Elektrorollstuhl-Hockey

Szene aus dem NLA-Spiel Rolling Thunder Bern gegen Iron Cats Zürich (7. September 2019)

Elektrorollstuhl-Hockey (abgekürzt: E-Hockey), auch Powerchair Hockey, wird vorwiegend von Menschen gespielt, die für ihre Mobilität auf einen Elektrorollstuhl angewiesen sind.

Diesen Behindertensport betreiben meist schwer Körperbehinderte mit den Behinderungsarten Muskelschwund (Muskelatrophie und Muskeldystrophie), spastischer Lähmung (Tetraspastik), Osteogenesis imperfecta (Glasknochenkrankheit), Spina bifida und Querschnittlähmung.

Spielfeld und Ziel

Spielfeld

Elektrorollstuhl-Hockey wird auf einem mit Banden begrenzten Hallenspielfeld der Größe 28 m × 16 m gespielt. Die Tore messen 2,40 m (Länge) × 0,40 m (Tiefe) × 0,20 m (Höhe) und sind wie beim Eishockey so aufgestellt, dass auch hinter dem Tor gespielt werden kann. Das Ziel einer Mannschaft ist es, den gelochten Plastikball (Umfang des Balles: 22,4 bis 23,5 cm) mittels eines Hockeyschlägers ins gegnerische Tor zu befördern. Die Mannschaft, die nach der regulären Spielzeit von 2 × 20 min mehr erzielte Tore hat, ist der Gewinner des Spiels. Ein E-Hockey-Team besteht aus vier Feldspielern, einem Torwart und fünf Ersatzspielern.

Regeln

Tor
Mobiler Schläger
Fest montierter Schläger

Der Torwart muss seinen Hockeyschläger fest an seinen Elektrorollstuhl montiert haben, wobei die einzuhaltende Form, Maße und Abstände des speziellen Hockeyschlägers entsprechend den Regeln eingehalten werden müssen. Die Feldspieler können Feld- und Eishockeyschläger jeder Art einsetzen. Sie können ihre Hockeyschläger entweder frei in der Hand halten oder bei nicht ausreichender Muskelkraft regelkonform an ihren Elektrorollstuhl montieren. Wegen der bestehenden Funktionseinschränkungen an den Armen und Händen, ganz besonders bei Spielern mit geringer Muskelkraft, spielt der Einsatz der Motorkraft des Elektrorollstuhles eine bedeutende Rolle.

Aufgrund der unterschiedlichen Behinderungen sind manche Spieler stärker eingeschränkt als andere. Um im Spiel dennoch Chancengleichheit zu gewährleisten, wurde 2004 ein offizielles Klassifizierungssystem eingeführt. So werden den Spielern abhängig von ihren körperlichen Fähigkeiten (Bewegungsradius, Muskelkraft etc.) Punktwerte zugeordnet, die von 0,5 (für Spieler mit festmontiertem Schläger und eingeschränktem Sichtfeld) bis 5,0 (für Spieler, die im Alltag nicht auf einen Elektrorollstuhl angewiesen sind) reichen. Eine Mannschaft muss darauf achten, dass die im Spiel gemeinsam eingesetzten Spieler insgesamt höchstens 11 Punkte haben.

Nationale Meisterschaften

Deutschland

In Deutschland entwickelte sich Elektrorollstuhl-Hockey Anfang der achtziger Jahre. Der erste Deutsche Meister wurde 1992 bei einem Turnier in Würzburg ermittelt und kam (wie in den darauffolgenden Jahren auch) aus München. Seit 2005 ist ein zweiklassiger Ligabetrieb installiert, in dem der Deutsche Meister ermittelt wird. Ab der Saison 2010/2011 wurde die 3. Bundesliga eingeführt. Bekannte Teams sind die Würzburger Ballbusters, die Black Knights Dreieich, die Munich Animals oder Torpedo Ladenburg.

