Deutscher Juristinnenbund

Deutscher Juristinnenbund
(djb)
Rechtsformgemeinnütziger eingetragener Verein
Gründung1948 in Dortmund
SitzBerlin ()
VorläuferDeutscher Juristinnenverein
ZweckFortentwicklung des Rechts auf allen Gebieten, Verwirklichung der Gleichberechtigung und Gleichstellung der Frau in allen gesellschaftlichen Bereichen
VorsitzUrsula Matthiessen-Kreuder[1]
GeschäftsführungAnke Gimbal
Umsatz469.376 Euro (2018)
Beschäftigte4 (2019)
Mitglieder5400 (2024)
Websitewww.djb.de

Der Deutsche Juristinnenbund e. V. (djb) ist ein 1948 gegründeter gemeinnütziger Verein von Frauen, die Rechts- oder Wirtschaftswissenschaften studieren oder studiert haben, der in der Nachfolge des 1914 gegründeten Deutschen Juristinnenvereins steht. Er hat seine Büroräume in der Kronenstraße in Berlin-Mitte.


Kronenstraße 73–74, Berlin-Mitte

Geschichte

Auf Betreiben von Hildegard Gethmann wurde am 28. August 1948 die „Vereinigung weiblicher Juristen und Volkswirte“ gegründet. Gründungsmitglieder waren Luise Purps, Ruth Rogalski-Rohwedder, Anna Schlieper, Alma Schmidt-Perchner, Annette Schücking, Elisabeth Späth-Uden und Hildegard Gethmann. Vorbild für die Gründung war der Deutsche Juristinnenverein, der von 1914 bis 1933 existierte. 1950 wurde die Vereinigung von der Federacion International de Abogadas (FIDA) nach Rom eingeladen und als Mitglied aufgenommen.[2]

1959 wurde der Name in Juristinnenbund (Vereinigung der Juristinnen, Volkswirtinnen und Betriebswirtinnen) und 1979 in Deutscher Juristinnenbund (Vereinigung der Juristinnen, Volkswirtinnen und Betriebswirtinnen) umbenannt. Die Abkürzung DJB wird seit der Schaffung eines Logos auch als djb verwendet.[3]

Aufgaben und Organisation

Der Verein will die „Fortentwicklung des Rechts auf allen Gebieten“ vorantreiben, setzt sich für die Gleichberechtigung und Gleichstellung der Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen und für die rechtliche Absicherung der Lebenssituation von Frauen, Kindern und älteren Menschen ein, bietet Fortbildungen an und führt wissenschaftliche Veranstaltungen durch. Er arbeitet mit ähnlichen Organisationen auf internationaler Ebene zusammen. Mitglied werden kann jede Frau, die Rechts- oder Wirtschaftswissenschaften studiert oder studiert hat, unabhängig von einer Berufsausübung. Die Organisation leistet Lobbyarbeit und dient der Förderung und Vernetzung ihrer Mitglieder.

Der Verein ist Mitglied im Netzwerk Europäische Bewegung. Der sich als unabhängig, überparteilich und überkonfessionell begreifende Zusammenschluss von über 4000 Juristinnen und Wirtschaftswissenschaftlerinnen hat seinen Sitz in Dortmund, die Bundesgeschäftsstelle ist in Berlin.

Bekannte Mitglieder waren u. a. Marie-Elisabeth Lüders, Wiltraut Rupp-von Brünneck, Elisabeth Selbert, Erna Scheffler und Elisabeth Schwarzhaupt.

Ab 2011 war die inzwischen am brandenburgischen Oberlandesgericht tätige Richterin Ramona Pisal drei Amtsperioden lang Präsidentin des Bundes.[4] Im September 2017 wurde die Dortmunder Hochschullehrerin Maria Wersig zu ihrer Nachfolgerin gewählt.[5] 2023 wurde Rechtsanwältin Ursula Matthiessen-Kreuder zur Präsidentin gewählt.

