Bundesausbildungsförderungsgesetz

Basisdaten
Titel:Bundesgesetz über individuelle Förderung der Ausbildung
Kurztitel:Bundesausbildungsförderungsgesetz
Abkürzung:BAföG
Art:Bundesgesetz
Geltungsbereich:Bundesrepublik Deutschland
Rechtsmaterie:Verwaltungsrecht, Sozialrecht
Fundstellennachweis:2212-2
Ursprüngliche Fassung vom:26. August 1971
(BGBl. I S. 1409)
Inkrafttreten am:1. September 1971
Neubekanntmachung vom:7. Dezember 2010
(BGBl. I S. 1952, ber. 2012 I S. 197)
Letzte Änderung durch:Art. 3 G vom 21. Dezember 2022
(BGBl. I S. 2847, 2850)
Inkrafttreten der
letzten Änderung:
31. Dezember 2022
(Art. 8 G vom 21. Dezember 2022)
GESTA:B015
Bitte den Hinweis zur geltenden Gesetzesfassung beachten.

Das Bundes­ausbildungs­förderungs­gesetz (BAföG) regelt die staatliche Unterstützung für die Ausbildung von Schülern und Studenten in Deutschland. Mit dem Kürzel BAföG wird umgangssprachlich auch die Sozialleistung bezeichnet, die sich aus dem Gesetz ergibt. Das Gesetz gilt nach § 68 Nr. 1 SGB I bis zu seiner Einordnung in das Sozialgesetzbuch als dessen Besonderer Teil.

Das sogenannte Aufstiegs-BAföG (früher: Meister-BAföG), mit dem die berufliche Aufstiegsfortbildung von Handwerkern und anderen Fachkräften finanziell gefördert wird, ist nicht im Bundesausbildungsförderungsgesetz, sondern im Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz (AFBG) geregelt.

Zweck

Hauptziele des BAföG sind die Erhöhung der Chancengleichheit im Bildungswesen sowie die Mobilisierung von Bildungsreserven in den einkommensschwächeren Bevölkerungsschichten. Das Förderungsziel gilt mit dem Erwerb eines Hochschulabschlusses als erreicht, auch wenn hierfür keine Förderung in Anspruch genommen wurde. Ein Promotionsstudium wird folglich nicht gefördert; für die Förderung von Masterstudiengängen wurde das Gesetz in Reaktion auf den Bologna-Prozess erweitert (s. u., konsekutiver Studiengang).

Das Ziel einer Chancengleichheit in dem Sinne, allen Studierenden ein nebenarbeitsfreies Studium zu ermöglichen, wird allerdings nur eingeschränkt erreicht. Die Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks belegt, dass 68 % der Studierenden in Deutschland einer Neben-Erwerbstätigkeit nachgehen. Davon gaben 2016 sogar 59 % an, dass sie auf die Erwerbstätigkeit angewiesen seien, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Etwas mehr als die Hälfte der Studierenden war mehrmals die Woche erwerbstätig, 36 % 1-2 mal die Woche.[1]

Geschichte

Protest gegen BAföG-Kürzungen, Kiel 1971

Nach der Einstellung der seit 1957 existierenden Studienförderung nach dem sogenannten Honnefer Modell wurde am 1. September 1971 das BAföG als Vollzuschuss (es musste also nichts zurückgezahlt werden) unter der Kanzlerschaft Willy Brandts für individuell bedürftige Schüler und Studierende eingeführt. Gegenüber dem Vorgängermodell hatte es einen breiteren Kreis von Empfangsberechtigten und garantierte einen Rechtsanspruch auf Förderung. Die Förderung wurde damit einklagbar.

Die Höchstförderung für Studierenden entsprach bei Einführung des BAföG in etwa dem vom Deutschen Studentenwerk in seiner damaligen Sozialerhebung als notwendig erachteten Betrag. Im BAföG ist vorgesehen, dass die Bedarfssätze und Freibeträge alle zwei Jahre zu überprüfen sind. Dies hat zwar zu häufigen Erhöhungen geführt; über weite Phasen blieb die Förderung aber deutlich hinter dem wirklichen Bedarf zurück. Forderungen nach einer Dynamisierung des Anspruchs gemäß allgemeiner Preissteigerung und studentischem Warenkorb oder eines zielgerichteten Ausbaus in Richtung Grundeinkommen blieben indes im Ergebnis ungehört.

Bei der Einführung des BAföG wurden 47 % der Studierenden gefördert.[2] Der Kreis der Anspruchsberechtigten und die Ausgestaltung der Förderung wurden seit Inkrafttreten des BAföG immer wieder verändert. In den 1970er Jahren erfolgten Erweiterungen der Förderungsvoraussetzungen und strukturelle Verbesserungen. Bei der Förderung von Studierenden ging man von der Vollförderung auf eine Mischförderung durch Zuschuss und Grunddarlehen über. Die Förderung für Schüler, insbesondere an allgemeinbildenden Schulen, wurde von einengenden Voraussetzungen abhängig gemacht.

Im Oktober 1982 kam es zu einem Regierungswechsel; die fast 16-jährige Regierungszeit von Helmut Kohl begann. Die Universitäten waren voll, weil geburtenstarke Jahrgänge im studierfähigen Alter waren. Ausbildungsplätze waren – auch aufgrund der Wirtschaftslage u. a. nach der zweiten Ölkrise 1979 – knapp. Die Umstellung der studentischen Ausbildungsförderung auf Volldarlehen (1983 bis 1990) bedeutete bei durchschnittlich zehn Semestern Studienzeit bis zu 70.000 DM BAföG-Schulden für mit Höchstsatz geförderte Studierende.[3] Zudem wurde die Ausbildungsförderung für Schüler an allgemeinbildenden Schulen praktisch abgeschafft: sie werden seitdem nur noch dann gefördert, wenn sie ausbildungsbedingt, also aufgrund einer unzumutbar großen Entfernung zur Schule, nicht bei ihren Eltern wohnen können.

Die Volldarlehensförderung wurde 1990 teilweise korrigiert, im Zusammenhang mit der Ausdehnung des Geltungsbereichs des BAföG auf die neuen Bundesländer. Denn ostdeutschen Studierenden wurde ein seit 1953 in der DDR bestehendes einheitliches Grundstipendium in Höhe von 200 M (Stand 1981) für alle in- und ausländischen Studierenden gewährt.[4] Für Studierende, die auf Grund ihrer sozialen Verhältnisse besonderer Unterstützung bedurften, konnte das Grundstipendium um 50 M monatlich erhöht werden. Die Förderung im wiedervereinigten Deutschland wird seither zu 50 % als Zuschuss und zu 50 % als Darlehen gewährt.

Durch zahlreiche Gesetzesnovellen in den 1980er und 1990er Jahren, die die Förderungsmöglichkeiten reduzierten, erreichte das BAföG im Jahr 1998 seinen Tiefpunkt. Das BAföG bildete nur noch für knapp 13 Prozent der Studierenden eine (Teil-)Finanzierungsquelle.

Nach der Bundestagswahl 1998 bildete Gerhard Schröder die erste rot-grüne Regierungskoalition. Sie beschloss 2001 eine weitreichende Reform, die viele Einschränkungen der Kohl-Ära zurücknahm. Zusätzliche Veränderungen erfolgten etwa durch die Freistellung des Kindergeldes bei der Einkommensanrechnung. Zudem müssen seither insgesamt nur maximal 10.000 Euro des Darlehens zurückgezahlt werden (sogenanntes Deckelungsprinzip bei der Darlehensrestschuld). Nach dieser Reform gewann das BAföG wieder wesentlich an Bedeutung. Im Jahr 2003 erhielten bereits mehr als 25 % der Studierenden Förderung nach dem BAföG.

Laut Statistischem Bundesamt bekamen 2008 510.000 Studierende und 312.000 Schüler/-innen BAföG. Studierende bekamen im Schnitt 398 Euro im Monat, Schüler 321 Euro. Nicht alle erhielten das ganze Jahr über Geld, 52 Prozent den Höchstsatz. Bund und Länder haben 2008 über 2,3 Milliarden Euro für die BAföG-Förderung ausgegeben. 2010 waren es fast 2,9 Milliarden Euro.[5]

2010 beschloss die Bundesregierung Merkel eine Novelle des BAföG. Die allgemeine Altersgrenze von 30 Jahren wurde für Masterstudiengänge auf 35 Jahre angehoben. Begabungs- und leistungsabhängige Stipendien bis zu 300 Euro monatlich werden seither von einer Anrechnung auf den Bedarfssatz nach BAföG ausgenommen. Die für die Ehe und für Ehegatten geltenden Regelungen im BAföG gelten nun auch für Partner einer eingetragenen Lebenspartnerschaft.[6]

Bis zum Jahr 2012 wurde ein Teilerlass für das zinslose staatliche Darlehen gewährt, wenn die Abschlussprüfung besonders gut oder die Ausbildung besonders schnell abgeschlossen wurde.

