Parlamentswahl in Frankreich 2002

1997Parlamentswahl in Frankreich 20022007
Erster Wahlgang
 %
40
30
20
10
0
33,30
24,11
11,34
4,86
4,82
4,51
3,65
1,67
11,74
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1997
 %p
 18
 16
 14
 12
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
-10
+17,65
+0,62
−3,60
−9,36
−5,10
−2,32
−0,57
+1,67
+1,01
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
a 1997: Ergebnis des RPR

Die Parlamentswahl in Frankreich 2002 zur Wahl der französischen Nationalversammlung fand am 9. und 16. Juni 2002. Die Wahl endete mit einem Sieg der bürgerlichen Rechten der Union pour la majorité présidentielle. Unmittelbar zuvor fand auch die Präsidentschaftswahl 2002 statt.

Hintergrund

Die französischen Parlamentswahlen 1997 hatte die Linke der gauche plurielle unter Führung der Parti Socialiste gewonnen. Die daraus gebildete Regierung unter Lionel Jospin hatte bis zu den Präsidentschaftswahlen 2002 amtiert.

Durch ein von der Regierung Jospin gemeinsam mit einigen bürgerlichen Abgeordneten durchgesetzte Regelung fanden die Wahlen nach der Präsidentschaftswahl 2002 und nicht wie eigentlich vorgesehen unmittelbar davor statt.[1] Diese Festlegung des Wahltermins verbunden mit der ab 2002 geltenden Verkürzung der Amtszeit des Staatspräsidenten auf fünf Jahre und damit auf die gleiche Länge wie die Legislaturperiode der Nationalversammlung führte zu der bis heute anhaltenden engen Vertaktung von Präsidentschafts- und Parlamentswahl, die bisher immer dazu führte, dass die politische Richtung des Präsidenten auch die Mehrheit in der Nationalversammlung erhielt, wodurch eine Cohabitation unterbleibt.

Die Präsidentschaftswahl endete für die Linken in einem Debakel, als der amtierende Premierminister Lionel Jospin die Stichwahl verfehlte, in der sich der amtierende Präsident Jacques Chirac und der rechtsextreme Kandidat Jean-Marie Le Pen vom Front National gegenüberstanden. Unmittelbar nach dem zweiten Wahlgang trat Jospin als Premierminister zurück und kündigte seinen Rückzug aus der Politik an.

Das Ergebnis des ersten Wahlgangs der Präsidentschaftswahl führte auch zu einer Umgruppierung der bürgerlichen Rechten. Noch vor dem zweiten Wahlgang wurde die Union pour la majorité présidentielle (UMP, „Union für die Mehrheit des Präsidenten“) gegründet, der das gaullistische RPR und viele Mitgliedsparteien der zentristischen UDF angehörten. Aus diesem Bündnis ging noch 2002 die Union pour un mouvement populaire hervor, die bis 2012 die Regierungsmehrheit und den Staatspräsidenten stellte. Die bürgerliche Rechte trat damit zu den Parlamentswahlen weitgehend geeint an, was ihre Wahlchancen angesichts des Mehrheitswahlrechts deutlich erhöhte. Allerdings kandidierten einige bisherige Mitgliedsparteien der UDF weiterhin unter diesem Namen, unterstützten aber ebenfalls Chirac. Außerdem hatte Jacques Chirac nach dem Rücktritt Jospins mit Jean-Pierre Raffarin einen bürgerlichen Premierminister ernannt, der als „Spitzenkandidat“ für die Parlamentswahl fungierte.

Für den Front National, der 1997 ein starkes Ergebnis erzielt und mit diesem Abschneiden die Niederlage der bürgerlichen Rechten durch Dreierstichwahlen mit herbeigeführt hatte, bedeutete das starke Abschneiden bei den Präsidentschaftswahlen ein Problem für die Parlamentswahlen: Es kam zu einer hohen Wählermobilisierung, was im Endeffekt zu einem Absinken des Ergebnisses für den FN führte.

Ergebnisse

Insgesamt 577 Sitze

Die Wahl endete mit einer klaren absoluten Mehrheit der Mandate für die UMP. Sie erreichte 62 Prozent der Mandate, gemeinsam mit den anderen Jacques Chirac unterstützenden Parteien kam sie auf fast 70 Prozent. Auf der Linken verlor vor allem die Parti Socialiste massiv an Mandaten, obwohl sie im ersten Wahlgang gegenüber der Wahl 1997 sogar leicht Stimmen hinzugewonnen hatte. Die UDF verzeichnete einen massiven Rückgang an Stimmen und Mandaten, der allerdings wesentlich auf den Übertritt von Mitgliedsparteien zur UMP zurückzuführen ist.

politische
Parteien
Stimmen
(erster Wahlgang)
Stimmen
(zweiter Wahlgang)
Sitze
absolutin %Gewählte
Abgeordnete
absolutin %Gewählte
Abgeordnete
Gewählte
Abgeordnete
in %
Extreme Linke706.9222,7000,0
Parti communiste français (PCF)1.267.7894,90690.8073,321213,6
Parti socialiste (PS)6.142.65623,827.481.99035,313814024,3
Parti radical de gauche (PRG)389.7801,50455.3602,1771,2
Pôle républicain308.6661,2012.6790,1000,0
Verschiedene Linke (Divers gauche)355.3631,40268.5301,3771,2
Les Verts1.145.7814,40677.9293,2330,5
Grüne Parteien297.3331,2000,0
Regionalparteien93.3040,3028.6890,1110,2
Andere639.5222,5013.0360,1000
Union pour la démocratie française (UDF)1.240.1044,86832.7853,921274,7
Démocratie libérale (DL)156.0260,42123.35220,3
Union pour la majorité presidentielle (UMP)8.620.07033,44610.029.76247,331235862,0
Verschiedene Rechte (Divers droite)1.299.1745,04335.9791,67111,9
Front National (FN)2.873.55611,10393.2051,9000,0
Extreme Rechte341.9881,3000,0
Registrierte Wähler40.969.239100,036.784.296100,0
Nichtwähler14.578.76535,614.599.38339,7
Abstimmende insgesamt26.390.47464,422.184.91360,3
Ungültige Stimmen und leere Stimmzettel559.6431,4964.1622,6
Wählerstimmen gesamt25.830.83163,021.220.75157,7
Quelle: Französisches Innenministerium

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lutz Krusche: Zuerst der Staatspräsident. Jospin zwingt Chirac Veränderung des Wahlkalenders auf. In: Berliner Zeitung vom 22. Dezember 2000.

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