GT8 (Dortmund)

GT8 (Dortmund)
GT8 zwischen Kleine Beurhaus- und Beurhausstraße
GT8 zwischen Kleine Beurhaus- und Beurhausstraße
Nummerierung:1–91
Anzahl:91
Hersteller:DUEWAG, Hansa Waggonbau, AEG
Baujahr(e):1959–1974
Ausmusterung:1980–2001
Achsformel:Bo'2'2'Bo'
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer:27.960 mm
Breite:2.300 mm
Drehzapfenabstand:6.000 mm/6.900 mm
Drehgestellachsstand:1.800 mm
Dienstmasse:32 t
Höchstgeschwindigkeit:60 km/h
Stundenleistung:4×65 kW
Stromsystem:600 Volt =
Stromübertragung:Oberleitung
Anzahl der Fahrmotoren:4
Bauart Fahrstufenschalter:Nockenfahrschalter
Sitzplätze:52
Stehplätze:210
Fußbodenhöhe:900 mm
Niederfluranteil:0 %

Die achtachsigen Gelenk-Straßenbahntriebwagen GT8 der Dortmunder Stadtwerke sind eine Serie von 91 achtachsigen Duewag-Gelenkwagen, die in den Jahren 1959 bis 1974 geliefert wurden und das Bild der Dortmunder Straßenbahn in den 1960er, 1970er und 1980er Jahren bestimmt haben. Die Fahrzeuge schieden zwischen 1981 und 2001 aus dem Bestand der Dortmunder Stadtwerke aus und wurden teilweise an die Straßenbahnbetriebe in Karlsruhe, Hiroshima, Wuppertal und Reșița verkauft.

Aufbau

GT8 auf der Schnellstraßenbahnstrecke nach Grevel
GT8 in der Bornstraße

Bei den Fahrzeugen handelt es sich um achtachsige, dreiteilige Zweirichtungs-Gelenktriebwagen mit Jakobsdrehgestellen. Die beiden konventionellen Drehgestelle an Bug und Heck sind angetrieben. Der Wagenkasten ist in Ganzstahlbauweise ausgeführt und folgt in seiner Formensprache dem Design der 1950er Jahre mit abgerundeter Frontpartie. Die Fahrzeuge verfügen über vier automatische, zweiflügelige Falttüren je Fahrzeugseite, wobei das Fahrzeug-Mittelteil türlos ausgeführt ist. Die Seitenscheiben sind im oberen Teil als Ausstellfenster ausgeführt. Der Fahrgastinformation dienen in die Dachkante integrierte Linien- und Zielfilmkästen an Front und Heck sowie eine Linienverlaufsanzeige auf jeder Fahrzeugseite im Mittelteil. Die Innenausstattung besteht aus Stahlrohrstühlen mit Durofolsitzschalen. Die Sitze sind in Abteilform angeordnet.

Im Unterschied zu den meisten Straßenbahnfahrzeugen der 1950er und 1960er Jahre verfügen die Fahrzeuge über Einzelachsantrieb mit vier Tatzlagermotoren anstatt eines Tandemantriebs. Die Steuerung erfolgt mit Hilfe von kurbelbetätigten Nockenfahrschaltern. Zwei Scherenstromabnehmer sind auf dem Fahrzeugdach montiert, je einer auf den beiden Endwagenteilen. Die Bremsausrüstung besteht aus Widerstands-, Druckluft-, Hand- und Magnetschienenbremsen.

Mit der Herstellung und Auslieferung der letzten GT8-Lieferserie im Jahr 1974 handelt es sich damit um die letzten von der DUEWAG hergestellten Straßenbahntriebwagen, welche mit Tatzlagermotoren ausgerüstet wurden.

Die Fahrzeuge waren ursprünglich braun-beige lackiert. Einige Wagen erhielten ab 1986 eine rot-weiße Lackierung analog den N8C und B80C. Viele Fahrzeuge waren jedoch mit Vollwerbung mit unterschiedlicher Grundfarbe versehen.