Im August 2014 gab Bundesbildungsministerin Wanka bekannt, dass die Ausbildungsförderung ab Herbst 2016 um insgesamt 7 % angehoben wird. In diesem soll der Wohnzuschlag-Höchstsatz um 11 % angehoben werden. Nach amtlicher Berechnung soll der Anstieg der Verbraucherpreise seit der letzten Erhöhung 2010 bis 2014 bereits 7 % betragen.

Mit dem 25. BAföG-Änderungsgesetz stimmte der Bundesrat am 19. Dezember 2014 der vollständigen Finanzierung der Ausbildungsförderung durch den Bund zu. Damit werden die Länder um jährlich rund 1,2 Milliarden Euro entlastet, die für zusätzliche Investitionen in die Hochschulen verwendet werden sollen. Zum Schuljahr bzw. Wintersemester 2016/17 hebt der Bund die Bedarfsätze und Freibeträge um 7 % an. Damit wird die Zahl der potentiellen Empfänger um rund 110.000 Studierende und Schüler erweitert. Drittstaatenangehörige mit Aufenthaltstiteln aus humanitären oder familiären Gründen können künftig bereits nach 15 Monaten statt bisher vier Jahren Aufenthalt in Deutschland BAföG beantragen.[7]

Trotz des BAföG-Änderungsgesetzes 2014 ist die Zahl der BAföG-Empfänger gesunken. Während im Jahr 2003 25 % der Studierenden Bafög erhielten (s. o.), waren es 2016 20 %. Laut einer Studie des Studentenwerks müssen immer mehr Studierende arbeiten, um für ihren Lebensunterhalt zu sorgen.[8] Dem soll das 26. BAföG-Änderungsgesetz von 2019 entgegenwirken.[9]

