Französisch-Thailändischer Krieg

Französisch-Thailändischer Krieg
DatumOktober 1940 bis 9. Mai 1941
OrtThailand, Laos, Kambodscha, Golf von Thailand
Casus BelliThailand fordert Rückgabe „verlorener Gebiete“ in Indochina
AusgangThailändische Gebietsgewinne in Laos und Kambodscha
FriedensschlussTokio
Konfliktparteien

Frankreich Vichy Vichy-Frankreich
Flag of France.svg Französisch-Indochina

Thailand Thailand

Befehlshaber

Jean Decoux

Plaek Phibunsongkhram

Truppenstärke
50.000 Soldaten,
20 Panzer
~ 100 Flugzeuge
60.000 Soldaten,
134 Panzer
~ 140 Flugzeuge
Verluste

321 Tote oder Verwundete
178 Verschollene
222 Kriegsgefangene
22 Flugzeuge

54 Tote
307 Verwundete
21 Kriegsgefangene
8–13 Flugzeuge

Der Französisch-Thailändische Krieg zwischen dem Frankreich der Vichy-Regierung in Indochina und dem Königreich Thailand fand zwischen Oktober 1940 und Januar 1941 statt und endete mit dem Sieg Thailands.

Vorgeschichte

Feldmarschall Phibunsongkhram mustert thailändische Truppen (1941)

Laos und der Nordwesten Kambodschas gehörten bis Ende des 19. Jahrhunderts zur siamesischen (thailändischen) Einflusssphäre. Nach dem Französisch-Siamesischen Krieg 1893 musste Siam Gebiete des heutigen Laos an Frankreich abtreten, 1907 auch die späteren kambodschanischen Provinzen Battambang, Siem Reap und Banteay Meanchey. In den 1930er-Jahren forderte der nationalistische Flügel der Volkspartei unter Phibunsongkhram (Ministerpräsident von 1938 bis 1944) und seinem Chefpropagandisten Wichitwathakan die Rückgabe der „verlorenen Gebiete“. Sie strebten ein „Großthailändisches Reich“ an.[1]

Im August 1939 schlug die französische Regierung Verhandlungen über einen gegenseitigen Nichtangriffsvertrag vor.[2] Thailand reagierte mit der Forderung nach Verhandlungen über den Grenzverlauf mit Französisch-Indochina, insbesondere unter Einschluss verschiedener Inseln im Mekong. War man in Paris und auch an der französischen Gesandtschaft in Bangkok solchen Verhandlungen zugeneigt, so führte die Niederlage Frankreichs gegen Deutschland im Westfeldzug 1940 dazu, dass die Verantwortung für die weiteren Gespräche bei der französischen Kolonialverwaltung in Indochina lagen. Diese hatte kein Interesse an einer Ausweitung der thailändischen Einflusssphäre und blockierte.

Im August 1940 lotete der thailändische Ministerpräsident Phibul Songkhram mögliche Reaktionen seitens des Deutschen Reichs, Italiens, Großbritanniens, den USA und Japans aus, sollte Thailand sich die Gebiete zurückholen, die es 1904 auf französischen Druck hatte abgeben müssen. Deutschland und Italien standen dem positiv gegenüber und Japan sah dies als eine gute Gelegenheit an, Thailand noch mehr auf die Seite der Achsenmächte zu ziehen.[3]

Verlauf

Kartographische Darstellung der Seeschlacht von Ko Chang

Dies war nun ein willkommener Zeitpunkt für die thailändische Führung, einen Angriff auf die französische Kolonie Indochina zu beginnen, der – ohne Kriegserklärung[4] – mit kleineren Zusammenstößen begann und am 1. Dezember 1940 eskalierte. Die französische Marine entsandte drei Schiffe, um die Küstenstadt Trat unter Beschuss zu nehmen. Drei Flugzeuge der thailändischen Luftwaffe griffen diese an. Am 4. Januar 1941 griffen französische Bomber die Städte Udon Thani und Nong Khai an. Am 6. Januar überquerte eine thailändische Division die kambodschanische Grenze und nahm die Grenzstadt Poipet ein, eine zweite Division marschierte in Laos ein.

Am 11. Januar 1941 griff die thailändische Luftwaffe die vietnamesische Stadt Hanoi mit sechs Bombern und vier Jagdflugzeugen an.[5] In dem Konflikt dominierte Thailand auf dem Land und in der Luft, musste jedoch eine schwere Niederlage in der Seeschlacht von Ko Chang am 17. Januar 1941 hinnehmen. Die letzte große Bodenaktion dieses Krieges fand am 16. oder 22. Januar statt, als thailändische Einheiten bei Yang Dang Khum französische Stellungen angriffen. Der letzte Kampfeinsatz der RTAF war ein Bombenangriff auf Sisophon, am Morgen des 28. Januar um 7.10 Uhr durch drei Martin-Bomber der Bomberstaffel 50, die von drei Hawk 75N der Jagdstaffel 60 begleitet wurden.[6]

Verhandlungen und Folgen

Thailändische Gebietsgewinne infolge des Krieges in Weiß

Das Japanische Kaiserreich, damals bereits dominierende Großmacht im südostasiatischen Raum, übernahm die Rolle des Vermittlers. Für den 28. Januar wurde eine Feuerpause vereinbart. Am 7. Februar 1941 begann in Tokio eine Friedenskonferenz unter der Schirmherrschaft des japanischen Außenministers Matsuoka Yosuke. Die Verhandlungen endeten am 9. Mai mit thailändischen Gebietsgewinnen in den französischen Kolonien Laos und Kambodscha.

