Desdemona (Mond)

Desdemona
Uranus-Desdemona-NASA-edit.png
Voyager-2-Entdeckungsbild von Desdemona
Vorläufige oder systematische BezeichnungS/1986 U 6
ZentralkörperUranus
Eigenschaften des Orbits
Große Halbachse62.658,364 ± 0,047 km
Periapsis62.650,218 km
Apoapsis62.666,509 km
Exzentrizität0,00013 ± 0,000070
Bahnneigung0,11252 ± 0,037 (Äquatorebene)°
Umlaufzeit0,473649597 ± 0,000000014 d
Mittlere Orbitalgeschwindigkeit9,6203 km/s
Physikalische Eigenschaften
Albedo0,08 ± 0,01
Scheinbare Helligkeit21,99 ± 0,16 mag
Mittlerer Durchmesser64,0 ± 8
(90 × 54 × 54) km
Masse≈ 178.341.543.538.566.000 kg
Oberfläche~ 12.867,96 km2
Mittlere Dichte≈ 1,3 g/cm3
Fallbeschleunigung an der Oberfläche≈ 0,0116 m/s2
Fluchtgeschwindigkeit≈ 27,0 m/s
Oberflächentemperatur≈ −184 °C bis −209 °C / 64–89 K
Entdeckung
Entdecker

Voyager 2
Stephen P. Synnott (Voyager Science Team)

Datum der Entdeckung13. Januar 1986
AnmerkungenPhysikalische Daten relativ ungenau.

Desdemona (auch Uranus X) ist der fünftinnerste und einer der kleineren der 27 bekannten Monde des Planeten Uranus.

Entdeckung und Benennung

Desdemona wurde am 13. Januar 1986 von dem Astronomen Stephen P. Synnott (Voyager Science Team) zusammen mit Rosalind und Belinda auf fotografischen Aufnahmen der Raumsonde Voyager 2 entdeckt. Die Entdeckung wurde am 16. Januar 1986 von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) bekanntgegeben; der Mond erhielt zunächst die vorläufige Bezeichnung S/1986 U 6.

Desdemona ist die Gattin des venezianischen Feldherren Othello aus William Shakespeares Tragödie Othello, der Mohr von Venedig. Sie ist die Tochter des Brabantio, die Othello entgegen dessen Segen heimlich ehelicht, was jedoch von Jago verraten wird; dieser versucht, Cassio bei Othello zu misskreditieren, um dessen Posten zu erlangen. Durch eine Intrige gelingt es Jago, Othello von einer vermeintlichen Untreue von Desdemona mit Cassio zu überzeugen. Desdemona wird daraufhin von Othello in rasender Eifersucht erdrosselt. Als Othello später über den wahren Sachverhalt aufgeklärt wird, ersticht er sich.

Der Name Desdemona oder Disdemona ist möglicherweise vom griechischen dysdaimôn („unglücklich“, „unter einem Unstern stehend“, „vom Schicksal verfolgt“) abgeleitet.

Alle Monde des Uranus sind nach Figuren von Shakespeare oder Alexander Pope benannt. Die ersten vier entdeckten Uranusmonde (Oberon, Titania, Ariel, Umbriel) wurden nach Vorschlägen von John Herschel, dem Sohn des Uranus-Entdeckers Wilhelm Herschel, benannt. Später wurde die Tradition der Namensgebung beibehalten.

Bahneigenschaften

Umlaufbahn

Hubble-Bild der Portia-Gruppe sowie Puck

Desdemona umkreist Uranus auf einer prograden, fast perfekt kreisförmigen Umlaufbahn in einem mittleren Abstand von rund 62.658 km (ca. 2,452 Uranusradien) von dessen Zentrum, also 37.099 km über dessen Wolkenobergrenze. Die Bahnexzentrizität beträgt 0,00013, die Bahn ist 0,11252° gegenüber dem Äquator von Uranus geneigt.

Desdemona ist der drittinnerste Mond der Portia-Gruppe, zu der auch Bianca, Cressida, Juliet, Portia, Rosalind, Cupid, Belinda und Perdita gehören. Diese Monde haben ähnliche Umlaufbahnen und ähnliche spektrale Eigenschaften.

Die Umlaufbahn des nächstinneren Mondes Cressida ist im Mittel lediglich 892 km von Cressidas Orbit entfernt, die des nächstäußeren Mondes Juliet fast genau 1.700 km.

Desdemona befindet sich inmitten zweier Uranusringe, des innen laufenden ε (Epsilon)-Ringes, der im Mittel rund 11.509 km vom Desdemona-Orbit entfernt ist, und der Innenkante des äußeren ν (Ny)-Staubringes in 3.442 km Entfernung.

Desdemona umläuft Uranus in 11 Stunden, 22 Minuten und 3,33 Sekunden. Da dies schneller ist als die Rotation des Uranus, geht Desdemona vom Uranus aus gesehen im Westen auf und im Osten unter.