Änderungshistorie

Ausbildungsförderungsgesetz 1970 bis 1971
Beginn der RechtskraftEnde der RechtskraftTitelArt der AusfertigungAusgefertigtVerkündetVeröffentlichung im BGBl.
1. Juli 197030. September 1971Erstes Gesetz über individuelle Förderung der AusbildungErstverkündung19. September 196924. September 1969BGBl. I S. 1719
1. Januar 197130. September 1971Zweites Gesetz zur Änderung des Ersten Gesetzes über individuelle Förderung der AusbildungÄnderung9. März 197113. März 1971BGBl. I S. 177
1. Januar 197130. September 1971Drittes Gesetz zur Änderung des Ersten Gesetzes über individuelle Förderung der AusbildungÄnderung14. Mai 197118. Mai 1971BGBl. I S. 666
Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) seit 1971
Rechtskraft1TitelArt der AusfertigungAusgefertigtVerkündetBundesgesetzblatt
1. September 1971Bundesgesetz über die individuelle Förderung der AusbildungErstverkündung26. August 197131. August 1971BGBl. I S. 1409
1. August 1973Gesetz zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes und des ArbeitsförderungsgesetzesÄnderung14. November 197316. November 1973BGBl. I S. 1637
1. August 1974Zweites Gesetz zur Änderung des BundesausbildungsförderungsgesetzesÄnderung31. Juli 19743. August 1974BGBl. I S. 1649
1. August 1974Drittes Gesetz zur Änderung des BundesausbildungsförderungsgesetzesÄnderung31. Juli 19755. August 1975BGBl. I S. 2081
1. Januar 1975Einführungsgesetz zum StrafgesetzbuchÄnderung2. März 19749. März 1974BGBl. I S. 469
1. August 1975Gesetz zur Verbesserung der Haushaltsstruktur2Änderung18. Dezember 197520. Dezember 1975BGBl. I S. 3091
1. September 1975Gesetz über die Krankenversicherung der StudentenÄnderung24. Juni 197528. Juni 1975BGBl. I S. 1536
1. Januar 1976SozialgesetzbuchÄnderung11. Dezember 197513. Dezember 1975BGBl. I S. 3015
1. April 1976Bekanntmachung der Neufassung des Bundesgesetzes über individuelle Förderung der Ausbildung2Neufassung9. April 197622. April 1976BGBl. I S. 989
1. April 1977Viertes Gesetz zur Änderung des BundesausbildungsförderungsgesetzesÄnderung26. April 197730. April 1977BGBl. I S. 653
1. August 1978Fünftes Gesetz zur Änderung des BundesausbildungsförderungsgesetzesÄnderung17. November 197824. November 1978BGBl. I S. 1794
1. Juli 1979Sechstes Gesetz zur Änderung des BundesausbildungsförderungsgesetzesÄnderung16. Juli 197921. Juli 1979BGBl. I S. 1037
1. August 1980Gesetz über Maßnahmen für im Rahmen humanitärer Hilfsaktionen aufgenommene FlüchtlingeÄnderung22. Juli 198029. Juli 1980BGBl. I S. 1057
1. Januar 1981SozialgesetzbuchÄnderung18. August 198026. August 1980BGBl. I S. 1469
1. August 1981Siebentes Gesetz zur Änderung des BundesausbildungsförderungsgesetzesÄnderung13. Juli 198114. Juli 1981BGBl. I S. 625
1. Januar 1982Zweites Gesetz zur Verbesserung der HaushaltsstrukturÄnderung22. Dezember 198129. Dezember 1981BGBl. I S. 1523
1. August 1982Gesetz über das AsylverfahrenÄnderung16. Juli 198221. Juli 1982BGBl. I S. 946
1. Januar 1983Gesetz zur Wiederbelebung der Wirtschaft und Beschäftigung und zur Entlastung des BundeshaushaltsÄnderung20. Dezember 198223. Dezember 1982BGBl. I S. 1857
1. Juli 1983SozialgesetzbuchÄnderung4. November 19829. November 1982BGBl. I S. 1450
1. August 1983Bekanntmachung des Bundesgesetzes über individuelle Förderung der AusbildungNeufassung6. Juni 19838. Juni 1983BGBl. I S. 645
1. August 1983Berichtigung der Neufassung des BundesausbildungsförderungsgesetzesBerichtigung23. Dezember 198331. Dezember 1983BGBl. I S. 1680
1. August 1983Neuntes Gesetz zur Änderung des BundesausbildungsförderungsgesetzesÄnderung26. Juni 198528. Juni 1985BGBl. I S. 1243
1. Juli 1984Achtes Gesetz zur Änderung des BundesausbildungsförderungsgesetzesÄnderung24. Mai 198429. Mai 1984BGBl. I S. 707
6. November 1985Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 6. November 1985 - 1 BvL 47/83BVerfG-Entscheidung30. Januar 198615. Februar 1986BGBl. I S. 257
1. Juli 1986Zehntes Gesetz zur Änderung des BundesausbildungsförderungsgesetzesÄnderung16. Juni 198624. Juni 1986BGBl. I S. 897
1. Januar 1987Elftes Gesetz zur Änderung des BundesausbildungsförderungsgesetzesÄnderung21. Juni 198824. Juni 1988BGBl. I S. 829
1. Januar 1989Gesetz zur Strukturreform des GesundheitswesenÄnderung20. Dezember 198829. Dezember 1988BGBl. I S. 2477
1. April 1990Zwölftes Gesetz zur Änderung des BundesausbildungsförderungsgesetzesÄnderung22. Mai 199029. Mai 1990BGBl. I S. 936
1. August 1990Dreizehntes Gesetz zur Änderung des BundesausbildungsförderungsgesetzesÄnderung20. Dezember 199029. Dezember 1990BGBl. I S. 2982
3. Oktober 19903Gesetz zu dem Vertrag vom 31. August 1990 zwischen der Bundesrepublik Deutschland
und der Deutschen Demokratischen Republik über die Herstellung der Einheit Deutschlands
- Einigungsvertragsgesetz - und der Vereinbarung vom 18. September 19904
Änderung23. September 199028. September 1990BGBl. II S. 885
1. Januar 1991Vierzehntes Gesetz zur Änderung des BundesausbildungsförderungsgesetzesÄnderung30. Juli 199106. August 1991BGBl. I S. 1732
1. Juli 1992Fünfzehntes Gesetz zur Änderung des BundesausbildungsförderungsgesetzesÄnderung19. Juni 199226. Juni 1992BGBl. I S. 1062
25. Juli 1993Sechzehntes Gesetz zur Änderung des BundesausbildungsförderungsgesetzesÄnderung13. Juli 199324. Juli 1993BGBl. I S. 1202
18. September 1993Gesetz zur Verbesserung der steuerlichen Bedingungen zur Sicherung des Wirtschaftsstandorts Deutschland
im Europäischen Binnenmarkt
Änderung13. September 199317. September 1993BGBl. I S. 1569
1. Januar 19945Gesetz zur Ausführung des Abkommens vom 2. Mai 1992 über den Europäischen WirtschaftsraumÄnderung27. April 199330. April 1993BGBl. I S. 512
1. Januar 1994Zweites Gesetz zur Umsetzung des Spar-, Konsolidierungs- und WachstumsprogrammsÄnderung21. Dezember 199330. Dezember 1993BGBl. I S. 2374
1. Juli 1994Gesetz zur Sicherung und Strukturverbesserung der gesetzlichen KrankenversicherungÄnderung21. Dezember 199229. Dezember 1992BGBl. I S. 2266
1. Juli 1994Zweites Gesetz zur Bereinigung von SED-UnrechtÄnderung23. Juni 199429. Juni 1994BGBl. I S. 1311
1. Januar 1995Gesetz zur sozialen Absicherung des Risikos der PflegebedürftigkeitÄnderung26. Mai 199428. Mai 1994BGBl. I S. 1014
10. Januar 1995Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 10. Januar 1995 - 1 BvL 20/87, 1 BvL 20/88BVerfG-Entscheidung23. März 199507. April 1995BGBl. I S. 478
1. Juli 1995Siebzehntes Gesetz zur Änderung des BundesausbildungsförderungsgesetzesÄnderung24. Juli 199528. Juli 1995BGBl. I S. 976
21. Oktober 1995Jahressteuergesetz 1996Änderung11. Oktober 199520. Oktober 1995BGBl. I S. 1250
1. August 1996Achtszehntes Gesetz zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes6Änderung17. Juli 199624. Juli 1996BGBl. I S. 1006
1. August 1996Gesetz zur Reform des SozialhilferechtsÄnderung23. Juli 199629. Juli 1996BGBl. I S. 1088
1. August 1996Neunzehntes Gesetz zur Änderung des BundesausbildungsförderungsgesetzesÄnderung25. Juni 199829. Juni 1998BGBl. I S. 1609
5. Juli 1997Gesetz zur Verbesserung rehabilitierungsrechtlicher Vorschriften für Opfer der politischen Verfolgung in der ehemaligen DDRÄnderung1. Juli 19974. Juli 1997BGBl. I S. 1609
14. Oktober 1997Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 14. Oktober 1997 - 1 BvL 5/93BVerfG-Entscheidung6. Februar 199811. März 1998BGBl. I S. 427
1. Januar 19987Gesetz zur Reform der ArbeitsförderungÄnderung24. März 199727. März 1997BGBl. I S. 594
10. November 1998Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 10. November 1998 - 1 BvL 50/92BVerfG-Entscheidung13. Januar 199908. Februar 1999BGBl. I S. 79
2. Februar 1999Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 2. Februar 1999 - 1 BvL 8/97BVerfG-Entscheidung29. März 199914. April 1999BGBl. I S. 699
13. Mai 1999Zwanzigstes Gesetz zur Änderung des BundesausbildungsförderungsgesetzesÄnderung7. Mai 199912. Mai 1999BGBl. I S. 850
1. Januar 2000Gesetz zur Sanierung des BundeshaushaltsÄnderung22. Dezember 199928. Dezember 1999BGBl. I S. 2534
1. Januar 2000Gesetz zur FamilienförderungÄnderung22. Dezember 199928. Dezember 1999BGBl. I S. 2552
1. Januar 2000Gesetz zur Bereinigung von steuerlichen VorschriftenÄnderung22. Dezember 199929. Dezember 1999BGBl. I S. 2601
31. Dezember 2000Gesetz zur Änderung rehabilitierungsrechtlicher VorschriftenÄnderung20. Dezember 200128. Dezember 2001BGBl. I S. 3986
1. Januar 2001Gesetz zur Einführung des Euro im Sozial- und Arbeitsrechtsowie zur Änderung anderer VorschriftenÄnderung21. Dezember 200029. Dezember 2000BGBl. I S. 1983
1. April 2001Gesetz zur Reform und Verbesserung der Ausbildungsförderung – AusbildungsförderungsreformgesetzÄnderung19. März 200126. März 2001BGBl. I S. 390
keine8Gesetz zur Steuerung und Begrenzung der Zuwanderung und zur Regelung des Aufenthalts und der Integration
von Unionsbürgern und Ausländern
Änderung20. Juni 200225. Juni 2002BGBl. I S. 1946
18. Dezember 2002Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 18. Dezember 2002 - 2 BvF 1/02BVerfG-Entscheidung16. Januar 200329. Januar 2003BGBl. I S. 126
22. August 2003Gesetz zur Neustrukturierung der Förderbanken des BundesÄnderung15. August 200321. August 2003BGBl. I S. 1657
1. Januar 20059Drittes Gesetz für moderne Dienstleistungen am ArbeitsmarktÄnderung23. Dezember 200327. Dezember 2003BGBl. I S. 2848
1. Januar 2005Viertes Gesetz für moderne Dienstleistungen am ArbeitsmarktÄnderung24. Dezember 200329. Dezember 2003BGBl. I S. 2954
1. Januar 2005Gesetz zur Einordnung des Sozialhilferechts in das SozialgesetzbuchÄnderung27. Dezember 200330. Dezember 2003BGBl. I S. 3022
1. Januar 2005Gesetz zur Steuerung und Begrenzung der Zuwanderung und zur Regelung des Aufenthalts und der Integration
von Unionsbürgern und Ausländern
Änderung30. Juli 20045. August 2004BGBl. I S. 1950
8. Dezember 2004Einundzwanzigstes Gesetz zur Änderung des BundesausbildungsförderungsgesetzesÄnderung2. Dezember 20047. Dezember 2004BGBl. I S. 3127
1. Januar 2006Gesetz zur Neuorganisation der Bundesfinanzverwaltung und zur Schaffung eines RefinanzierungsregistersÄnderung22. September 200527. September 2005BGBl. I S. 2809
1. Januar 2008Zweiundzwanzigstes Gesetz zur Änderung des BundesausbildungsförderungsgesetzesÄnderung23. Dezember 200731. Dezember 2007BGBl. I S. 3254
16. Dezember 2008Gesetz zur Förderung von Kindern unter drei Jahren in Tageseinrichtungen und in KindertagespflegeÄnderung10. Dezember 200815. Dezember 2008BGBl. I S. 2403
1. Januar 2009Gesetz zur arbeitsmarktadäquaten Steuerung der Zuwanderung Hochqualifizierter und zur Änderung
weiterer aufenthaltsrechtlicher Regelungen
Änderung20. Dezember 200824. Dezember 2008BGBl. I S. 2846
28. Oktober 2010Dreiundzwanzigstes Gesetz zur Änderung des BundesausbildungsförderungsgesetzesÄnderung24. Oktober 201027. Oktober 2010BGBl. I S. 1422
28. Oktober 2010Bekanntmachung der Neufassung des BundesausbildungsförderungsgesetzesNeufassung7. Dezember 201016. Dezember 2010BGBl. I S. 1952
28. Oktober 2010Berichtigung der Bekanntmachung der Neufassung des BundesausbildungsförderungsgesetzesBerichtigung7. Februar 201213. Februar 2012BGBl. I S. 197
21. Juni 2011Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 21. Juni 2011 - 1 BvR 2035/07BVerfG-Entscheidung12. August 201119. August 2011BGBl. I S. 1726
26. November 2011Gesetz zur Umsetzung aufenthaltsrechtlicher Richtlinien der Europäischen Union und zur Anpassung
nationaler Rechtsvorschriften an den EU-Visakodex
Änderung22. November 201125. November 2011BGBl. I S. 2258
14. Dezember 2011Vierundzwanzigstes Gesetz zur Änderung des BundesausbildungsförderungsgesetzesÄnderung6. Dezember 201113. Dezember 2011BGBl. I S. 2569
1. Januar 2012Berichtigung der Bekanntmachung der Neufassung des BundesausbildungsförderungsgesetzesÄnderung7. Dezember 201113. Dezember 2011BGBl. I S. 2592
1. April 2012Gesetz zur Verbesserung der Eingliederungschancen am ArbeitsmarktÄnderung20. Dezember 201127. Dezember 2011BGBl. I S. 2854
2. Dezember 2013Gesetz zur Verbesserung der Rechte von international Schutzberechtigten und ausländischen ArbeitnehmernÄnderung29. August 20135. September 2013BGBl. I S. 3484
1. Januar 2015Fünfundzwanzigstes Gesetz zur Änderung des BundesausbildungsförderungsgesetzesÄnderung23. Dezember 201431. Dezember 2014BGBl. I S. 2475
1. August 2015Gesetz zur Neubestimmung des Bleiberechts und der AufenthaltsbeendigungÄnderung27. Juli 201531. Juli 2015BGBl. I S. 1386
5. April 2017Gesetz zum Abbau verzichtbarer Anordnungen der Schriftform im Verwaltungsrecht des BundesÄnderung29. März 20174. April 2017BGBl. I S. 626
1. August 2018Gesetz zur Neuregelung des Familiennachzugs zu subsidiär SchutzberechtigtenÄnderung12. Juli 201817. Juli 2018BGBl. I S. 1147
16. Juli 2019Sechsundzwanzigstes Gesetz zur Änderung des BundesausbildungsförderungsgesetzesÄnderung8. Juli 201915. Juli 2019BGBl. I S. 1048
1. Januar 2020Gesetz für bessere und unabhängigere PrüfungenÄnderung14. Dezember 201920. Dezember 2019BGBl. I S. 2789
1. März 2020Gesetz zum Ausgleich COVID-19 bedingter finanzieller Belastungen der Krankenhäuser und weiterer GesundheitseinrichtungenÄnderung27. März 202027. März 2020BGBl. I S. 580
1. März 2020Gesetz zur Unterstützung von Wissenschaft und Studierenden aufgrund der COVID-19-PandemieÄnderung25. Mai 202028. Mai 2020BGBl. I S. 1073
24. November 2020Gesetz zur aktuellen Anpassung des Freizügigkeitsgesetzes/EU und weiterer Vorschriften an das UnionsrechtÄnderung12. November 202023. November 2020BGBl. I S. 2416
24. November 2021Gesetz zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes und weiterer Gesetze anlässlich der Aufhebung der Feststellung der epidemischen Lage von nationaler TragweiteÄnderung22. November 202123. November 2021BGBl. I S. 4906
1. Juni 2022Gesetz zur Regelung eines Sofortzuschlages und einer Einmalzahlung in den sozialen Mindestsicherungssystemen sowie zur Änderung des Finanzausgleichsgesetzes und weiterer GesetzeÄnderung23. Mai 202227. Mai 2022BGBl. I S. 760
22. Juli 2022Siebenundzwanzigstes Gesetz zur Änderung des BundesausbildungsförderungsgesetzesÄnderung15. Juli 202221. Juli 2022BGBl. I S. 1150

