000 Einwohnern, keine ausgebaute Hauptstadt eines zentralisierten Großreichs.[61]

Salomos politische Heiraten, sein riesiger Harem (1 Kön 11,3), seine weitreichenden internationalen Handelsbeziehungen und der Besuch der Königin von Saba (1 Kön 10,1–13) stellen ihn als altorientalischen Großkönig dar. Sie gelten wegen fehlender außerbiblischer Belege als anachronistische Legenden, um den folgenden Verlust des (fiktiven) davidisch-salomonischen Großreichs zu begründen.[62]

Reichsteilung

Laut 1 Kön 11,1–10 führte Salomos Heiratspolitik zur Verehrung fremder Götter, die JHWH mit dem Zerfall seines Reichs und dessen Begrenzung auf Judas Gebiet bestraft habe. Der Prophet Ahija von Schilo verheißt Salomos Fronaufseher Jerobeam I. die Herrschaft über zehn der zwölf Stämme; Salomos Sohn werde nur ein Stamm bleiben (1 Kön 11,31; der zwölfte Stamm wird nicht genannt). Zunächst wird Rehabeam Salomos Nachfolger, scheitert aber laut 1 Kön 12 bei der von ihm angestrebten Königswahl in Sichem: Weil er Frondienst und Steuerlast noch verschärft, läuft das Volk zu Jerobeam über und macht diesen zum König, so dass Davids Reich zerbricht. Rehabeam sei nur die Herrschaft über Judas Städte und den Stamm Benjamin (1 Kön 12,17.21) geblieben. Mit zwei Stierkälbern für die Tempel in Bet-El und Dan habe Jerobeam das Nordreich dann vom Jerusalemer Tempelkult getrennt, um eine Wiedervereinigung des Davidreichs zu verhindern. Diese sprichwörtliche „Sünde Jerobeams“ machten die Königsbücher rückblickend für den Untergang des Nordreichs verantwortlich.[63]

Dass Rehabeam sich als Salomos in Jerusalem designierter Nachfolger noch in Sichem wählen lassen musste, wirkt unglaubwürdig. Seine Festungsliste (2 Chr 11,5–12) ist außerbiblisch unbelegt und nennt trotz des drohenden Krieges zwischen Nord- und Südreich (1 Kön 12,21) keine Grenzorte. Daher wird vermutet, dass die aus Sicht Judas erzählte Reichsteilung ebenso Fiktion war wie das vorausgesetzte einige Großisrael.[64]

Zeit der zwei Reiche

Karte zur biblischen Gebietsverteilung Israels und Judas

Aramäer und Assyrer

Ab ~1200 entstanden zwischen dem Euphrat und Libanon Stadt- und Kleinstaaten der Aramäer, ab ~1000 auch in Gebieten, die Bibeltexte zum Davidreich zählen (Bekaa-Ebene, Bet-Schean-Becken, Obergaliläa, Nordufer des Sees Genezareth, Geschur, Gilead, Jesreelebene). Ihre Bevölkerungen waren ethnisch und materiell kaum unterscheidbar.[65] Unter Ben-Hadad I. und Hasael dehnte Aram (Damaskus) seinen Einfluss auf diese Region aus und wurde politischer Hauptgegner des Nordreichs.[66]

Ab ~900 waren Megiddo, die Jesreelebene, die Bet-Schean-Ebene und Galiläa ständig umkämpfte Einflusszonen der Aramäer, Israeliten und Phönizier. Dabei wechselten die Loyalitäten der Bevölkerung vor Ort. Das Nordreich war somit anfangs wohl nur ein kleiner Stämmebund im Bergland mit wechselnden Hauptstädten.[67]

Im selben Zeitraum wurde Assyrien zum größten Imperium des Mittleren Ostens. Besonders Assurnasirpal II. und Salmanassar III. unternahmen oft Feldzüge nach Westen, um ihr Reich dorthin auszudehnen. Die Konkurrenz zwischen Aram und Assur erlaubte den Kleinstaaten in Kanaan (Israel, Juda, Ammon, Edom, Moab) zeitweise eine eigenständige Entwicklung, bis die Assyrer 732 Damaskus eroberten.[68]

Omriden

Laut 1 Kön 1ff. wechselten in Israel die Herrscher anfangs oft und rasch: Jerobeams Sohn Nadab sei nach einem Amtsjahr ~906 von Bascha erschlagen worden. Der Kommandeur Simri habe Baschas Sohn Ela nach einem Amtsjahr ermordet (~882), dessen Familie ausgerottet und sich nacn kurzer Amtsdauer selbst getötet, als sein General Omri ihn bedrängte. Omri habe sich erst nach fünf Amtsjahren (~878/77) gegen den Gegenkönig Tibni durchsetzen können (1 Kön 1,21f.). Nach der Meschastele, dem Schwarzen Obelisken und assyrischen Inschriften war Israel um ~840 als „Haus Omri“ oder „Land Omri“ ein stabiles, außenpolitisch beachtetes Reich.[69]

Dagegen erscheint Juda in den Königsbüchern als stabile Dynastie, gegen die Israel anfangs „ständig“ Krieg geführt habe (1 Kön 14,30 und öfter). Nach archäologischen Funden wurde Juda jedoch erst rund 100 Jahre nach Israel ein stabiler Staat und blieb lange von den Omriden abhängig. Diese dehnten Israels Gebiet zunächst nach Norden aus und machten Juda dann durch Klientel- und Familienpolitik zu ihrem Vasallenstaat.[70]

Zunächst mussten sich beide Reiche mit der Expansion Arams von Damaskus aus nach Westen und Süden auseinandersetzen. Laut 1 Kön 15,18–22 schloss Asa von Juda (908–868) ein Bündnis mit dem Aramäer Ben-Hadad I., worauf dieser Teile des Nordreichs (Kinneret, Naftali) eroberte und den Ausbau von Rama zur Gegenmetropole Jerusalems beendete.[71] Laut der Stele von Dan versuchte Omri ab 880 (Tod Hadads) Israels verlorenes Gebiet zurückzugewinnen. Unter ihm kann Israel im Norden bis Dan, im Westen bis zur Küstenstadt Dor gereicht und den Karmel umfasst haben. Omris Heiratspolitik diente der Sicherung dieses Gebiets: Er vermählte seinen Sohn Ahab mit der phönizischen Prinzessin Isebel von Sidon (1 Kön 16,31) und seine Enkelin Atalja mit Joram, dem Sohn und Thronerben Joschafats von Juda (2 Kön 8,26 und 11).[72]

Diese Expansions- und Bündnispolitik ermöglichte Israel einen Wirtschaftsaufschwung. Im Palastbezirk Samarias gefundene Ostraka belegen festgelegte Abgaben von Agrar- und Luxusprodukten an den Hof und/oder Gegengaben des Hofs an lokale Eliten. Samaria wurde zur Residenzstadt ausgebaut und erhielt eine große Palastanlage. Zudem war es Zentrum für die Herstellung von Olivenöl und Wein (vgl. Nabots Weinberg, 1 Kön 21) sowie mit importiertem Elfenbein verzierte Möbel (vgl. 1 Kön 22,39). Auch in Gezer, Hazor, Jesreel und Megiddo entstanden repräsentative Bauten mit Volutenkapitellen, die als Merkmal omridischer Architektur gelten. In weiteren Orten des Nordreichs wurden Festungen mit typischen Kasemattenmauern, Sechskammertoren, Wällen und Gräben errichtet. Laut dem Kurkh-Monolithen nahm Ahab mit 2000 Streitwagen und 10.000 Soldaten an der Schlacht in Qarqar (853) gegen Salmanassar III. teil. Demnach war das Nordreich zu diesem Zeitpunkt militärisch stark genug zur Abwehr der begonnenen Expansion Assyriens. Laut der Meschastele eroberte Omri Moab, bis dessen König Omris Sohn Ahab besiegte und Tribute an Israel einstellte (2 Kön 3,4).[73]

Laut 2 Kön 8,28 unterlagen Ashaja von Israel und sein Schwager Joram von Juda im Kampf um Ramot-Gilead gegen den Aramäerkönig Hasael. Laut 2 Kön 9 folgte darauf ein Putsch des Heerführers Jehu gegen das „Haus Ahabs“ (die Omriden-Dynastie). Er wird biblisch legitimiert durch Hasaels und Jehus Salbung, mit der die Propheten Elija und Elischa in JHWHs Auftrag Isebels Götzendienst und Massenmord an Israels Propheten rächen sollten (1 Kön 19,15–17). So erscheint Jehu als Verbündeter Hasaels gegen die Omriden, der deren Dynastie beendete.[74]

Nimschiden

Jehu wird als Sohn (1 Kön 19,16) oder Enkel (2 Kön 9,2.13.20) des „Nimschi“ eingeführt. Nach diesem außerbiblisch in Samaria mehrfach belegten Namen bezeichnet man Israels Könige von Jehu bis zu Jerobeam II. als Nimschiden. Unklar ist, warum Hasael Jehu auf der Stele von Dan zum „Haus Omris“ zählte und ob die weiteren Namen darauf als Ahasja und Joram zu lesen sind. Dann hätte Hasael diese Omridenkönige getötet, nicht Jehu (gegen 2. Kön 9,24.28; Hos 1,4). Vermutlich trat Jehu nach Hasaels Sieg in dessen Dienst und stürzte die Omriden, um Israel an das überlegene Reich Aram heranzuführen.[75]

Laut 2 Kön 10 tötete Jehu als König des Nordreichs auch im Südreich Omris Nachkommen. Laut 2 Kön 11 versuchte dann die letzte Omridin Atalja in Jerusalem alle greifbaren Nachkommen Davids umzubringen. Nur Joasch habe überlebt und sei zum neuen König Judas gekrönt, Atalja sei getötet worden. Die Erzählung stilisiert Atalja wie Isebel (2 Kön 9) als staatsgefährdende Götzendienerin und legitimiert Joasch als Davidnachfolger. Wie Omri Atalja mit Judas Thronfolger vermählte, so setzte Jehu Joasch dort ein: Die Machtkämpfe zwischen Omriden und Nimschiden bestätigen also die damalige Abhängigkeit Judas vom Nordreich.[76] Einige ihrer Könige könnten wegen ihrer gleichen Namen, ihrer Abfolgen (Ahasja->Joram->Joasch im Norden, Joram->Ahasja->Joasch im Süden) und widersprüchlicher Datenangaben identisch gewesen sein. Dann hätten als Davididen ausgegebene Omriden zeitweise in Personalunion beide Reiche regiert.[77]

Nach dem Ende der Omridendynastie zerbrach die bisherige antiassyrische Allianz des Nordreichs mit Hasael von Aram. Folglich unterwarf sich Jehu 841 dem Assyrer Salmanassar III., der Aram jedoch nicht besiegen konnte. Hasael eroberte um 837 Teile des Nordreichs und zerstörte dabei Megiddo. Unter Adad-nīrārī III. stießen die Assyrer wieder nach Westen vor. Joasch von Israel leistete ihnen 796 Tribut und konnte darum wohl Teile des Nordreichs von Aram zurückerobern. Unter ihm und Jerobeam II. erlebte das Nordreich eine zweite Blütezeit. Kinneret wurde zur Grenzfestung (2 Kön 13,25), Megiddo zur Verwaltungsmetropole ausgebaut. Der Klassengegensatz zwischen ländlichen Bauernsippen und wohlhabenden Stadteliten spiegelt sich in der scharfen Sozialkritik des Propheten Amos.[78]

