Donauquelle

Donaubachquelle in Donaueschingen (historische Donauquelle)

Nach allgemeiner Auffassung entsteht die Donau ein wenig östlich des Zentrums von Donaueschingen durch den Zusammenfluss der zwei Quellflüsse Brigach und Breg. Ein Merkspruch hierzu lautet: „Brigach und Breg bringen die Donau zuweg.“ Als Donauquelle werden jedoch auch mindestens zwei echte Quellen bezeichnet; symbolisch die des Donaubachs in Donaueschingen und hydrologisch die des größeren Quellflusses Breg an der Martinskapelle bei Furtwangen.

Bedeutung der Donauquelle

Die Figurengruppe der Mutter Baar von Adolf Heer thront über der Donauquelle in Donaueschingen
Die Figurengruppe der Mutter Baar von Adolf Heer an der Donauquelle in Donaueschingen
Donautempel am Ausfluss des Donaubachs in die Brigach, 1910 unter der Leitung von Franz Schwechten im Auftrag von Wilhelm II. errichtet
Bregquelle (Donauursprung) bei Furtwangen mit der 2017 geschaffenen Danuvius-Figur von Bildhauer Wolfgang Eckert
Gedenktafel an der Bregquelle, 2857 Flusskilometer oberhalb der Mündung

Das Wasser von Flüssen sammelt sich aus einer kaum überschaubaren Anzahl von Quellgerinnen, die sich nach und nach vereinigen. Der Hauptstrang eines solchen Flusssystems ergibt sich an den vielen Vereinigungspunkten durch den, flussaufwärts verfolgt, jeweils größeren Fluss, und damit auch die Quelle des gesamten Flusses. Ein Hauptstrang wird manchmal auch über weitere Merkmale definiert wie Länge, Einzugsgebiet oder, die Namensgebung nicht weniger Flüsse aufgreifend, eine gleich bleibende Fließrichtung.

Seit jeher haben besondere Quellen, etwa durch ihre Größe oder durch ihre Lage am Anfang eines bedeutenden Fluss-Hauptstranges, auch eine mythologische Bedeutung gehabt, was sich in Quellheiligtümern zeigt oder in der Verehrung von Quellnymphen. Auch bei der Quelle des mächtigsten Stromes im Römischen Reich[1] war dies der Fall; die (nach Tacitus) den weichen, sanft erhöhten Kammlagen des Abnoba-Gebirges entströmte Donau[2] scheint man unter der Obhut der Göttin des Bergwaldes Abnoba, hier als Quell- und Flussgottheit, gesehen zu haben.

Im Gegensatz zur mythologischen Rolle ist die hydrologische Bedeutung der Donauquellen ungewöhnlich gering, da die Donau ober- und unterhalb von Tuttlingen einen so bedeutenden Teil ihres Wassers an das Rheinsystem verliert, dass sie dort die meiste Zeit des Jahres trockenfällt (Donauversinkung), insofern bei Ulm – gewässerkundlich betrachtet – zum Nebenfluss der wesentlich wasserreicheren Iller wird und schließlich in Passau auch noch vom Inn übertroffen wird.

Die Donauquellen

Quelle des Donaubachs

Der Donaubach entspringt im Fürstlich Fürstenbergischen Schlossgarten in Donaueschingen an einer Ecke des Schlosses in einer kunstvoll gefassten Karst-Aufstoß-Quelle mit einer Schüttung von 60 bis 120 l/s und mündet nach 100 Metern unterirdischen Laufs in die Brigach, die sich 1,4 km weiter mit der Breg zur Donau vereinigt. Die Quelle des Donaubachs ist eine von 22 Quellen im Umfeld des Zusammenflusses, die sich aus oberhalb versickertem Wasser der Donauquellflüsse und versickerten Niederschlägen des verkarsteten Muschelkalk-Hügellandes der Baar speisen[3] und die zusammen zwischen 400 und 1000 l/s schütten.[4]

Die Donaubachquelle galt mindestens seit dem 15. Jahrhundert als Donauquelle (Hartmann Schedel in seiner Weltchronik von 1493); es gibt aber auch Hinweise, dass dies schon zu römischer Zeit so war (Plinius der Ältere in Naturalis Historia), wo sie am Rand des dauerhaft besiedelten Gebietes lag. In der ältesten kartographischen Darstellung aus dem Jahre 1538 von Sebastian Münster ist die Donaubachquelle mit ihrem damals rechteckigen, rund 8 × 6 m messenden Quellbecken[5] signaturhaft verzeichnet.

