Dreihausen (Ebsdorfergrund)

Dreihausen
Koordinaten: 50° 43′ 36″ N, 8° 51′ 24″ O
Höhe: 255 m ü. NHN
Fläche:7,13 km²[1]
Einwohner:1530 (Mai 2011)[2]
Bevölkerungsdichte:215 Einwohner/km²
Eingemeindung:31. Dezember 1971
Postleitzahl:35085
Vorwahl:06424

Dreihausen ist ein Ortsteil und Verwaltungssitz der Gemeinde Ebsdorfergrund im Osten des mittelhessischen Landkreises Marburg-Biedenkopf. Dreihausen ist einer der Hauptorte der evangelischen Althessischen Kirche, nicht zu verwechseln mit der Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck, deren ev.-luth. Kirche auch in Dreihausen steht.

Geografische Lage

Das Dorf grenzt südlich an Nordeck, Winnen und Roßberg, östlich an Rauischholzhausen, nordöstlich an Wittelsberg, nordwestlich an Ebsdorf und westlich an Leidenhofen.

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Ortsansicht von Süden

Geschichte

Grundmauern der Rundkirche in der Oberburg der Höfe bei Dreihausen
(c) Foto von Hydro bei Wikipedia, CC BY-SA 4.0
Ev.-luth. Kirche
(c) Foto von Hydro bei Wikipedia, CC BY-SA 4.0
Selbstständige Ev.-luth. Kirche

Der Ort bestand ursprünglich aus drei Dörfern: Ober- und Niederhausen waren bis 1577 selbständig; später kam Mittelhausen hinzu. Die älteste bekannte urkundliche Erwähnung erfolgte um 1130 unter dem Namen Husun et Husun. Weitere Erwähnungen folgten in den Jahren 1374 als Obernhusin und Niederhusin, 1577 als Obern-, Mittel-, Niddernhausen 1708 und 1710 als Oberhausen, Hausen, Niederhausen und 1812 erstmals als Dreihausen.[1]

Zum 31. Dezember 1971 fusionierten im Zuge der Gebietsreform in Hessen die bis dahin selbstständigen Gemeinden Dreihausen und Heskem freiwillig zur neue Gemeinde Ebsdorfergrund.[3] Dreihausen wurde Verwaltungssitz der neuen Gemeinde. Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Ebsdorfergrund wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[4]

Wirtschaftsgeschichte

Dreihäuser Steinzeug

Dreihausen war ein sehr armes Dorf, das mit sehr hohen Abgaben belastet war. Da es sich allein von den kleinen Bauernhöfen nicht leben ließ, musste man sich einen Nebenerwerb suchen. Vielfach war dies das Töpferhandwerk, das sich bereits ab dem 13. Jahrhundert in der Gegend ausbreitete, da in der Gemarkung Dreihausen reichhaltige und ergiebige Tonlager vorhanden waren. Der Dreihäuser Ton war von sehr guter Qualität und ließ sich bei hohen Temperaturen brennen, was die Herstellung von Steinzeug ermöglichte. Noch heute ist „Dreihäuser Steinzeug“ eine Fachbezeichnung für eine ganze Keramikgruppe, auch wenn deren Herstellung nicht in Dreihausen erfolgte. Nach einer Blütezeit des Töpferhandwerks ging die Zahl der Töpfer im Ort wegen des Aufkommens von Emaillegeschirr deutlich zurück.

Weitere Berufsgruppen

Weitere stark vertretene Berufsgruppen waren die der Steinrichter und Pflasterer; dies geht zurück auf die Basaltausläufer des Vogelsberges, die das Arbeiten im Steinbruch ermöglichten. Die Pflasterer aus dem Ebsdorfergrund arbeiteten bis über die Grenzen Deutschlands hinaus, u. a. in Paris. Ein großes Werk ermöglicht noch heute die Gewinnung von Basalt in Dreihausen (s. u.).

Höfe von Dreihausen

Ebenfalls geschichtlich interessant und von Bedeutung sind die Höfe von Dreihausen, eine frühmittelalterliche Befestigung aus karolingischer Zeit, die vermutlich zwischen der zweiten Hälfte des 8. und der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts entstanden ist. Auf einer Fläche von ca. zwei Hektar erstreckt sich diese Anlage, bestehend aus einer Unter- und einer Oberburg. In der Oberburg fand man Reste eines steinernen Hauses sowie einer Rundkirche mit einer Nordapsis. Aufwändige Bemalung und der Fund eines kleinen Stückes Porphyr, grüner Marmor aus Lakonien, lassen darauf schließen, dass es sich bei den Bewohnern um einen kleinen privilegierten Personenkreis gehandelt haben muss.

Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Territorien bzw. Verwaltungseinheiten denen Dreihausen unterstand im Überblick:[5][1]

Gerichte seit 1821

Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. In Marburg wurde der Kreis Marburg für die Verwaltung eingerichtet und das Landgericht Marburg war als Gericht in erster Instanz für Dreihausen zuständig. 1850 wurde das Landgericht in Justizamt Marburg umbenannt.[10] Mit dem Gesetz über die Neugliederung von Untergerichtsbezirken vom 13. Juli 1833[11] wurde Dreihausen dem Justizamt Treis an der Lumda zugewiesen.

Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen wurde durch einen Gebietstausch Treis an das Großherzogtum Hessen abgetreten, Dreihausen wurde dem Justizamt Marburg zugeordnet. Am 1. September 1867 erfolgte die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Marburg.[12][13] Auch mit dem in Kraft treten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen.

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Dreihausen 1530 Einwohner. Darunter waren 30 (2,0 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 249 Einwohner unter 18 Jahren, 639 zwischen 18 und 49, 357 zwischen 50 und 64 und 285 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 624 Haushalten. Davon waren 153 Singlehaushalte, 171 Paare ohne Kinder und 231 Paare mit Kindern, sowie 57 Alleinerziehende und 12 Wohngemeinschaften. In 96 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 435 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[2]

Einwohnerzahlen

Belegte Einwohnerzahlen sind:[1]

Oberhausen
1467:15 Hausgesesse
1577:23 Hausgesesse
1681:341 Einwohner
1778:1 Maurer, 2 Drechsler, 2 Schneider, 5 Leineweber, 1 Ziegler, 13 Töpfer, 4 Tagelöhner.
Niederhausen
1467:7 Hausgesesse
1577:26 Hausgesesse
1681:20 hausgesessene Mannschaften
1778:138 Einwohner. Erwerbspersonen: 1 Müller, 1 Schmied, 3 Schneider, 2 Leineweber.
1885:259 Einwohner
Mittelhausen
1577:24 Hausgesesse
1681:13 hausgesessene Mannschaften
1778:115 Einwohner. Erwerbspersonen: 1 Schmied, 1 Schreiner, 3 Maurer, 1 Leineweber, 1 Schneider, 16 Töpfer, 2 Tagelöhner.
1885:333 Einwohner
Dreihausen
1630:(Ober- und Nieder und Mittelhausen): 1 Freihof, 3 vierspännige, 5 dreispännige, 2 zweispännige, 1 einspännige Ackerleute, 41 Einläuftige. 8 Witwen, davon 5 ohne Haushalt.
1812/13:575 Einwohner
1838:764 Einwohner (Familien: 66 nutzungsberechtigte, 44 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 10 Beisassen. Familien: 47 Ackerbau, 52 Gewerbe, 18 Tagelöhner.)
1861:874 evangelisch-lutherische Einwohner, 31 Mitglieder abweichender Sekten
1961:1192 evangelische, 82 römisch-katholische Einwohner. Erwerbspersonen: 212 Land- und Forstwirtschaft, 254 Produzierendes Gewerbe, 73 Handel und Verkehr, 77 Dienstleistungen und Sonstiges.
Dreihausen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2011
Jahr  Einwohner
1834
  
758
1840
  
827
1846
  
815
1852
  
906
1858
  
894
1864
  
921
1871
  
856
1875
  
872
1885
  
933
1895
  
917
1905
  
907
1910
  
969
1925
  
1.070
1939
  
1.136
1946
  
1.467
1950
  
1.484
1956
  
1.353
1961
  
1.282
1967
  
1.270
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
1.530
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[2]

Wappen

Das Gemeindewappen ist zugleich das Dorfwappen, es zeigt im goldenen Schild auf grünem Dreiberg einen roten Zinnenturm, belegt mit dem hessischen Schild. Im Wappen wird die mittelalterliche Wittelsberger Warte abgebildet, die den hessischen Landgrafen dazu diente, den Verkehr auf der Straße durch den Ebsdorfergrund zwischen mainzischen Gebieten zu überwachen.

Wirtschaft und Infrastruktur

(c) Foto von Hydro bei Wikipedia, CC BY-SA 4.0
Bürgerzentrum
(c) Foto von Hydro bei Wikipedia, CC BY-SA 4.0
Grundschule

Verkehr

Dreihausen ist über Heskem, Roßberg und Leidenhofen leicht erreichbar, wenn man zum Beispiel am Kreisverkehr bei Heskem an der L3048 abbiegt. Von 1905 bis 1972 war der Bahnhof des Dorfs Endstation der Marburger Kreisbahn. Den ÖPNV nach Marburg bedient die Linie MR-86.