Ende des Nordreichs

Ab 745 drang der Assyrerkönig Tiglat-Pileser III. nach Westen vor und unterwarf bis 734 fast ganz Kanaan. Menahem von Israel, Ahas von Juda sowie Ammon, Moab, Edom, die Stadtstaaten der Phönizier und Philister mussten ihm Tribute zahlen. Dagegen versuchten Rezin von Damaskus, Hiram II. von Tyrus und Pekach von Israel die antiassyrische Koalition zu erneuern und den tributpflichtigen Ahas von Juda zur Teilnahme zu zwingen. Der so ausgelöste Syrisch-ephraimitische Krieg endete 732 mit dem Sieg der Assyrer. Sie machten Damaskus, Megiddo, Jesreel und das Ostjordanland zu Teilen ihrer westlichen Provinzen und ersetzten Pekach durch König Hoschea. Damit wurde das restliche Nordreich ein Vasallenstaat Assurs. Nach Tiglat-Pilesers Tod (727) ließ sich Hoschea zu einem Aufstand gegen Assur verleiten, um seine Tributpflicht abzuschütteln (2 Kön 15,29f.; 17,1–6). Daraufhin belagerte der neue Assyrerkönig Salmanassar V. ab 724 Samaria und nahm Hoschea gefangen. 722/721 eroberte er die Stadt und ließ wie schon sein Vorgänger große Teile der Bevölkerung des Nordreichs deportieren, andere (darunter Araber) dorthin zwangsumsiedeln. Sein Nachfolger Sargon II. musste Samaria eventuell 720 nochmals einnehmen, da er sich dessen ebenso wie sein Vorgänger auffällig rühmte. Er machte das restliche Nordreich zur Provinz Assurs und ließ Samaria zu deren Hauptstadt, Megiddo und Dan zu Verwaltungs- und Garnisonsstädten ausbauen.[79]

Nach Samarias Eroberung gewannen andere lokale Kultstätten auf Israels Gebiet wieder an Bedeutung.[80]

Juda

Erstarken

Nach Damaskus' Fall 732 unterwarf sich Judas König Ahas dort nochmals Assur als dessen Tributär (2 Kön 16,10). Seitdem ist das „Land Juda“ außerbiblisch belegt. Ahas' Nachfolger Hiskija sicherte das Südreich mit Festungsbauten gezielt gegen Assur ab und ließ dazu auch den Hiskija-Tunnel in Jerusalem bauen. Die Hauptstadt wuchs stark, wohl wegen vieler Flüchtlinge aus dem Nordreich. Auch Judas Gebiet wuchs, belegt durch typische Tonkrüge und neuartige Königstempel. Nach Sargons Tod (705) vereinbarte Hiskija mit dem Stadtkönig von Ekron und Ägypten ein antiassyrisches Bündnis. Bei der folgenden Strafexpedition (701) ließ der Assyrer Sanherib Judas Festungen zerstören, darunter Lachisch, verschonte jedoch Jerusalem aus unbekannten Gründen (laut 2 Kön 19; Jes 37 durch ein Wunder JHWHs).[81]

König Manasse blieb Assurs loyaler Vasall. Unter ihm blühte Juda trotz des Verlusts der Schefela durch Handel mit Ekron wirtschaftlich auf. Damals entstanden in Jerusalem und Ramat Rachel erstmals staatliche Quaderbauten mit proto-ionischen Kapitellen.[82]

König Joschija

Manasses Sohn Amon wurde bei einer Revolte in Jerusalem getötet. Die lokale Oberschicht setzte 638 den minderjährigen Joschija als König ein, um Juda von Assur zu lösen (2 Kön 21,23f.). Als volljähriger König verfolgte Joschija dieses Interesse weiter, eroberte die Schefela zurück und ließ Lachisch wieder aufbauen. Er konnte Judas Gebiet bis an die Mittelmeerküste und in den Negev erweitern und wollte auch das Stammesgebiet Benjamins mit dem Kultort Bet-El erobern (2 Kön 23,15), beanspruchte also eventuell Gesamtisrael.[83] Seine Eroberungen wurden durch Assyriens Niedergang möglich, das von 640 bis 608 infolge von Nachfolgestreitigkeiten, Aufständen und äußeren Angriffen der Chaldäer und Meder zerfiel.[84]

2 Kön 22–23 berichtet vom Fund eines Gesetzbuchs im Jerusalemer Tempel, das Joschija nach einer Prophetenbefragung dem Volk laut habe verlesen lassen. Darauf hätten JHWH, Volk und König einen Bund geschlossen. Joschija habe eine umfangreiche Kultreform befohlen, um JHWHs Alleinverehrung landesweit durchzusetzen, andere Kulte zu beseitigen und Jerusalems Tempel zum alleinigen zentralen Kultort für JHWH zu machen. Der Text enthält sprachliche Bezüge zum Bundesbuch und Deuteronomium der Tora. Eine frühe vorexilische Fassung davon gilt als Hintergrund der Erzählung, der überraschende Fund im Tempel dagegen als Legende, um jenem Buch die Autorität alter Tradition zu geben.[85]

Das Gebot der Kultzentralisation (Dtn 12,2–7 ) wird oft in Joschijas Amtszeit datiert.[86] Doch ob eine landesweite Kultreform damals stattfand und die Bevölkerung nachhaltig prägte, ist ungewiss. In Juda bestanden andere Kultorte fort und man fand weiterhin Götterfiguren aus jener Zeit, in der ganzen Region zunehmend aber auch anikonische (bildlose) Motive. Kritik an Fremdkulten und am Synkretismus in Israel und Juda hatten Prophetenkreise seit ~800 geübt. Jedoch fehlen bei den Propheten Zefanja, Nahum und Jeremia, die in oder nach Joschijas Amtszeit auftraten, alle Bezüge auf seine Kultreform. Meist wird daher angenommen, dass damals nur einflusslose Oppositionsgruppen für den alleinigen JHWH-Glauben in Juda eintraten. Eventuell fanden sie mit Joschija erstmals einen König, der ihr Anliegen unterstützte und zumindest eine Monolatrie förderte.[85]

Wohl um das Vordringen der Baylonier aufzuhalten und Joschijas weitere Expansionspläne zu vereiteln, ließ Pharao Necho II. ihn 609 beseitigen. Auch den Thronfolger Joahas ließ er nach nur drei Monaten absetzen und setzte Jojakim als neuen König Judas ein (2 Kön 23,31–35). Dieser war ihm wie die beiden Vorgänger tributpflichtig.[87]

Babylonische Zeit

Eroberung Judas

Mit seinem Amtsantritt 605 formierte Nebukadnezar II. das Neubabylonische Reich, besiegte Ägypten in der Schlacht bei Karkemiš und setzte Baylonien damit als neue Führungsmacht durch.[84] Jojakim wurde sein Vasall. Nach weiteren Siegen Nebudkadnezars im Raum Kanaans erlitt sein Heer 601 eine Niederlage gegen Ägypten. Daraufhin versuchte ein Teil der Jerusalemer Oberschicht, Jojakim zum Aufstand gegen Babylon zu bewegen. Dagegen warnte der Prophet Jeremia davor, Ägypten zu vertrauen. Als Jojakim die Tribute an Babylon einstellte, zog Nebudkadnezar nach Juda und eroberte Jerusalem 597 erstmals (2 Kön 24,1–16). Jojakims Sohn und Nachfolger Jojachin übergab ihm die Stadt. Die Babylonier plünderten sie, deportierten einen Teil der lokalen Oberschicht nach Babylon und siedelten sie dort neu an.[87]

Darunter waren Jojachin, dessen Familie und der Prophet Ezechiel. Dieser sah Jojachin weiter als von JHWH gewollten König an und lehnte den von den Babyloniern eingesetzten Ersatzregenten Zedekia als bloßen Statthalter ab. Dieser ließ sich wie Jojakim entgegen Jeremias Warnungen von proägyptischen Beratern beeinflussen und stellte seine Vasallenpflichten ein. Ägyptens Hilfe (Jer 37,5–11) blieb erfolglos. Die Babylonier belagerten, eroberten und plünderten Jerusalem 587/586 erneut, zerstörten und verbrannten diesmal auch den Tempel, bestraften Zedekia schwer, deportierten ihn und viele andere (2 Kön 25,7–9). Eventuell zerstörten sie auf dem Rückzug auch Lachisch. Jeremia dagegen ließen sie frei, offenbar weil sie ihn für einen Kollaborateur hielten (Jer 40,4–6). Judas Ende ermutigte das Nachbarreich Edom, Teile der Schefela und des judäischen Berglands zu besetzen, bis Babylons neuer König Nabonid Edom 553/552 annektierte. Von Juda blieb nur ein kleines Gebiet um den Provinzialsitz in Mizpa übrig: Dort setzten die Babylonier Gedalja zu ihrem Statthalter ein, den Jeremia beriet (Jer 40,6). Gedalja wurde 582 von antibabylonischen Judäern ermordet, eventuell auf Betreiben Ägyptens und mit Hilfe von Ammonitern (Jer 40,14). Hintergrund war, dass die Babylonier damals Ammon und Moab eroberten, zum dritten Mal Judäer deportierten (Jer 52,30) und damit eine Flüchtlingswelle nach Ägypten auslösten (2 Kön 25,26; Jer 41–43).[88]

Historiker schätzen die (biblisch wohl überhöhte) Zahl der Deportierten auf etwa 20 Prozent der Bevölkerung Judas. Anders als die Assyrer betrieben die Babylonier in den eroberten, entleerten und zerstörten Gebieten keinen Wiederaufbau, organisierten keine einheitliche Staatsverwaltung, verbreiteten ihre Königsideologie nicht und siedelten dort keine anderen Gruppen an. Sie begnügten sich mit Kriegsbeute, Raubgut und Tributen und überließen die übrig gebliebenen Bewohner sich selbst. Ekron und Ramat Rachel blieben verlassen. In der Schefela und im Negev wurde ab 600 viel zerstört, wohl auch von benachbarten und früher umgesiedelten Gruppen. Dagegen blieben die Küstenstädte im Westen, Bet-El, das Gebiet Benjamin, Galiläa, Gibeon und Samaria im Norden intakt und bewohnt. In Ketef Hinnom fand man sogar Spuren von Luxuswaren.[89]

Nach der Tempelzerstörung 586/587 bestanden in Juda lokale Kultgemeinden fort, besonders an unzerstörten Tempeln in nördlichen Landesteilen, etwa im Stammesgebiet Benjamins. Die Kultstätten des früheren Nordreichs, Bet-El und Mizpa, erhielten überregionale Bedeutung für die Kontinuität des JHWH-Glaubens. Auch in den Ruinen des zerstörten Jerusalemer Tempels wurde in der Exilszeit bald wieder ein Altar errichtet.[90]

