Chancengerechtigkeit

Der Begriff der Chancengerechtigkeit stammt aus der Bildungspolitik und bezeichnet die Forderung nach einem „gerechten“ Zugang zu sozialen Gütern und Positionen ermöglichen. Dabei kann eine Sozialordnung als „chancengerecht“ beurteilt werden, selbst wenn die Chancen nicht völlig gleich verteilt sind, also im Unterschied zum Begriff der „Chancengleichheit“. Die genauen Begriffsbestimmungen und Verhältnisbestimmungen von „Chancengerechtigkeit“ und „Chancengleichheit“ sind dabei abhängig von den zugrundegelegten Auffassungen über Gerechtigkeit, insb. über Soziale Gerechtigkeit, und ggf. auch über wünschenswerte Wirtschafts- und Sozialordnungen und deren erwartete Effekte. Der Begriff der „Chancengleichheit“ kann u. a. auch so gebraucht werden, dass damit die Forderung verbunden wird, jede Person solle, gleichgültig, welcher sozialen Schicht sie entstammt, exakt gleiche Chancen (z. B. auf Ausbildungsgänge) erhalten, während „Chancengerechtigkeit“ entsprechende Zugangsrechte relativiert auf die individuellen Begabungen.

Erklärfilm „Diversity und Chancengerechtigkeit“ der Heinrich-Böll-Stiftung (2018)

Der Begriff der Chancengerechtigkeit wurde von den 1970er bis 1990er Jahren hauptsächlich von Bildungspolitikern der CDU benutzt, gehört nun aber seit einigen Jahren auch zum Vokabular von liberalen und sozialdemokratischen Bildungspolitikern.

Kritik am Begriff der Chancengerechtigkeit

Von der Bourdieuschen Bildungsforschung wird der Begriff Chancengerechtigkeit als Teil einer politischen Kampagne kritisiert: „‚Chancengerechtigkeit‘, wie sie seit Anfang der 80er Jahre in der Bundesrepublik diskutiert wurde, meint jene ‚Gerechtigkeit‘, die die ‚Leistungen‘ der Eltern ‚gerechterweise‘ an die Kinder weiterzugeben erlaubt und die ‚ungerechte Gleichmacherei‘ konterkariert. Sie meint somit nichts als die Legitimation sozial-hereditärer Privilegienweitergabe.“[1]

Weblinks

Wiktionary: Chancengerechtigkeit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Axel Bolder, Margareta Steinrücke: Wie die Kultur zum Bauern kommt. Über Bildung, Klassen und Erziehung. Schriften zu Politik & Kultur 4. In: vsa-verlag.de. Pierre Bourdieu, abgerufen am 25. September 2023 (Vorwort).

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Erklärfilm "Diversity und Chancengerechtigkeit".webm
(c) Heinrich-Böll-Stiftung, CC BY 3.0
Die Heinrich-Böll-Stiftung fördert jährlich rund 1.000 Studierende und Promovierende aus dem In- und Ausland, die den Zielen des grünen Projekts positiv gegenüber stehen. Jedes Jahr werden bis zu 200 Stipendiatinnen und Stipendiaten neu in die Förderung aufgenommen. In der Studien- und Promotionsförderpraxis ist Diversity-Management ein konstitutives Element. Die hierfür wesentlichen Diversity-Kategorien und Gruppen sind unter anderem Studierende mit einem Migrationshintergrund und/oder nichtakademischen Elternhaus. Die Förderung von Frauen ist ein weiteres Anliegen der Stiftung, insbesondere in Studienfächern, in denen sie bisher unterrepräsentiert sind.

In dem Erklärfilm "Diversity und Chancengerechtigkeit" erzählen die Studentinnen und Studenten, welche Werte sie mit der Heinrich-Böll-Stiftung verbinden, was Chancengerechtigkeit für sie bedeutet und was sie in Diversity-Fragen bewegt.

Den Film produzierten die zwei Studienstipendiatinnen der Heinrich-Böll-Stiftung Yulia Lokshina und Julian Bogenfeld.