Legende

1 
Gemeint ist der frühste Zeitpunkt, indem die Rechtskraft durch Inkrafttreten eines Gesetzes und einer Änderung hinsichtlich des Bundesausbildungsförderungsgesetzes die Wirkung entfaltet. Für einzelne Normen kann eine spätere Rechtskraft bestimmt sein.
2 
Das in der Bekanntmachung der Neufassung des BAföG vom 9. April 1976 in Nummer 8 berücksichtigte Gesetz zur Verbesserung der Haushaltsstruktur im Geltungsbereich des Arbeitsförderungsgesetzes und des Bundesversorgungsgesetzes vom 18. Dezember 1975 (BGBl. I S. 3113) stellt nur eine Änderung des Gesetzesentwurfs zum 18. Dezember 1975 ausgefertigten Haushaltsstrukturgesetzes (BGBl. I S. 3091) dar. Es hat keine Auswirkungen im Bereich des Ausbildungsförderungsrechts.
3 
Rückwirkung einzelner Rechtstatbestände aus der BRD und der DDR.
4 
Beinhaltet den Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik über die Herstellung der Einheit Deutschlands (BGBl. II S. 889) sowie die Anlage I des Vertrags mit dem enthaltenen Kapitel XVI des Geschäftsbereichs des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft im Sachgebiet B Ausbildungsförderung (BGBl. II S. 1132).
5 
Bekanntmachung des Inkrafttretens am 30. Dezember 1993 im Bundesgesetzblatt mit Wirkung zum 1. Januar 1994 (BGBl. I S. 2436).
6 
Teile des Gesetzes sind durch das Neunzehnte Gesetz zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes vor Inkrafttreten gestrichen (BGBl. I S. 1609).
7 
In der Bekanntmachung der Neufassung des BAföG vom 7. Dezember 2010 wird irrtümlich in Nummer 23 auf den 1. Januar 1997 (BGBl. I S. 1952) verwiesen. Der Artikel 83 des hier betreffenden Gesetzes bestimmt den 1. Januar 1998.
8 
Das Gesetz zur Steuerung und Begrenzung der Zuwanderung und zur Regelung des Aufenthalts und der Integration von Unionsbürgern und Ausländern in der Fassung vom 20. Juni 2002 (BGBl. I S. 1946) hat das Bundesverfassungsgericht mit Entscheidung zum Aktenzeichen 2 BvF 1/02 vom 18. Dezember 2010 (BGBl. I S. 126) für nichtig erklärt, sodass die vorgesehenen Änderungen des Bundesausbildungsförderungsgesetzes keine Wirkungen entfalten.
9 
Entgegen der Bekanntmachung der Neufassung des BAföG vom 7. Dezember 2010 ist in Nummer 35 des genannten Gesetzes (BGBl. I S. 1952) kein Inkrafttreten auf den nächsten Tag nach der Verkündung bestimmt, sodass ein Inkrafttreten am 28. Dezember 2003 nicht vorgesehen ist. Richtig ist der 1. Januar 2005.

Förderungsfähige Ausbildungen

BAföG-Büro der Uni Wuppertal.

Ausbildungsform

Nach dem BAföG kann der Besuch von allgemeinbildenden Schulen ab Klasse 10, von Fachschulen und Berufsfachschulen, von Schulen des Zweiten Bildungsweges, von Akademien und Hochschulen gefördert werden. Für die Förderung von Schülern bestehen dabei allerdings erhebliche Einschränkungen. Ausbildungen im dualen System können nicht nach dem BAföG gefördert werden; insoweit kommt aber Berufsausbildungsbeihilfe in Betracht.

Im Grundsatz kann nur eine erste Ausbildung gefördert werden. Für eine Förderung nach einem Fachrichtungswechsel oder einem Ausbildungsabbruch bestehen erhebliche Einschränkungen, soweit es sich nicht um eine erste und frühzeitig erfolgte Entscheidung handelt. Bis zum Ende des zweiten Semesters ist ein Wechsel in der Regel ohne weitere Begründung möglich. Bis zum Ende des dritten Semesters (bzw. bei Verlust von höchstens drei Fachsemestern durch den Wechsel) wird ein „wichtiger“ Grund erwartet. Danach ist ein Wechsel ohne Verlust des BAföGs nur bei einem „unabweisbaren“ Grund möglich.[10]

Mit der zunehmenden Umstellung von Studiengängen auf die Bachelor-Master-Struktur ergeben sich insoweit Probleme, weil der Bachelor-Abschluss grundsätzlich als erster berufsqualifizierender Abschluss angelegt ist, ein anschließender Master-Studiengang folglich bereits als Zweitausbildung zu gelten hat und nur dann gefördert werden kann, wenn er auf einen Bachelor-Studiengang „aufbaut“ und in der Regel nahtlos anschließt (so genannter „konsekutiver“ Studiengang).

Fernstudien werden nur längstens 12 Monate gefördert, wenn der Lehrgang in diesen 12 Monaten auch abgeschlossen werden kann und das Studium „vollzeit“ durchgeführt wird. Bei dreijährigen Studien kann so das letzte Jahr gefördert werden.

In- und Ausland

Gefördert werden außer Ausbildungen im Inland seit dem 1. Januar 2008 auch das vollständig im Ausland verbrachte Studium an einer Hochschule in der EU oder der Schweiz. Deutsche Studierende, die im Inland Anspruch auf BAföG haben, können für Auslandsaufenthalte das Auslands-BAföG beantragen.[11] Wegen des dort höheren Bedarfs (erhöhte Lebenshaltung, Reisekosten und ggf. Studiengebühren) kann sich ein Antrag auch für diejenigen lohnen, die im Inland wegen höherer Einkommen aus der Förderung fallen.

Des Weiteren ist eine Förderung für Schüler möglich, die ein Jahr im Ausland verbringen wollen.

Der Europäische Gerichtshof entschied, dass die vormals angewandte Regelung, wonach nur dann eine Ausbildung im Ausland gefördert wurde, wenn sie die Fortsetzung einer mindestens ein Jahr lang in Deutschland begonnenen Ausbildung darstellte, gegen den Grundsatz der Freizügigkeit verstieß.[12] Im Januar 2010 entschied das Verwaltungsgericht Münster, dass auch Personen, die dauerhaft in einem anderen EU-Land leben und dort studieren, grundsätzlich eine BAföG-Förderung erhalten dürfen.[13]

Nach Medienangaben gäbe es im Fall eines No Deal-Brexits nach einer Übergangsfrist von einem Jahr keine Möglichkeit mehr für ein BAföG-gefördertes Auslandsstudium im Vereinigten Königreich.[14]

Persönliche Voraussetzungen

Die Leistungen des Schülers oder Studierenden müssen erwarten lassen, dass das angestrebte Ausbildungsziel erreicht wird; dies wird grundlegend mit dem regelmäßigen Besuch der Ausbildungsstätte belegt. Ab dem fünften Semester einer Hochschulausbildung erfolgt eine Förderung nur noch, wenn der Betroffene zeitgerecht den normalen geforderten Leistungsstand des 4. Semesters erreicht hat. In besonders begründeten Fällen (Krankheit, Behinderung, Kinderbetreuung u. a.) kann die Frist überschritten werden.