Exil

Die deportierten Judäer wurden in geschlossenen Orten in Babylonien angesiedelt, darunter al-Jahudu („Stadt Juda“, eventuell bei Sippar), Tel-Abib (Ez 3,15) bei Nippur, Tel-Melach, Tel-Harscha, Kerub-Addon (Esr 2,59), Kasija (Esr 8,17), später zudem in Nehardea, Pumbedita und Sura. Die Exilsgemeinden hatten Älteste (Jer 29,1; Ez 8,1; 14,1; 20,1), anerkannte Priester und Propheten und bewohnten die zugeteilten Orte nach Familien und Sippen („Vaterhäusern“, Esr 2; Neh 7,5ff.) oder nach Berufsgruppen. Demnach gab es eine lokale Selbstverwaltung. Nach außerbiblischen Belegen waren die Exilierten den Babyloniern rechtlich gleichgestellt, konnten Berufe und ihre Religion ungehindert ausüben, Häuser und Sklaven erwerben und sich an Wirtschaftsunternehmen beteiligen. Ihr Wohlstand zeigte sich an ihren Spenden für Jerusalem und daran, dass später nur eine begrenzte Zahl nach Juda zurückkehren wollte.[91]

Anders als die früher deportierten Israeliten des Nordreichs bewahrten und schufen die exilierten Judäer sich im Vielvölkergemisch ihrer Umgebung eine eigene ethnisch-religiöse Identität. Denn Juda hatte länger bestanden und sich homogener entwickelt als Israel; das davidische Königshaus bestand fort und war als Hoffnungsträger bei den Judäern anerkannt. Jojachin, den die Babylonier 562 begnadigten (2 Kön 25,27–30; Jer 52,31–34), galt den Exilierten als Judas letzter legitimer König, der die Kontinuität der Daviddynastie bis zu Serubbabel wahrte. Ebenso wahrten Jerusalems letzter Oberpriester Seraja (2 Kön 25,18) und sein exilierter Sohn Jozadak (1 Chr 5,40f.) die Linie bis zu Jeschua, dem ersten Hohenpriester des zweiten Jerusalemer Tempels. Zudem konnten die Judäer schon bestehende Bücher (Rechtstexte, Schriftpropheten) mitnehmen und im Exil mit Briefen untereinander kommunizieren (Jer 29,1–3; 51,29f.).[92]

Ab 582 entstand in Tahpanhes in Ägypten eine Exilsgemeinde geflohener Judäer. Weitere jüdische Gemeinden bestanden laut Jer 44,1 schon vorher in Migdol, einer Grenzfestung im Nildelta, sowie in Noph (Memphis) und Patros (Oberägypten). Sie sind auch archäologisch belegt. Mit diesen teils von deportierten, teils geflüchteten Juden gebildeten Exilsgemeinden in Babylonien und Ägypten begann die jüdische Diaspora.[93]

Eventuell schon seit der späten Königszeit redigierten die Deuteronomisten ältere biblische Rechts-, Geschichts- und Prophetentexte. Im Exil schufen sie, so eine häufige historisch-literarkritische These, den Kern des Deuteronomiums (Dtn 12–26) und das Deuteronomistische Geschichtswerk als theologischen Entwurf für den Wiederaufbau des zentralen Jerusalemer Tempelkults nach dem Exil. Dies markiert im Judentum den Übergang zum Hauptgebot der alleinigen, exklusiven JHWH-Verehrung, verdichtet im Schma Jisrael (Dtn 6,4f.).[94]

In den letzten Jahren des Exils formulierte der anonyme Deuterojesaja den exklusiven JHWH-Monotheismus aus. Während das Verbot des Dekalogs, andere Götter zu verehren, deren Dasein voraussetzt (Ex 20,2–5 ), schließt Jes 45,5  ihre Existenz explizit aus. Zudem verkündete dieser Exilsprophet JHWHs universale Herrschaft: JHWH habe den „Gesalbten“ (ein zuvor den Davididen vorbehaltener Titel) Kyros II. dazu erwählt, Israel mit einem neuen Exodus aus dem Exil zu befreien. Er erwartete keine Restauration des Königtums in Israel, sondern nannte ganz Israel mit dem Königstitel „Knecht JHWHs“ (Jes 41,8–10 ).[95]

Persische Zeit

Kyros II. hatte das altpersische Achämenidenreich ab 550 stark ausgedehnt und nahm 539 weitgehend kampflos Babylon ein. Dabei half ihm die lokale Marduk-Priesterschaft, die ihn als Befreier begrüßte. Damit wurde das Perserreich für rund 200 Jahre die führende Großmacht Vorderasiens. Anders als die Babylonier erlaubte Kyros den Wiederaufbau wichtiger Städte und Tempel, förderte regional bestehende Herrschaften, Kulte und Rechtssysteme, um sein Reich als Konföderation zu stabilisieren. Die Perser machten aus eroberten Gebieten Großsatrapien, unterteilt in Vasallenkönigtümer, Stadtstaaten und Provinzen.[96]

Zur Großsatrapie „Babylonien und Transeuphratene“ gehörten im Westen auch Israels und Judas frühere Gebiete. Die Verwaltungseinheit Jehud umfasste südliche Teile des früheren Nordreichs bis zum Jordan, nördliche Teile Judas, Ekron und Gezer. Während die phönizischen Küstenstädte durch das von den Persern eingeführte Münzsystem, internationalen Handel und den Flottenbau aufblühten, blieb Jehud verarmt und nur spärlich besiedelt. Insgesamt wohnten damals dort geschätzt maximal 13.000, in Jerusalem 500 Menschen; ab ~450 wurden es insgesamt bis zu 25.000, in Jerusalem 1.500. Sie lebten von landwirtschaftlicher Selbstversorgung. Ob Jehud anfangs vom wiederaufgebauten Samaria aus verwaltet wurde oder Vasallenkönigtum oder eigene Provinz war, ist umstritten. Bibeltexte (Esr 5,14; Hag 1,1.14; 2,2.21) bezeichnen seine Herrscher immer als Gouverneure oder Statthalter, nie als Könige. Mit dem ersten 520 eingesetzten Statthalter Serubbabel, einem Davididen, wollten die Perser wohl die Daviddynastie restaurieren. Nachdem dieser Versuch bis 515 gescheitert war, gewann das Amt des Hohenpriesters an Einfluss, dessen Familienkontinuität im Exil fortbestanden hatte.[97]

Laut Esr 1,2–8  erlaubte ein Kyros-Erlass den Neubau des Jerusalemer Tempels, die Rückkehr der exilierten Judäer, die Rückgabe der geraubten Tempelgeräte und des Tempelschatzes (~538) und beauftragte Scheschbazzar mit der Rückführung. Da dieser in der Rückkehrerliste (Esr 2) fehlt, trafen die meisten Rückkehrer wohl erst 520 mit Serubbabel und dem Hohenpriester Jeschua in Jerusalem ein. Dann veranlasste erst Dareios I., nicht Kyros, den Tempelneubau und gab den Rückkehrern dazu Privilegien. Er brauchte Jehuds stabile Loyalität für seine Pläne, Ägypten zu erobern. Darum gilt der spätere, aramäisch verfasste Auftrag zum Tempelbau in Esr 5,14 ; 3–5 als authentisch.[98]

Wegen der desolaten Versorgungslage gab es in Jerusalem Proteste gegen den Tempelneubau (Hag 1,2–11). Laut Esr 4,1–5 verweigerten Serubbabel und Jeschua von Assyrern angesiedelten Gruppen in Juda die Teilnahme am Tempelbau, worauf diese auch Judas Landvolk davon abgeraten hätten. Das habe den Neubau verzögert und einen erneuten Auftrag und Finanzhilfen des Perserkönigs erfordert, so dass der Tempel erst 515 fertig geworden sei. Für seinen Beitrag habe Dareius I. regelmäßige Fürbitten für sich und seine Söhne als Loyalitätsbeweis verlangt (Esr 6). Demnach trieben nur die Exilrückkehrer und die Perser den Neubau voran. Deren Regenten bestimmten über den Tempelkult mit und setzten dabei auf privilegierte und loyale jüdische Führer. Somit war der zweite Jerusalemer Tempel faktisch ein Reichsheiligtum, das die lokale Oberschicht an die Perser binden und so deren imperialen Machterhalt sichern sollte.[99]

Chronologische Unklarheiten in Esr 1–7 lassen vermuten, dass der Tempel erst unter Dareios II. (423–404) eingeweiht wurde. Dieser und besonders sein Nachfolger Artaxerxes II. (404–358) versuchten, Persiens Westprovinzen stärker zu kontrollieren. Dazu ließ der Staatsbeamte Nehemia in ihrem Auftrag eine neue Stadtmauer um Jerusalem bauen, verordnete einen Schuldenerlass (Neh 5), ließ neue Gruppen in der Stadt ansiedeln (Neh 7) und eine neue Stadtsatzung erstellen (Neh 11). Nach archäologischen Funden war Jerusalem in der Provinz Jehud fast die einzige ummauerte Stadt. Wegen der agrarischen Subsistenzwirtschaft konnten die meisten Bauern Jehuds keine Überschüsse erwirtschaften und daher die persischen Münzsteuern nicht aufbringen. Zudem verloren viele durch die Ansprüche der wohlhabenden Rückkehrer auf ihren früheren Familienbesitz ihre Existenzgrundlage. Nehemias Schuldenerlass diente dazu, die verschärften sozialen Spannungen zu mildern. Da Esra nach der Redaktionsgeschichte des Esra-Nehemia-Buchs erst nach Nehemia in Jerusalem auftrat, organisierte er wohl die Nehemia zugeschriebene Versorgung der Leviten, setzte die Sabbatruhe durch und ging gegen Mischehen vor (Neh 13). Laut Esr 7 setzte er ein „Gesetz des Himmelsgottes“ in Jerusalem und Jehud in Kraft. Ob dieses mit der Tora oder Teilen davon identisch war, ist umstritten. Zudem soll Esra Privilegien für den Tempel ausgehandelt, ihn finanziell saniert und das Kultpersonal von Steuern befreit haben. Außerbiblische Belege dafür fehlen.[100]

Erst mit dem Tempelneubau wurde das deuteronomische Programm eines Zentralheiligtums mit einer Berufspriesterschaft im Judentum verankert. Dabei wurden ältere Elemente des JHWH-Kults angepasst und der monotheistische JHWH-Glaube offiziell festgeschrieben. Daraus entstandene theologische Konflikte führten seit der Perserzeit zum Bau anderer JHWH-Tempel, etwa auf dem Berg Garizim in Samarien und der Nilinsel Elephantine.[86]

Der eventuell ~500 erbaute JHWH-Tempel auf dem Garizim wurde nach der Perserzeit das Zentrum der Samaritaner in Jehud bzw. Judäa und der Diaspora. Die dortigen Priester waren an der Kanonisierung der Tora beteiligt. Der etwas ältere, vielleicht von Nachfahren geflohener Nordreichbewohner gebaute JHWH-Tempel in der Militärkolonie Elephantine wurde 410 zerstört. In einem Papyrusbrief (~407) baten die dortigen Juden Jerusalems Hohenpriester, die „Vornehmen der Juden“ und Samarias und Jehuds Statthalter um die Erlaubnis, ihn wieder aufzubauen. Demnach respektierten sie diese Autoritäten. Beide Statthalter erlaubten den Wiederaufbau, kannten oder befolgten das deuteronomische Kultzentralisationsgebot also nicht oder sahen es nur für Jehud als verbindlich an. Allerdings durften im Tempelneubau der Kolonie keine Tiere geopfert werden.[101]

