Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern

Das Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern (Eigenschreibweise seit 2016: FILMKUNSTFEST MV; zuvor: filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern oder filmkunstfest M-V) ist ein seit 1991 jährlich Anfang Mai stattfindendes Filmfestival in Schwerin in Mecklenburg-Vorpommern (bis 2007 als Filmkunstfest Schwerin). Es gilt mit bis zu 19.000 ausgegebenen Tickets als eines der großen Publikumsfestivals in den Neuen Bundesländern.[1] Veranstalter des Filmkunstfest MV ist die in Schwerin ansässige FILMLAND MV gGmbH,[2] die auch für die Organisation der „Schulkinowochen MV“ und die seit zwei Jahren stattfindende Verleihung des Kinokulturpreises MV für Filmtheater mit einer besonderen Programmgestaltung verantwortlich zeichnet.

Veranstalter und Veranstaltungsorte

Das Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern ist seit 2007 der Nachfolger vom FilmKunstFest Schwerin, das im Wendejahr 1991 von norddeutschen Filmemachern ins Leben gerufen wurde. Das Festival umfasst bis zu einhundert längere und kurze Filme in zehn verschiedenen Sektionen und findet traditionell in der ersten Maiwoche des Jahres in der Landeshauptstadt Schwerin statt. Hauptspielstätte ist das Schweriner Kino Capitol. Weitere Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen oder Ausstellungen finden u. a. an weiteren Schauplätzen der Landeshauptstadt statt, z. B. in den Schweriner Höfen, im Schleswig-Holstein-Haus, dem Schweriner Dom, dem E-Werk, dem „Speicher“ und im Ruderhaus am Schweriner See statt. Aufgrund der Corona-Viruspandemie fand das Filmkunstfest MV als eines der ersten Filmfestivals überhaupt unter dem Motto #FilmkunstzuHause als reine Online-Ausgabe statt, wobei 29 Filmprogramme mit 50 langen und kurzen Filmen zwischen dem 5.–10. Mai 2020 als Streams abrufbar waren. Alle Filmsektionen, die Teil des Filmkunstfests MV sind, waren auch im Online-Angebot enthalten: Das Filmkunstfest MV richtet vier Wettbewerbsprogramme in den Bereichen Spielfilm, Dokumentarfilm, Kinder- und Jugendfilm und Kurzfilm aus. Zugelassen sind Kinoproduktionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie Koproduktionen mit diesen Ländern. Filme, die nicht in einer deutschen Fassung vorliegen, müssen mit deutschen Untertiteln versehen sein.

Die Preise werden von professionellen Fachjurys bzw. einer Jugendjury vergeben. Bestandteile des Festivalprogramms sind außerdem die Hommage für den Ehrenpreisträger, aktuelle Filme eines Gastlandes, das jährlich wechselt, der Focus Baltic Sea mit Produktionen aus den Ländern der Ostseeregion, die Filmreihe mit DEFA-Produktionen und die Reihe ‚Gedreht in MV‘. Beim Festival werden 13 Preise von verschiedenen Stiftern, zum Beispiel der Staatskanzlei Mecklenburg-Vorpommern, den Landeshauptstadt Schwerin, den Stadtwerken Schwerin oder dem NDR in einer Gesamthöhe von 40.000 Euro vergeben. Zuletzt ist der Preis für die beste Bildgestaltung in einem Dokumentarfilm – gestiftet von der Sparkasse Mecklenburg-Schwerin – hinzugekommen, außerdem werden während des Festivals auch Stipendien für Drehbuchautoren und Drehbuchautorinnen vergeben, die einen einmonatigen Aufenthalt im Künstlerhaus Lukas in Ahrenshoop an der Ostseeküste beinhalten.

Ehrenpreis des Filmkunstfests Mecklenburg-Vorpommern

Der Goldene Ochse (Anspielung auf das Landeswappen von Mecklenburg) ist der Ehrenpreis des FILMKUNSTFEST MV, vergeben für herausragende Beiträge zur nationalen Filmkultur. Bisherige Preisträger:

Jurys

Spielfilmjury

Dokumentarfilmjury

Kurzfilmjury

Jury der deutschsprachigen Filmkritik in der FIPRESCI (Spielfilmwettbewerb)

