Dittershausen (Schwalmstadt)

Dittershausen
Koordinaten: 50° 56′ 3″ N, 9° 11′ 36″ O
Höhe: 210 m ü. NHN
Fläche:6,72 km²[1]
Einwohner:234 (31. Dez. 2018) HW[2]
Bevölkerungsdichte:35 Einwohner/km²
Eingemeindung:31. Dezember 1971
Postleitzahl:34613
Vorwahl:06691
Dittershausen

Dittershausen ist ein Stadtteil von Schwalmstadt im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis.

Lage

Der Ort ist über die Landesstraße 3145 zu erreichen. Er liegt zwischen Rommershausen und Allendorf. Dittershausen ist ein geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss, an der Schwalm, am Fuße eines Bergsporns gelegen.

Dittershausen hat keine Kirche. Im Ortskern befindet sich dafür die Alte Dorfschule, ein Fachwerkhaus aus dem Jahre 1846, das auch als Bürgermeisteramt und Betsaal genutzt wurde. Nördlich davon entstanden im 18. Jahrhundert zahlreiche stattliche Bauernhöfe, freistehende Scheunen und Speicher.

Im Südosten des Ortes liegt das 11,67 Hektar große Naturschutzgebiet „Flachsrasen bei Dittershausen“.[3]

Geschichte

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Dittershausen erfolgte unter dem Namen Dithardeshusen im Jahr 1248 in einer Urkunde der Grafschaft Ziegenhain.[4][5] Namensgeber war das auf einem Rittergut ansässige Adelsgeschlecht. In späteren Dokumenten ist der Ort unter folgenden Ortsnamen belegt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[4] Dithershusen (1292), Dittershusen (1393) und Dietherßhausen (1527).

Berta, Witwe des Ritters Konrad Krug, teilte 1300 ihre Güter im Dorf Dittershausen (beim Kirchhof gelegen) unter ihren Söhnen Rudolf und Ortwin auf; dazu gehörten die Wiesen und Äcker in der Gemarkung des Dorfes und in Blumenau, die Hälfte ihrer Fischerei und der Wald bei Blumenau sowie der Hain Schelmenrod. 1368 verpfändete Graf Gottfried VII. von Ziegenhain den Ort an die von Urff. Dieses Pfand löste Landgraf Ludwig I. von Hessen im Jahr 1448 ein. Ein Eckbrecht Krengel verkaufte 1525 seinen Freihof in Dittershausen mit dem zugehörigen Zehnten und sein Fischgewässer für 900 rheinische Goldgulden an Johann Schenck zu Schweinsberg. Landgraf Philipp von Hessen belehnte 1527 die Schenck zu Schweinsberg mit dem Zehnten zu Dittershausen, und 1528 kauften die Schenck zu Schweinsberg vom Landgrafen die Dörfer Dittershausen und Rommershausen mit dem Freihof zu Dittershausen und der Schäferei an beiden Orten für 1800 Gulden. Zahlreiche dieser Güter wurden in der Folgezeit durch Johann Schenck zu Schweinsbergs gleichnamigen Enkel an die von Berlepsch verpfändet, 1587 auch der Freihof.

Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde der Ort fast vollständig zerstört. 1725 lösten die von Löwenstein das Pfand derer von Berlepsch ein. Um 1759 bestand das Löwensteinsche Gut aus 399 Acker Land und Wiesen zu 40 Fuder Heu. Die von Löwenstein ließen 1747 in Dittershausen eine Mühle bauen, die über zwei unterschlächtige Mahlgänge und einen Schlaggang verfügte. Sie dient noch heute der Stromerzeugung. Nach 1768 wurde der gesamte Löwensteinische Lehnsbesitz in Dittershausen an die von Dörnberg in Hausen veräußert. 1895 umfasste das Rittergut Dittershausen ca. 68 Hektar Ackerland, ca. 30 Hektar Wiesen und ca. 1 Hektar Hutung.

1928 wurde ein Teil des aufgelösten „Gutbezirks Rittergut Dittershausen“ zu Dittershausen eingemeindet.

Ehemalige Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung waren der Hof Krey sowie die Wüstungen Blumenau und Diemerode.