Die Propheten Haggai und Sacharja förderten mit ihren Messias-Weissagungen Hoffnungen auf das baldige Ende der persischen Fremdherrschaft, eine endzeitliche Wende und weltweite Anerkennung JHWHs, ausgehend vom erneuerten Tempelkult.[102]

Hellenistische Zeit

Alexander, Ptolemäer und Seleukiden

Der Makedonenherrscher Alexander der Große schuf beim Alexanderzug (336–323) das bis dahin ausgedehnteste Weltreich der Antike, das ab 332 auch die südöstliche Levante und Ägypten umfasste. Seine Siege beruhten auf mit Silber aus Minen seines Vaters finanzierter Aufrüstung, Mobilisierung der Griechen gegen die Perser, überlegenen Waffen, effektiven Kampfmethoden und Übernahme der orientalischen Autokratie.[103] Er übernahm weitgehend die Verwaltungsstruktur der Perser. Jehud hieß fortan Judäa und blieb Teil der bisherigen Großsatrapie. Alexander ließ Militärkolonien entlang der Mittelmeerküste bauen und Aufstände einiger Städte strikt niederschlagen.[104]

Judäas Hoherpriester unterwarf sich Alexander im Jahr 332. Die Samarier dagegen leisteten seinem General Parmenion Widerstand; in Samaria erfolgte ein Aufstand gegen den Gouverneur Andromachos. Daraufhin ließ Alexander Samaria zerstören; Parmenions Nachfolger Perdikkas ließ es um 330 als makedonische Militärkolonie wiederaufbauen. Eine geflohene Gruppe starb im Wadi Daliyeh; ihre Dokumente bezeugen Samarias Untergang. Juden erlebten Alexanders Regime als mörderische Gewaltherrschaft (Dan 7,7; 1 Makk 1).[105]

In den Diadochenkriegen danach, vor allem den Kriegen zwischen Ptolemäern und Seleukiden, marschierten zahlreiche Armeen durch die Region Palästina, deren Herrscher häufig wechselten. Nach seinem Sieg in der Schlacht bei Ipsos 301 eroberte zunächst Ptolemaios I. Jerusalem und deportierte Teile der Bewohner nach Ägypten. Die „Hyparchien“ (Unterbezirke) Judäa, Samaria, Galiläa, Idumäa, die Philisterstadt Aschdod und Ammonitis im Ostjordanland gehörten zur Großprovinz „Syria und Phoinike“ oder „Zölesyrien“. Sie wurden von Alexandria aus zentral verwaltet und behielten nur noch ihre kultische Autonomie.[104] Dies sicherte zwar dem Hohenpriester sein Amt als höchster Vertreter der Judäer, hob aber das Bodenrecht der Tora auf und programmierte damit Konflikte mit der Kolonialmacht und ihren Nachfolgern.[105]

Unter den Ptolemäern konnten Juden keine politisch einflussreichen Ämter erlangen und nur durch Produktion und Handel am Aufschwung teilhaben oder als Steuerpächter (Zöllner) überhöhte Steuern für die Herrscher eintreiben und so reich werden. Das Steuerpachtsystem band die lokalen Oberschichten an die ptolemäische Staatsverwaltung und bedeutete für die Unterschichten verstärkte Ausbeutung, gegen die Widerstand nur beim Zusammenhalt von Grundherren und Pächtern möglich war (Zenon-Archiv).[106]

In Judäa kontrollierte der Hohepriester die Steuerpacht. Der Amtsinhaber Onias II. nutzte 221 den Vierten Syrischen Krieg dazu, die Steuerzahlungen an Alexandria einzustellen. Daraufhin setzte die ptolemäische Partei der Jerusalemer Oberschicht ihn ab, um der angedrohten Strafe des Herrschers zu entgehen. Sein Nachfolger Josef aus der Tobiadenfamilie erhielt das Recht und die militärische Macht, alle Steuern der Provinz Zölesyrien für die Ptolemäer einzuziehen. Nach der Schlacht bei Paneion (200) regierten die Seleukiden in der Region. Sie betrieben dort eine viel stärkere Hellenisierung und erlaubten lokale Teilautonomie nur in diesem Rahmen. Die lokalen Parteien versuchten Thronfolgekämpfe der Seleukiden durch wechselnde Koalitionen jeweils für sich auszunutzen und zogen dazu deren diverse Feinde in die lokalen Konflikte hinein. In Jerusalem versuchten die verschiedenen Oberschichtsgruppen jeweils ihre Vertreter in Führungsämter zu bringen, so dass um das Hohepriesteramt öfter Kämpfe ausbrachen.[107]

198 eroberte Antiochos III. Palästina mit Jerusalem, erließ der Stadt einen Großteil der Steuern, gewährte den Priestern Steuerfreiheit, zahlte selbst einen Beitrag zum Tempelkult und gebot allen jüdischen Einwohnern, „gemäß den väterlichen Gesetzen als Bürger“ zu leben (Flavius Josephus, Antiquitates XII,141–144). Damit machte er die Tora zu einem Zivilrecht und die Jerusalemer zu Bürgern einer griechischen Polis. Die Seleukiden gewährten Judäas Städten Selbstverwaltung und Münzrecht, sofern diese hellenistische Kulte und Kultur einführten.[108]

Trotz Antiochos' Niederlage in der Schlacht bei Magnesia (190) errang der proseleukidische Anwärter Simon II. in Jerusalem das Hohepriesteramt. Seleukos IV. versuchte wie sein Vorgänger, Jerusalemer Tempelschätze einzuziehen, um seine Tributpflicht an das Römische Reich zu erfüllen. Sein dazu beauftragter General Heliodor ermordete ihn; Antiochos IV. wurde 175 Seleukos' Nachfolger. 174 ließ er sich von den Tobiaden bestechen und ersetzte daraufhin den Hohenpriester Onias III. durch dessen Bruder Josua (2 Makk 4,8), obwohl die Seleukiden das Amt sonst auf Lebzeiten verliehen.[109]

Makkabäer

Josua nannte sich im Amt Jason, ließ Jerusalem hellenisieren und dazu unter anderem ein Gymnasion bauen, dessen Ausbildungsgang sich an griechischen Körperidealen orientierte. Laut 1 Makk 1 und 2 Makk 4 ließ er griechische Götter einführen, darunter den Herakles-Kult, und die Beschneidung nicht mehr regelmäßig durchführen. Dies verstärkte die Konflikte in der Stadt und in Judaä. 173 ersetzte Antiochos Jason daher durch Menelaos, der jedoch nicht die geforderte Abstammung von Zadok vorweisen konnte. Die nicht hellenisierten Priester der Zadokiden flohen in die Wüste; eventuell gründeten sie dort die Siedlung Qumran.[110]

169/168 musste Antiochos IV. Ägypten den Römern überlassen und ihnen hohe Steuern zahlen. Auch deshalb nahm er den Kampf um das Hohepriesteramt in Jerusalem zum Anlass für radikale Eingriffe in Judäa. Auslöser war wohl eine Revolte jüdischer Söldnerveteranen gegen seleukidische Steuern und Enteignungen, die mit dem Konflikt um Jerusalems Hellenisierung nichts zu tun hatte (1 Makk 1,29–40; 2 Makk 5,11–26).[111] Daraufhin eroberte Antiochus Jerusalem, ließ die Akra (Militärzitadelle) zur Zwingburg mit seleukidischer Besatzung ausbauen, verbot das Befolgen der Tora, plünderte den Tempel und entweihte dessen Brandopferaltar, indem er einen Zeus-Altar darauf stellen ließ. Für toratreue Juden war dies der denkbar schlimmste „Gräuel der Verwüstung“ (1 Makk 1,41ff.; 2 Makk 6; Dan 9,27; 11,31; 12,11). Auch den JHWH-Tempel auf dem Garizim ließ Antiochos dem Zeus weihen (2 Makk 6,2).[110]

Die erzwungene Hellenisierung der beiden Kultzentren Samarias und Judäas betraf die jüdischen Diasporagemeinden im Seleukidenreich nicht, hatte also eher regionale machtpolitische Gründe. Sie löste die Aufstände des Priesters Mattatias, seines Sohnes Judas Makkabäus und seines Bruders Jonatan gegen die Seleukiden und deren Anhänger in Jerusalem aus. Ihr bewaffneter Widerstand begann als Bürgerkrieg gegen den hellenisierten Teil der Priester, die Jerusalem in eine griechische Polis verwandeln wollten und einen luxuriösen griechischen Lebensstil pflegten. Durch den Eingriff des Antiochos wurde daraus ein Befreiungskrieg gegen die Seleukiden. Das 1. Buch der Makkabäer warf ihnen vor, die jüdische Gesellschaft mit der Hellenisierung zu spalten und zu zerstören, deutet den Aufstand also primär als Kampf gegen Fremdherrscher. Laut 1 Makk 2 wollten die Aufständischen die Einhaltung der Tora, auch deren Sozialgesetze, und jüdisches Leben wieder ermöglichen und dazu die reiche und korrupte Oberschicht in der Hauptstadt entmachten. Dieses Ziel unterstützten die verarmte Landbevölkerung und die Chassidim (1 Makk 2,42), die die Tora im Alltagsleben befolgen wollten. Nach dem Tod des Mattatias (166) setzte Judas Makkabäus den Aufstand fort und eroberte 164 (kurz nach dem überraschenden Tod des Antiochos) Jerusalem. Dort einigte er sich mit Menelaos und ließ ihn im Hohepriesteramt, worauf dieser den Tempel neu weihte. Die Befolgung der Tora wurde wieder erlaubt, ohne die griechische Lebensweise generell zu verbieten (2 Makk 11).[110]

Im weiteren Verlauf machte Judas die Tora mit Feldzügen auch in Galiläa, Idumäa, Gilead und der Küstenebene geltend und dehnte dabei seinen Machtbereich aus. Als er in Jerusalem eine Festung gegen die Akra bauen (1 Makk 4,60) und deren Garnison belagern ließ (1 Makk 6), griff der Seleukide Lysias ein und schlug Judas' Heer (161). Menelaos wurde exekutiert (2 Makk 13,4–7), Judas dagegen blieb im laufenden Thronfolgestreit der Seleukiden verschont. Deren neuer Herrscher Demetrios I. setzte Alkimus zum Hohenpriester ein. Die Chassidim akzeptierten ihn, weil er von Aaron abstammte und versprach, die Torabefolgung zu respektieren. Judas kämpfte allein weiter (1 Makk 7,12–16) und wurde 160 bei Bet Horon von Seleukiden getötet. Bald darauf starb auch Alkimus. Als Alexander I. Balas 150 den Seleukidenthron errang, bot der Makkabäer Jonatan ihm Unterstützung an (1 Makk 10) und wurde dafür zum neuen Hohepriester ernannt, aber 143 im Kontext neuer Thronfolgewirren ermordet.[112]