Lieferung und Einsatz

Die Fahrzeuge wurden in fünf Lieferserien von der Düwag und der Hansa Waggonbau geliefert. Die elektrische Ausrüstung stammt von Kiepe sowie der AEG.

WagennummerBaujahrHerstellerBemerkung
41–601959Hansa
61–811959Düwag
16–401966Düwag
6–151969Düwag1973 umgenummert in 82–91
1–151974Düwag

Die Fahrzeuge kamen auf fast allen Dortmunder Straßenbahnlinien zum Einsatz und verdrängten bis Mitte der 1970er Jahre die zweiachsigen Fahrzeuge sowie einen Teil der vierachsigen Gelenktriebwagen. Durch ihre Auslegung als Zweirichtungsfahrzeuge konnten sie auch die Endstellen ohne Wendeschleife anfahren.

Da die GT8 nicht für den Einsatz im 1983 eröffneten Stadtbahntunnel ertüchtigt wurden, beschränkte sich ihr Einsatz ab diesem Zeitpunkt auf die verbliebenen oberirdischen Linien 403 (bis 1985 409), 404, 406 und 408 (Ersatz für 402), während die Stadtbahnlinien von den 1978 bis 1983 gelieferten N8C-Triebwagen und den ab 1986 gelieferten B80C bedient wurden.

Durch die Umstellung weiterer Straßenbahnlinien auf Stadtbahnbetrieb und die Lieferung weiterer Stadtbahnwagen wurden die GT8 von weiteren Linien verdrängt. Der Einsatz der Fahrzeuge in Dortmund endete im April 2001.

Abgabe und Verbleib

Nach Anlieferung der zweiten N8C-Lieferserie wurden die ersten GT8 im Jahr 1980 überzählig. 20 der damals erst 22 Jahre alten Fahrzeuge konnten noch an die Straßenbahnbetriebe in Karlsruhe, Wuppertal und Hiroshima verkauft werden. Weitere Fahrzeuge wurden in den folgenden Jahren schrittweise ausgemustert und verschrottet. Ab 1996 wurden nochmals 22 Fahrzeuge an die Straßenbahn Reșița abgegeben.

Einsatz in Karlsruhe

Die Verkehrsbetriebe Karlsruhe übernahmen 1981 insgesamt zehn GT8 aus Dortmund und reihten sie unter den Nummern 216–225 in ihren Fahrzeugpark ein. Sie kamen hauptsächlich als Einsatzwagen zum Einsatz, insbesondere bis 1983 auf der Linie 2E (Durlach–Rheinstrandsiedlung) sowie als Pendelwagen im Frühjahr und Herbst zwischen Daxlanden und Rappenwört. Nach 1983 kamen die Wagen nur noch sporadisch zum Einsatz. Ein Fahrzeug wurde 1985 an die Wuppertaler Straßenbahn abgegeben, die restlichen zwischen 1985 und 1990 verschrottet.

Einsatz in Wuppertal

1983 übernahm die Wuppertaler Straßenbahn aus Dortmund acht GT8, 1985 aus Karlsruhe einen neunten. Die Wagen erhielten die Nummern 3823–3831. Da die Stilllegung der Wuppertaler Straßenbahn zu diesem Zeitpunkt bereits beschlossen war, dienten die Fahrzeuge nur noch der Überbrückung bis zur Betriebseinstellung. Zwei Wagen schieden bereits 1983 wieder aus dem Bestand aus, die restlichen wurden 1987 verschrottet.

