Ferdinand Lacina

Ferdinand Lacina (2017)

Ferdinand Lacina (* 31. Dezember 1942 in Wien) ist ein österreichischer Politiker (SPÖ).

Leben

Ferdinand Lacina, dessen Eltern aus der tschechischen Volksgruppe in Wien stammten, besuchte von 1952 bis 1960 das Bundesrealgymnasium Waltergasse. Weiters wird er sowohl vom Komensky-Schulverein[1] als auch von Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen[2] als Absolvent der Wiener Tschechischen Schule angegeben.

Schon früh engagierte sich Lacina auf der Seite der Sozialisten und fungierte beispielsweise als Studentenfunktionär des VSStÖ. Lacinas Vorlesungsmitschrift, die die antisemitischen Entgleisungen des Professors Taras Borodajkewycz festhielt, spielte eine wesentliche Rolle in der diesen betreffenden politischen Affäre. Schon während seines Studiums an der Hochschule für Welthandel (Sponsion 1965, Dipl.-Kfm) trat Lacina 1964 in die Arbeiterkammer Wien ein, wo er unter anderem gemeinsam mit Oskar Grünwald eine große Studie zum Thema Auslandskapital in der österreichischen Wirtschaft verfasste (Europaverlag Wien 1970). 1973 wurde Lacina als Nachfolger von Eduard März Leiter der wirtschaftswissenschaftlichen Abteilung der AK Wien.

Ab 1980 war er Kabinettschef des langjährigen österreichischen Bundeskanzlers Bruno Kreisky. Von 1982 bis 1984 war er als Staatssekretär im Bundeskanzleramt u. a. für Wirtschaftsfragen zuständig. Von 1984 bis 1986 war Lacina Bundesminister für Verkehr und wurde in dieser Zeit vor allem mit der Krise der verstaatlichten Industrie und ab November 1985 speziell mit dem Intertrading-Skandal konfrontiert. Ab diesem Zeitpunkt profilierte sich Lacina als Verfechter der Entpolitisierung und zumindest teilweisen Privatisierung dieses Wirtschaftssektors. Von 1986 bis 1995 war Lacina Bundesminister für Finanzen und damit einer der längstdienenden Finanzminister Österreichs.

Nach seinem Abschied aus der aktiven Tagespolitik war er bis 1997 Generaldirektor der österreichischen GiroCredit Bank AG der Sparkassen. Im Wintersemester 2007/08 fungierte Lacina im Rahmen des Programms „Politiker in Residence“ als Gastprofessor am Institut für Politikwissenschaft der Universität Innsbruck.[3][4]

Aus seiner ersten Ehe hat Lacina zwei erwachsene Kinder[5], sein Sohn Robert ist unter dem Künstlernamen Robert Rotifer als Journalist und Musiker tätig. Die Widerstandskämpferin, Politikerin (KPÖ) und Philanthropin Irma Schwager war seine Schwiegermutter. Lacina ist in zweiter Ehe mit der SPÖ-Politikerin Gertraud Knoll verheiratet.[6]

Positionierung bei der SPÖ-Mitgliederbefragung

Im Rahmen der SPÖ-Mitgliederbefragung 2023 unterstützte Lacina offen die Kandidatur von Andreas Babler, da der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil die Partei gespalten und sich wie die amtierende SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner beschädigt habe. Er kritisierte in einem Interview mit dem Standard die Politik Doskozils Politik scharf, etwa dass Landesbedienstete im Burgenland einen gesetzlichen Mindestlohn bekommen, auf den viele in der Privatwirtschaft keine Chance haben: „Damit wird eine kleine Gruppe privilegiert. Das ist eine Spaltung der Arbeiterschaft. Das ist nicht sozialdemokratisch. Ein gesetzlicher Mindestlohn ist abzulehnen. Den könnte eine schwarz-blaue Regierung etwa kippen, und die Gewerkschaften wären geschwächt.“ Lacina lobte dagegen Babler für seine erfolgreiche Politik mit beeindruckenden Wahlsiegen in Traiskirchen, die mit größten Flüchtlingszentrum Österreichs kein einfaches Schicksal habe.[7]