  • 2011: Irene Genhart, Frank-Burkhard Habel, Gunnar Landsgesell
  • 2012: Beat Glur, Hans Christian Leitich, Ingrid Beerbaum
  • 2013: Sonia Lazslo, Wilfried Hippen, Rolf Breiner
  • 2014: Carola Fischer, Erika Richter, Thomas Taborsky
  • 2015: Rolf-Ruediger Hamacher, Christine Deriaz, Achim Hättich
  • 2016: Reinhard Kleber, Hans Christian Leitich, Georges Wyrsch
  • 2017: Peter Holdener, Sabina Zeithammer, Andreas Wirwalski
  • 2018: Dinara Maglakelidze, Frank-Burkhard Habel, Marian Wilhelm
  • 2019: Teresa Vena, Susanne Gottlieb, Radovan Holub[3]
  • 2021: Barbara Gasser, Frank-Burkhard Habel, Peter Holdener
  • 2022: Beat Glur, Marc Hairapetian, Maximilian Schäffer
  • 2023: Rolf Breiner, Bettina Hirsch, Sandy Kolbuch

Spielfilmwettbewerb

Im Spielfilmwettbewerb treten zehn Produktionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz um den Hauptpreis Fliegender Ochse und sieben weitere Auszeichnungen an. Verliehen werden die Preise:

Hauptpreis „Der Fliegende Ochse“

Der Fliegende Ochse ist der Hauptpreis beim Spielfilmwettbewerb des FILMKUNSTFEST MV. Er wurde bis 2016 vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Mecklenburg-Vorpommern gestiftet. Seit 2017 wird der Preis durch die Staatskanzlei Mecklenburg-Vorpommern gestiftet. Seit 2012 ist die Auszeichnung mit 10.000 Euro dotiert. Der Spielfilmwettbewerb mit aktuellen Produktionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz steht gemeinsam mit den Wettbewerben für Dokumentarfilme und Kurzfilme im Zentrum des Festivals.

Preisträger seit 1997:

NDR-Regiepreis

Gestiftet vom Norddeutschen Rundfunk. Preisträger seit 2007:

Nachwuchsförderpreis

Gestiftet von der DEFA-Stiftung. Preisträger seit 2007:

Publikumspreis Spielfilm

Gestiftet von der Schweriner Volkszeitung (SVZ). Preisträger seit 2007:

Preis für die beste darstellerische Leistung

Vergeben von 2012 bis 2015 (damals gestiftet von Sky Deutschland), und wieder seit 2021 (gestiftet von LOTTO MV):

Nachwuchsdarstellerpreis

Gestiftet von den Stadtwerken-Schwerin. Vergeben seit 2008:

Preis der Jury der deutschsprachigen Filmkritik in der FIPRESCI

Vergeben seit 2011:

Preise des Spielfilmwettbewerbs, die nicht mehr vergeben werden

Findlingspreis

Von 1991 bis 2013 wurde der „Findling“ – Preis des Landesverbandes Filmkommunikation e. V. des Landes Mecklenburg-Vorpommern auf dem Festival vergeben. Er beinhaltete u. a. eine Tournee des Films durch die Arthaus-Kinos und Filmklubs Mecklenburg-Vorpommerns. Preisträger waren:

Preis für die beste Musik- und Tongestaltung

Vergeben von 2009 bis 2021. Stifter war das Studio Mitte, Berlin.

CineStar

Wurde von 2008 bis 2013 vergeben. Stifter war die CineStar-Gruppe/Greater Union GmbH & Co. KG.

Drehbuchpreis

Nur 2009 vergeben; Stifter war der Weinhandel Höglinger.

Dokumentarfilmwettbewerb

Hauptpreis

Gestiftet von der Sparkasse Mecklenburg-Schwerin, erstmals 2014 vergeben:

Preis für die beste Bildgestaltung im Dokumentarfilmwettbewerb

Gestiftet von der Sparkasse Mecklenburg-Schwerin, erstmals 2018 vergeben:

  • 2018: Talal Khoury für Taste of Cement – Der Geschmack von Zement (Regie: Ziad Kalthoum)
  • 2019: Daniel Samer für Congo Calling
  • 2021: Hubert Sauper für Epicentro
  • 2022: Tina Tripp für Zwischensaison
  • 2023: Steffen Meyn (posthum) für Vergiss Meyn nicht

Nachwuchsförderpreis

Gestiftet von der DEFA-Stiftung. Bisher nur 2012 im Dokumentarfilmwettbewerb vergeben:

Preise des Dokumentarfilmwettbewerbs, die nicht mehr vergeben werden

Publikumspreis Dokumentarfilmwettbewerb

Vergeben von 2009 bis 2013. Stifter war die RPV Regionalpaket Vertriebsgesellschaft mbH, :

Kurzfilmwettbewerb

Im Kurzfilmwettbewerb konkurrieren seit 2014 zwanzig Filme (davor: zehn) aus dem deutschsprachigen Raum:

