Erich Ludwig (Schauspieler)

Erich Ludwig im Mai 2011

Erich Ludwig (* 14. Mai 1939 in Dortmund; † 4. Juni 2022 in München) war ein deutscher Schauspieler und Synchronsprecher.

Leben

Ausbildung und Anfänge

Ludwig absolvierte eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Seine künstlerische Ausbildung erhielt er von 1960 bis 1963 an der Folkwang Universität der Künste.

Nach der Schauspielausbildung hatte er ein erstes Bühnenengagement von Februar bis Juli 1963 an der Landesbühne Rhein-Main (das spätere Theater am Turm). In der Spielzeit 1963/64 und in der Spielzeit 1964/65 war er anschließend am Stadttheater Bielefeld engagiert.[1][2]

Mit Beginn der Spielzeit 1965/66 wechselte Ludwig an das Landestheater Hannover, wo er bis zum Ende der Spielzeit 1969/70 fest im Ensemble verblieb.[3][4] Seine Rollen dort waren Monsieur Marquis in Der Talisman (1965), Clov in Endspiel (1966), Narr in Was ihr wollt (1966), Peter in Romeo und Julia (1967), Dauphin in Die heilige Johanna (1968), Mockinpott in der Uraufführung von Wie dem Herrn Mockinpott das Leiden ausgetrieben wird von Peter Weiss (1968), Lanz in Die beiden Veroneser (1968), Joe in der Uraufführung von Magic Afternoon von Wolfgang Bauer (1968), Chlestakov in Der Revisor (1969) und Achilles in Die schöne Helena von Peter Hacks (1969).

Bayerisches Staatsschauspiel

Ab der Spielzeit 1970/71 war er bis zum Ende der Spielzeit 1980/81 am Bayerischen Staatsschauspiel engagiert. Ludwig spielte dort ein breites Repertoire von Haupt- und Nebenrollen, von Shakespeare über Werke der Aufklärung, des Sturm und Drang und der Klassik bis zu den Autoren der Jahrhundertwende, der Moderne und des Gegenwartstheaters (Arnold Wesker, Edward Bond, Samuel Beckett).

In seiner ersten Spielzeit 1970/71 trat er u. a. als Bedienter Just in Minna von Barnhelm (Premiere: November 1970), als Diener Tranio in Der Widerspenstigen Zähmung (Regie: Otto Schenk, Premiere: April 1971) und als Clov in Endspiel (Premiere: Mai 1971) auf. Die Inszenierung von Der Widerspenstigen Zähmung mit Klaus Maria Brandauer und Christine Ostermayer in den Hauptrollen wurde auch für das Fernsehen mitgeschnitten.

In der Spielzeit 1973/74 war er der Ede in Brecht/Weills Die Dreigroschenoper (Premiere: Mai 1974). In der Spielzeit 1975/76 verkörperte er die Hauptrolle des Christopher Mahon in Ein wahrer Held von John Millington Synge (Premiere: Februar 1976).

Weitere Rollen Ludwigs am Bayerischen Staatsschauspiel in den folgenden Jahren waren Ruprecht in Der zerbrochne Krug (Spielzeit 1978/79; Premiere: April 1979), Nil in Kleinbürger von Maxim Gorki (Spielzeit 1979/80; Premiere: Januar 1980) und Nöjd in Der Vater von August Strindberg (Spielzeit 1980/81; Premiere: Dezember 1980).

Theaterengagements (1981–2004)

Von 1981 bis 1984 war am Thalia Theater Hamburg verpflichtet. In der Spielzeit 1984/85 und in der Spielzeit 1985/86 war er für zwei Jahre wieder am Bayerischen Staatsschauspiel in München engagiert, u. a. als „Der kleine Mönch“ in Leben des Galilei (Spielzeit 1984/85; Premiere: Februar 1985) und als Rosencrantz in Hamlet (Spielzeit 1985/86; Premiere: Dezember 1985).

Ab 1986 arbeitete Ludwig als freier Schauspieler. Er hatte Engagements unter anderem in der Spielzeit 1986/87 und in der Spielzeit 1987/88 am Württembergischen Staatstheater Stuttgart.[5][6]

Zwischen 1990 und 1998 gastierte er in den Sommermonaten regelmäßig bei den Luisenburg-Festspielen in Wunsiedel. Ab der Spielzeit 1993/94 war er bis zum Ende der Spielzeit 1995/96 am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg verpflichtet.[7][8] In der Spielzeit 2003/04 trat er am Münchner Volkstheater als Maximilian, Graf von Moor und als Pater in Schillers Schauspiel Die Räuber in einer Inszenierung von Christian Stückl auf.[9]

Film und Fernsehen

Seit den 1970er Jahren übernahm er auch Film- und Fernsehrollen. Er hatte u. a. Auftritte in Tatort-Produktionen mit Hansjörg Felmy. In dem Tatort-Krimi Schweigegeld (1979) spielte er, an der Seite von Liane Hielscher, den Bruder der Ehefrau eines getöteten Einbrechers, der selbst unter Tatverdacht gerät.[10] 1989 hatte er eine Episodenrolle in der ZDF-Krimiserie Derrick.[11]

Synchronarbeiten und Hörspiele

Ludwig war umfangreich als Synchronsprecher tätig. Die Deutsche Synchronkartei führt über 500 Synchronrollen Ludwigs. Er lieh seine Stimme u. a. Tom Skerritt, Tom Gallant, Malcolm McDowell, Alan Alda, Martin Landau, James Caan und Sylvester McCoy. Für Sylvester McCoy spricht er die Rolle des Radagast in der Filmtrilogie Der Hobbit (2012–2014). Außerdem sprach er mehrere Rollen in Star Trek und hatte von 2011 bis 2016 die Rolle des Großmaesters Pycelle in der Serie Game of Thrones, gespielt von Julian Glover, inne. Im Jahr 2014 übernahm er die Rolle des Ninjutsu-Meister Splinter in Teenage Mutant Ninja Turtles.

