Fachinformationsdienste für die Wissenschaft

Das System Fachinformationsdienste für die Wissenschaft ist ein Förderprogramm für wissenschaftliche Bibliotheken der Deutschen Forschungsgemeinschaft, das Informationsinfrastrukturen für die Forschung stärken und verbessern soll. Es bildet die Weiterentwicklung der seit 1949 geförderten Sondersammelgebiete an wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland.

Ziel

Das Ziel der Fachinformationsdienste ist es, Wissenschaftlern einen schnellen und direkten Zugriff auf Spezialliteratur und forschungsrelevante Informationen zu ermöglichen.

Fachinformationsdienste entwickeln dazu Angebote für die einzelnen Disziplinen. Je nach Ausrichtung und spezifischen Interessen eines Fachs können im Austausch mit der Fachcommunity somit verschiedene Services entwickelt werden, z. B. können Tools für den Zugriff auf digitale Ressourcen bereitgestellt werden, es kann aber auch der Bestandsaufbau konventioneller Veröffentlichungen vertieft werden. Durchschnittlich wird der Aufbau von Services mit ähnlich hohen finanziellen Mitteln gefördert wie Printliteraturerwerb.[1] Fachinformationsdienste bieten eine Informationsversorgung der Wissenschaft als Ergänzung zur Grundversorgung durch wissenschaftliche Bibliotheken.

Im Gegensatz zu den Sondersammelgebieten haben Fachinformationsdienste nicht mehr das Ziel eines möglichst umfassenden Sammelns und Archivierens von Veröffentlichungen.[2] Dies sei „vielmehr eine kooperativ wahrzunehmende Aufgabe der Nationalbibliotheken und -archive oder vergleichbarer Einrichtungen nationalen Rangs rund um den Globus“.[3]

Geförderte Fachinformationsdienste

Förderung seit 2014 (soweit nicht anders angegeben: 2. Förderphase 2017–2019)[4]

Förderung seit 2015 (soweit nicht anders angegeben: 2. Förderphase 2018–2020)[4]

Förderung seit 2016 (soweit nicht anders angegeben: 2. Förderphase 2019–2021)[4]

Förderung seit 2017[4]

Förderung seit 2018[4]

Förderung seit 2019[4]

Förderung seit 2021

Förderung seit 2022[7]

  • FID4SA – Fachinformationsdienst Südasien, Universitätsbibliothek Heidelberg

Kritik

Die Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek, die das Sondersammelgebiet Psychologie etwa 50 Jahre lang betreut hatte, hat davon abgesehen, ihre Aktivitäten auf einen Fachinformationsdienst umzustellen und sich um entsprechende Mittel zu bewerben, weil sie die Ausrichtung der FIDs nicht für zielführend hielt. Das Konzept der Fachinformationsdienste in Verbindung mit einer Bevorzugung digitaler Medien bedeute „vor allem eine Abkehr von der antizipativen und somit vollständigen Erwerbung, d. h. die Erwerbungen werden auf den aktuellen Forschungsbedarf ausgerichtet, so dass aus unserer Sicht Lücken im zukünftigen Bedarf, der sich eben nicht planen lässt, vorprogrammiert sind. Da wir der Meinung sind, dass dieses Konzept nicht zukunftsfähig ist, haben wir von einer Bewerbung abgesehen“, erklärte die Bibliothek auf ihrer Website.[8][9]

Evaluierung 2019

Die DFG beauftragte 2019 das Beratungsunternehmen Prognos AG mit der Evaluation des FID-Systems.[10] Dazu wurden mittels qualitativer und quantitativer Methoden der empirischen Sozialforschung Meinungen und Erfahrungen von Bibliotheksleitungen, FID-Verantwortlichen, Fachreferenten sowie (potentiellen) Nutzern eingeholt. Insgesamt wird dem FID-System ein positives Zeugnis ausgestellt. Im Rahmen der FIDs würden innovative Dienstleistungen entwickelt und Nutzer seien zufrieden. Als verbesserungswürdig wurde beispielsweise festgehalten:

  • Eine klarere Trennung zwischen projektbasierter Förderung innovativer neuer Services und nachhaltigem dauerhaft finanziell gesichertem Bestandsaufbau wird gewünscht.
  • Redundante Parallelstrukturen bei sich inhaltlich überlappenden FIDs sollen vermieden werden.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Klaus Ceynowa: „Bibliothekspolitik“ – Prätention, Praxis und Perspektiven. In: Bibliothek Forschung und Praxis. Band 40, Nr. 3, 1. Januar 2016, ISSN 1865-7648, S. 413, doi:10.1515/bfp-2016-0053 (degruyter.com [abgerufen am 30. August 2020]).
  2. Richtlinien Fachinformationsdienste für die Wissenschaft. In: dfg.de. Abgerufen am 14. Januar 2016.
  3. Christoph Kümmel, Peter Strohschneider: Ende der Sammlung? Die Umstrukturierung der Sondersammelgebiete der Deutschen Forschungsgemeinschaft. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Band 61, Nr. 3, 21. Mai 2014, S. 127, doi:10.3196/186429501461324 (uni-jena.de [abgerufen am 30. August 2020]).
  4. a b c d e f FID-Projekte in der Förderung (Stand Januar 2019). DFG, 24. Januar 2019, abgerufen am 25. Januar 2019.
  5. Bibliotheksdienstleistungen für die musikwissenschaftliche Spitzenforschung mit 1,5 Mio. Euro gefördert. Bayerische Staatsbibliothek, 30. März 2017, abgerufen am 25. Januar 2019.
  6. Portal des FID Materials Science. Abgerufen am 29. September 2022.
  7. UB Heidelberg: FID4SA – Fachinformationsdienst Südasien. Abgerufen am 6. Juli 2022.
  8. Psychologie. In: www.sulb.uni-saarland.de. Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek, archiviert vom Original am 7. März 2016; abgerufen am 7. März 2016.
  9. Bernd Hagenau: Warum sich die SULB Saarbrücken nicht als FID bewirbt. In: Bibliothek. Forschung und Praxis. Band 38, 2014, S. 403–406 (digizeitschriften.de [abgerufen am 14. September 2019]).
  10. Prognos (Hrsg.): Evaluierung des Förderprogramms „Fachinformationsdienste für die Wissenschaft“. Mai 2019, S. 140 (dfg.de [PDF; abgerufen am 30. August 2020]).