Deutsche Botschaft Tirana

Deutsche Botschaft Tirana

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Staatliche EbeneBund
StellungBotschaft
GeschäftsbereichAuswärtiges Amt[1]
Gründung15. November 1987
HauptsitzAlbanien Tirana
BotschafterKarlfried Bergner
Netzauftrittwww.tirana.diplo.de

Die Deutsche Botschaft Tirana ist die Diplomatische Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in der Republik Albanien. Seit August 2023 ist Karlfried Bergner Botschafter.

Lage und Gebäude

Die Botschaft – Kanzleigebäude und Residenz – befindet sich an der Rruga Skënderbej Nr. 8 im Zentrum der albanischen Hauptstadt Tirana.[2]

Das Botschaftsgebäude befindet sich an der nach dem albanischen Nationalhelden Skanderbeg benannten Rruga Skënderbej. In der Straße befinden sich fast ausschließlich Botschaften, weshalb sie für den Durchgangsverkehr gesperrt ist.

Auftrag und Organisation

Das 1990 eröffnete Botschaftsgebäude

Die Botschaft Tirana hat den Auftrag, die deutsch-albanischen Beziehungen zu pflegen, die deutschen Interessen gegenüber der Regierung von Albanien zu vertreten und die Bundesregierung über Entwicklungen in Albanien zu unterrichten.

In der Botschaft werden die Sachgebiete[3] Politik, Wirtschaft, Kultur, Presse und wirtschaftliche Zusammenarbeit (WZ) bearbeitet. Schwerpunkte der WZ sind Projekte in den Bereichen Energie, Wasser/Abwasser/Abfall und nachhaltige Wirtschaftsentwicklung.

Es besteht ein Militärattachéstab, der auf der Ebene Oberstleutnant geleitet wird.[4]

Das Referat für Rechts- und Konsularaufgaben der Botschaft bietet deutschen Staatsangehörigen alle konsularischen Dienstleistungen und Hilfe in Notfällen an. Der konsularische Amtsbezirk der Botschaft umfasst ganz Albanien. Die Visastelle erteilt Einreisegenehmigungen für in Albanien wohnhafte Bürger dritter Staaten. Albanische Staatsangehörige benötigen für die Einreise in den Schengen-Raum kein Visum.

Geschichte

Das Deutsche Reich entsandte 1914 nach der albanischen Unabhängigkeitserklärung einen Generalkonsul, der in Vlora residierte. 1914 amtierte ein Generalkonsul in Durrës, als dort der deutsche Prinz Wilhelm zu Wied als Fürst das Land regierte. 1923 wurde Radolf von Kardorff als Geschäftsträger für die diplomatische Vertretung in Tirana ernannt, nachdem Deutschland im Vorjahr Albanien anerkannt hatte. In der Zwischenkriegszeit wurde die Gesandtschaft während einigen Jahren aus Kostengründen zum Konsulat zurückgestuft. Als Deutschland im Zweiten Weltkrieg nach dem Waffenstillstand Italiens das zuvor von Italien besetzte Albanien besetzte, gab es nebst dem Generalkonsul einen deutschen bevollmächtigten General (von September 1943 bis Mai 1944: Theodor Geib; von Juni 1944 bis August 1944: Otto Gullmann), eine militärische Verwaltung, einen Sonderbevollmächtigten des Auswärtigen Amtes sowie einen Beauftragten für Wirtschaft und Finanzen, die alle direkt auf die Verhältnisse in Albanien Einfluss nahmen.[5]

Als die Bundesrepublik 1987 mit Albanien als letztem Land Europas diplomatische Beziehungen aufnahm, befand sich die Botschaft zuerst in einer Suite des Hotels Dajti, später in einem Gebäude gegenüber der im Bau befindlichen Botschaft. Das Botschaftsgebäude wurde im Juni 1990 eröffnet. Erster Botschafter war Friedrich Kroneck.[6]