Ausländer können Leistungen nach dem BAföG in der Regel dann beanspruchen, wenn sie ein von der Ausbildung unabhängiges Aufenthaltsrecht in Deutschland besitzen, etwa weil sie hier aufgewachsen sind oder ihr Aufenthaltsrecht von hier lebenden Eltern oder vom Partner ableiten. In wenigen Fällen – etwa für Ausländer mit einer „Duldung“ – ist zudem eine Mindestaufenthaltsdauer von 15 Monaten (ab August 2016), vormals von vier Jahren erforderlich.[15] Wer hingegen ein Aufenthaltsrecht nur zu Ausbildungszwecken besitzt, kann in der Regel – auch als Unionsbürger – keine BAföG-Leistungen beanspruchen, vgl. § 8 BAföG.[16]

Auszubildende müssen bei Beginn des Ausbildungsabschnitts (z. B. des Studiums) jünger als 45 Jahre sein, sofern nicht bestimmte Ausnahmetatbestände, wie etwa die Betreuung von Kindern oder pflegebedürftiger Angehöriger oder der Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung auf dem 2. Bildungsweg ein Überschreiten der Altersgrenze rechtfertigen.

Vor dem 1. August 2022 lag die Altersgrenze bei 30 Jahren. Für den Beginn eines Masterstudiums lag sie bei 35 Jahren.

Höhe der Leistungen

Die Geldleistungen nach dem BAföG erfolgen nach pauschalen Bedarfsbeträgen (Bedarf), auf die eigenes Einkommen und Vermögen des Schülers oder Studierenden sowie Einkommen seines Ehegatten bzw. eingetragenen Lebenspartners und – in aller Regel – auch seiner Eltern angerechnet werden. Das BAföG ist somit „familienabhängig“.

Bedarf für den Lebensunterhalt

Die Bedarfssätze differieren nach Art der Ausbildung und danach, ob die zu Fördernden bei den Eltern wohnen oder nicht. Bei Schülern sind es jeweils Pauschalsätze, bei Studierenden wird ein Grundbedarfssatz um einen pauschalen Unterkunftsanteil erhöht. Hinzu kommt ein Kranken- und Pflegeversicherungszuschlag für Personen, die sich selbst versichern müssen (ab 25 Jahre, bspw. in der Krankenversicherung der Studenten) sowie – unter engen Voraussetzungen – gegebenenfalls ein Härtefallzuschlag, etwa bei besonders hohen Unterkunftskosten oder bei Internatsunterbringung. Der BAföG-Höchstsatz und der Unterkunftsanteil bei Studierenden ist der folgenden Tabelle zu entnehmen, dort exklusive Kranken- und Pflegeversicherungs-Zuschlag (94+28 Euro, 176+38 Euro ab dem 30. Lj.). Für Studierende werden 50 % des Maximalbedarfs als unverzinsliches Darlehen gewährt, Schüler erhalten BAföG rückerstattungsfrei. Hinzu tritt das auf die Geförderten entfallende, anrechnungsfreie Kindergeld (früher nur bei Einkommen unter ca. 8.000 Euro).

gültig abSchüler § 12 BAföGStudierende § 13 BAföGQuelle
ohne Beruf
nicht / bei den Eltern
mit Beruf
nicht / bei den Eltern
an Fach- / Hochschulen
Grundbedarf
nicht / bei den Eltern
zzgl. Unterkunft
22. Juli 2022632 / 262 EUR736 / 474 EUR421 / 452 EUR360 / 59 EUR[17][18]
1. August 2020585 / 247 EUR681 / 448 EUR398 / 427 EUR325 / 56 EUR[19][20]
16. Juli 2019580 / 243 EUR675 / 439 EUR391 / 419 EUR325 / 55 EUR[21][22]
1. August 2016504 / 231 EUR587 / 418 EUR372 / 399 EUR250 / 52 EUR[23][24]
28. Oktober 2010465 / 216 EUR543 / 391 EUR348 / 373 EUR224 / 49 EUR[25][26]
1. August 2008383+72 / 212 EUR459+72 / 383 EUR341 / 366 EUR146+72 / 48 EUR[27][28]
1. Januar 2008348+64 / 192 EUR417+64 / 348 EUR310 / 333 EUR133+64 / 44 EUR[29][30]

Seit 2008 gibt es einen Kinderbetreuungszuschlag (§ 14b BAföG) für eigene Kinder, die mit im Haushalt leben. Dieser beläuft sich derzeit (Stand 2022) auf 160 Euro für jedes Kind unter 14 Jahren.

Aufgrund der Pauschalierung von BAföG-Leistungen kommt es in der Praxis inzwischen häufig dazu, dass die tatsächlichen Kosten für Unterkunft und Heizung nicht gedeckt werden.[31] Das Bundesverwaltungsgericht hat in diesem Zusammenhang in einem schwebenden Verfahren dem Bundesverfassungsgericht die Frage vorgelegt, ob die entsprechende BAföG-Norm, welche die Höhe der Leistungen regelt, mit dem verfassungsrechtlichen Teilhaberecht auf chancengleichen Zugang zu staatlichen Ausbildungsangeboten vereinbar ist.[32]

Schüler und bei den Eltern lebende Studierende haben Anspruch auf ergänzende Leistungen nach dem SGB II, wenn sie BAföG erhalten, nur wegen Anrechnung von Einkommen bzw. Vermögen nicht erhalten oder über ihren BAföG-Antrag noch nicht entschieden wurde (§ 7 Abs. 6 Nr. 2 SGB II). Studierende, die nicht bei den Eltern wohnen, haben diese Möglichkeit nicht, sie können allenfalls bei einem besonderen Härtefall ein Darlehen vom Jobcenter bekommen (§ 27 Abs. 3 Satz 1 SGB II).

Anrechnung von Einkommen und Vermögen

Auf den pauschaliert ermittelten Bedarf werden – ebenfalls pauschaliert – die Beträge angerechnet, die der zu Fördernde und seine Familie aus eigenen Mitteln aufbringen können.

Einkommen und Vermögen des Auszubildenden

Vorrangig wird das eigene (aktuelle) Einkommen des zu Fördernden auf seinen Bedarf angerechnet. Dieses Einkommen muss im Voraus geschätzt werden. Durch den Abzug von Freibeträgen bleiben bei Studierenden von Nebenjobs allerdings 520,92 Euro brutto pro Monat anrechnungsfrei (6.251,04 Euro in 12 Monaten).[33]

Generell kann das „Einkommen im Sinne des BAföG“ nicht mit dem gleichgesetzt werden, was üblicherweise als Brutto-Einkommen oder Netto-Einkommen verstanden wird. Bei einer Ausbildungsvergütung gibt es zum Beispiel keinen Freibetrag, sie wird voll auf den Bedarf angerechnet. Kindergeld gehört seit 2001 nicht mehr dazu. Wenn nach dem Ende des regelmäßig einjährigen Bewilligungszeitraums feststeht, welches Einkommen der Geförderte in dieser Zeit tatsächlich hatte, berechnet das Förderungsamt den Anspruch auf Ausbildungsförderung abschließend. Überzahlte Ausbildungsförderung wird zurückgefordert, andernfalls erfolgt eine Nachzahlung.

Eine Berechnung mit aufgeschlüsseltem Ergebnis ist möglich, allerdings bietet das Bundesministerium seit Ende 2008 keinen Rechner mehr an. Eine in den meisten Fällen ausreichende Annäherung bietet der BAföG-Rechner von Studis Online.[34]

Auch etwaiges Vermögen des zu Fördernden (nicht dagegen Vermögen von Ehegatten, Lebenspartnern und Eltern!) wird angerechnet, soweit es den Freibetrag von 15.000/45.000 Euro übersteigt. Der Freibetrag von 45.000 Euro gilt für Studenten ab 30 Jahren.[35] Bei einem verheirateten oder in einer Lebenspartnerschaft lebenden Geförderten erhöht sich der Freibetrag um weitere 2.300 Euro sowie je weiteres Kind ebenfalls um 2.300 Euro. In Härtefällen „kann ein weiterer Teil des Vermögens anrechnungsfrei bleiben“ (§ 29 BAföG). Seit Januar 2011 werden Kraftfahrzeuge ebenfalls mit dem Zeitwert angerechnet. Neben dem Einkommen wird ein Zwölftel des gesamten den Freibetrag übersteigenden Vermögens auf den monatlichen Bedarf angerechnet. Die Vermögensanrechnung spielt in der Praxis eine erhebliche Rolle, weil durch sog. Kontrollmitteilungen des BZSt an die BAföG-Ämter über Freistellungsaufträge das Vermögen überprüft wird (siehe unten).[36]

Vor dem 1. August 2022 lag der Vermögensfreibetrag bei 8.200 Euro.

