Freundt (Familie)

Die Familie Freundt (auch Frynd oder Freund) war eine deutsche Orgelbauerfamilie im 17. und 18. Jahrhundert in Passau.

Johann Michael Freundt, 1716 von Josef Andrä Eisl dargestellt in der Pfarrkirche Faistenau

Zu ihr gehörten:

  • Johann Georg Freundt (* um 1590 in Passau; † 1667 in Passau);
  • dessen Söhne:
  • Johann Freundt (* vor 1615 in Passau; † 3. Dezember 1678 in Passau) und
  • Leopold Freundt, fälschlich auch Leonhard (* um 1640 in Passau; † 1727 in Passau)[1]
  • Augustin Freundt (* unbekannt; † unbekannt)
  • Georg Freundt (* unbekannt; † unbekannt), Verwandtschaftsgrad unbekannt
  • Johann Michael Freundt (* unbekannt; † unbekannt), Verwandtschaftsgrad unbekannt, 1705–1712 Vikar in St. Georgen im Pinzgau (Ortschaft in Bruck),[2] 1714–1722 Vikar in der Faistenau (wo er am 7. Oktober 1714 die Rosenkranzbruderschaft gründete),[3] initiierte 1742 den Umbau der Orgel in Kirchental und wird im Zuge dessen als Geistlicher aus Schwertberg bezeichnet.[4]

Geschichte

Die Werkstatt wurde von Johann Georg Freundt gegründet, wobei seine Tätigkeit von den Passauer Fürstbischöfen aus dem Hause Habsburg gefördert wurde. Johann Georg war mit der ebenfalls in Passau tätigen Orgelbaufamilie Butz eng verbunden. 1667 übernahm dessen Sohn (vielleicht auch sein Bruder) Johann die Werkstatt. Leopold folgte ihm nach. Seine Werkstatt befand sich in der Milchgasse. Die Brüder Georg und Ignaz Egedacher führten die Werkstatt nach seinem Tode fort. Augustin Freundt war ab 1657 in Ingolstadt tätig.

Die Familie Freundt gehört neben den Putz zur ersten Passauer Orgelbauerschule. Diese ist stilistisch von der deutschen spätgotischen Bläserorgel und die durch das Caeremoniale Episcoporum verlangte Orgelbauweise Norditaliens beeinflusst, welche später mit der süddeutschen Barocktradition verschmolzen wird. Georg Muffat bezieht sich im apparatus musico-organisticus auf den Klang der Freundt-Orgeln.

Der Orgelbauer Georg Freundt, der ab 1690 in Rothenburg oder Rottenburg nachgewiesen ist, ist mutmaßlich mit der Passauer Familie verwandt.

Werkliste

Johann Georg Freundt

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1620ArdaggerStift ArdaggerI/p71770 um das Rückpositiv und Pedalregister erweitert, 1977 durch Pirchner restauriert.
1636/1642KlosterneuburgStiftskircheIII/P35Lt. BDA größte und bedeutendste Denkmalorgel des 17. Jahrhunderts in Mitteleuropa
1662BaumgartenbergStiftskircheII17Ca. 1696 um das Positiv erweitert. 1780 neuer Spieltisch von Franz Lorenz Richter.
1641Passau-IlzstadtReparatur für 3 fl.

Johann Freundt

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1648Kloster NeuburgChororgel
1655Passau-IlzstadtNeubau für 300 fl
1668Stift LambachPositivBis heute ist nicht geklärt ist, ob es sich um ein selbstständiges Werk handelte, oder ob Freundt der großen Egedacher I.-Orgel das heute noch bestehende Rückpositiv hinzufügte.