Einsatz in Hiroshima

Die Straßenbahn Hiroshima übernahm 1981 die beiden GT8 76 und 80 (letzterer umgenummert in 77). Für den Einsatz wurden die beiden Triebwagen den dortigen Gegebenheiten entsprechend angepasst. Die beiden Triebwagen wurden zunächst im Linienverkehr, später überwiegend für Sonderfahrten eingesetzt und betriebsintern in die Typenbezeichnung Baureihe 70 (jap. 70系) umbezeichnet. Zwischenzeitlich wurden die Triebwagen vom konventionellen Straßenbahnnetz abgezogen und anschließend hauptsächlich auf der separierten Miyajima-Eisenbahnlinie als Museumswagen sowie zuletzt auch als Partywagen eingesetzt. Die Fahrzeuge wurden 2004 (Wagen 77 bzw. 80) und 2008 (Wagen 76) vollständig ausgemustert. Der Wagen 77/80 wurde 2006 verschrottet, während Wagen 76 im Jahr 2012 zu einem Café umgebaut und neben der Hauptverwaltung der Straßenbahngesellschaft aufgestellt wurde. Das Café wurde bereits 2013 geschlossen, jedoch stand der Wagen noch einige weitere Jahre dort. 2018 wurde der Wagen an das Einkaufszentrum The Outlets Hiroshima veräußert, wo er unter der Bezeichnung Warp Tram (jap. ワープする路面電車) als Simulator genutzt wird. Für diesen Zweck wurde der Wagen komplett in Weiß lackiert, die Fenster wurden abgedunkelt. Der Wagen wird dort auf Wunsch mittels einer App von mehreren Projektoren beleuchtet, dabei stehen verschiedene Farbmuster, Musikuntermalungen, Geräuschkulissen und Animationsabläufe zur Verfügung, durch welche ein Fahrbetrieb des Wagens suggeriert wird.

Einsatz in Reșița

GT8 in Reșița

Die Straßenbahn Reșița in Rumänien erhielt 1996 die ersten sechs überzähligen GT8 aus Dortmund. 1998 folgten zehn weitere, 2000 weitere sechs Wagen. 20 Fahrzeuge waren bis zur Betriebseinstellung 2011 im Einsatz, wurden anschließend abgestellt und 2014 verschrottet.

Anderweitige Weiterverwertung

Mit Drehgestellen zweier GT8 wurden zwischen 1982 und 1985 von den Dortmunder Stadtwerken die Arbeitsbeiwagen 911 und 917 gebaut. Der Wagen 911 wird als Schottertransportlore eingesetzt, der Wagen 917 wird als Gleistransportlore mit einem Kran eingesetzt. Die Wagen werden von dem Arbeitswagen N6C 902 gezogen bzw. geschoben.

Der 1984 rekonstruierte Vorkriegsstraßenbahnwagen 115 (Baujahr 1909), welcher bis 2007 als historisches Fahrzeug im Dortmunder Straßenbahnnetz eingesetzt wurde, ist weitestgehend auf Komponenten des GT8 (Fahrmotoren, Drehgestelle sowie Verkabelungen) aufgebaut.

Erhaltene Fahrzeuge

Folgende Fahrzeuge blieben erhalten:

  • Wagen 13; seit 2018 im Nahverkehrsmuseum Dortmund, 2010–2018 als Café auf der Kampstraße aufgestellt (optische Aufarbeitung und Nutzung als Café im Nahverkehrsmuseum angedacht)
  • Wagen 76; ausgestellt in einem Kaufhaus in Hiroshima (Nutzung als 3D-Simulator)
  • Wagen 87; seit 2009 im Nahverkehrsmuseum Dortmund (zurzeit technische Instandsetzung; HU und BOA-Abnahme angedacht)

Weblinks

Literatur

  • Dieter Höltge, Günter H. Köhler: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 4: Ruhrgebiet. EK-Verlag, Freiburg (Breisgau) 1994, ISBN 3-88255-334-0.
  • Martin Pabst: Taschenbuch Deutsche Straßenbahn-Triebwagen. Band 2: Elektro-Triebwagen 1931 – heute. Franckh'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1982, ISBN 3-440-05043-2.
  • F. Teppe, A. Ahlers: Kultobjekt auf 16 Rädern – Der GT8 in Dortmund. Historischer Verein der Stadtwerke Dortmund AG -Verkehrsbetriebe-, Dortmund 2008

Einzelnachweise


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Do Damals – Straßenbahn – GT8.jpg
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GT8 als Linie als aus Grevel Hombruch fahrend. Ich glaube es war auf der Geraden bevor oder nachdem die Möllerbrücke passiert wurde.
19-0-DCn 1.jpg
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GT8 Tram in Reşiţa