Datenabgleich der Freistellungsaufträge durch Finanzamt

Jährlich kommt es für jeden BAföG-Empfänger zum Datenabgleich. Dabei werden dem Amt für Ausbildungsförderung Personen gemeldet, die im Vorjahr Kapitalerträge von mehr als 100 € erhielten. Die Kapitalerträge werden über den Freistellungsauftrag bei den Banken ans BZSt übermittelt. Dem Amt für Ausbildungsförderung werden die Kontonummern, Kontennamen und die jeweiligen Zinserträge gemeldet. BAföG-Empfänger, die über 100 € Kapitalerträge pro Jahr erhielten, müssen ihr tatsächliches Vermögen nachweisen. Bleibt dies unter der Freigrenze, ist alles „nur“ Verwaltungshandeln und zieht keinerlei Konsequenzen nach sich. Für Verheiratete bzw. Verpartnerte gilt das ebenfalls. Da die Freistellungsaufträge gemeinsam erteilt werden müssen, werden auch diese dem BAföG-Amt gemeldet. Kann der Empfänger nachweisen, dass es sich um Zinseinkünfte des Ehegatten bzw. Lebenspartners handelt, ist dieses Verfahren wieder „nur“ als Verwaltungshandeln zu bearbeiten. Für jedes Jahr, in dem die Kapitalerträge über 100 € lagen, wird eine Erklärung fällig. Ob der Empfänger dabei immer unter den Freigrenzen liegt, spielt dabei keine Rolle.

Einkommen von Ehegatten, Lebenspartnern und Eltern

Die Anrechnung des Einkommens des Ehegatten, eingetragenen Lebenspartners[6] und der Eltern des Auszubildenden richtet sich nicht nach den aktuellen Verhältnissen, sondern nach den Verhältnissen im vorletzten Jahr vor Beginn des Bewilligungszeitraums. Ausgangspunkt ist auch bei Ehegatten, eingetragenen Lebenspartnern und Eltern das „Einkommen im Sinne des BAföG“, auf das verschiedene Freibeträge gewährt werden, nämlich der Grundfreibetrag, der für den Ehegatten bzw. eingetragenen Lebenspartner und getrennt lebende Elternteile 1.145 Euro und für die nicht getrennt lebenden Eltern gemeinsam 1.715 Euro beträgt. Für Kinder des Einkommensbeziehers, die nicht ihrerseits in einer nach dem BAföG förderungsfähigen Ausbildung stehen und andere Unterhaltsberechtigte, werden jeweils 520 Euro und für Stiefelternteile jeweils 570 Euro Freibetrag gewährt. Ein prozentualer Zusatzfreibetrag kommt noch hinzu. Er beträgt nochmals 50 % des die festen Freibeträge übersteigenden Einkommens und jeweils nochmals 5 % für jede berücksichtigte unterhaltspflichtige Person. Unter engen Voraussetzungen kann ein zusätzlicher Härtefreibetrag gewährt werden. Das nach Abzug aller Freibeträge verbleibende Einkommen wird anteilig auf förderungsfähige Geschwister und den Antragsteller angerechnet.

Aktualisierungsantrag

Für den Fall, dass der Ehegatte, eingetragene Lebenspartner oder ein Elternteil im aktuellen Jahr wesentlich weniger Einkommen hat als zwei Jahre zuvor, kann ein Aktualisierungsantrag gestellt werden. Dann wird nicht das Einkommen des vorletzten Jahres, sondern – im Wege der Prognose – das aktuelle Einkommen in den Jahren des Bewilligungszeitraumes zu Grunde gelegt. Die daraus resultierende Zahlung von Ausbildungsförderung wird unter dem Vorbehalt der Rückforderung geleistet. Nachdem zu einem späteren Zeitpunkt das Einkommen in den Jahren des Bewilligungszeitraumes feststeht (in der Regel durch entsprechende Einkommensteuerbescheide), entscheidet das Förderungsamt abschließend über die Höhe der Förderung. Überzahlte Ausbildungsförderung wird zurückgefordert, andernfalls erfolgt eine Nachzahlung.

Vorausleistungen

Wenn Eltern die erforderlichen Angaben über ihr Einkommen verweigern oder dem Auszubildenden keinen Unterhalt in Höhe des pauschal errechneten Betrages leisten, kann der Auszubildende vom Förderungsamt Vorausleistungen beanspruchen. Das Amt leistet ihm dann Förderung in der Höhe, die sich ohne eine Anrechnung von elterlichem Einkommen ergibt, kann aber die Eltern für die verweigerten Leistungen selbst in Anspruch nehmen und ggfs. vor dem Familiengericht auf Unterhalt verklagen. Hat der Auszubildende offensichtlich keinen bürgerlich-rechtlichen Unterhaltsanspruch mehr gegenüber den Eltern, so ist analog Förderung ohne Berücksichtigung des elterlichen Einkommen zu leisten, ohne Regressnahme der Eltern (BAföG VwV 36.1.17).[37] Kindergeld und tatsächliche Leistungen wie bspw. Wohnungsbereitstellung und Naturalien werden als Unterhalt angerechnet.

Elternunabhängige Förderung

Unter bestimmten Voraussetzungen werden Auszubildende elternunabhängig gefördert, insbesondere für Ausbildungen im Zweiten Bildungsweg (z. B. für den Besuch von Abendgymnasium oder Kolleg). Ebenso gilt dies, wenn Auszubildende „das 30. Lebensjahr vollendet“, „nach Vollendung des 18. Lebensjahres fünf Jahre erwerbstätig“ oder nach einer „dreijährigen berufsqualifizierenden Ausbildung“ mindestens drei Jahre berufstätig waren (insgesamt 72 Monate) und wirtschaftlich schon auf eigenen Füßen stehen konnten (§ 11 Abs. 3 BAföG).

Förderungsdauer

BAföG wird grundsätzlich für die gesamte Dauer der Ausbildung geleistet, bei Studiengängen allerdings nur bis zum Ende der Förderungshöchstdauer, die der Regelstudienzeit des betreffenden Studienganges entspricht. Unter engen Voraussetzungen muss eine Ausbildung auch über die Förderungshöchstdauer hinaus gefördert werden, etwa wenn das Studium durch das erstmalige Nichtbestehen des Abschlussexamens, durch eine Behinderung, eine Schwangerschaft oder durch Kindererziehung nicht bis zum Ende der Förderungshöchstdauer abgeschlossen werden konnte. Jenseits einer solchen „angemessenen“ Verlängerungszeit kann ggfs. für höchstens 12 Monate noch eine Studienabschlussförderung beansprucht werden, wenn die Anmeldung zur Abschlussprüfung spätestens vier Semester nach Ende der Förderungshöchstdauer (FHD) erfolgt und innerhalb von 12 Monaten abgeschlossen sein kann (§ 15 Abs. 3 BAföG). Wurde Förderung für eine angemessene Zeit über die FHD hinaus geleistet, so tritt für die Berechnung der Studienabschlussförderung der letzte Monat der verlängerten Förderungszeit an die Stelle der FHD. Darüber hinaus kann über die Förderungshöchstdauer gefördert werden, wer als Auszubildender an einer Hochschule in vorgesehenen Gremien und satzungsmäßigen Organen der Hochschulen und der Länder sowie in satzungsmäßigen Organen der Studentenwerke sowie der Selbstverwaltung der Studierenden an diesen Ausbildungsstätten wie beispielsweise Studentenvertretung mitgewirkt hat.

Förderungsarten

Zuschuss und Darlehen

Schüler erhalten die BAföG-Leistung als verlorenen Zuschuss, d. h., dieser ist nicht zurückzuzahlen. Studierende sowie Auszubildende an höheren Fachschulen und Akademien erhalten die BAföG-Leistungen demgegenüber im Regelfall zur Hälfte als Zuschuss und zur Hälfte als zinsloses staatliches Darlehen; dies gilt auch, wenn Studierende unter bestimmten Voraussetzungen über die allgemeine Förderungshöchstdauer hinaus BAföG-Leistungen erhalten. Die Studienabschlusshilfe für einen letzten Förderungszeitraum von maximal zwölf Monaten, wird seit September 2019 als zinsfreies Staatsdarlehen gewährt.

Bei Auslandsausbildungen wird der sog. Mehrbedarf (Reisekosten, Studiengebühren und – außerhalb der EU – erhöhte Lebenshaltungskosten) nach Maßgabe der Zuschlagsverordnung bis zu bestimmten Höchstgrenzen als Zuschuss geleistet. Durch die erhöhten Bedarfssätze können z. T. auch Studierende, die im Inland wegen des Familieneinkommens nicht gefördert werden können, für eine Auslandsausbildung eine Teilförderung erhalten.

Darlehensrückzahlung

Das staatliche Darlehen wird in monatlichen Raten von 130 Euro (105 Euro bis März 2020) zurückgezahlt, alle drei Monate werden drei zusammengefasste Raten fällig. Zinsen müssen nicht gezahlt werden, es sei denn, ein Zahlungstermin wird um mehr als 45 Tage überschritten.