Bisherige 1. Vorsitzende und Präsidentinnen

Quelle für den ganzen Abschnitt:[4]

Nach einer Satzungsänderung im September 2000 steht dem Deutschen Juristinnenbund statt einer Vorsitzenden eine Präsidentin vor:[6]

Marie-Elisabeth-Lüders-Wissenschaftspreis

Der mit 3000 Euro dotierte, nach Marie-Elisabeth Lüders benannte Wissenschaftspreis wird alle zwei Jahre an Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlerinnen vergeben, die sich in ihren wissenschaftlichen Arbeiten mit den Themen Recht, Geschlecht und Gleichstellung von Frauen und Männern auseinandersetzen. Er wurde von Melitta Büchner-Schöpf gestiftet.[8]

Bisherige Preisträgerinnen:[9]

  • 2009: Marion Röwekamp
  • 2011: Frauke Brosius-Gersdorf
  • 2013: Nora Markard
  • 2015: Berit Völzmann
  • 2017: Frederike Misselwitz
  • 2019: Cara Röhner
  • 2021: Dana-Sophia Valentiner
  • 2023: Anja Schmidt

Aktionärinnen fordern Gleichberechtigung

Seit 2009 führt der djb das Projekt Aktionärinnen fordern Gleichberechtigung mit dem Ziel, auf die Unterrepräsentanz von Frauen im Top-Management aufmerksam zu machen, durch. Durch den Besuch der Hauptversammlungen von börsennotierten Unternehmen, darunter die aller 30 DAX-Unternehmen, und unter Nutzung des Auskunftsrechts (§ 131 AktG) von Aktionärinnen und Aktionären, werden die Unternehmen hinsichtlich ihrer Ziele, Strategien und Maßnahmen zur Besetzung von Führungspositionen befragt. Die Ergebnisse dieser Befragungen werden in Studien qualitativ und quantitativ analysiert und bewertet. Diese Studien sind bereits viermal erschienen.

Schriften (Auswahl)

  • Aktionärinnen fordern Gleichberechtigung – 2010. Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen.[10]
  • Aktionärinnen fordern Gleichberechtigung – 2011. Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen im europäischen Kontext.[11]
  • Aktionärinnen fordern Gleichberechtigung – 2012. Ziele, Strategien und Maßnahmen für mehr Frauen in Führungspositionen.[12]
  • Aktionärinnen fordern Gleichberechtigung – 2009 bis 2013. Mehr Frauen in Führungspositionen. Fazit und Forderungen.[13]
  • Aktionärinnen fordern Gleichberechtigung – 2017. Mehr Frauen in Führungspositionen. Fazit und Forderungen.[14]
  • Zeitschrift des Deutschen Juristinnenbundes – djbZ. Vierteljährliche Verbandszeitschrift, Nomos, Baden-Baden.[15]
  • Deutscher Juristinnenbund (Hrsg.): 55 Jahre djb – von 1948 bis 2003. Sonderausgabe, Berlin 2003.[16]
  • Deutscher Juristinnenbund (Hrsg.): Juristinnen – Lexikon zu Leben und Werk. Nomos, Baden-Baden 2005, ISBN 3-8329-1597-4
  • Deutscher Juristinnenbund (Hrsg.): Juristinnen in Deutschland. Die Zeit von 1900 bis 2003 (= Schriftenreihe Deutscher Juristinnenbund. Bd. 1). Nomos, Baden-Baden 2003.
  • Ursula Nelles; Dagmar Oberlies (Hrsg.): Reform der Nebenklage und anderer Verletztenrechte (= Schriftenreihe Deutscher Juristinnenbund. Bd. 2). Nomos, Baden-Baden 1998.
  • Hildegard Becker-Toussaint (Hrsg.): Berufsorientierung und Karriereplanung.Informationen und Tipps für junge Juristinnen (= Schriftenreihe Deutscher Juristinnenbund. Bd. 3). Nomos, Baden-Baden 2000.
  • Christine Kreuzer (Hrsg.): Frauen im Recht – Entwicklung und Perspektiven (= Schriftenreihe Deutscher Juristinnenbund. Bd. 4). Nomos, Baden-Baden 2001.