Auszeichnungen und Ehrungen

Literatur

  • Ferdinand Lacina: Vor 40 Jahren – Der Fall B. In: Context XXI – Siegfrieds Köpfe – Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus an der Universität, ISSN 1028-2319.
  • Jörg Mahlich, Robert Schediwy (Hg): Zeitzeugen und Gestalter österreichischer Wirtschaftspolitik, Wien, LIT-Verlag 2008 (lebensgeschichtliches Interview mit F. Lacina). ISBN 978-3-8258-1076-4.
  • Ferdinand Lacina: ein bedeutender Steuerreformer, in Wolfgang Fritz: Für Kaiser und Republik. Österreichs Finanzminister seit 1848. Wien, Ed. Atelier 2003. ISBN 978-3-85308-088-7.

Weblinks

Commons: Ferdinand Lacina – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Absolventen :: Schulverein Komenský. Abgerufen am 11. Juni 2023.
  2. Vier Generationen der Wiener Tschechen und Slowaken haben im Prater ihr Jubiläum gefeiert. 30. September 2022, abgerufen am 11. Juni 2023.
  3. Vorlesungsverzeichnis der Uni Innsbruck
  4. Newsportal der Uni Innsbruck
  5. "profil": Ex-Finanzminister Lacina und Gertraud Knoll, Leiterin der SPÖ-Zukunftswerkstatt, sind ein Paar. Abgerufen am 3. Mai 2021.
  6. Österreich vom 14. November 2008;Heute vom 14. November 2008
  7. Standard-Redaktion: Ex-Finanzminister Lacina unterstützt Babler: "Doskozil hat die Partei gespalten". 6. April 2023, abgerufen am 7. April 2023.
  8. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)

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Wappen der Republik Österreich: Nicht gesetzeskonforme Version des österreichischen Bundeswappens, umgangssprachlich „Bundesadler“, in Anlehnung an die heraldische Beschreibung des Art. 8a Abs. 3 Bundes-Verfassungsgesetz mit zwar nach Wappengesetz detailliertem, aber schwarzem statt grauem Gefieder, mit zu grellem Gelb sowie mit inkorrekter Darstellung des Bindenschilds, da die weiße Binde zu breit und der untere rote Balken zu schmal sowie der Spitz, statt halbrund zu sein, zu flach gerundet ist:

Das ursprüngliche Staatswappen wurde in der ersten Republik Österreich im Jahr 1919 eingeführt. Im austrofaschistischen Ständestaat wurde es im Jahr 1934 wieder abgeschafft und, im Rückgriff auf die österreichisch-ungarische Monarchie, durch einen Doppeladler ersetzt. In der wiedererstandenen (zweiten) Republik im Jahr 1945 wurde das Bundeswappen mit dem Wappengesetz in der Fassung StGBl. Nr. 7/1945 in modifizierter Form wieder eingeführt. Der Wappenadler versinnbildlicht, diesem Gesetzestext entsprechend (Art. 1 Abs. 1), „die Zusammenarbeit der wichtigsten werktätigen Schichten: der Arbeiterschaft durch das Symbol des Hammers, der Bauernschaft durch das Symbol der Sichel und des Bürgertums durch das Symbol der den Adlerkopf schmückenden Stadtmauerkrone […]. Dieses Wappen wird zur Erinnerung an die Wiedererringung der Unabhängigkeit Österreichs und den Wiederaufbau des Staatswesens im Jahre 1945 dadurch ergänzt, dass eine gesprengte Eisenkette die beiden Fänge des Adlers umschließt.“

Mit dem Bundesverfassungsgesetz vom 1. Juli 1981, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz in der Fassung von 1929 geändert wird, BGBl. Nr. 350/1981, wurden die Wappengesetze von 1919 und 1945 außer Kraft gesetzt und dem Text des Bundes-Verfassungsgesetzes mit Artikel 8a B-VG eine Verfassungsbestimmung über die Farben, die Flagge und das Wappen der Republik Österreich hinzugefügt. Mit der Neuverlautbarung des Wappengesetzes mit BGBl. Nr. 159/1984 in § 1 in der grafischen Umsetzung der Anlage 1 wurde das Bundeswappen in seiner aktuellen Version eingeführt.
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Gertraud Knoll & Ferdinand Lacina