Hasmonäer

Trotz der militärischen Niederlage der Makkabäer 161 führte ihr Aufstand zum teilautonomen Staat Judäa unter der neuen Dynastie der Hasmonäer. Dies wurde möglich, weil das Römische Reich ab 188 den Niedergang des Seleukidenreichs betrieben hatte. So konnte Judas Makkabäus 163/162 ein Bündnis mit Rom gegen Antiochus IV. schließen. Seine Nachfolger, die Hasmonäer, waren somit eigentlich römische Klientelkönige.[113]

Mit Jonatans Bruder und Amtsnachfolger Simon Makkabäus begann ihre Dynastie. Simon wurde 141 vom neuen Seleukidenherrscher Demetrios II. im Hohepriesteramt bestätigt, durfte ein Söldnerheer aufstellen (1 Makk 14,32), Festungen bauen und Steuern erheben (1 Makk 14,38). Damit war Judäa ein Staat mit einem eigenen Königtum geworden. Die Hasmonäer hatten keine davidischen Wurzeln. Simon zerschlug die hellenistische Partei in Jerusalem und suchte wie schon Judas ein Bündnis mit Römern und Spartanern (1 Makk 12; 14,16–24). Nach 1 Makk 14,28 ernannten ihn die versammelten Priester, Stadt- und Landältesten Jerusalems und Judäas zum Hohenpriester, Ethnarchen und Strategos (Söldnerführer) auf Lebenszeit. Ob die Versammlung einmalig oder institutionalisiert war, ist unklar. Jedenfalls vereinte Simon Land- und Stadtbevölkerung sowie die sakrale, zivile und militärische Führung Judäas.[114] Dies widersprach der Tora und dem Verfassungsentwurf von Ez 40–48, die politische und religiös-kultische Führungsämter getrennt sehen wollten.[115]

Nach erfolgreicher Abwehr seleukidischer Entmachtungsversuche ließ Simon in Jonatans Herkunftsort Modeïn ein monumentales Familiengrab mit Säulen und Siegestrophäen bauen (1 Makk 13,27–30). Dies ahmte hellenistische Herrscher nach, zeigt also den erheblichen Einfluss des Hellenismus auch auf dessen Gegner in Judäa. Simons Schwiegersohn Ptolemaios ermordete ihn und Angehörige in einem Hinterhalt (1 Makk 16,11ff.). Simons Sohn Johannes Hyrkanos I. entkam dem Massaker und wurde von Antiochos VII. als neuer Hohepriester bestätigt, weil er diesem Waffenhilfe gegen die Parther versprach. Er regierte Judäa von 135 bis 104 und begann mit der Prägung eigener, hellenistisch gestalteter Münzen, die ihn als Hohenpriester, „Haupt“ und „Führer“ Judäas auswiesen. 112/111 annektierte er Idumäa und zwang dessen Bewohner zur Torabefolgung. Viele Idumäer flohen daraufhin nach Ägypten und in das Nabatäer-Reich.[114] Das damals entstandene erste Makkabäerbuch drückt die Zwangsjudaisierung der eroberten Gebiete als „Beschneidung“ aus. Jedoch waren die meisten Idumäer und Galiläer schon lange beschnitten, da auch sie sich als Nachkommen Abrahams sahen. Im selben Jahr eroberte Hyrkanos Samaria und ließ den Tempel auf dem Garizim zerstören. Dies trennte die Samaritaner, deren Kult die Makkabäer noch anerkannt hatten, endgültig vom übrigen Judentum.[116] Im folgenden Krieg gegen Samarien brauchte er die Unterstützung der Sadduzäer (hellenisierte Nachfolger der Zadokiden) gegen die Pharisäer (hervorgegangen aus den Chassidim).[114]

Hyrkanos' Sohn und Nachfolger Aristobulos I. setzte in seiner kurzen Amtszeit (104–103) die Eroberungen im Norden und Osten fort.[117] Sein Bruder und Nachfolger Alexander Jannaios amtierte 103–76, eroberte das Ostjordanland sowie weitere Teile Galiläas und der Küstenebene. Unter ihm erreichte der Hasmonäerstaat seine größte Ausdehnung.[118] Nach dem archäologischen Befund waren viele später von den Hasmonäern eroberte Orte Galiläas und Idumäas schon um ~150 zerstört oder verlassen worden.[119] Diese entvölkerten Gebiete wurden ab der Zeit des Hyrkanos, besonders ab ~ 100, vermehrt von Judäern besiedelt oder blieben verlassen. Für damalige gewaltsame Konflikte finden sich kaum Spuren.[120]

Die Münzen seiner Zeit nannten Alexander Jannaios entweder „König“ oder „Hoherpriester“, ohne die Titel zu kombinieren. Die Pharisäer widersetzten sich seinem Hohepriesteramt beim Laubhüttenfest, weil sie seine Abkunft als illegitim und seine Amtsführung als unwürdig ansahen. Alexanders Söldner schlugen ihren Aufstand blutig nieder und lösten einen Bürgerkrieg aus. Zwar griff der Seleukidenherrscher Demetrios III. zugunsten der Pharisäer ein, war aber danach außenpolitisch gebunden. So gewann Alexander den Bürgerkrieg und ließ viele seiner Gegner grausam hinrichten. Dann setzte er seine Kriege fort, bis die Nabatäer ihn zuletzt bei Lydda besiegten. Seine Frau Salome Alexandra war von 76 bis 67 Königin und Heerführerin. Sie übergab das Hohepriesteramt ihrem Sohn Johannes Hyrkanos II., das Amt des Heerführers (Strategos) dagegen dessen Bruder Aristobulos II. Ersteren unterstützten die Sadduzäer, letzteren die Pharisäer. Noch als die Römer Syrien besetzten, kämpften die Brüder mit ihren jeweiligen Anhängern um das Königsamt in Judäa. Hyrkanos errang nur mit Hilfe des Idumäers und römischen Vasallen Antipatros und des Nabatäerkönigs Aretas III. einen mühsamen Sieg. Aristobul floh mit einer kleinen Schar von Sadduzäern in den Jerusalemer Tempel. 63 nahm der römische Feldherr Gnaeus Pompeius Magnus ihn gefangen, eroberte Jerusalem und entschied den Bürgerkrieg: Er ließ Aristobuls Anhänger mit Gewalt aus dem Tempel entfernen, diesen am Folgetag neu einweihen, setzte Hyrkanos zum Hohenpriester ein und verlieh ihm den Titel Ethnarch. Damit war Judäa zum Vasallenstaat des Römerreichs geworden.[118]

Die Hasmonäer konnten somit den Anspruch auf ein unabhängiges Judäa nie erfüllen: Schon unter Simon war es wieder Vasallenstaat der Seleukiden geworden, die Judäas Souveränität wie ihre römischen Nachfolger nie anerkannten.[115]

Kultur und Religion

Seit 332 gelangten Kulte griechischer Götter und Helden in die Region, die oft (in Phönizien schon seit der Perserzeit) mit lokalen Gottheiten identifiziert wurden. Auch ein hellenistischer Herrscherkult, der gestorbene, später auch lebende Regenten zu Göttern erklärte, hielt seitdem Einzug. Die Herrscher waren religionspolitisch tolerant, solange die Steuereinkünfte flossen. Unter Alexander wurden in Samaria, Bet-Schean, Dor, bei Karnajim, Paneas, Beerscheba und Lachisch hellenistische Tempel errichtet, etwa für die Götter Atagartis, Pan und Qaus, der mit Apollon gleichgesetzt wurde. Der Versuch hellenisierter Priester in Jerusalem und Samaria, JHWH mit Zeus gleichzusetzen, rief Widerstände toratreuer Juden hervor, spaltete die Oberschicht in verfeindete Lager und verband sich mit machtpolitischen Kämpfen um das Hohepriesteramt, um die Gestalt des Tempels und des Tempelkults. Das Judentum teilte sich in Gruppen mit verschiedenen Theologien, darunter Sadduzäer, Pharisäer, die Qumrangemeinde und Apokalyptiker. Letztere verknüpften die an die Daviddynastie gebundene Messiaserwartung mit der Erwartung eines Weltendes und Weltgerichts, an dem JHWH allein den Königsthron besteigen werde (Jes 24,23; Dan 7): Dies beinhaltete Kritik an den nichtdavidischen Hasmonäern, die die Tora als Machtmittel zur Zwangsjudaisierung benutzten. Die hellenistisch beeinflusste jüdische Weisheitsliteratur entwickelte offenere Konzepte, etwa indem sie kultische Reinheit zu individueller Gerechtigkeit vor Gott umdeutete und empirische Erfahrung als Frage an JHWHs Gerechtigkeit gelten ließ.[121]

In der ägyptischen Metropole Alexandria wuchs eine seit dem Alexanderfeldzug bestehende jüdische Söldnerkolonie durch Händler, Handwerker und Flüchtlinge aus Judäa zu einer großen Diasporagemeinde. Ihre Mitglieder besaßen mit dem Politeuma in Ägypten ein begrenztes Bürgerrecht. Hier bildete sich ein besonderes hellenistisches Judentum, dessen Hauptvertreter Philon von Alexandria griechische Philosophie (Stoa, Platonismus) mit dem jüdischen Monotheismus verband. Dort wurden hebräische Bibeltexte ab ~250 ins Griechische übersetzt, neue griechische Weisheitsbücher verfasst, beide in die griechische Septuaginta aufgenommen und so kanonisiert.[122] Man nahm Proselyten ins Judentum auf. Ab 246 sind dort auch die ersten Synagogen belegt.[123] Seit ~300 zeigte sich bei ägyptisch-ptolemäischen Autoren in Alexandria jedoch auch eine antike Judenfeindschaft. So deuteten etwa Manetho und Lysimachos die biblische Exodustradition antijüdisch um.[124]

Schon im Achämenidenreich war durch Handel mit griechischem Münzgeld in der Levante ein Markt für griechische Kulturimporte entstanden. Die eigentliche Hellenisierung des palästinischen Judentums begann ab 200 im Seleukidenreich und prägte vor allem die judäische Oberschicht, die sich griechische Waren leisten konnte. Fortan ergänzte die griechische Koine die bisherige Verkehrssprache Aramäisch oder löste sie teilweise ab. In den meisten römischen Provinzen wurde Griechisch Schriftsprache, die jedoch weiterhin (regional verschieden) nur eine kleine Minderheit lesen und schreiben konnte. Auch die toratreuen Juden, die sich der Akkulturation verweigerten, wurden durch das griechische Prinzip individueller Autoren und das Debatten- und Rechtsprinzip Audiatur et altera pars geprägt.[108]

Römische Zeit

Aufstände der Hasmonäer

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Römische Provinz Iudaea

Im Jahr 66 eroberte Pompeius Kleinasien für das expandierende Römische Reich, stürzte 65 die Seleukiden in Syrien und beendete 63 mit seinem Einzug in Jerusalem den Hasmonäerstaat.[125] Die neue römische Provinz Syria umfasste Galiläa, Idumäa, Judäa und Peräa. Die hellenistische Dekapolis im Ostjordanland und Samaria (Sebaste) waren dem Statthalter Scaurus direkt unterstellt. Judäa blieb zunächst teilautonom: Der Hohepriester wurde von römischen Herrschern ein- und abgesetzt, hatte aber im kultischen Bereich Gerichtsbarkeit und Exekutivmacht.[126]