Literatur

  • Helena Flam: Der Deutsche Juristinnenbund und die Zeitschrift „Kritische Justiz“: Für Frauen-, Bürger- und Arbeiterrechte sowie eine kritische Öffentlichkeit und demokratische Justiz. In: Juristische Expertise zwischen Profession und Protest. Nomos, Baden-Baden 2020, ISBN 978-3-8487-6586-7, S. 100–137, doi:10.5771/9783748906629-100 (nomos-elibrary.de).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mitglieder des Bundesvorstands (Amtszeit 2023-2025). In: www.djb.de. Abgerufen am 21. März 2018.
  2. Dorotea Lieber: Hildegard Gethmann. In: Deutscher Juristinnenbund (Hrsg.): Juristinnen in Deutschland. 4. Auflage. Nomos, Baden-Baden 2003, ISBN 3-8329-0359-3, S. 225.
  3. Die Entwicklung des Juristinnenbundes nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland. In: Deutscher Juristinnenbund (Hrsg.): Juristinnen in Deutschland. 4. Auflage. Nomos, Baden-Baden 2003, ISBN 3-8329-0359-3, S. 35.
  4. a b Geschichte des djb. Deutscher Juristinnenbund, abgerufen am 21. März 2018.
  5. Deutscher Juristinnenbund: Prof. Dr. Maria Wersig - Präsidentin. In: djb.de. Abgerufen am 21. März 2018.
  6. Satzung. Deutscher Juristinnenbund, abgerufen am 10. Januar 2024.
  7. Deutscher Juristinnenbund: Margret Diwell zur ersten djb-Präsidentin gewählt. Deutscher Juristinnenbund, 10. September 2001, archiviert vom Original am 22. März 2018; abgerufen am 10. Januar 2024.
  8. Marie-Elisabeth-Lüders-Wissenschaftspreis. Deutscher Juristinnenbund e. V., abgerufen am 4. Januar 2019.
  9. Deutscher Juristinnenbund e.V.: Preisträgerinnen. Abgerufen am 13. April 2023.
  10. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend - Internetredaktion: BMFSFJ - Publikationen. In: www.bmfsfj.de. Abgerufen am 1. September 2016.
  11. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend - Internetredaktion: BMFSFJ - Publikationen. In: www.bmfsfj.de. Abgerufen am 1. September 2016.
  12. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend - Internetredaktion: BMFSFJ - Publikationen. In: www.bmfsfj.de. Abgerufen am 1. September 2016.
  13. Deutscher Juristinnenbund e. V.: Aktionärinnen fordern Gleichberechtigung – 2009 bis 2013. Mehr Frauen in Führungspositionen. Fazit und Forderungen. Deutscher Juristinnenbund, archiviert vom Original am 24. Oktober 2018; abgerufen am 10. Januar 2024.
  14. Deutscher Juristinnenbund e. V.: Aktionärinnen fordern Gleichberechtigung – 2017. Mehr Frauen in Führungspositionen. Fazit und Forderungen. Deutscher Juristinnenbund, archiviert vom Original am 24. Oktober 2018; abgerufen am 10. Januar 2024.
  15. djbZ - Zeitschrift des Deutschen Juristinnenbundes. Deutscher Juristinnenbund, abgerufen am 10. Januar 2024.
  16. Der djb von 1948 bis 2003. In: www.djb.de. Deutscher Juristinnenbund, archiviert vom Original am 2. September 2016; abgerufen am 10. Januar 2024.

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Berlin, Mitte, Kronenstraße 73-74, Wohn- und Geschäftshaus 01.jpg
Autor/Urheber: Jörg Zägel, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Wohn- und Geschäftshaus in der Kronenstraße 73-74 in Berlin-Mitte, erbaut um 1910. Über dem Ladengeschoss liegen Büros und Wohnungen. Die Haupträume der Obergeschosse werden durch die Fenster im Mittelerker bzw. den Balkon hervorgehoben. Die Fassade ist in für den Geschäftsbau kurz vor dem Ersten Weltkrieg typischer Weise streng gegliedert und zeigt nur einfache dekorative Elemente. Im Innern des Hauses ist die Haupttreppe mit schmiedeeisernem Geländer erhalten geblieben. Das Gebäude ist denkmalgeschützt.