Rotation

Es wird vermutet, dass Desdemona synchron rotiert und ihre Achse eine Neigung von 0° aufweist.

Physikalische Eigenschaften

Desdemona hat einen mittleren Durchmesser von 64,0 km. Auf den Aufnahmen von Voyager 2 erschien Desdemona als längliches Objekt mit Abmessungen von 90 × 54 × 54 km, wobei die Längsachse auf Uranus ausgerichtet ist.

Ihre mittlere Dichte ist mit 1,3 g/cm3 deutlich geringer als die Dichte der Erde und weist darauf hin, dass der Mond überwiegend aus Wassereis zusammengesetzt ist.

Desdemona weist eine sehr geringe Albedo von 0,08 auf, d. h., 8 % des eingestrahlten Sonnenlichts werden von der Oberfläche reflektiert. Sie ist damit ein sehr dunkler Himmelskörper.

An ihrer Oberfläche beträgt die Schwerebeschleunigung 0,0116 m/s2, dies entspricht etwa 1 ‰ der irdischen. Die mittlere Oberflächentemperatur von Desdemona wird auf zwischen −184 °C und −209 °C (89–64 K) geschätzt.

Im Spektrum erscheint die Oberfläche von Desdemona grau gefärbt.

Es ist möglich, dass Desdemona innerhalb der nächsten 100 Millionen Jahre mit der knapp 900 km entfernten inneren Cressida oder der 1.700 km entfernten äußeren Juliet kollidiert.

Erforschung

Seit dem Vorbeiflug von Voyager 2 wurde das Uranussystem von erdbasierten Beobachtungen wie auch dem Hubble-Weltraumteleskop intensiv studiert. Dabei konnten die Bahnparameter von Desdemona präzisiert werden.

Weblinks

Auf dieser Seite verwendete Medien

PIA01278 Hubble Tracks Clouds on Uranus.jpg

Original Caption Released with Image: Taking its first peek at Uranus, NASA Hubble Space Telescope's Near Infrared Camera and Multi-Object Spectrometer (NICMOS) has detected six distinct clouds in images taken July 28,1997.

The image on the right, taken 90 minutes after the left-hand image, shows the planet's rotation. Each image is a composite of three near-infrared images. They are called false-color images because the human eye cannot detect infrared light. Therefore, colors corresponding to visible light were assigned to the images. (The wavelengths for the "blue," "green," and "red" exposures are 1.1, 1.6, and 1.9 micrometers, respectively.)

At visible and near-infrared light, sunlight is reflected from hazes and clouds in the atmosphere of Uranus. However, at near-infrared light, absorption by gases in the Uranian atmosphere limits the view to different altitudes, causing intense contrasts and colors.

In these images, the blue exposure probes the deepest atmospheric levels. A blue color indicates clear atmospheric conditions, prevalent at mid-latitudes near the center of the disk. The green exposure is sensitive to absorption by methane gas, indicating a clear atmosphere; but in hazy atmospheric regions, the green color is seen because sunlight is reflected back before it is absorbed. The green color around the south pole (marked by "+") shows a strong local haze. The red exposure reveals absorption by hydrogen, the most abundant gas in the atmosphere of Uranus. Most sunlight shows patches of haze high in the atmosphere. A red color near the limb (edge) of the disk indicates the presence of a high-altitude haze. The purple color to the right of the equator also suggests haze high in the atmosphere with a clear atmosphere below.

The five clouds visible near the right limb rotated counterclockwise during the time between both images. They reach high into the atmosphere, as indicated by their red color. Features of such high contrast have never been seen before on Uranus. The clouds are almost as large as continents on Earth, such as Europe. Another cloud (which barely can be seen) rotated along the path shown by the black arrow. It is located at lower altitudes, as indicated by its green color.

The rings of Uranus are extremely faint in visible light but quite prominent in the near infrared. The brightest ring, the epsilon ring, has a variable width around its circumference. Its widest and thus brightest part is at the top in this image. Two fainter, inner rings are visible next to the epsilon ring.

Eight of the 10 small Uranian satellites, discovered by Voyager 2, can be seen in both images. Their sizes range from about 25 miles (40 kilometers) for Bianca to 100 miles (150 kilometers) for Puck. The smallest of these satellites have not been detected since the departure of Voyager 2 from Uranus in 1986. These eight satellites revolve around Uranus in less than a day. The inner ones are faster than the outer ones. Their motion in the 90 minutes between both images is marked in the right panel. The area outside the rings was slightly enhanced in brightness to improve the visibility of these faint satellites.

The Wide Field/Planetary Camera 2 was developed by the Jet Propulsion Laboratory and managed by the Goddard Spaced Flight Center for NASA's Office of Space Science.

This image and other images and data received from the Hubble Space Telescope are posted on the World Wide Web on the Space Telescope Science Institute home page at URL http://oposite.stsci.edu/pubinfo/