  • 2006: Torpedo Ladenburg
  • 2007: Torpedo Ladenburg
  • 2008: Torpedo Ladenburg
  • 2009: Torpedo Ladenburg
  • 2010: Torpedo Ladenburg
  • 2011: Munich Animals
  • 2012: AC 92 Weinheim
  • 2013: Torpedo Ladenburg
  • 2014: Torpedo Ladenburg
  • 2015: Munich Animals
  • 2016: Black Knights Dreieich
  • 2017: Black Knights Dreieich
  • 2018: Black Knights Dreieich
  • 2019: Black Knights Dreieich
  • 2020: Keine Titelvergabe (Meisterschaftsabbruch infolge Corona-Pandemie)
  • 2021: Keine Titelvergabe (Infolge Corona-Pandemie)
  • 2022: Black Knights Dreieich
  • 2023: Black Knights Dreieich

Schweiz

In der Schweiz wurde bis 2013 in einem Cup System der inoffizielle Schweizer Meister ermittelt. Seit der Saison 2013/14 gibt es nun eine Nationalliga A und B, wo der offizielle Schweizer Meister ermittelt wird. Der Cup wird als Swisscup weiter geführt. 12 Mannschaften nahmen am Liga Turnier 2016 teil. Zu den erfolgreichsten Teams zählen die Mannschaften aus Bern und Zürich.

Meisterschaft
  • 2014: Iron Cats Zürich
  • 2015: Rolling Thunder Bern
  • 2016: Rolling Thunder Bern
  • 2017: Iron Cats Zürich
  • 2018: Iron Cats Zürich
  • 2019: Iron Cats Zürich
  • 2020: Keine Titelvergabe (Meisterschaftsabbruch infolge Corona-Pandemie)
  • 2021: Keine Titelvergabe (Keine Meisterschaft infolge Corona-Pandemie)
  • 2022: Iron Cats Zürich
  • 2023: Iron Cats Zürich
Pokal
  • 2014: Iron Cats Zürich
  • 2015: Zeka Rollers Baden
  • 2016: Iron Cats Zürich
  • 2017: Iron Cats Zürich
  • 2018: Iron Cats Zürich
  • 2019: Iron Cats Zürich
  • 2020: keine Titelvergabe (Turnierabsage infolge Corona-Virus)
  • 2021: keine Titelvergabe (Turnierabsage infolge Corona-Virus)

Österreich

In Österreich steckt E-Hockey noch in den Kinderschuhen. Die Rollende Titanen aus Mäder sind die einzige Mannschaft, die regelmäßig trainiert und sogar an internationalen Turnieren teilnimmt.[1]

Weltmeisterschaften

Elektrorollstuhl-Hockey wird nicht nur in Deutschland gespielt. Ursprünglich kommt der Sport aus den Niederlanden. In unregelmäßigen Abständen werden internationale Turniere ausgetragen, bei denen das deutsche Team regelmäßig um die vorderen Plätze mitspielt. Die erste IWAS Weltmeisterschaft fand im Juni 2004 im finnischen Helsinki statt, Weltmeister wurden die Niederlande, Vize-Meister das Team aus Deutschland. 2010 fand die zweite Weltmeisterschaft im Elektrorollstuhl-Hockey im italienischen Lignano Sabbiadoro mit acht Mannschaften aus Europa und Australien statt. Im Endspiel konnte sich die deutsche Nationalmannschaft mit ihrem Kapitän Görkem Oguz gegen die bis dahin ungeschlagenen Niederlande mit einem knappen Ergebnis von 7:6 durchsetzen und wurde somit Weltmeister. Nationaltrainer ist Deniz Genc. 2014 fand die WM in München statt. Diesmal wurde die Niederlande wieder überlegen Weltmeister. Deutschland belegte durch einen knappen Sieg gegen die Schweiz nur den 5. Platz.

An der WM 2018 in Italien waren erstmals Vertreter aus Asien und Nordamerika dabei. Aus Europa sind die Niederlande, Italien, Deutschland, Belgien und Dänemark gesetzt. Japan hätte Asien vertreten, verzichtet aber auf die Teilnahme. Dadurch rückte die Schweiz, als Weltranglisten Sechster nach. Dazu kommt Australien aus Ozeanien. Auch der qualifizierte Teilnehmer aus Nordamerika, die USA, hat auf die Teilnahme verzichtet. Dadurch rückte Kanada nach.[2] Weltmeister wurde überraschend Italien. Die Niederlande verpasste erstmals einen Final und wurde Dritter.