Vor 1828, nachdem das Schloss infolge eines Brandes im Jahr 1821 umgebaut worden war, bestand eine viereckige Fassung um die Quelle. Nun wurde eine einfache runde Einfassung errichtet und das Bächlein unterirdisch auf direktem Weg in die Brigach geleitet, während es zuvor offen über den Schlosshof geflossen war.[6] 1875 wurde die Quelle des Donaubachs nach Plänen von Adolf Weinbrenner als kreisrundes Quellbecken gestaltet und mit Ornamenten von Franz Xaver Reich verziert. Ebenfalls von Reich stammte die Skulptur Die junge Donau als Kind im Schoße der Baar, die dort aufgestellt wurde.[7] 1895 schuf der Künstler Adolf Heer eine Figurengruppe über der Einfassung, die „Mutter Baar“ darstellend, wie sie ihrer „Tochter“, der jungen Donau, den Weg weist. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg ernannte die Anlage zum Denkmal des Monats Juni 2016. Die Reich-Skulptur indes gelangte 1939 als Geschenk von Irma und Egon von Fürstenberg anlässlich deren goldener Hochzeit an die Stadt Donaueschingen. Sie wurde am Donauzusammenfluss aufgestellt.

Die „Donauquelle“ ist eine der touristischen Attraktionen Donaueschingens. Ähnliche symbolische Quellen an tributären Wasserläufen sind die Neckarquelle im Stadtpark von Schwenningen, der Enzbrunnen in Gompelscheuer, die Pegnitzquelle oder die Berkelquelle.

Quellen der Breg

Die Quelle der Breg befindet sich 6 km nordwestlich von Furtwangen bei der Martinskapelle am Kolmenhof. Die Breg ist wasserreicher (und länger) als die Brigach, weshalb an der Bregquelle nach geographischen und hydrologischen Kriterien der Hauptstrang des oberen Donausystems beginnt. Die Dominanz der Breg ergibt sich aus folgenden Kenndaten:

Wasser-
führung
Einzugs-
gebiet
(Länge)(Quell-
höhe)
Brigach3,37 m³/s195 km²40,2 km940 m
Breg5,95 m³/s291,2 km²45,9 km1078 m

Bereits 1847 findet sich folgende Definition im Universallexikon des Großherzogtums Baden:

„Donau, der größte Fluß Deutschlands, entspringt bei der Martinskapelle in einer wilden und einsamen Gegend des Schwarzwaldes, heißt am Anfang Brege… und bildet erst in Donaueschingen, wo sie sich mit der Brigach vereinigt, die Donau.“

Die Identifikation der Hauptquelle im obersten Bregtal, hier Katzensteig genannt, ist abhängig von definitorischer Konvention: Anstelle der früheren Verortung im Gewann Briglirain, auch Brücklerain, wird vor allem bedingt durch Längen- und Abflussmessungen in den 1950er Jahren, die Quelle im Gewann Martinskapelle als Hauptquelle der Donau angesehen. Dieser Quellast ist wasserreicher und hat das größere Einzugsgebiet, versickert allerdings streckenweise bei trockener Witterung in den groben Schottern der Talsohle, was zwar nicht die Wahl dieses Quellastes anficht, jedoch die Höhenlage der Quelle als Beginn des perennierenden Abflusses.

Weitere Donauquellen

  • Die im Donaueschinger Stadtteil Allmendshofen liegende Juniperusquelle ist auch schon als die Donauquelle bezeichnet worden.
  • Vereinzelt wurde die Quelle der Brigach, in welche der Donaubach mündet, zur Donauquelle erklärt (so 1719 durch Vikar Breuninger am Kloster St. Georgen). Bei Renovierungsarbeiten im Hirzbauernhof an der Brigachquelle wurde 1888/89 ein Sandsteinrelief vermutlich keltischen Ursprungs aus der Zeit um 100 n. Chr. mit Darstellungen von Tieren und (als Göttersymbole gedeuteten) Köpfen gefunden, das oft als Zeugnis eines Quellheiligtums am Beginn der Donau gedeutet wird. Es wird aber auch erwogen, dass dieser Stein wegen seiner Hirschdarstellung nur aus der Westbaar zum Hirz(„Hirsch“)-Hof verbracht worden sein könnte.[8] Das Original des Steins befindet sich – in schlechtem Zustand – im Kloster St. Georgen; eine Kopie ist an der Brigachquelle aufgestellt.
  • Der Schweizer Naturforscher Scheuchzer erklärte den Ursprung des Inn als höchstgelegene Quelle zur Donauquelle. Gewässerkundlich kann der Inn mit dem Flaz tatsächlich als Teil des Donau-Hauptstranges angesehen werden, wenn auch eher wegen der jeweils etwas höheren mittleren Wasserführung.