Hauptpreis der Landeshauptstadt Schwerin

  • 2007: Michael Dreher für Fair Trade
  • 2008: Susann Schimk für Begegnung
  • 2009: Andrzej Król für Birthday
  • 2010: Bernadette Knoller für Mein Mallorca
  • 2011: Eva Becker für n gschichtn
  • 2012: Leonie Krippendorff für Streuner, und zu gleichen Teilen Liv Scharbatke und Jörg Rambaum für Olgastraße 18 (Preis geteilt)
  • 2013: Barbara Marheineke für Grünes Gold
  • 2014: Philipp Döring für Kann ja noch kommen
  • 2015: Karsten Wiesel für Hochbrücke Brunsbüttel, und zu gleichen Teilen Christophe Saber für Discipline
  • 2016: Volker Schlecht und Alexander Lahl für Kaputt
  • 2017: Sophie Linnenbaum für PIX
  • 2018: Matthias Sahli für Intervention in einer Bank
  • 2019: Hannah Dörr für Midas oder Die schwarze Leinwand
  • 2021: Rolf Hellat für Dirt Devil 550 XS
  • 2022: Susann Maria Hempel für Hüter des Unrats
  • 2023: Aleksey Lapin für Coming Soon, und zu gleichen Teilen Mike Plitt und Falk Schuster für Biegen und Brechen

Preise des Kurzfilmwettbewerbs, die nicht mehr vergeben werden

Preis für die beste Bildgestaltung im Kurzfilmwettbewerb

Vergeben von 2010 bis 2012 durch Artia Nova Film:

  • 2010: Jakob Süß für Faustschlag, Regisseur: Malte Ollroge
  • 2011: Falko Lachmund für Rausch, Regisseurin: Verena Jahnke
  • 2012: Alexander Griesser für Kursdorf, Regisseur: Michael Schwarz

Kinder- und Jugendfilm-Reihe

Der Leo

Vergeben durch eine Kinder- und Jugendjury, 2013 gestiftet von der Sparkasse Mecklenburg-Schwerin, 2015–2018 gestiftet vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und seit 2019 von der Stadt Schwerin/Oberbürgermeister (dotiert mit 2.500 €):

Weitere Preise außerhalb der Filmreihen

Film Residence Mecklenburg-Vorpommern – Stipendium für Drehbuch

Vergeben seit 2010 als Stipendium in Kooperation mit dem Künstlerhaus Lukas, Ahrenshoop

Vielfaltspreis

Vergeben seit 2012 in Kooperation mit der Initiative „Wir. Erfolg braucht Vielfalt“

Weitere Filmreihen

In der Reihe Hommage wird der Ehrenpreisträger mit einem Querschnitt seines filmischen Schaffens vorgestellt. Das NDR-Special zeigt neueste Produktionen des Medienpartners als Preview. In der Reihe Gedreht in MV werden aktuelle Filmproduktionen gezeigt, die in Mecklenburg-Vorpommern gedreht wurden. Die jungen Wilden war 2012 eine Reihe, in der unkonventionelle deutschsprachige Produktionen junger Regisseure gezeigt wurden. Seit 1996 gibt es ein (meist europäisches) Gastland, von dem aktuelle Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme sowie Klassiker präsentiert werden. Folgende Länder waren bisher Gastland:

  • 1996: Großbritannien
  • 1997: Spanien
  • 1998: Skandinavien
  • 1999: Niederlande
  • 2000: Frankreich
  • 2001: Italien
  • 2002: Polen
  • 2003: Ungarn
  • 2004: Island
  • 2005: Schweiz
  • 2006: Portugal
  • 2007: Norwegen
  • 2008: Österreich
  • 2009: USA
  • 2010: Deutschland
  • 2011: Israel
  • 2012: Russland
  • 2013: Großbritannien
  • 2014: Türkei
  • 2015: Frankreich
  • 2016: Belgien
  • 2017: Dänemark
  • 2018: Georgien
  • 2019: Irland
  • 2021: Finnland
  • 2022: Rumänien
  • 2023: Norwegen

Kurzfilmnacht

Auf der traditionellen Kurzfilmnacht, die bisher im soziokulturellen Zentrum Speicher stattfand, wird unmittelbar nach der Präsentation über die beliebtesten Filmbeiträge des Abends entschieden. Der Publikumspreis wurde von 2007 bis 2016 „Golden Moon“ genannt. Inzwischen werden die jeweils drei bestplatzierten Kurzfilme auf den Urkunden mit der Bezeichnung „Erster, Zweiter und Dritter Platz“ gewürdigt.