Für die Paralympics 2020 wird eine Teilnahme am Demonstrationswettbewerb angestrebt.

Die Weltrangliste (Stand 27. Februar 2020) wird von Deutschland vor Dänemark und Italien angeführt. Die Schweiz belegt den 4. Platz.[3]

JahrDatumGastgeberFinalstände
Weltmeister2. Platz3. Platz4. Platz
200411. bis 13. JuniHelsinki (Finnland)Niederlande NiederlandeDeutschland DeutschlandItalien ItalienAustralien Australien
20101. bis 8. NovemberLignano Sabbiadoro (Italien)Deutschland DeutschlandNiederlande NiederlandeFinnland FinnlandItalien Italien
20146. bis 10. AugustMünchen (Deutschland)Niederlande NiederlandeBelgien BelgienFinnland FinnlandDanemark Dänemark
201824. September bis 1. OktoberLignano Sabbiadoro (Italien)Italien ItalienDanemark DänemarkNiederlande NiederlandeDeutschland Deutschland
20229. bis 14. AugustSursee (Schweiz)Danemark DänemarkNiederlande NiederlandeSchweiz SchweizFinnland Finnland
#LandGoldSilberBronze
1Niederlande Niederlande221
2Deutschland Deutschland110
Danemark Dänemark110
4Italien Italien101
5Belgien Belgien010
6Finnland Finnland002
7Schweiz Schweiz001

Europameisterschaften

Seit 2005 finden auch Euromeisterschaften statt. Die Mannschaft aus den Niederlanden ist da bisher an allen vier Turnieren als Sieger hervorgegangen.

JahrDatumGastgeberFinalstände
Europameister2. Platz3. Platz4. Platz
200523. bis 26. JuniRom (Italien)Niederlande NiederlandeDeutschland DeutschlandItalien ItalienBelgien Belgien
20088. bis 16. NovemberMaasmechelen (Belgien)Niederlande NiederlandeDeutschland DeutschlandItalien ItalienFinnland Finnland
20124. bis 11. JuniNastola (Finnland)Niederlande NiederlandeBelgien BelgienFinnland FinnlandDeutschland Deutschland
201613. bis 17. JuliDe Rijp (Niederlande)Niederlande NiederlandeItalien ItalienDeutschland DeutschlandBelgien Belgien
202131. Mai bis 7. JuniNastola (Finnland)Aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattgefunden
202420. bis 28. OktoberDänemark
#LandGoldSilberBronze
1Niederlande Niederlande400
2Deutschland Deutschland021
3Italien Italien012
4Belgien Belgien010
5Finnland Finnland001

Torschützen

Diese Liste enthält die Top 50 (Stand Februar 2018) der Torschützen die an einer EM oder WM getroffen haben. Hier führt mit 131 Toren der Belgier Björn Sarrazijn, bei 3 Europa- und 2 Weltmeisterschaften.[4]