Das nach dem BAföG berechnete Monatseinkommen bis 1.605 Euro (Stand ab August 2022) ist von der Rückzahlung befreit. Dieser Betrag erhöht sich für Kinder, Ehepartner, eingetragene Lebenspartner und Alleinerziehende ohne oder mit nur geringem Einkommen. Auch bei einer berechneten monatlichen Rate von unter 42 Euro wird von der Rückzahlung befreit. Mit dem Antrag auf Freistellung von der Rückzahlungsverpflichtung ist das Einkommen nachzuweisen.[38]

Folgende Erlassmöglichkeiten hat, wer ab 1. September 2019 erstmals ein BAföG-Darlehen erhielt:

  • 77-Raten-Erlass: Wurden 77 monatlichen Raten in der festgesetzten Höhe (mindestens 42 Euro) gezahlt, wird die Restschuld erlassen. Dies sind 3.234 Euro bei 42 Euro pro Monat und 10.010 Euro bei 130 Euro pro Monat.
  • Kooperationserlass: Nach Ablauf des Rückzahlungszeitraums von 20 Jahren wird die Restschuld erlassen. Voraussetzung ist, dass gegen die Zahlungs- und Mitwirkungspflichten nicht oder nur geringfügig verstoßen wurde.

Wer jedoch staatliche BAföG-Darlehen ganz oder teilweise schon vor dem 1. September 2019 erhielt, hatte keine Erlassoption. Erst das 26. BAföG-Änderungsgesetz (2019) ermöglichte, dass auch für diese sogenannten AltschuldnerInnen der Kooperationserlass angewendet werden kann. Dazu hatten die Betroffenen das sogenannte Wahlrecht zwischen 1. September 2019 und 29. Februar 2020 auszuüben.[39]

Wenn das Wahlrecht in dem genannten Zeitraum nicht ausgeübt wurde, kann sich der Rückzahlungszeitraum (nach altem Recht) auf bis zu 30 Jahre (einschließlich Zeiten mit Freistellung von der Rückzahlungsverpflichtung) verlängern; am Ende des Rückzahlungszeitraums muss die gesamte Restschuld gezahlt werden.

Bei vorzeitiger Ablösung des Darlehens werden betragsabhängig weitere Teile erlassen (z. B. 5 % bei einer Darlehenssumme von 500 Euro, 38 % ab 24.000 Euro, Stand April 2020).[40] Der Erlass berechnet sich immer von der Restschuld, maximal jedoch von 10.000 Euro. Vorher erfolgte Deckelung des Darlehens nach einem Erlass.[41]

Zuständig für die Rückzahlung ist das Bundesverwaltungsamt.

Rechtsbehelfe

Da es sich um eine Sozialleistung handelt, fallen keine Verwaltungskosten für Rechtsbehelfe (Widerspruch, einstweilige Anordnungen, Klage, Berufung etc.) im Bereich des Ausbildungsförderungsrechts an. Für Rechtsanwaltsgebühren kann Prozesskostenhilfe beantragt werden (ab der Berufung vor einem Oberverwaltungsgericht gegen Urteile des Verwaltungsgerichts besteht Anwaltszwang).

Statistik

Laut § 55 des BAföG werden verschiedene Merkmale eines jeden Antragstellers gespeichert. Dazu zählen Angaben über den Auszubildenden wie „Geschlecht, Geburtsjahr, Staatsangehörigkeit, Familienstand, Unterhaltsberechtigtenverhältnis der Kinder, Wohnung während der Ausbildung, Art eines berufsqualifizierenden Ausbildungsabschlusses, Ausbildungsstätte nach Art und rechtlicher Stellung, Klasse bzw. (Fach-)Semester, Monat und Jahr des Endes der Förderungshöchstdauer, Höhe und Zusammensetzung des Einkommens …“ „und den Freibetrag …“ „sowie, wenn eine Vermögensanrechnung erfolgt, die Höhe des Vermögens nach § 27 und des Härtefreibetrags“. Zusätzlich werden Merkmale von dem Ehegatten oder Lebenspartner sowie der Eltern des Geförderten gespeichert.

Speicherung der Sozial- und BAföG-Daten

Die Speicherung der Sozialdaten und das individuelle Auskunftsrecht eines Sozialleistungsbeziehers sind neben anderen Aspekten des sozialrechtlichen Verwaltungsverfahrens im Zehnten Buch Sozialgesetzbuch geregelt. Insbesondere wird im zweiten Kapitel (§§ 67–85a SGB X) festgelegt, unter welchen Bedingungen die Sozialdaten erhoben, gespeichert, verarbeitet, übermittelt, berichtigt, gesperrt und gelöscht werden dürfen. Allerdings enthält das Sozialgesetzbuch nur „unvollständige Regelungen zur Löschung von Sozialdaten und deren Aufbewahrungsfristen“. Unzulässig gespeicherte Daten sind nach § 84 Abs. 2 Satz 1 SGB X zu löschen. Sobald die Daten den Behörden zur Erfüllung ihrer Aufgaben nicht mehr erforderlich sind, sind die Daten ebenfalls zu löschen.[42]

Ein Auskunftsrecht gibt es laut § 81 Abs. 1 SGB X für Personen, die meinen, „bei der Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung seiner personenbezogenen Sozialdaten in“ ihren „Rechten verletzt worden zu sein“. Die Betroffenen können dann über gespeicherten Sozialdaten und deren Herkunft, die Empfänger der Daten bei Weitergabe der Daten und den Zweck der Speicherung Auskunft erhalten. Diese Auskunft kann allerdings ohne Gründe verweigert werden. Der Datenschutzbeauftragte des Bundes oder der zuständigen Stelle kann die Rechtmäßigkeit der Ablehnung überprüfen. Die Auskunft ist kostenfrei (§ 83 SGB X).

Ist der BAföG-Antrag erfolgreich und man erhält einen Bescheid, werden die erhobenen Daten sechs Jahre lang gespeichert. Bei einer Ablehnung des BAföG-Antrags dem Vermögen nach, sogenannter „Null-Bescheid“, werden die Daten ein Jahr lang gespeichert.[43]

EuGH-Urteil vom 23. Oktober 2007

Am 23. Oktober 2007 urteilte die große Kammer des Europäischen Gerichtshofes über die Vereinbarkeit der Regelungen im BAföG über die Auslandsförderung mit dem europäischen Recht, genauer mit der in Art. 17, Art. 18 EG-Vertrag gewährleisteten Freizügigkeit der Unionsbürger. Der Gerichtshof kam zu dem Ergebnis, dass das Erfordernis einer vorherigen einjährigen Ausbildung im Inland gegen die Freizügigkeit verstößt (Rs. C-11/06).[44] Eine mögliche Reaktion auf dieses Urteil war die Beschleunigung des Gesetzgebungsverfahrens bezüglich des 22. BAföG-Änderungsgesetzes vom 23. Dezember 2007, welches die Förderung ab dem 1. Semester im EU-Ausland sowie der Schweiz ermöglicht (Änderung des § 8 BAföG).

Verhältnis zum SGB II

Grundsätzlich hat BAföG wie schon zu Zeiten der Sozialhilfe (§ 26 BSHG) Vorrang vor Leistungen des SGB II. Es gibt jedoch Ausnahmefälle, in denen trotz Vorrang des BAföG Leistungen nach dem SGB II gewährt werden.

Grundsätzlich regelt § 7 Abs. 5 SGB II den Vorrang des BAföG. Nach § 27 Abs. 3 Satz 1 SGB II kann allerdings Alg II in Härtefällen als Darlehen gewährt werden. Ein solcher Härtefall kann beispielsweise sein, wenn ein Studierender sein Studium fast beendet hat und ohne Alg II sein Studium abbrechen müsste.

§ 7 Abs. 6 SGB II regelt die Ausnahme von der Ausnahme, stellt mithin also eine Anspruchsgrundlage dar. Wer aufgrund von § 2 Abs. 1a BAföG keinen Anspruch auf Ausbildungsförderung hat oder wessen Bedarf sich nach § 12 Abs. 1 Nr. 1 des BAföG bemisst oder wer eine Abendhauptschule, eine Abendrealschule oder ein Abendgymnasium besucht und dabei aufgrund von § 10 Abs. 3 des BAföG keinen Anspruch auf Ausbildungsförderung hat, erhält Leistungen nach dem SGB II. Laut einem Beschluss des Sozialgerichts Aachen gilt das auch für Abendschüler vor dem vierten Semester, da dieser Personengruppe BAföG regelmäßig mit der Begründung verwehrt wird, dass die Schule die Arbeitskraft nicht in Anspruch nehme.[45] Schüler und bei den Eltern lebende Studierende haben Anspruch auf ergänzende Leistungen nach dem SGB II, wenn sie BAföG erhalten, nur wegen Anrechnung von Einkommen bzw. Vermögen nicht erhalten oder über ihren BAföG-Antrag noch nicht entschieden wurde (§ 7 Abs. 6 Nr. 2 SGB II). Studierende, die nicht bei den Eltern wohnen, haben diese Möglichkeit nicht, sie können allenfalls bei einem besonderen Härtefall ein Darlehen vom Jobcenter bekommen (§ 27 Abs. 3 Satz 1 SGB II).