  • 1993: Thomas Struck für Der kleine Furz
  • 1994: Rainer Matsutani für Klinik des Grauens
  • 1995: Uli Gaulke für Irgendwo in Deutschland
  • 1996: Katarina Peters für Mascha und Gelb
  • 1997: Janek Rieke für Jenseits von Schweden
  • 1998: Manuel und Marian Piper für Luft und Liebe
  • 1999: Dylan De Jong für Johnny
  • 2000: Wim Wenders für Alabama: 2000 Light Years
  • 2001: Guenter Schulz für Face It
  • 2002: Virgil Vildrich für Copy Shop
  • 2003: Zoltan Blank für Erinnerungen – Der Rabe im Käfig
  • 2004: Henning Hesse für Rosenreigen
  • 2005: Karl Heinz Lotz für Banküberfall (Arbeitstitel)
  • 2006: Martin Molter für Bier | Bernd Scharfenberg für Satisfaction – Entnazifizierung durch Blues
  • 2007: Thomas Pönitz für Afrika
  • 2008: Marina Hartfelder für Das Spiel des Wahnsinns
  • 2009: Frauke Thielecke für Abendlied
  • 2010: Verena Fels für mobile
  • 2011: Holger Löwe für Regeln der Filmkunst
  • 2012: Christian Ricken für Schwitzkasten
  • 2013: Sascha Quade für Meyer
  • 2014: Johannes Kürschner, Franz Müller für Simply Clever
  • 2015: Matthew VanDyke für Not Anymore: A Story of Revolution
  • 2016: Marco Gadge für Er und Sie
  • 2017: Tomer Eshed für Our Wonderful Nature - The Common Chameleon
  • 2018: Marco Gadge für Irgendwer
  • 2019: Jannick Seeber für Meinungsverschiedenheiten
  • 2020: Anna Zhukovets für Im Glashaus
  • 2021: Simon Schares für Die Verwaltung des Internets
  • 2022: Jürgen Heimüller für Better Half
  • 2023: Tamara Denić für Get Home Safe

Forum der Künste

Das Forum der Künste (zeitweise auch Werkstatt der Künste), das meistens mit der jeweiligen Länderreihe korrespondiert, spielt mit Ausstellungen, Lesungen, Theater und Konzerten auf die Querverbindungen des Films mit den anderen Künsten an, die schon seit der Festivalgründung angestrebt wurde. Seit einigen Jahren werden diese Zusatzangebote aber nicht mehr Forum genannt, sondern Sonderveranstaltungen.

Festivalzeitung

filmab! war ein Projekt des Jugendmedienverbandes Mecklenburg-Vorpommern e. V. Die Begleitzeitschrift zum FILMKUNSTFEST MV wurde bis einschließlich 2018 während des Festivals als eigenständiges Projekt täglich von einer Gruppe junge Medienmacher erstellt und auf dem Festival ausgeteilt.

Künstlerische Leitung des Filmfestivals

  • 1991: Dieter Schumann
  • 1991–1993, 1998: Ulrich Kavka (Leitung Forum der Künste)
  • 1992–April 2010: Hasso Hartmann
  • April–Dezember 2010: Saskia Walker und Stefan Fichtner
  • 2011–Mai 2012: Stefan Fichtner
  • Juni 2012–2013: Oliver Hübner
  • seit 2014: Volker Kufahl

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 27. FILMKUNSTFEST MV: Mächtig gewaltig. 8. Mai 2017, abgerufen am 8. Mai 2017.
  2. Filmkunstfest MV 2021 erstmals im Spätsommer, auf ndr.de, abgerufen am 17. Januar 2021
  3. a b Die Preise des 29. FILMKUNSTFEST MV sind vergeben (Memento vom 10. Mai 2019 im Internet Archive). Pressemitteilung vom 5. Mai 2019:, abgerufen am 10. Mai 2019.
  4. a b c d e Die Preise des 29. FILMKUNSTFEST MV sind vergeben (Memento vom 10. Mai 2019 im Internet Archive). Artikel vom 4. Mai 2019, abgerufen am 10. Mai 2019.
  5. Filmkunstfest MV: "Goldener Ochse" an Ulrich Tukur verliehen. In: ndr.de. 4. September 2021, abgerufen am 5. September 2021.
  6. Axel Seitz: Filmkunstfest MV: "Goldener Ochse" für Corinna Harfouch. In: ndr.de. 7. Mai 2023, abgerufen am 7. Mai 2023.
  7. Filmkunstfest ehrt Corinna Harfouch mit Ehrenpreis. In: stern.de/dpa. 7. Mai 2023, abgerufen am 7. Mai 2023.

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Autor/Urheber: Max Heyne III., Lizenz: CC BY-SA 4.0
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