Georg von Hauberrisser

Georg Ritter von Hauberrisser (um 1900)
Anzeige von Georg Hauberrisser sen., die den Umzug an den Tummelplatz belegt

Georg Joseph Hauberrisser, ab 1901 Ritter von Hauberrisser, (* 19. März 1841 in Graz; † 17. Mai 1922 in München) war ein deutsch-österreichischer Architekt.

Leben

Seine Vorfahren sind im 15. Jahrhundert in Assmannshausen im Rheingau-Taunus-Kreis als damals Adelige nachweisbar. Sein Vater Georg Hauberrisser sen. (1781–1875) stammte aus Erbach im Rheingau und war Baumeister.[1] Seine Mutter Juliane, geborene Röckenzaun (1815–1889), die dritte Ehefrau seines Vaters (Eheschließung 1838) und Tochter eines Schlossermeisters, stammte aus dem steirischen Mureck und soll Vorfahren aus Mecklenburg gehabt haben. Der Vater bezog im Mai 1838 sein in Graz am Tummelplatz neben dem Franzenstor neu erbautes Haus.[2] Hauberrisser studierte zunächst Technik am Joanneum in Graz und wurde 1861 Mitglied des Corps Joannea.[3][4]

1862 zog er nach München, um Architektur bei Gottfried von Neureuther, Georg Friedrich Ziebland und Ludwig Lange zu studieren. In Berlin waren seine Lehrer Johann Heinrich Strack und Karl Bötticher, in Wien schließlich Friedrich von Schmidt, der ihn im Sinne der Neugotik beeinflusste.[4]

Hauberrisser ließ sich 1866 als Architekt in München nieder, wo er ab 1867 als sein bedeutendstes Werk das neugotische Neue Münchner Rathaus erbaute. Weitere bedeutende Werke sind das Neue Rathaus von Kaufbeuren (1879–1881), das Neue Rathaus von Wiesbaden (1883–1887)[5] sowie das Rathaus im damals noch selbständigen St. Johann, heute Saarbrücken, (1897–1900). Von 1887 bis 1890 erbaute er die Villa Holdereggen in Lindau im Bodensee für den Unternehmer Hermann Näher. Sakrale Bauten von Hauberrisser sind die neugotische Herz-Jesu-Kirche in seiner Heimatstadt Graz (1881–1891) und die neugotische Kirche St. Paul in München (1892–1906). Ebenfalls in historisierenden Formen gestaltete er für den Deutschen Orden die Burg Bouzov in Mähren um.[4]

1893 war Hauberrisser in die Abteilung Kunst des Maximiliansordens für Wissenschaft und Kunst aufgenommen worden. 1901 wurde Hauberrisser durch Prinzregent Luitpold von Bayern mit dem Ritterkreuz des Verdienstordens der Bayerischen Krone beliehen.[6] Damit verbunden war die Erhebung in den persönlichen Adelsstand und er durfte sich nach der Eintragung in die Adelsmatrikel Ritter von Hauberrisser nennen. Er war außerdem seit 1910 Inhaber des Verdienstordens vom Heiligen Michael II. Klasse.

Hauberrisser hatte mit seiner Frau Maria, geborene Wessely,[7] die er am 1. Januar 1868 geheiratet hatte, sechs Kinder: Georg (1869–1925), Fotochemiker, und Heinrich (1872–1945, Architekt in Regensburg); der dritte Sohn Edwin (1882–1964) wurde Hochschullehrer für Zahnheilkunde in Göttingen. Über ihre drei Töchter ist wenig überliefert.

Grabstätte

Georg Hauberrisser starb im Alter von 81 Jahren. Die Grabstätte der Familie Hauberrisser befindet sich auf dem Alten Südlichen Friedhof in München (Gräberfeld 21 – Reihe 1 – Platz 7–8) Standort.

Nachlass

Sein Nachlass ist sehr spärlich: Zum einen wurde das Haus in der Schwanthalerstraße in München durch Kriegseinwirkung schwer beschädigt, zum andern wurde das Wohnhaus seines Sohnes, Heinrich Hauberrisser, in der Württembergstraße in Regensburg von US-amerikanischen Soldaten der Besatzungsmacht beschlagnahmt. Es gingen daher Aufzeichnungen und viele Nachlassgegenstände, die der Sohn in seiner Villa bewahrte, unwiederbringlich verloren.[8]

Auszeichnungen

Hauberrisser-Büste in St. Paul
Nach einem Entwurf Hauberrissers gestaltetes Peter-Mayr-Denkmal am Pfarrplatz in Bozen
Grab von Georg Hauberrisser auf dem Alten Südlichen Friedhof in München Standort

Bauten (Auswahl)

Literatur

  • Jürgen Wurst: Georg von Hauberrisser (Hauberrißer). In: Jürgen Wurst, Alexander Langheiter (Hrsg.): Monachia. Städtische Galerie im Lenbachhaus, München 2005, ISBN 3-88645-156-9, S. 158.
  • Egon Guggemoos: Das Hauberrisser-Rathaus in Kaufbeuren. Verkehrsverein Kaufbeuren, Kaufbeuren 2004, ISBN 3-934509-46-0.
  • Brigitte Huber: Das Neue Rathaus in München. Georg von Hauberrisser (1841–1922) und sein Hauptwerk. Dölling und Galitz, Ebenhausen bei München 2006, ISBN 3-937904-24-7.
  • Georg Hauberrisser: Das neue Rathaus in München. Autotypie-Verlag, München 1883.
  • Hauberrisser Georg Joseph von. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1959, S. 209.
  • Oscar Doering: Zwei Münchener Baukünstler. Gabriel von Seidl, Georg von Hauberrisser. Allgemeine Vereinigung für Christliche Kunst, München 1924.
  • Hans ReutherHauberrißer, Georg Ritter von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 70 f. (Digitalisat).

Weblinks

Commons: Georg von Hauberrisser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Brigitte Huber: Das Neue Rathaus in München, Georg von Hauberrisser (1841–1922) und sein Hauptwerk, Ebenhausen bei München 2006, S. 194.
  2. Wohnungs-Veränderung. In: Grätzer Zeitung. Der Aufmerksame. Steyermärkische Intelligenzblätter. Steyermärkisches Intelligenzblatt. Steyermärkisches Amtsblatt / Stiria, ein Blatt des Nützlichen und Schönen / Gratzer Zeitung. Steiermärkisches Amtsblatt, 29. Mai 1838, S. 9 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gra
  3. Kösener Corpslisten 1960, 49, 13.
  4. a b c Zur Vollendung des siebzigsten Lebensjahres Georg Hauberrissers, Deutsche Bauzeitung, 1911.
  5. Ab 1883 Oberleitung, Im Centralblatt der Bauverwaltung, Nr. 52, 29. Dezember 1883, S. 486, abgerufen am 22. Dezember 2012.
  6. Bay. Statistisches Landesamt (Hrsg.): Hof- und Staats-Handbuch des Königreichs Bayern für das Jahr 1914. München 1914, S. 29.
  7. (Todesanzeige des Schwiegervaters Franz Wessely). In: (Grazer) Tagespost, 18. Oktober 1872, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gpt
  8. Brigitte Huber: Das Neue Rathaus in München. S. 223.
  9. Personalnachrichten. In: Illustrirte Zeitung, 5. September 1874, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/izl
  10. Grazer und Provinzial-Nachrichten. Unser genialer Landsmann…. In: (Grazer) Tagespost, 31. August 1873, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gpt

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