Aristobul floh 57 aus seiner Haft in Rom und kehrte nach Judäa zurück. Einen Versuch seines Sohnes Alexander, die Macht und Königswürde in Jerusalem für die Hasmonäer zurückerzuobern, schlug Roms neuer Statthalter Aulus Gabinius mit Hilfe des Feldherrn Marcus Antonius und des Idumäers Antipatros rasch nieder. Er ließ vier Festungen der Hasmonäer schleifen und beschnitt die Rechte der Jerusalemer Oberschicht. Ein zweiter Aufstand des Aristobul und seines Sohnes Antigonos Mattatias scheiterte 56 in der zerstörten Festung Machaerus. Im Machtkampf zwischen Pompeius und Julius Caesar um Roms Führung (ab 49) unterstützten Johannes Hyrkanos II. und Antipatros Caesars Aufstieg. Nach seinem Sieg (46) ernannte Caesar Hyrkanos dafür zum Ethnarchen, Antipatros zum Prokurator Judäas mit römischem Bürgerrecht. Die Juden in Judäa und den Diasporagemeinden im Römischen Reich durften ihre Religion frei ausüben. Der Hohepriester durfte nun auch die Hafenstadt Jafo (Jaffa) kontrollieren und steigerte so seine Steuereinnahmen erheblich. Antipatros machte seine Söhne zu Militärführern: Herodes kontrollierte ab 47 Galiläa, Phasael Judäa und Peräa. Nach Caesars Ermordung (44) erhöhte Rom die Steuerlast für diese Gebiete, auch weil Antipatros die Caesarmörder unterstützt hatte. Mit Hilfe der Parther stürzte Antigonos Mattatias im Jahr 40 den amtierenden Hohepriester Hyrkanos und setzte sich an seine Stelle. Herodes floh nach Rom und wurde dort zum Klientelkönig Roms mit dem Zusatztitel „Verbündeter und Freund des Volkes“ ernannt.[127]

Herodianer

Bis 37 eroberte Herodes Jerusalem mit Hilfe römischer Truppen unter hohen Opfern zurück. Das Blutbad und die Hinrichtung von Antigonos kosteten ihn viele Sympathien bei den Hasmonäern, trotz seiner Heirat mit einer Tochter des Aristobulsohnes Alexander. In der Folgezeit versuchte Herodes seine Herrschaft zu stabilisieren, indem er die zerstörten Festungen der Hasmonäer wieder aufbauen und mit prunkvollen Palästen ausstatten ließ. Jericho, Samaria und Caesarea Maritima erhielten Augustustempel, Amphitheater, Hippodrome und Agoren, Jerusalem erhielt die Festung Antonia. Von 20 bis 9 ließ Herodes zudem den Tempelbezirk in Jerusalem auf mehr als die doppelte Fläche erweitern und mit riesigen Außenmauern befestigen. Die Tempelvorhöfe waren zugleich Handels- und Marktplatz im Zentrum der Stadt. Mit Prachtbauten und dem Tempelbau zeigte Herodes sein Selbstverständnis als Nachfolger von David und Salomo. Die hellenistische Architektur repräsentierte Roms Weltmacht, um zugleich den jüdischen König zu legitimieren.[128]

Auch am Königshof setzten sich die Konflikte zwischen Anhängern der Hasmonäer und Anhängern Roms und des Herodes fort. Dieser ließ drei seiner Söhne in Rom unter dem Verdacht des Hochverrats hinrichten (9–5) und bestimmte Herodes Archelaos zu seinem Thronerben, kurz bevor er starb (4). Nach seiner Bestattung im Herodeion kam es in Judäa, Galiläa, Sepphoris und dem Ostjordanland zu mehreren unkoordinierten Aufständen von Juden gegen die Herodesdynastie. Publius Quinctilius Varus, der neue römische Statthalter der Provinz Syria, schlug sie blutig nieder. Archelaos ließ als Bewerber um die Herodesnachfolge einen Aufstand der Pharisäer in Jerusalem niederschlagen. Die übrigen Pharisäer forderten daraufhin von Rom, Judäa in die Provinz Syria einzugliedern und deren Statthalter zu unterstellen, um die Herodianer zu entmachten. Kaiser Augustus machte daraufhin Archelaos zum Ethnarchen von Judäa, Idumäa und Samaria, verbot ihm aber, den Königstitel zu führen. Aus den übrigen Gebieten machte er Tetrarchien; Herodes Antipas erhielt die Verwaltung von Galiläa und Peräa, Herodes Philippos die von Auranitis, Batanäa, Gaulanitis, Paneas und Trachonitis. Archelaos verlor durch seine Heirat der Witwe des Hasmonäers Alexander und seine willkürliche Absetzung des Hohepriesters Joazar den Rückhalt in Jerusalem. Nach Klagen über seine Amtsführung verbannte Augustus ihn 6 n. Chr., wandelte seine Tetrarchie in eine römische Provinz um und unterstellte diese dem Gesandten Publius Sulpicius Quirinius. Der römische Präfekt erhielt die Kapitalgerichtsbarkeit und Steuerhoheit. Zugleich wurde der 70-köpfige Jerusalemer Sanhedrin in seinen kultischen Selbstverwaltungsrechten gestärkt.[129]

Jüdische Widerstandsbewegung

Die von Quirinius 6 n. Chr. in Syrien-Palästina durchgeführte, im Neuen Testament (Lk 2,1–5 ) erwähnte Steuerschätzung verstärkte die antirömische Haltung vieler Juden, die seit langem unter hohen Steuerlasten und Ausbeutung litten. Folglich entstand die Widerstandsbewegung der Zeloten, geführt von Judas Galilaeus. Sie strebten auf der Basis eines theokratisch verstandenen Judentums die Lösung von Rom und ein politisch unabhängiges Israel an.[130]

Herodes Antipas ließ Sepphoris zur Residenz ausbauen und Tiberias am Westufer des Sees Genezareth neu bauen. 37 n. Chr. wurde Caligula Kaiser Roms. Bei seinem Amtsantritt ließ die hellenistische Oberschicht in Alexandria Kaiserstatuen in dortigen Synagogen aufstellen, um die Diasporajuden zum Kaiserkult zu zwingen. Als diese sich dem verweigerten, geschah 39 n. Chr. in Alexandria ein schweres Judenpogrom. Auch in Jerusalem verstärkte Caligula mit einem Kaiserbild im Tempel die Spannungen. Darauf verbannte er im selben Jahr Herodes Antipas, ernannte Herodes Agrippa I. zu seinem Nachfolger und gewährte diesem den Königstitel.[130]

Caligulas Nachfolger Kaiser Claudius übergab Agrippa ab 41 n. Chr. die Kontrolle über Judäa, Idumäa und Samaria, so dass er das ganze frühere Gebiet Herodes des Großen regierte. Agrippa versuchte, es an den Jerusalemer Tempelkult zu binden und so nationalreligiös zu vereinheitlichen. In diesem Kontext verfolgte er auch die Jerusalemer Urgemeinde. Nach seinem Tod 44 n. Chr. gliederten die Römer sein Gebiet wieder in die Provinz Syria ein und unterstellten sie ihrem Statthalter in Caesarea Maritima. Das verstärkte den jüdischen Widerstand gegen Rom erheblich und verschaffte den Zeloten Zulauf. Agrippas Nachfolger Herodes Agrippa II. erhielt schrittweise mehr Machtbefugnisse von Rom und versuchte die Konflikte in Judäa erfolglos zu schlichten.[130]

62 n. Chr. ließ der Hohepriester Ananus ben Ananus ohne Rechtsbefugnis den damaligen Leiter der Urgemeinde Jakobus, den ältesten Bruder des Jesus von Nazaret, öffentlich hinrichten. Daraufhin setzten die Römer Ananus ab.[131]

Als der römische Statthalter Gessius Florus 66 n. Chr. den Tempelschatz zum Begleichen von Steuerschulden benutzen wollte, eskalierte der Widerstand zum Jüdischen Krieg gegen Roms Herrschaft. Florus konnte ihn auch durch Kreuzigungen von Aufständischen nicht mehr eindämmen. Zunächst besetzten die Anhänger des Eleazar, Sohn des romtreuen Hohenpriesters Hananias ben Nedebaios, den Tempelbezirk und stellten das tägliche Tempelopfer für den Kaiser ein. Dieses Signal nutzten die Zeloten zum offenen Aufstand: Menahem ben Judah, Sohn des Judas Galiaeus, zog mit bewaffneten Anhängern in Jerusalem ein, belagerte und eroberte die Burg Antonia. Doch Eleazars Anhänger lehnten seinen Machtanspruch ab und ermordeten ihn.[132]

Die Kämpfe in Jerusalem erfassten ganz Judäa und führten zum Bürgerkrieg zwischen romtreuen hellenistischen Juden und ihren antirömisch-nationalen Gegnern. Ein vergeblicher Befriedungsversuch des syrischen Statthalters Cestius stärkte die Zeloten. Diese bereiteten sich militärisch in den Festungen der Hasmonäer, in Jerusalem und Galiläa auf Roms erwarteten Gegenschlag vor. Flavius Josephus (der spätere Historiker) führte die jüdischen Truppen in Galiläa. Der Zelotenführer Yochanan ben Levi verdächtigte ihn als Kollaborateur der Römer. Nachdem deren Feldherr Vespasian die Festungen Gamla, Gischala und Jotapata eingenommen hatte, wechselte Josephus die Seiten und verdrängte Yochanan aus Galiläa. Dieser zog ebenso wie sein Konkurrent, der Zelotenführer Schimon bar Giora, in Jerusalem ein. Der Hohepriester Ananus wurde ermordet. Die Jerusalemer Urchristen flohen in den Bürgerkriegswirren nach Pella im Ostjordanland.[131]

69 n. Chr. wurde Vespasian römischer Kaiser und beauftragte seinen Sohn Titus, den inzwischen auf Jerusalem begrenzten Aufstand der Juden vollends niederzuschlagen. Bis 70 n. Chr. eroberten die Römer mit großer Härte gegen erbitterten Widerstand der Juden zuerst die Burg Antonia, dann den Tempelbezirk, dann die ganze Stadt. Nach ihrem Sieg plünderten sie den Tempel, steckten ihn in Brand und zerstörten ihn vollständig. Nur die Klagemauer blieb stehen. Die beiden Zelotenführer wurden gefangen und 71 n. Chr. zusammen mit Kultgegenständen aus dem Tempel nach Rom überführt. Diesen Triumphzug bildet der Titusbogen in Rom ab.[131]

Bis 74 n. Chr. leisteten die Zeloten in den hasmonäischen Festungen Herodeion, Machaerus und Masada weiter Widerstand. Um der erwarteten Hinrichtung oder Versklavung durch den Legaten Flavius Silva zu entgehen, begingen die letzten Verteidiger von Masada unter Eleasar ben Ja’ir kollektiven Suizid (so Flavius Josephus in De bello Judaico, der Hauptquelle für die Kriegsereignisse).[133]