Platz
NameLandToreTeilnahmen
1.Björn SarrazijnBelgien Belgien131EM 2008, WM 2010, EM 2012, WM 2014, EM 2016
2.Berrie HommelNiederlande Niederlande95WM 2004, EM 2005, EM 2008, WM 2010, EM 2012
3.Anders BerenthDanemark Dänemark90WM 2004, EM 2005, EM 2008, WM 2010, EM 2012, WM 2014, EM 2016
4.Paul EmmeringDeutschland Deutschland88WM 2004, EM 2005, EM 2008, WM 2010, EM 2012, WM 2014
5.Juha Olli PalonenFinnland Finnland74EM 2008, WM 2010, EM 2012, WM 2014, EM 2016
6.An van HeudsenNiederlande Niederlande59WM 2004, EM 2005, EM 2008, WM 2010, EM 2012, WM 2014, EM 2016
7.Kamal TahtahiNiederlande Niederlande58WM 2004, EM 2005, EM 2008, WM 2010, EM 2012, WM 2014, EM 2016
8.Dennis van den BoomenNiederlande Niederlande57WM 2004, EM 2005, EM 2008, WM 2010, EM 2012, WM 2014, EM 2016
9.Stefan MüllerSchweiz Schweiz56EM 2008, WM 2010, EM 2012, WM 2014, EM 2016
10.Tiziano FattoreItalien Italien51EM 2005, EM 2008, WM 2010, EM 2012, WM 2014
11.Marcel van den MysenbergNiederlande Niederlande38EM 2016, WM 2018
12.Jorma LehmusFinnland Finnland30WM 2004, EM 2005, WM 2010, EM 2012, WM 2014, EM 2016
13.Michael PryykladBelgien Belgien29EM 2004, WM 2005
Claudio CapelliItalien Italien29WM 2004, EM 2005, EM 2008, WM 2010, EM 2016
15.Emilio Lopez BabancoNiederlande Niederlande25WM 2004, EM 2005, WM 2010
16.Manuela RhalfDeutschland Deutschland21WM 2004, EM 2005, EM 2008
April RanshuyzenNiederlande Niederlande21WM 2004, EM 2012, WM 2014
Jules van der HeijdenNiederlande Niederlande21WM 2014, EM 2016
19.Mattia MuratoreItalien Italien19EM 2012, WM 2014, EM 2016
Ella-Riikka IsometsaFinnland Finnland19WM 2010, EM 2012, WM 2014, EM 2016
21.Marjan MeznarSlowenien Slowenien18QT 2011, EM 20012
Nikolaj RichelsenDanemark Dänemark18EM 2008, WM 2010, EM 2012, WM 2014
23.Saskia Hommel-BeunNiederlande Niederlande17EM 2005, EM 2010, WM 2010, EM 2012, WM 2014
Andrea RonsvalItalien Italien17EM 2008, WM 2010, EM 2012, WM 2014
Nasim AfrahDeutschland Deutschland17WM 2014, EM 2016
26.Lars ReniersBelgien Belgien16WM 2004, EM 2005
Michael Stuart FoxAustralien Australien16WM 2010, WM 2014
28.Marco BrusatiItalien Italien15WM 2004, EM 2005, EM 2008
Silvio GrubertDeutschland Deutschland15EM 2012, WM 2014
Görkem OguzDeutschland Deutschland15EM 2005, EM 2008, WM 2010
31.Stefano OccialiniItalien Italien13WM 2004, EM 2005
32.Roland UtzDeutschland Deutschland12WM 2004, EM 2005, WM 2010
Ramazan SahinDeutschland Deutschland12EM 2005, EM 2008, WM 2010
Nelson BraillardSchweiz Schweiz12WM 2010, EM 2012, WM 2014, EM 2016
Asier SanchezSpanien Spanien12EM 2016
36.Branka PetrakSlowenien Slowenien9QT 2011, EM 2012
Antti ÄmmänkäoskiFinnland Finnland9WM 2004, EM 2005, EM 2012, WM 2014
Petri Tapani MatikainenFinnland Finnland9EM 2005, EM 2008, WM 2010, WM 2014, EM 2016
39.David DrahoninskyTschechien Tschechien8EM 2008
Tomasso LiccardoItalien Italien8EM 2012
Tim HeereNiederlande Niederlande8EM 2012
Eva-Maria BerndDeutschland Deutschland8WM 2010, WM 2014, EM 2016
Rodi FellerNiederlande Niederlande8EM 2016
44.Stephen WebbAustralien Australien7WM 2004
Danni MorgensenDanemark Dänemark7WM 2004, EM 2005, EM 2008, WM 2010, EM 2012, WM 2014, EM 2016
Claudio SalvoItalien Italien7WM 2010, EM 2012, WM 2014
Andreas VogtDeutschland Deutschland7WM 2004, EM 2005, EM 2012, WM 2014, EM 2016
Stefan UtzDeutschland Deutschland7EM 2005, WM 2014, EM 2016
Ion JigneaItalien Italien7WM 2014, EM 2016
Kaan SisikDeutschland Deutschland7EM 2016

Weblinks

Commons: Wheelchair hockey – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. E-Hockey in Österreich (Memento desOriginals vom 22. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rollendetitanen.at
  2. WM 2018
  3. Weltrangliste vom 27. Februar 2020
  4. EM und WM Torschützenliste

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Die quadratische Nationalfahne der Schweiz, in transparentem rechteckigem (2:3) Feld.
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Powerchairhockeyspiel Rolling Thunder Bern gegen Iron Cats Zürich 1. Spieltag 7.9.2019 in Bern
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