Unternehmen

Einzelhandel

In Dreihausen kann man ohne Probleme Güter des täglichen Bedarfs erwerben. Für diesen Bereich sind ein Vollsortiment-Supermarkt, eine Getränkemarkt, ein Bio-Fachmarkt, zwei Bäckereifilialen, eine Metzgereifiliale und eine Apotheke vorhanden. Darüber hinaus befinden sich einzelne verstreute Fachgeschäfte in Dreihausen.

Die „Keksfabrik“

Im damaligen Drei-Pauly-Weg errichtete 1971 die gleichnamige Firma eine große Produktionshalle für Gebäck. Diese Fabrik wurde 2006 von dem Südtiroler Unternehmen Dr. Schär gekauft. Noch bis Ende 2009 wurde in einer kleinen Verkaufsfläche des Gebäudes das Drei-Pauly-Lädchen betrieben, wo bis 2006 ein direkter Werksverkauf stattfand und noch über drei Jahre weiterhin 3-Pauly-Produkte verkauft wurden. Die Firma Dr. Schär stellt glutenfreie Lebensmittel her und richtete dort ihren deutschen Standort ein, daraufhin wurde die Straße an der Fabrik in Simmersweg umbenannt.

Seidel

In Dreihausen befindet sich ein Werk der Seidel GmbH & Co. KG.

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Hartbasaltwerk
Basaltwerk Nickel

Am nördlichen Ortsrand von Dreihausen befindet sich das beeindruckende Hartbasaltwerk der Johannes Nickel GmbH & Co. KG. Durch die Arbeiten und Sprengungen ist dort im Laufe der letzten Jahrzehnte eine sehenswerte Kraterlandschaft entstanden.

Öffentliche Einrichtungen

Medizinische Versorgung

Eine medizinische und gesundheitliche Grundversorgung ist in Dreihausen gewährleistet. Es existieren u. a. eine allgemeinmedizinische Gemeinschaftspraxis, eine Zahnarztpraxis, eine physiotherapeutische Krankengymnastik-Praxis, eine Heilpraktiker-Praxis und eine Apotheke.

  • Gemeindeverwaltung, mit zahlreichen Ämtern für den gesamten Ebsdorfergrund
  • Grundschule
  • Kindergarten und Kinderkrippe
  • Filiale der Raiffeisenbank eG Ebsdorfergrund, Sparkassen-Filiale, Postagentur
  • Museum „Wenze Ställche“ des Arbeitskreises Dorfgeschichte Dreihausen e. V. Hier gibt es eine Dauerausstellung zur Dorfgeschichte und wechselnde Sonderausstellungen zu verschiedenen Themen.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Dreihausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 10. Februar 2017). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b c d Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 26 und 66, archiviert vom Original am 27. Oktober 2020;.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/statistik.hessen.de
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 403.
  4. Ortsbeiräte. In: Webauftritt. Gemeinde Ebsdorfergrund, abgerufen im Juli 2021.
  5. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  6. Georg Landau: Beschreibung des kurfürstenthums Hessen. T. Fischer, Kassel 1842, S. 387 (online bei HathiTrust’s digital library).
  7. Die Zugehörigkeit des Amtes Treis an der Lumbde anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  8. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 121 f. (online bei Google Books).
  9. Trennung von JustizVerordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73 f.
  10. Neueste Kunde von Meklenburg/ Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
  11. KurhessGesSamml. 1833, S. 129 (online)
  12. Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
  13. Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224http://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10509837~SZ%3D237~doppelseitig%3D~LT%3DPr.%20JMBl.%20S.%20221%E2%80%93224~PUR%3D)

Literatur

Weblinks

Commons: Dreihausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Grundmauern der Rundkirche in der Oberburg der Höfe bei Dreihausen, Ebsdorfergrund, Landkreis Marburg-Biedenkopf.
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Selbständige Ev.-Luth. Kirche (SELK) Dreihausen (Ebsdorfergrund)
Hartbasaltwerk Dreihausen (Ebsdorfergrund).jpg
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Johannes-Nickel-Hartbasaltwerk in Dreihausen (Ebsdorfergrund)
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Das Bürgerzentrum in Dreihausen (Ebsdorfergrund)
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Blick auf Dreihausen von Süden