Desiderativ

Der Desiderativ bezeichnet in der Sprachwissenschaft eine Aktionsart des Grundverbs, die den Wunsch, die Aktion des Verbs auszuführen, ausdrückt. Eine ähnliche Funktion erfüllt der Optativ, der aber im Gegensatz zum Desiderativ einen Modus des Verbs darstellt.

Desiderative sind Verben, die aus Grundverben oder anderen Basen durch morphologische Derivation gebildet werden.

Bedeutung für die Sprachentwicklung

Die Futurform der Töchter der indogermanischen Ursprache könnte sich aus einer Kombination des Desiderativs mit dem Konjunktiv entwickelt haben.

Sanskrit

Im Sanskrit werden Desiderative durch Anhängen von sa und Vorstellen einer Verdopplungssilbe (Reduplikationssilbe) gebildet, die aus dem ersten Konsonanten des Wortstamms (eventuell verändert) und einem Vokal besteht. Dieser Vokal ist gewöhnlich ein i, wenn allerdings ein u im Wortstamm enthalten ist, dann wird auch ein u in die Vorsilbe dupliziert. Es kommt auch vor, dass dabei der Vokal des Wortstamms verändert wird.

WortstammBedeutungDesiderativBedeutung
nayatier führtnínīṣatier möchte führen
pibatier trinktpípāsatier möchte trinken
jivatier lebtjíjīviṣatier möchte leben

Latein

Im Latein werden Desiderativa vom PPP-Stamm abgeleitet, wobei zu diesem das Suffix -ur tritt und das Derivat der i- Konjugation angehört.[1]

WortstammBedeutungPPPDesiderativBedeutung
edereessenes-esurireessen wollen, hungrig sein
petereerreichenpetit-petiturireerreichen wollen
moristerbenmortu-morturiresterben wollen

Einzelnachweise

  1. Leo Spitzer: Über das Futurum cantare habeo. In: Aufsätze zur romanischen Syntax und Stilistik. Niemeyer, Tübingen 1967, S. 173–180