Zudem übernahm er auch Rollen in Hörspielen wie zum Beispiel 2014 in der Vertonung des Falls Der Bund der Rotschöpfe in der Sherlock-Holmes-Reihe von Titania Medien.[12] Auch lieh er Captain Pellaeon in der Hörspiel-Adaption von Timothy Zahns Thrawn-Trilogie seine Stimme (Regie: Oliver Döring).

Privates

Ludwig war verheiratet, hatte zwei Kinder und lebte in München.

Rollen am Bayerischen Staatsschauspiel (Auswahl)

(Anmerkung:[13])

Residenztheater

Cuvilliés-Theater

Theater im Marstall

Filmografie (Auswahl)

Als Schauspieler

Als Synchronsprecher

für Tom Skerritt

für Kurtwood Smith

für Sylvester McCoy

für Tom Courtenay

Filme

Serien

Literatur

  • Verein der Freunde des Bayerischen Staatsschauspiels (Hrsg.): …dann spielten sie wieder. Das Bayerische Staatsschauspiel 1946–1986. München 1986, ISBN 3-7654-2059-X. Texte: Monika Faber. Dokumentation: Loni Weizert. S. 220–237 (Dokumentation).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Erich Ludwig. In: Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (Hrsg.): Deutsches Bühnenjahrbuch 1964. Theatergeschichtliches Jahr- und Adreßbuch. Theater – Film – Funk – Fernsehen. 72. Jg., Hamburg 1964, S. 199 und 612 (Register).
  2. Erich Ludwig. In: Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (Hrsg.): Deutsches Bühnenjahrbuch 1965. Theatergeschichtliches Jahr- und Adreßbuch. Theater – Film – Funk – Fernsehen. 73. Jg., Hamburg 1965, S. 193 und 611 (Register).
  3. Erich Ludwig. In: Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (Hrsg.): Deutsches Bühnenjahrbuch 1966. Theatergeschichtliches Jahr- und Adreßbuch. Theater – Film – Funk – Fernsehen. 74. Jg., Hamburg 1966, S. 302 und 637 (Register).
  4. Erich Ludwig. In: Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (Hrsg.): Deutsches Bühnenjahrbuch 1970. Theatergeschichtliches Jahr- und Adreßbuch. Theater – Film – Funk – Fernsehen. 78. Jg., Hamburg 1966, S. 335 und 707 (Register).
  5. Erich Ludwig. In: Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (Hrsg.): Deutsches Bühnenjahrbuch 1987. Theatergeschichtliches Jahr- und Adreßbuch. Theater – Film – Funk – Fernsehen. 95. Jg., Hamburg 1987, S. 346 und 778 (Register).
  6. Erich Ludwig. In: Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (Hrsg.): Deutsches Bühnenjahrbuch 1988. Theatergeschichtliches Jahr- und Adreßbuch. Theater – Film – Funk – Fernsehen. 98. Jg., Hamburg 1988, S. 359 und 789 (Register).
  7. Erich Ludwig. In: Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (Hrsg.): Deutsches Bühnenjahrbuch 1994. Theatergeschichtliches Jahr- und Adreßbuch. Theater – Film – Funk – Fernsehen. 102. Jg., Hamburg 1994, S. 238 und 957 (Register).
  8. Erich Ludwig. In: Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (Hrsg.): Deutsches Bühnenjahrbuch 1996. Theatergeschichtliches Jahr- und Adreßbuch. Theater – Film – Funk – Fernsehen. 104. Jg., Hamburg 1994, S. 254 und 1018 (Register).
  9. Die Räuber, Schauspiel von Friedrich von Schiller: Münchner Volkstheater 2003–2004, Premiere am 16. April 2003. Abgerufen am 31. Dezember 2013.
  10. Schweigegeld Produktionsdaten, Handlung und Besetzung. Abgerufen am 31. Dezember 2013.
  11. Episode 182: Ein merkwürdiger Tag auf dem Lande. Besetzung. Abgerufen am 31. Dezember 2013.
  12. Kritik zum Hörspiel Der Bund der Rotschöpfe. Abgerufen am 11. Februar 2015.
  13. Die Angaben beziehen sich auf die Premiere in der jeweiligen Spielzeit, und auf das Theater, in dem die Produktion zuerst gezeigt wurde. Teilweise wurden Stücke auch an andere Spielorte übernommen.
  14. Achim Klünder (Hrsg.): Lexikon der Fernsehspiele / Encyclopedia of television plays in German speaking Europe. 1978/87. Walter de Gruyter, München / London / New York / Paris 1991, ISBN 3-11-141194-X, S. 544 (books.google.de).

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