Doberg (Naturschutzgebiet)

Doberg

IUCN-Kategorie IV – Habitat/Species Management Area

Im Doberg

Im Doberg

LageNordrhein-Westfalen, Deutschland
Fläche47,86 ha
KennungHF-010
WDPA-ID81530
Geographische Lage52° 11′ N, 8° 37′ O
Doberg (Naturschutzgebiet) (Nordrhein-Westfalen)
Doberg (Naturschutzgebiet) (Nordrhein-Westfalen)
Meereshöhe100 m
Einrichtungsdatum22. September 1980
VerwaltungUntere Landschaftsbehörde des Kreises Herford

Der Doberg ist ein Gebiet in Südlengern-Heide, einem Stadtteil der ostwestfälischen Stadt Bünde. Er erhebt sich bis zu 30 m über seine Umgebung, während seine Gesamthöhe rund 100 m ü. NHN beträgt. Allerdings handelt sich nicht um einen tatsächlichen Berg, sondern vielmehr um eine zerklüftete Landschaft, die durch den Abbau von Mergel entstanden ist – man sagt deshalb „im Doberg“ anstatt „auf dem Doberg“. So besteht der Doberg aus vielen Wiesen und Hängen, die häufig von Schlehengebüschen bewachsen sind. Außerdem zählen ein Wald und ein kleines moorartiges Gebiet dazu. Der Doberg ist über Deutschland hinaus bei Geologen und Paläontologen bekannt.

Mit dem Doberg verfügt die Stadt Bünde über eine der umfangreichsten Fossilienlagerstätten aus der Zeit des Oligozän nördlich der Alpen. Er besteht aus den Sedimenten des Oligozän-Meeres und gibt Auskunft über die Meeresfauna der damaligen Zeit. Nirgendwo sonst auf der Welt sind nach heutiger Kenntnis die Schichtenfolgen des Oligozän so vollständig und gut erhalten geblieben wie hier. Daher gilt die Lagerstätte als Stratotyp für die Epoche des Oligozän. 2019 wurde der Doberg in die Liste der Nationalen Geotope aufgenommen.[1]

Seit dem 18. Jahrhundert wurde im Doberg Mergel zum Düngen der Felder abgebaut. Bedeutende Fossilienfunde in den Jahren 1911/12 durch Friedrich Langewiesche änderten dies. Er entdeckte das Skelett einer Seekuh (Anomotherium langewieschei) und den Schädel eines „Urwals“ (Eosqualodon langewieschei). Die Exponate sind im Dobergmuseum in Bünde ausgestellt. Ebenfalls zu sehen ist hier die Dauerausstellung „Expedition Doberg“. Weitere Fossilien aus dem Doberg sind an den Universitäten Münster und Göttingen vorhanden.

Da auch Laien sehr schnell auf versteinerte Objekte stoßen, sind seit einigen Jahren Schilder aufgestellt, die das Schürfen nach Fossilien verbieten. Damit soll die fortschreitende Abtragung des Sandsteins verhindert werden. Auch wird seitens der Polizei und des Ordnungsamtes verstärkt darauf geachtet, dass die festgelegten Wege nicht verlassen werden.

Der Doberg ist trotz der deutlich hörbaren Autobahn (A30) ein beliebtes Naherholungsgebiet der Bevölkerung aus den umliegenden Städten und Gemeinden. Bis in die 1960er Jahre hinein gab es auf einer der Wiesen noch ein regelmäßiges Bühnenspiel (siehe Bild unten). Der ganze Doberg ist Naturschutzgebiet und wird vom Kreis Herford verwaltet. Das Naturschutzgebiet hat eine Größe von 48 ha und ist seit 1912 geschützt. Es schützt zum einen das geologische Naturdenkmal, aber auch die artenreichen Magerwiesenflächen, Waldbestände und Feuchtbereiche im Doberg. Besonders die Magerwiesen in Kombination mit den besonnten Mergelfelsen beheimaten einige für den Kreis Herford sehr seltene Insektenarten, u. a. 61 Wildbienenarten.

Siehe auch

Literatur

Michael Kaiser, Rainer Ebel (Hrsg.): Der Doberg bei Bünde – Eine klassische Fundstelle der Paläontologie. München: Pfeil 2014. ISBN 978-3-89937176-5.

Weblinks

Commons: Naturschutzgebiet Doberg – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Doberg in Bünde ist jetzt Nationales Geotop In: nw.de

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North Rhine-Westphalia location map 05.svg
Positionskarte Nordrhein-Westfalen, Germany. Geographische Begrenzung der Karte:
Naturschutzgebiet altes Schild.svg
Naturschutzgebietsschild in Westdeutschland, immer noch weit verbreitet und weiterhin offiziell in Hamburg, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern
Doberg-Bünde.jpg
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Der Doberg in Bünde, Kreis Herford, Nordrhein-Westfalen
Doberg Buehnenspiel.tif
Autor/Urheber: Pavelus Chekovus, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Das Bild zeigt das bis in die 60er Jahre hinein stattfindende Bühnenspiel im Doberg in Bünde, NRW.
Naturkundemuseum Berlin - Unterkieferstück eines Squalodon sp - Doberg bei Bünde.jpg
© Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Unterkieferstück eines Squalodon sp. vom Doberg bei Bünde, Kreis Herford, Nordrhein-Westfalen. Museum für Naturkunde (Berlin).
Bünde - 2018-05-21 - HF-010 Doberg (25).jpg
Autor/Urheber: Tsungam, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Naturschutzgebiet Doberg in Bünde, Kreis Herford
Doberg eingang tafel.jpg
(c) Antiveganer, CC BY-SA 3.0
Tafel am Eingang zum Doberg bei Bünde, Kreis Herford, Nordrhein-Westfalen. Inschrift:

DER DOBERG 105 m. ÜNN.
Aus Sand u. Mergel als Ablagerung einer Urnordsee in der Oligozän-Epoche der Tertiärzeit ca. 30. [Mio.] Jahre vor der Gegenwart.
Einziger Ort in Nordeuropa, wo gesamtes Oligozän erhalten ist. Seit 1924 zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten, Ziel internationaler
Tagungen, Sammlungen Kreisheimatmuseum Bünde, in Bonn, Frankfurt, Berlin und anderen namhaften Städten-

Reiche Meerwelt, ehemals über 500 Arten. Von besonderer Bedeutung sind Funde von Wirbeltieren (Zahnwal, Seekuh) und vielen
Fossilien, die im Kreisheimatmuseum Bünde ausgestellt sind. Durch fortgesetzten Mergelabbau, Müllablagerung und mutwilliger
Verschüttung (??unleserlich??) drohte der hohe Wert des Dobergs verloren zu gehen. Es wurde erkannt, daß dieser Ort, Schutz und Pflege bedurfte.

Der SPD-Ortsverein Bünde-Südlengern rief 1974 die „Aktion Schöner Doberg“ ins Leben. Sie wurde von der Bevölkerung, Geschäftswelt
und der Stadt Bünde unterstützt.
Helft mit, dieses Naturdenkmal sehenswürdig zu erhalten!