Das Siegesdenkmal in Bangkok zur Erinnerung an den Französisch-Thailändischen Krieg

Frankreich trat die westlich des Mekong gelegenen Teile der laotischen Provinzen Bassac (heute Provinz Champasak) und Luang Prabang (heutige Provinz Sainyabuli) sowie die kambodschanische Provinz Battambang, den größten Teil von Siem Reap (nicht aber die Tempel von Angkor Wat) und den Norden der damaligen Provinz Kampong Thom (heute Preah Vihear) an Thailand ab. Dort gibt es bis heute einen Grenzkonflikt zwischen Kambodscha und Thailand. Von wirtschaftlicher Bedeutung war lediglich die Provinz Battambang, eines der produktivsten Reisanbaugebiete Südostasiens.[7] Die übrigen gewonnenen Gebiete waren weitgehend unerschlossener Dschungel.[8] Den nordwestlichen Teil Kambodschas benannte Thailand zu Ehren seines Führers und Feldmarschalls in „Provinz Phibunsongkhram“ um.[9] In Bangkok wurde 1941 das Siegesdenkmal zur Erinnerung an den (vermeintlichen) Kriegsgewinn und die Gefallenen errichtet.

Am 17. November 1946 wurden als Ergebnis der französisch-thailändischen Verhandlungen das ursprüngliche Abkommen vom 9. Mai 1941 annulliert. Thailand musste die Provinzen Pak Lay und Bassac an Laos abgeben, während die Provinzen Battambang und Siem Reap wieder an Kambodscha abgetreten wurden.[10] Die Zugeständnisse waren die Bedingung für eine Aufnahme Thailands in die Vereinten Nationen (UN). In der Folge genehmigte der UN-Sicherheitsrat am 12. Dezember 1946 mit der Resolution 13 die Aufnahme und das Land trat der UN vier Tage später, am 16. Dezember, bei.[11]

Tötung von Christen

Während des Kriegs erschossen thailändische Polizisten im Dezember 1940 sieben thailändische Katholiken im Dorf Songkhon (Amphoe Wan Yai, Mukdahan), die verdächtigt wurden, für Frankreich zu spionieren. Dabei mag aber auch eine Rolle gespielt haben, dass die radikal nationalistische Militärregierung generell alles „Fremde“ ablehnte und das Christentum als „fremde Religion“ ansah. Unter den Getöteten waren ein Katechist, zwei Ordensschwestern von der Liebe zum Heiligen Kreuz und vier Laiinnen (davon drei Mädchen im Alter von 14 bis 16 Jahren). Sie wurden als Märtyrer des Glaubens 1989 durch Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.[12][13]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Chris Baker, Pasuk Phongpaichit: A History of Thailand. 3. Auflage. Cambridge University Press, Melbourne 2014, S. 130–131.
  2. Einzelheiten hierzu und zu den anschließenden Geheimverhandlungen mit Japan, siehe E. T. Flodd: „The 1940 Franco-Thai border dispute and Phibun Songkhram's commitment to Japan“. Journal of Southeast Asian History, Bd. 10 (1969), H. 2, S. 304–325
  3. Barend Jan Terwiel: Thailand's Political History : from the fall of Ayutthaya in 1767 to recent times. Bangkok: River Books 2005. ISBN 974-9863-08-9. S. 272 f.
  4. Fabienne Mercier-Bernadet: Le conflit franco-thaïlandais (juin 1940-mai 1941), une manipulation japonaise ? In: Revue historique des armées, Nr. 223, 2001.
  5. Hans Richard, Christian-Jaques Ehrengardt: 1940/41-Luftkampf um Indochina – Frankreichs vergessener Krieg. In: Flieger Revue Extra Nr. 35. Möller, 2011. ISSN 0941-889X. S. 84.
  6. Der vergessene Krieg auf www.wings.de.ms (Memento des Originals vom 8. August 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wings-aviation.ch
  7. Judith A. Stowe: Siam Becomes Thailand. A Story of Intrigue. C. Hurst & Co., London 1991, ISBN 0-8248-1393-6, S. 155.
  8. Judith A. Stowe: Siam Becomes Thailand. A Story of Intrigue. C. Hurst & Co., London 1991, S. 186.
  9. David K. Wyatt: Thailand. A Short History. 2. Auflage, Silkworm Books, Chiang Mai 2004, S. 245.
  10. Arthur J. Dommen: The Indochinese Experience of the French and the Americans. Nationalism and Communism in Cambodia, Laos, and Vietnam. Indiana University Press, Bloomington/Indianapolis 2001, S. 162 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Procedure Concerning the Admission of New Members to the United Nations. In: Karel C. Wellens (Hrsg.): Resolutions and Statements of the United Nations Security Council (1946–1992). Martinus Nijhoff Publishers, Dordrecht/Boston/London 1990, S. 594 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Matthew, Margaret und Stephen Bunson: John Paul II’s Book of Saints. Our Sunday Visitor Publishing, Huntington (IN) 1999, S. 305–306, Eintrag Martyrs of Thailand.
  13. Kathleen Jones (Hrsg.): Butler’s Lives of the Saints. December. Burns & Oats, Tunbridge Wells (Kent) 2000, S. 142–144, Eintrag The Martyrs of Thailand.

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