Im Kriegsverlauf wurden viele Orte in Judäa zerstört und die Bevölkerung um geschätzt ein Drittel dezimiert.[134] Jerusalem diente Roms Soldaten fortan als Feldlager. Die Römer lösten den Sanhedrin auf und entmachteten damit die Sadduzäer. Weil sie alle Juden ihres Reichs für die Aufstände mitverantwortlich machten, war auch die Diaspora ab 70 n. Chr. starken Angriffen ausgesetzt, besonders in Alexandria und der Kyrenaika. Weil überlebende Zeloten dorthin geflohen waren, verdächtigten die Römer alle Diasporajuden und richteten viele von ihnen hin. Sie schlossen den jüdischen Tempel in Leontopolis.[135] Alle Juden im Römischen Reich mussten von da an anstelle der freiwilligen Tempelsteuer den Fiscus Judaicus für den Kult des Jupiter Capitolinus in Rom bezahlen. Kaiser Domitian (81–96 n. Chr.) befahl, diese Steuer auch von Proselyten, nichtbekennenden und steuerflüchtigen Juden einzutreiben. Kaiser Nerva nahm diese Verordnung sofort nach seinem Amtsantritt 96 zurück, behielt die Steuer aber bei.[136]

Unter den Kaisern Trajan (98–117 n. Chr.) und Hadrian (117–138 n. Chr.) kam es in der Diaspora und in Judäa erneut zu jüdischen Aufständen. Auslöser war wahrscheinlich Roms Plan, Jerusalem als römische Kolonie unter dem Namen Aelia Capitolina wiederaufzubauen und auf den Ruinen des Tempels ein Jupiter-Heiligtum zu errichten. Ab 132 n. Chr. führte Simon Bar Kochba den Aufstand an. Gegner verballhornten seinen ursprünglichen Namen bar Kosiba zu „Lügensohn“, Anhänger nannten ihn dagegen „Sternensohn“: Dies könnte auf die Weissagung in Num 24,17 anspielen und auf einen Messiasanspruch verweisen. Nach dem Titel „Fürst Israels“ auf Münzen seiner Zeit sah er sich als Nachfolger der Makkabäer und Zeloten. Weitere Münzen trugen die Inschrift „Für die Befreiung Jerusalems“ oder nur „Jerusalem“ mit der stilisierten Tempelfassade und den Symbolen Lulav und Etrog des Laubhüttenfestes. Demnach wollten die Aufständischen den Jerusalemer Tempelkult wiederherstellen. Nach ersten Siegen Bar Kochbas entsandte Hadrian seinen Feldherrn Sextus Iulius Severus nach Judäa, der den Aufstand 136 n. Chr. niederschlug. Bar Kochba wurde wahrscheinlich beim Kampf um die Festung Bethar getötet.[137]

Seine Anhänger flohen ins Gebirge oder in die Wüste. Das römische Heer verfolgte sie und tötete dabei viele Juden. Überlebende wurden aus dem Land vertrieben oder in die römische Sklaverei verschleppt. Allen Juden wurde unter Androhung der Todesstrafe verboten, den Stadtbezirk Jerusalem jemals wieder zu betreten. Judäa wurde in Syria Palaestina, Jerusalem in Aelia Capitolina umbenannt und zu einer paganen Stadt umgebaut. So zerstörten die Römer gezielt und dauerhaft jeden Ansatzpunkt jüdischer Identität und Nationalität.[138]

Entstehung des rabbinischen Judentums

Die Pharisäer gewannen seit der Tempelzerstörung 70 n. Chr. die Führungsrolle im Judentum. Jochanan ben Sakkai machte Javne (Jamnia) bis 100 n. Chr. zu ihrem zentralen Bildungszentrum. Damit begann auch die Zeit der Rabbinen und Tannaiten, aus deren Toraauslegung bis ~225 n. Chr. die Mischna entstand.[139] Diese verankerte den Festtag Tischa beAv, mit dem das Judentum bis heute an die beiden historischen Tempelzerstörungen erinnert.[140]

Das palästinische Judentum überlebte die folgenden ~300 Jahre im bäuerlichen Galiläa. Das rabbinische Judentum entstand im Kulturzentrum Tiberias und in der Diaspora, stark beeinflusst von der Konkurrenz zum aufsteigenden Christentum. Dieses übernahm weitgehend das von den Rabbinern abgelehnte Erbe der jüdischen Hellenisten, darunter die vollständige Septuaginta. Der Name „Israel“ bezeichnete fortan mehrere nichtstaatliche Gruppen des Judentums. Dieses überlebte durch die theologische Verarbeitung der historischen Katastrophen des antiken Israel, die in der hebräischen Bibel vorliegen.[141]

Siehe auch

Commons: Geschichte Israels – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

Neuere Gesamtdarstellungen

  • Bernd U. Schipper: Geschichte Israels in der Antike. 3., durchgesehene Auflage, Beck, München 2025, ISBN 978-3-406-78955-7
  • Barbara Schmitz: Geschichte Israels. 3., aktualisierte und überarbeitete Auflage, UTB, Stuttgart 2022, ISBN 978-3-8385-5875-2
  • Ernst Axel Knauf, Hermann Michael Niemann: Geschichte Israels und Judas im Altertum. De Gruyter, Berlin 2021, ISBN 978-3-11-014543-4
  • Dieter Vieweger: Geschichte der biblischen Welt, I. Band: Paläolithikum bis Bronzezeit, II. Band: Eisenzeit. III. Band: Persische bis römische Zeit. Gütersloher Verlag, Gütersloh 2019, ISBN 978-3-579-01479-1
  • Christian Frevel: Geschichte Israels. 2. Auflage, Kohlhammer, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-17-035420-3
  • Reinhard Gregor Kratz: Historisches und biblisches Israel. Drei Überblicke zum Alten Testament. 2., durchgesehene und erweiterte Auflage, Mohr Siebeck, Tübingen 2017, ISBN 978-3-16-155125-3
  • Angelika Berlejung: Geschichte und Religionsgeschichte des antiken Israel. In: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament: eine Einführung in Literatur, Religion und Geschichte des Alten Testaments. 6. Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2019, ISBN 978-3-8252-4605-1, S. 61–194
  • Wolfgang Oswald, Michael Tilly: Geschichte Israels. Von den Anfängen bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2016, ISBN 978-3-534-74165-6
  • Manfred Clauss: Geschichte des alten Israel. Oldenbourg, München 2009, ISBN 978-3-486-55927-9
  • Herbert Donner: Geschichte des Volkes Israel und seiner Nachbarn in Grundzügen. (1984)
Teil 1: Von den Anfängen bis zur Staatenbildungszeit. 2. Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1995, ISBN 3-525-51679-7
Teil 2: Von der Königszeit bis zu Alexander dem Großen. Mit einem Ausblick auf die Geschichte des Judentums bis Bar Kochba. 4. Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2008, ISBN 978-3-525-51680-5

Ältere Gesamdarstellungen

  • Jan Alberto Soggin: Einführung in die Geschichte Israels und Judas. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1991, ISBN 3-534-10870-1
  • Eugene H. Merrill: Die Geschichte Israels. Ein Königreich von Priestern. (1987) 2. Auflage, Hänssler, Holzgerlingen 2006, ISBN 3-7751-4529-X
  • Antonius H. Gunneweg: Geschichte Israels. Von den Anfängen bis Bar Kochba. (1984) 6. Auflage, Kohlhammer, Stuttgart 1989, ISBN 3-17-010511-6
  • Georg Fohrer: Geschichte Israels. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. (1977) 6., überarbeitete Auflage, UTB, Heidelberg / Wiesbaden 1995, ISBN 3-8252-0708-0
  • Martin Metzger: Grundriss der Geschichte Israels. (1963) 13. Auflage, Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 2010, ISBN 978-3-7887-0463-6
  • Martin Noth: Geschichte Israels. (1950) 10. Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1986, ISBN 978-3-525-52120-5

Einzelne Epochen und Themen

  • Markus Sasse: Geschichte Israels in der Zeit des Zweiten Tempels. 2. Auflage, Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 2009, ISBN 3-7887-1999-0
  • Bernd U. Schipper: Israel und Ägypten in der Königszeit. Die kulturellen Kontakte von Salomo bis zum Fall Jerusalems. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1999, ISBN 978-3-525-53728-2 (PDF online)
  • Manfred Görg: Die Beziehungen zwischen dem alten Israel und Ägypten. Von den Anfängen bis zum Exil. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1997, ISBN 3-534-08426-8
  • Gösta W. Ahlström: The History of Ancient Palestine from the Paleolithic Period to Alexander’s Conquest. Bloomsbury Publishing, London 1993, ISBN 978-1-85075-367-4
  • Hans-Peter Kuhnen: Palästina in griechisch-römischer Zeit. Beck, München 1990, ISBN 978-3-406-32876-3
  • Helga Weippert: Palästina in vorhellenistischer Zeit. Beck, München 1988, ISBN 3-406-32198-4

Archäologie und Landeskunde

  • Israel Finkelstein, Neil Asher Silberman: David und Salomo. Archäologen entschlüsseln einen Mythos. dtv, München 2009, ISBN 978-3-423-34542-2
  • Dieter Vieweger: Archäologie der biblischen Welt. (2003) Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2023, ISBN 978-3-641-08118-8
  • Wolfgang Zwickel: Einführung in die biblische Landes- und Altertumskunde. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2002, ISBN 3-534-15084-8
  • Israel Finkelstein, Neil Asher Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel. (2001) Unveränderte Paperback-Ausgabe: Beck, München 2023, ISBN 978-3-406-80636-0
  • Ephraim Stern: Archaeology of the Land of the Bible, Vol. 2: The Assyrian, Babylonian, and Persian Periods 732-332 BCE. Yale University Press, New York 2001, ISBN 0-300-14057-6
  • Amichai Mazar: Archaeology of the Land of the Bible, 10,000-586 B.C.E. Yale University Press, New York 1992, ISBN 0-300-14007-X
  • Yohanan Aharoni: Das Land der Bibel. Eine historische Geographie. Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1984, ISBN 3-7887-0627-9