Leopold Freundt

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1660Geiersberg
1682KremsmünsterStift KremsmünsterI101682 erbaut mit 10/I/P. 1855 Verkauf an die Kaplaneikirche Kirchberg. Adaptierung dort (siehe Bild) von Ludwig Mooser, neues Gehäuse im Stil der Salzburger Domorgel.[5] Derzeitiges Werk in Stift Kremsmünster 2005 von Orgelbau Kögler (45/III/P).
1685/88PassauDomII21Georg Muffat-Orgel Entwürfe für zunüchst III/40, III/28; Preis 2300 fl.
1688SeitenstettenStift SeitenstettenII19Derzeitiges Werk 1989 von Orgelbau Pirchner (29/II/P)
1699Stift Sankt FlorianFür die Orgel in der neuen Marienkapelle erhielt Leopold Freundt 900 Gulden. 1746 kam diese Orgel um 300 Gulden in die Wallfahrtskirche Maria Schöndorf bei Vöcklabruck.[6]
1701HohenfurthZisterzienserstift
1705FreistadtStadtpfarrkirche FreistadtProspekt erhalten, im Spätbarock zusätzlich ausgeschmückt. Werk 2005 von Metzler Orgelbau (26/II/P).
1715Brunnenthal bei SchärdingPfarrkirche Brunnenthal
??ViechtwangPfarrkirche Viechtwang
??LinzUrsulinenkirche

Augustin Freundt

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1657WolnzachPositiv

Georg Freundt

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1690SchöntalKloster Schöntalneues Posaunenregister

Literatur

Weblinks

Commons: Johann Georg Freundt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Leopold Freundt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Johann Michael Freundt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. siehe zu Leopold Freundt den Artikel in der Neuen Deutschen Biographie: Rudolf Quoika: Freund, Leopold. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 412 f. (Digitalisat).
  2. Liste der Vikare von St. Georgen im Pinzgau auf icar-us.eu.
  3. Liste der Vikare von Faistenau auf icar-us.eu.
  4. Roman Matthias Schmeißner: Studien zum Orgelbau in Wallfahrtskirchen der Erzdiözese Salzburg, Dissertation Universität Mozartem, Salzburg 2012, S. 133.
  5. Stift Kremsmünster: Die historisch wertvolle Orgel (Memento desOriginals vom 26. Oktober 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stift-kremsmuenster.at; abgerufen am 26. Okt. 2017
  6. Franz Linninger: Orgeln und Organisten im Stift St. Florian. Ein Beitrag zur Musikgeschichte des Stiftes. In: Oberösterreichische Heimatblätter. 1955, S. 178–179 (ooegeschichte.at [PDF]).

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Stiftskirche Baumgartenberg19.jpg
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Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, ehem. Zisterzienserstiftskirche, Stift Baumgartenberg, Oberösterreich - Orgel (Werkstatt des Johann Georg Freundt, 1622; Rückrestaurierung: Oberösterreichische Orgelbauanstalt, 1999)
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Leopold Freundt Orgel Brunnenthal 1715 1.JPG
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Leopoldt Freundet Orgel Brunnenthal 1715
Stiftskirche Klosterneuburg Orgel.jpg
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Einblick in die Stiftskirche von Klosterneuburg, Richtung Orgelempore
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Die Orgel der Kaplaneikirche Kirchberg in der oberösterreichischen Marktgemeinde Kremsmünster.
Die Orgel wurde ursprünglich 1682 von Leopold Freundt aus Passau als Stiftsorgel gebaut. 1855 verkaufte das Stift Kremsmünster die Orgel an die Kaplaneikirche Kirchberg. Der Orgelbauer Ludwig Mooser wurde beauftragt, die Freundt-Orgel abzutragen und an die Gegebenheiten in Kirchberg anzupassen. Dabei wurde ein neues Gehäuse im Stil der Salzburger Domorgel angefertigt, die er ebenfalls umgebaut hatte. Im Jahr 2002 wurde das Instrument von der Firma Orgelbau Kögler umfangreich restauriert.
Stift Ardagger Kirche Orgel 01.JPG
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Orgel der Stiftskirche Ardagger (Niederösterreich) von Johann Georg Freundt (1620)
Stift Seitenstetten Kirche Orgel 01.JPG
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Orgel der Stiftskirche Seitenstetten, Niederösterreich. Barocker Prospekt von Leopold Freundt 1688.
Freistadt - Stadtpfarrkirche, Orgel.JPG
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Orgel der röm.-kath. Pfarrkirche hl. Katharina in der oberösterreichischen Stadtgemeinde Freistadt.
Die Orgel wurde unter Verwendung des Barock-Orgelgehäuse von Metzler Orgelbau 2005 gefertigt. Sie hat zwei Manuale und Pedal sowie 26 Register. Das Gehäuse stammt von der Orgel, die Leopold Freundt aus Passau 1705 fertigte. Im Spätbarock wurde es noch zusätzlich ausgeschmückt.