Die Lösung

Die Lösung ist ein Gedicht des deutschen Dichters und Dramatikers Bertolt Brecht. Es ist Bestandteil der Sammlung Buckower Elegien.

Inhalt

Das Gedicht nimmt Bezug auf den Aufstand des 17. Juni in der DDR und berichtet von Flugblättern, die anschließend in der Stalinallee in Ost-Berlin verteilt worden seien. Diese erhoben die Forderung, die Bevölkerung müsse ihre Arbeit verdoppeln, um das Vertrauen der Regierung zurückzugewinnen. Daraufhin stellt das Gedicht die Frage, ob es nicht einfacher wäre, die Regierung löse das Volk auf und wähle sich ein neues.

Hintergrund

Am 17. Juni 1953 wurden in der DDR Arbeiterproteste, die sich zunächst gegen Normerhöhungen gerichtet hatten, unter Beteiligung sowjetischer Truppen gewaltsam niedergeschlagen. Brecht bekundete in einem kurzen, aus drei Sätzen bestehenden Brief an Walter Ulbricht seine Verbundenheit mit der SED. Beim Abdruck des Briefes im Neuen Deutschland vom 21. Juni 1953 ließ man den folgenden Satz entfallen:

„Die große Aussprache mit den Massen über das Tempo des sozialistischen Aufbaus wird zu einer Sichtung und zu einer Sicherung der sozialistischen Errungenschaften führen.“[1]

Entstehung

Mit dem noch im Sommer 1953 in seinem Sommerhaus in Buckow entstandenen Gedicht Die Lösung reflektierte Brecht mit Mitteln der Lyrik über die Ereignisse des 17. Juni 1953. Die Überlegung, „die Regierung solle sich ein neues Volk wählen“, hatte Brecht bereits in den 1930er Jahren in seinem Fragment gebliebenen Tui-Roman thematisiert.[2] Der direkte Anlass für das Gedicht war ein Beitrag Wie ich mich schäme! von Kurt Barthel, 1. Sekretär des Schriftstellerverbandes der DDR (bis 1954, danach Mitglied des Präsidiums) und Kandidat des Zentralkomitees der SED[3] im Neuen Deutschland vom 20. Juni 1953, in dem es, an die Bauarbeiter gerichtet, heißt:

„Da werdet ihr sehr viel und sehr gut mauern und künftig sehr klug handeln müssen, ehe euch diese Schmach vergessen wird. Zerstörte Häuser reparieren, das ist leicht. Zerstörtes Vertrauen wieder aufrichten ist sehr, sehr schwer“.[4]

Veröffentlichung

Von den Buckower Elegien veröffentlichte Brecht zu Lebzeiten nur sechs; Die Lösung war nicht darunter. Das Gedicht wurde zuerst in der Zeitung Die Welt gedruckt (1959), dann in den ersten Buchausgaben der Buckower Elegien, die 1964 in Frankfurt am Main erschienen.[5] Helene Weigel setzte seine Aufnahme in die Gedichte Ausgabe im Aufbau-Verlag (1969) durch.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bertolt Brecht: Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe. Suhrkamp, 1988–1999, Bd. 30 S. 178
  2. Jan Knopf (Hrsg.): Brecht-Handbuch. J.B.Metzler, Stuttgart 2001, Bd. 2 S. 416 f
  3. Wer war wer in der DDR. bundesstiftung-aufarbeitung.de
  4. KuBa: Wie ich mich schäme! In: Neues Deutschland, 20. Juni 1953, S. 3; Auszüge aus dem auch als Flugblatt verbreiteten Artikel in Wie ich mich schäme, DER SPIEGEL 27/1953; Werner Mittenzwei: Das Leben des Bertolt Brecht oder der Umgang mit den Welträtseln. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1989 II S. 533
  5. Erste Veröffentlichungen von Buckower Elegien:
    • Sinn und Form, Heft 6, 1953 (Auswahl, ohne Die Lösung)
    • Versuche 31, Heft 13, Der kaukasische Kreidekreis, Weite und Vielfalt der realistischen Schreibweise. Die Buckower Elegien. Suhrkamp, Berlin 1954 und Aufbau, Berlin 1954 (ohne Die Lösung)
    • Die Welt druckte das Gedicht am 9. Dezember 1959 „an entlegener Stelle“.
    • Gedichte im Exil, Buckower Elegien. Insel-Bücherei Nr. 810, Insel, Frankfurt am Main 1964
    • Gedichte, Band VII, Buckower Elegien, Gedichte im Exil, Späte Gedichte, 1947–1956. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1964
    • Gedichte, Bd. VII, 1948–1956, Buckower Elegien, In Sammlungen nicht enthaltene Gedichte, Gedichte und Lieder aus Stücken. Aufbau, Berlin und Weimar 1969