Vereinigung von Brigach und Breg

Zusammenfluss von Breg (von links) und Brigach bei Donaueschingen

Heute betrachtet man als Beginn der namentlichen Donau den Zusammenfluss von Breg und Brigach auf der Gemarkung Donaueschingens. Von dort bis zur Mündung ins Schwarze Meer sind es 2811 km, von der Quelle des hydrologischen Hauptflusses Breg 2857 km (nicht 2888 km, wie auf der Tafel an der Bregquelle angegeben). Der Zusammenfluss von Brigach und Breg wurde einer umfassenden Renaturierung unter Federführung des Regierungspräsidiums Freiburg unterzogen. Neben gewässerökologischen Aspekten durch das Entstehen einer dynamischen Flusslandschaft wird der „Donauursprung“ hiermit auch für Besucherinnen und Besucher erlebbar. Die Fertigstellung der Maßnahme war für Frühjahr 2022 vorgesehen.[9]

Forschungsgegenstand und Politikum

Im Jahre 1949 plädierte Franz Burgert aus Furtwangen für die Quelle im Gewann Martinskapelle als Ursprung der Breg anstelle der Quelle am Briglirain. Dies untermauerte in den 1950er Jahren vor allem die Geologin Irma Öhrlein mit ihren Untersuchungen, die Ludwig Öhrlein später akribisch fortsetzte. Die Donauquellen beschäftigten auch den Meeresforscher Jacques-Yves Cousteau, der 1987 auch an der Martinskapelle eine Dokumentation über die Donau drehte. Claudio Magris hat den alten Disput um den „wahren“ Ursprung der Donau in seinem Werk Donau – Biographie eines Flusses aufgegriffen.

Zwischen den Städten Furtwangen an der obersten Breg und Donaueschingen an der symbolischen Donauquelle wird seit Jahrzehnten um einen möglichst offiziellen Status der eigenen Donauquelle gerungen, was gelegentlich auch die Landesregierung einbezieht. Beispielsweise ließ das Innenministerium in Stuttgart nach einer Intervention der Stadt Donaueschingen im Jahr 1981 wissen: „Die Bregquelle wird in den amtlichen Reisekarten nicht mehr als Donauquelle eingetragen. Das Landesvermessungsamt wurde entsprechend angewiesen.“[10] Andererseits bestätigte der damalige Minister für Landwirtschaft und Forsten 1982 in einem Schreiben an Prof. Öhrlein: „Zurückkommend auf die Fragen nach dem Donauursprung darf ich Ihnen nochmals bestätigen, daß die sogenannte Donauquelle in Donaueschingen aus hydrologischer und geographischer Sicht sicher nicht die eigentliche Quelle der Donau ist. … Die Breg kann als Hauptquellfluß der Donau bezeichnet werden.“

Nach Genehmigung des Innenministeriums dürfen sowohl Furtwangen als auch Donaueschingen seit 1. Januar 2022 die Zusatzbezeichnung „Donauquellstadt“ tragen.

Geodaten

f1 Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap

Weblinks

Commons: Donauquelle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Donauquelle – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Anm.: Mit einem Volumen von im Mittel nahezu 7000 m³/s ist die Donau weitaus wasserreicher als etwa der Nil, der in Oberägypten im Mittel 2800 m³/s führt.
  2. Cornelius Tacitus, Germ. 1,2: Danuvius molli et clementer edito montis Abnobae iugo effusus ….
  3. Heinz Hötzl: Die Hydrogeologie und Hydrochemie des Einzugsgebietes der obersten Donau (Auszug im Internet) (Memento vom 8. Februar 2010 im Internet Archive), in: Steirische Beiträge zur Hydrogeologie, 25, S. 5–102, Graz 1973.
  4. Günther Reichelt: Untersuchungen zur Entwicklungsgeschichte der Riedbaar(Auszug im Internet) (Memento vom 8. Februar 2010 im Internet Archive) in: Ber. Naturf. Ges. Freiburg 82/83, 1994, S. 117–168.
  5. Günther Reichelt: Die Baar – Wo Donau und Neckar entspringen, Donaueschingen 1990.
  6. O. Berndt: Die Gartenanlagen zu Donaueschingen, Wartenberg und Neidingen. Ihre Entstehung und Entwickelung in: Schriften des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar und der angrenzenden Landesteile in Donaueschingen (Memento vom 7. Februar 2015 im Internet Archive), 12. Heft, Laupp, Tübingen 1909, S. 27.
  7. Findbuch - FINDBUCH.pdf. (PDF) baarverein.de, abgerufen am 10. November 2015.
  8. Heribert Saldik: Die Geschichte des Oberen Bregtals. Eine Einführung zur historischen Entwicklung der Städte Furtwangen, Vöhrenbach und ihrer Ortsteile sowie der Gemeinde Gütenbach. Überarbeitete Fassung 2011 (PDF; 1,6 MB), Freiburg 2011.
  9. Regierungspräsidien Baden-Württemberg: Naturnahe Umgestaltung von Brigach, Breg und Donau - Regierungspräsidium Freiburg. Abgerufen am 9. Dezember 2021 (deutsch).
  10. Quellensammlung des Fürstenberg-Gymnasiums Donaueschingen: Zur Donauquelle (Memento vom 30. März 2017 im Internet Archive), Rede des Donaueschinger OB zur Donauquelle, 1995.

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