Gebietsreform

Zum 31. Dezember 1971 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Dittershausen im Zuge der hessischen Gebietsreform auf freiwilliger Basis als Stadtteil nach Schwalmstadt eingegliedert.[6] Für die ehemals eigenständigen Städte und Gemeinden von Schwalmstadt wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[7]

Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Dittershausen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[4][8]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Dittershausen 255 Einwohner. Darunter waren 3 (1,2 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 144 Einwohner unter 18 Jahren, 300 zwischen 18 und 49, 123 zwischen 50 und 64 und 123 Einwohner waren älter.[12] Die Einwohner lebten in 276 Haushalten. Davon waren 66 Singlehaushalte, 78 Paare ohne Kinder und 102 Paare mit Kindern, sowie 24 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 54 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 186 Haushaltungen lebten keine Senioren.[12]

Einwohnerzahlen

Quelle: Historisches Ortslexikon[4]
• 1502:10 Männer.
• 1585:21 Hausgesesse
• 1639:5 Bauern, 10 Einzelne
• 1681:14 Hausgesesse, 1 Ausschuss
• 1747:20 Wohnhäuser, 110 Einwohner
Dittershausen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2016
Jahr  Einwohner
1834
  
227
1840
  
232
1846
  
216
1852
  
239
1858
  
254
1864
  
254
1871
  
245
1875
  
243
1885
  
213
1895
  
234
1905
  
200
1910
  
188
1925
  
237
1939
  
199
1946
  
306
1950
  
320
1956
  
253
1961
  
237
1967
  
219
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
255
2016
  
235
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[4]; Stadt Schwalmstadt[13]; Zensus 2011[12]

Erwerbstätigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[4]
• 1747:1 Schmied, 2 Schneider, 1 Wagner, 2 Leineweber, 3 Tagelöhner, 10 Ackerleute.
• 1838Familien: 20 Ackerbau, 4 Gewerbe, 7 Tagelöhner
• 1961Erwerbspersonen: 72 Land- und Forstwirtschaft, 37 produzierendes Gewerbe, 9 Handel und Verkehr, 7 Dienstleistungen und Sonstiges

Historische Religionszugehörigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[4]
• 1861:256 evangelisch-reformierte Einwohner
• 1885:201 evangelische (= 100 %) Einwohner
• 1961:529 evangelische (= 94,97 %), 24 katholische (= 4,31 %) Einwohner

Kulturdenkmäler

Literatur

  • Schunder, Löwenstein II, S. 101 folgende
  • Historisches Ortslexikon für Hessen, Ziegenhain, S. 28 f.
  • Literatur über Dittershausen nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
  • Dorfbuch Dittershausen, Geschichte und Geschichten. Herausgegeben von den Verfassern anläßlich der 750-Jahr-Feier in Dittershausen. Satz und Gestaltung: Zebra Graphikservice, Druck: Plag gGmbH, Schwalmstadt 1998 (ohne ISBN).
  • Denkmaltopopgraphie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Hessen, Schwalm-Eder-Kreis I. Bearbeitet von Brigitte Warlich-Schenk, Friedrich Vieweg und Sohn, Braunschweig und Wiesbaden 1985, ISBN 978-3-528-06233-0, S. 317–322 (Digitalisat auf digi.ub.uni-heidelberg.de, abgerufen am 5. Juni 2022).

Einzelnachweise

  1. Zahlen/ Daten/ Fakten. In: Webauftritt. Stadt Schwalmstadt, abgerufen im August 2020.
  2. Einwohnerzahlen 31.12.2018. In: Webauftritt. Stadt Schwalmstadt, abgerufen im August 2020.
  3. Protected Planet | Flachsrasen Bei Dittershausen. Abgerufen am 16. November 2020.
  4. a b c d e f g Dittershausen, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 9. Juli 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  5. Ziegenhainer Regesten online Nr. 700. Regesten der Grafen von Ziegenhain. (Stand: 31. Januar 2022). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 412.
  7. Hauptsatzung. (DOCX; 30 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadtverwaltung Schwalmstadt, abgerufen im Januar 2022.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  9. Die Zugehörigkeit des Amtes Ziegenhain anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  10. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 81 f. (online bei Google Books).
  11. Trennung von Justiz (Justizamt Ziegenhain) und Verwaltung: Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 74 f.
  12. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 8,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 40 und 96;.
  13. Einwohnerzahlen. Stadtverwaltung Schwalmstadt, abgerufen im Januar 2022.

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Autor/Urheber: Oliver Deisenroth, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Dittershausen, Schwalmstadt(Hessen)