1990 kam auch das kommunistische System in Albanien ins Wanken. Nach ersten Demonstrationen und nachdem im Frühjahr einige junge Leute in die griechische und die italienische Botschaft geflohen waren, sprangen am 1. Juli vier junge Männer über die Mauer in die deutsche Botschaft, wobei einer von ihnen durch Schüsse der Sigurimi verletzt wurde. In den nächsten Tagen folgten weitere, so dass sich am 5. Juli bereits 800, am 6. Juli bereits 1500 Flüchtlinge auf dem Botschaftsgelände befanden. Die Behörden stellten das Wasser ab und verboten dem Botschaftspersonal, Brot zu kaufen. Das Auswärtige Amt schickte zwei Beamte und einen Arzt. In der Nacht vom 7. Juli kam in der Botschaft ein Mädchen zur Welt, das den Namen Germana erhielt. Am 8. Juli verfolgten auf dem Botschaftsgelände 3200 Personen das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft. In der Nacht vom 12. auf den 13. Juli wurden die rund 5000 Flüchtlinge, die in den Botschaften Deutschlands, Italiens, Frankreichs und Griechenlands Zuflucht gesucht hatten, mit Bussen nach Durrës gebracht, wo sie mit Fährschiffen das Land verlassen konnten. Die erfolgreiche Vermittlung der Ausreise der Flüchtlinge durch den UNO-Gesandten Staffan de Mistura leitete das Ende des kommunistischen Regimes ein.[7]

Botschaft (Tirana)
Botschaft (Tirana)
Botschaft
Lage der Deutschen Botschaft innerhalb Tiranas

2017 wurde an der Mauer der Botschaft ein Mahnmal in Form eines LIAZ-Lastwagens angebracht, das an die Botschaftsflüchtlinge erinnert.[8]

Die DDR und Albanien nahmen am 2. Dezember 1949 diplomatische Beziehungen auf. Botschafter der DDR waren nur von 1955 bis 1961 und von 1988 bis 1989 Botschafter in Tirana; ansonsten wurde die Vertretung von Geschäftsträgern geleitet.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gemäß § 2 GAD bilden die Zentrale des Auswärtigen Amts und die Auslandsvertretungen eine einheitliche Oberste Bundesbehörde.
  2. Botschaft: Kanzlei und Residenz. In: Deutsche Botschaft Tirana. Abgerufen am 1. Dezember 2019: „Die Deutsche Botschaft Tirana liegt in der Rruga Skënderbej 8. Die für den öffentlichen Verkehr gesperrte Straße, in der sich zahlreiche ausländische Vertretungen befinden, ist nach Gjergj Kastriot Skënderbej, dem großen Nationalhelden Albaniens benannt und im Volksmund vor allem auch als Rruga Ambasade (Botschaftsstraße) bekannt.“
  3. Auf der Website der Botschaft werden die Arbeitseinheiten missverständlich als „Abteilungen“ bezeichnet. Nach §§ 8 und 9 GGO handelt es sich um Arbeitseinheiten, die die Kriterien für Abteilungen nicht erfüllen.
  4. Die Botschafterin und die einzelnen Abteilungen. In: Deutsche Botschaft Tirana. Archiviert vom Original am 17. Juli 2013; abgerufen am 4. Mai 2013.
  5. Matthias Dornfeldt, Enrico Seewald: Die deutschen diplomatischen Vertretungen in Albanien von 1913 bis 1944. In: Zeitschrift für Balkanologie. Band 45, Nr. 1. Harrasowitz Verlag, 2009, ISSN 0044-2356 (Online-Version des Artikels).
  6. Werner Bartels: Die Anfänge der Deutschen Botschaft Tirana. (PDF; 9,65 kB) Auswärtiges Amt, archiviert vom Original am 22. März 2011; abgerufen am 3. Mai 2013.
  7. Werner Daum: Einführung. In: Werner Daum (Hrsg.): Albanien zwischen Kreuz und Halbmond. Staatliches Museum für Völkerkunde (Selbstverlag)/Pinguin-Verlag, München 1998, ISBN 3-7016-2461-5, S. 11–35.
  8. Top Channel (3. Juli 2017): Kamioni shemb Ambasadën e Gjermanisë auf YouTube

Koordinaten: 41° 19′ 45,8″ N, 19° 48′ 27″ O

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