Religions-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte

  • Frank Crüsemann: Die Tora. Theologie und Sozialgeschichte des alttestamentlichen Gesetzes. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2023, ISBN 978-3-579-05212-0
  • Michael Tilly, Wolfgang Zwickel: Religionsgeschichte Israels. Von der Vorzeit bis zu den Anfängen des Christentums, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2011, ISBN 978-3-534-15927-7
  • Rainer Kessler: Sozialgeschichte des alten Israel. Eine Einführung. 2., durchgesehene Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-534-21962-9
  • Othmar Keel, Christoph Uehlinger: Göttinnen, Götter und Gottessymbole. Neue Erkenntnisse zur Religionsgeschichte Kanaans und Israels aufgrund bislang unerschlossener ikonographischer Quellen. 6. Auflage, Herder, Freiburg 2010, ISBN 978-3-7278-1680-2
  • Othmar Keel: Die Geschichte Jerusalems und die Entstehung des Monotheismus. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 978-3-525-50177-1
  • Friedhelm Hartenstein, Martin Rösel (Hrsg.): Der Gott Israels und die Götter des Orients. Religionsgeschichtliche Studien II. Zum 80. Geburtstag von Klaus Koch. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 978-3-525-53079-5
  • Manfred Weippert: Jahwe und die anderen Götter. Studien zur Religionsgeschichte des antiken Israel in ihrem syrisch-palästinischen Kontext. Mohr Siebeck, Tübingen 1997
  • Rainer Albertz: Religionsgeschichte Israels in alttestamentlicher Zeit. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen (1992)
Teil 1: Von den Anfängen bis zum Ende der Königszeit. 2., durchgesehene Auflage 1996, ISBN 3-525-51671-1
Teil 2: Vom Exil bis zu den Makkabäern. 2. Auflage 1997, ISBN 3-525-51675-4
  • Werner H. Schmidt: Alttestamentlicher Glaube in seiner Geschichte. (1975) 11., neubearbeitete und erweiterte Auflage, Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 2011, ISBN 978-3-7887-2560-0
  • Fritz Stolz: Einführung in den biblischen Monotheismus. (1996) Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005, ISBN 3-534-18967-1
  • Walter Dietrich, Martin Alfred Klopfenstein (Hrsg.): Ein Gott allein? JHWH-Verehrung und biblischer Monotheismus im Kontext der israelitischen und altorientalischen Religionsgeschichte. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1994, ISBN 3-525-53774-3 (PDF online)

Texte der Bibel und ihrer Umwelt

Band 1: Die althebräischen Inschriften. ISBN 978-3-534-74155-7
Band 2/1: Zusammenfassende Erörterungen, Paläographie. ISBN 978-3-534-74157-1
Band 2/2: Materialien zur Althebräischen Morphologie, Siegel und Gewichte. ISBN 978-3-534-74221-9
Band 3: Texte und Tafeln. ISBN 978-3-534-74220-2
  • William W. Hallo, K. Lawson Younger, Jr. (Hrsg.): The Context of Scripture, Vol. 1-3: Canonical Compositions, Monumental Inscriptions, and Archival Documents from the Biblical World. Brill, Leiden 2003, ISBN 90-04-09629-9
  • Kurt Galling (Hrsg.): Textbuch zur Geschichte Israels. 3. Auflage, Mohr Siebeck, Tübingen 1979, ISBN 3-16-142361-5

Einzelnachweise

  1. a b Alle Daten dieses Artikels ohne Zusatz beziehen sich auf v. Chr.
  2. Christian Frevel: Geschichte Israels, Stuttgart 2018, S. 13–15; Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 26
  3. Christian Frevel: Geschichte Israels, Stuttgart 2018, S. 20
  4. a b Angelika Berlejung: Quellen. In: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 23f.
  5. Bernd Schipper: Geschichte Israels in der Antike, München 2023, S. 8
  6. Angelika Berlejung: Quellen. In: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 21f.
  7. Angelika Berlejung: Quellen. In: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 25
  8. Christian Frevel: Geschichte Israels, Stuttgart 2018, S. 25
  9. Knauf/Niemann: Geschichte Israels und Judas im Altertum, Berlin 2021, S. 380
  10. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 68f.
  11. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 29, 54f. und 223
  12. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 39f.
  13. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 42f.
  14. Israel Finkelstein, Neil A. Silberman: Keine Posaunen vor Jericho, München 2004, S. 31
  15. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 45–48
  16. a b Manfred Clauss: Geschichte des alten Israel. München 2009, S. 7–9
  17. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 49f.
  18. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 50f.
  19. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 53f.
  20. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 68–72
  21. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 48
  22. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 39–42
  23. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 41f. und 68
  24. Israel Finkelstein; Neil Asher Silberman: Keine Posaunen vor Jericho, München 2004, S. 47
  25. Angelika Berlejung: Nachbarn, Verwandte, Feinde und Gefährten: Die Aramäer im Alten Testament. In: Angelika Berlejung, Michael P. Streck (Hrsg.): Arameans, Chaldeans, and Arabs in Babylonia and Palestine in the First Millennium B.C. Harrassowitz, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-447-06544-3, S. 7–86, hier S. 66f.
  26. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 57–59
  27. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 54–56
  28. Manfred Clauss: Geschichte des alten Israel. München 2009, S. 14
  29. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 61–65
  30. Rainer Kessler: Josua und Richter: Die Landnahme zwischen Eroberung und Befreiung. In: Rainer Kessler: Der Weg zum Leben. Ethik des Alten Testaments. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2017, ISBN 978-3-579-08135-9, S. 291–318, hier S. 292–299
  31. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 73–76
  32. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 77–85
  33. Erich Zenger et al.: Einleitung in das Alte Testament. 6. Auflage, Kohlhammer, Stuttgart 2006, ISBN 3-17-019526-3, S. 217–221
  34. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 87–91
  35. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 91–94
  36. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 94–96
  37. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 126–128
  38. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 70–76
  39. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 124
  40. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 76
  41. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 97f.
  42. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 98f.
  43. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 101 und 106–113
  44. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 119–127
  45. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 129–133
  46. Erich Zenger et al.: Einleitung in das Alte Testament. Stuttgart 2006, S. 234–236
  47. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 136f.
  48. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 138f.
  49. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 142–146
  50. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 140–142
  51. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 147f.
  52. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 630
  53. a b Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 130f.
  54. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 150f.
  55. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 175
  56. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 151–153
  57. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 162–165
  58. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 168f.
  59. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 153 und 158f.
  60. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 153–158
  61. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 159–162
  62. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 169f.
  63. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 176f.
  64. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 177–179
  65. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 214–216
  66. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 218–221
  67. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 106
  68. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 104f.
  69. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 222f.
  70. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 223f. und 234
  71. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 223f. und 224
  72. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 225–230
  73. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 230–234
  74. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 246–248
  75. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 247–250
  76. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 250–252
  77. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 186–191
  78. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 107–109
  79. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 110f.
  80. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 76
  81. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 114–116
  82. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 118
  83. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 119
  84. a b Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 117f.
  85. a b Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 144f.
  86. a b Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 77, Fn. 24
  87. a b Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 120
  88. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 121
  89. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 154–156
  90. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 76 und Fn. 21–23
  91. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 156f.
  92. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 157
  93. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 157f.
  94. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 257–260
  95. Konrad Schmid: Hintere Propheten, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 313–413, hier S. 343–346
  96. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 150
  97. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 159–162
  98. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 163f.
  99. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 164f.
  100. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 165f.
  101. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 168 und 170
  102. Konrad Schmid: Hintere Propheten, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 406 und 409f.
  103. Knauf/Niemann: Geschichte Israels und Judas im Altertum, Berlin 2021, S. 378f.
  104. a b Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 178–180
  105. a b Knauf/Niemann: Geschichte Israels und Judas im Altertum, Berlin 2021, S. 381f.
  106. Knauf/Niemann: Geschichte Israels und Judas im Altertum, Berlin 2021, S. 385f.
  107. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 180–182
  108. a b Knauf/Niemann: Geschichte Israels und Judas im Altertum, Berlin 2021, S. 392–394
  109. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 182–184
  110. a b c Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 184f.
  111. Knauf/Niemann: Geschichte Israels und Judas im Altertum, Berlin 2021, S. 399
  112. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 185f.
  113. Knauf/Niemann: Geschichte Israels und Judas im Altertum, Berlin 2021, S. 398
  114. a b c Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 186f.
  115. a b Knauf/Niemann: Geschichte Israels und Judas im Altertum, Berlin 2021, S. 401
  116. Knauf/Niemann: Geschichte Israels und Judas im Altertum, Berlin 2021, S. 405f.
  117. Christian Frevel: Geschichte Israels, Stuttgart 2018, S. 398f. und 442
  118. a b Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 187f.
  119. Uzi Leibner: Galilee in the Second Century BCE: Material Culture and Ethnic Identity. In: Adele M. Berlin, Paul J. Kosmin (Hrsg.): The Middle Maccabees. Archaeology, History, and the Rise of the Hasmonean Kingdom. SBL Press, Atlanta 2021, ISBN 978-0-88414-504-2, S. 123–144, hier S. 143f.
  120. Kenneth Atkinson: A History of the Hasmonean State. Josephus and Beyond. Bloomsbury, London / New York 2016, ISBN 978-0-56766902-5, S. 68f.; Debora Sandhaus: Settlements and Borders in the Shephelah from the Fourth to the First Centuries BCE. In: Adele M. Berlin, Paul J. Kosmin (Hrsg.): The Middle Maccabees. Atlanta 2021, S. 73–90, hier S. 89f.
  121. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 189–192
  122. Christian Frevel: Geschichte Israels, Stuttgart 2018, S. 376–378
  123. Angelika Berlejung: Geschichte, in: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2019, S. 180
  124. Anton Cuffari: Judenfeindschaft in Antike und Altem Testament. Philo, Hamburg 2007, ISBN 3-86572-573-2, S. 115f.
  125. Christian Frevel: Geschichte Israels, Stuttgart 2018, S. 399f.
  126. Christian Frevel: Geschichte Israels, Stuttgart 2018, S. 406f.
  127. Christian Frevel: Geschichte Israels, Stuttgart 2018, S. 407f.
  128. Christian Frevel: Geschichte Israels, Stuttgart 2018, S. 408–410
  129. Christian Frevel: Geschichte Israels, Stuttgart 2018, S. 411f.
  130. a b c Christian Frevel: Geschichte Israels, Stuttgart 2018, S. 412f.
  131. a b c Christian Frevel: Geschichte Israels, Stuttgart 2018, S. 414
  132. Christian Frevel: Geschichte Israels, Stuttgart 2018, S. 413f.
  133. Christian Frevel: Geschichte Israels, Stuttgart 2018, S. 415
  134. Michael Brenner: Kleine jüdische Geschichte. 3., aktualisierte Auflage, Beck, München 2022, ISBN 978-3-406-73767-1, S. 58
  135. Christian Frevel: Geschichte Israels, Stuttgart 2018, S. 415f.
  136. Markus Tiwald: Das Frühjudentum und die Anfänge des Christentums: Ein Studienbuch. Kohlhammer, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-17-030923-4, S. 45f.
  137. Christian Frevel: Geschichte Israels, Stuttgart 2018, S. 416–418
  138. Christian Frevel: Geschichte Israels, Stuttgart 2018, S. 418
  139. Christian Frevel: Geschichte Israels, Stuttgart 2018, S. 416
  140. Christian Frevel: Geschichte Israels, Stuttgart 2018, S. 414
  141. Knauf/Niemann: Geschichte Israels und Judas im Altertum, Berlin 2021, S. 432f.

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First century Iudaea province.gif
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This is a map of first century Iudaea Province that I created using Illustrator CS2. I traced this image for the general geographic features. I then manually input data from maps found in a couple of sources.
  • Robert W. Funk and the Jesus Seminar. The Acts of Jesus. HarperSanFrancisco: 1998. p. xxiv.
  • Michael Grant. Jesus: An Historian's Review of the Gospels. Charles Scribner's Sons: 1977. p. 65-67.
  • John P. Meier. A Marginal Jew. Doubleday: 1991. p. 1:434.
Kingdoms of Israel and Judah map 830.svg
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Approximate map showing (blue) and (orange), ancient Southern Levant borders and ancient cities such as Urmomium and Jerash. The map shows the region in the 9th century BCE.