Unberührt vom Leistungsausschluss ist der Anspruch auf Mehrbedarfe, die nicht ausbildungsbedingt sind. Nach § 27 Abs. 2 SGB II haben daher bedürftige Schüler und Studierende Anspruch auf die Mehrbedarfe für Alleinerziehende (§ 21 Abs. 3 SGB II), Schwangere nach der 12. Schwangerschaftswoche (§ 21 Abs. 2 SGB II), kostenaufwändige Ernährung (§ 21 Abs. 5 SGB II) und einen unabweisbaren laufenden, nicht nur einmaligen besonderen Mehrbedarf (§ 21 Abs. 6 SGB II).

Wenn Alg II gezahlt wird und nachträglich BAföG bewilligt wird, kann das Alg II nach § 48 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 SGB X vom SGB II-Träger rückwirkend zurückverlangt werden. Hier zählt die grundsätzliche BAföG-Anspruchsberechtigung als Erzielung von Einkommen.

Philatelistisches

Mit dem Erstausgabetag 2. September 2021 gab die Deutsche Post AG ein Sonderpostwertzeichen im Nennwert von 80 Eurocent zur Erinnerung an die Einführung des BAföG vor 50 Jahren heraus. Der Entwurf stammt von der Grafikerin Nicole Elsenbach aus Hückeswagen.

Siehe auch

  • Verordnung über Zusatzleistungen in Härtefällen nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz

Literatur

  • Blanke, Deres: Ausbildungsförderungsrecht. 35. Auflage. Verlag W. Kohlhammer, 2009, ISBN 978-3-17-021065-3.
  • Marc-Yaron Popper: BAföG Praxis-Handbuch für Eltern, Schüler und Studierende. Ratgeber anhand von Fällen mit praktischen Tipps und den aktuellen Änderungen des 23. BAföG-Änderungsgesetzes. Books on Demand, Norderstedt 2011, ISBN 978-3-8448-5480-0
  • Ramsauer, Stallbaum, Sternal: Mein Recht auf BAföG. Beck-Rechtsberater im dtv. 4. Auflage. 2003, ISBN 3-423-05283-X.
  • Rothe, Blanke: Bundesausbildungsförderungsgesetz. Loseblatt-Kommentar. 5. Auflage. Verlag W. Kohlhammer, ISBN 978-3-17-019865-4.
  • Ramsauer, Stallbaum: BAföG. Kommentar. 7. Auflage. 2020, ISBN 978-3-406-72421-3.

Rundfunkberichte

Weblinks

Wiktionary: Bundesausbildungsförderungsgesetz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: BAföG – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Middendorff, E., Apolinarski, B., Becker, K., Bornkessel, P., Brandt, T., Heißenberg, S. & Poskowsky, J: Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Deutschland 2016. 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks. In: Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung. Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), 2017, S. 60-63, abgerufen am 16. Mai 2022.
  2. Marion Kerstholt: 50 Jahre BAföG: Ein Meilenstein kommt in die Jahre. In: tagesschau.de. 26. August 2021, abgerufen am 11. Dezember 2022.
  3. BAFOEGINI: „Informationen zur Volldarlehensrückzahlung“, Stand vom 18. Juli 2018.
  4. Verordnung81. Abgerufen am 2. Juni 2018.
  5. rp-online.de vom 18. Januar 2012: „Ausgaben für Bafög schnellen in die Höhe“
  6. a b Text und Änderungen durch das Dreiundzwanzigstes Gesetz zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes
  7. Bundesministerium für Bildung und Forschung 19. Dezember 2014: „Modernes BAföG für eine noch bessere Ausbildung“ (Memento desOriginals vom 20. Dezember 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bmbf.de
  8. Bericht der Bundesregierung – Immer weniger erhalten BAföG. In: Deutschlandfunk. (deutschlandfunk.de [abgerufen am 17. Dezember 2017]).
  9. "Die wichtigsten Änderungen", Bundesbildungsministerium, abgerufen am 15. Januar 2020
  10. BAföG nach Fachrichtungswechsel oder Studienabbruch?
  11. Petersen/Mery: Die Bewerbung zum Studium. Erfolgreich bewerben für Bachelor und Master. 2010, Verlag Ausbildungspark, Offenbach am Main, ISBN 978-3-941356-02-3, S. 316 f.
  12. EuGH, Urteil vom 23. Oktober 2007, C-11/06 und C-12/06
  13. Bafög-Urteil: Auch wer im Ausland lebt, kriegt Geld. www.spiegel.de, 28. Januar 2010, abgerufen am 30. Januar 2010.
  14. Hermann-Josef Tenhagen: Fluggastrechte, Geldanlage, Studiengebühren: So hart wird der Brexit für deutsche Verbraucher. In: Spiegel online. 6. April 2019, abgerufen am 6. April 2019.
  15. Bundesministerium für Bildung und Forschung 19. Dezember 2014: „Modernes BAföG für eine noch bessere Ausbildung (Memento desOriginals vom 22. November 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bmbf.de
  16. BAföG für Ausländer. In: bafoeg-rechner.de. 23. Januar 2016, abgerufen am 26. August 2016.
  17. § 12 BAföG in der am 22.07.2022 geltenden Fassung durch Artikel 1 G. v. 15.07.2022 BGBl. I S. 1150
  18. § 13 BAföG in der am 22.07.2022 geltenden Fassung durch Artikel 1 G. v. 15.07.2022 BGBl. I S. 1150
  19. § 12 BAföG in der am 01.08.2020 geltenden Fassung durch Artikel 2 G. v. 08.07.2019 BGBl. I S. 1048
  20. § 13 BAföG in der am 01.08.2020 geltenden Fassung durch Artikel 2 G. v. 08.07.2019 BGBl. I S. 1048
  21. § 12 BAföG in der am 16.07.2019 geltenden Fassung durch Artikel 1 G. v. 08.07.2019 BGBl. I S. 1048
  22. § 13 BAföG in der am 16.07.2019 geltenden Fassung durch Artikel 1 G. v. 08.07.2019 BGBl. I S. 1048
  23. § 12 BAföG in der am 01.08.2016 geltenden Fassung durch Artikel 1 G. v. 23.12.2014 BGBl. I S. 2475; 2015 BGBl. I S. 2557
  24. § 13 BAföG in der am 01.08.2016 geltenden Fassung durch Artikel 1 G. v. 23.12.2014 BGBl. I S. 2475; 2015 BGBl. I S. 2557
  25. § 12 BAföG in der am 28.10.2010 geltenden Fassung durch Artikel 1 G. v. 24.10.2010 BGBl. I S. 1422
  26. § 13 BAföG in der am 28.10.2010 geltenden Fassung durch Artikel 1 G. v. 24.10.2010 BGBl. I S. 1422
  27. § 12 BAföG in der am 01.08.2008 geltenden Fassung durch Artikel 15 G. v. 23.12.2007 BGBl. I S. 3254
  28. § 13 BAföG in der am 01.08.2008 geltenden Fassung durch Artikel 15 G. v. 23.12.2007 BGBl. I S. 3254
  29. § 12 BAföG in der am 01.08.2008 geltenden Fassung durch Artikel 1 G. v. 23.12.2007 BGBl. I S. 3254
  30. § 13 BAföG in der am 01.01.2008 geltenden Fassung durch Artikel 1 G. v. 23.12.2007 BGBl. I S. 3254
  31. Bafög: In vielen Uni-Städten reicht die neue Wohnpauschale nicht für die Miete. In: Berliner Zeitung. 24. Juni 2022, abgerufen am 6. Juli 2023.
  32. BVerwG legt BVerfG vor: Ist der BAföG-Satz zu niedrig? In: Legal Tribune Online Karriere. Abgerufen am 6. Juli 2023.
  33. Welche Freibeträge werden gewährt? Bundesministerium für Bildung und Forschung, August 2022, abgerufen am 4. Oktober 2022.
  34. BAföG-Rechner. In: bafoeg-rechner.de. Abgerufen am 29. August 2014.
  35. BAföG-Verbesserungen 2022. Studis Online, 23. Juni 2022, abgerufen am 23. Juni 2022.
  36. Vermögenskontrolle durch Datenabgleich. In: bafoeg-rechner.de. 11. Februar 2015, abgerufen am 26. August 2016.
  37. zu § 36 Vorausleistung von Ausbildungsförderung (Memento desOriginals vom 21. April 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.xn--bafg-7qa.de, auf bafög.de
  38. Freistellung von BAföG-Rückzahlung. Studis Online, 17. August 2022, abgerufen am 27. August 2022.
  39. Informationsseite des Bundesverwaltungsamtes, abgerufen am 15. Januar 2020
  40. Anlage zu § 6 Abs. 1 Darlehensverordnung (DarlehensV), Info beim BVA
  41. BAföG-Rückzahlung Vorzeitig. Abgerufen am 16. März 2023 (deutsch).
  42. LVR-Landesjugendamt Rheinland: Dauer der Datenspeicherung, Löschung und Aufbewahrungsfristen. (PDF; 5,6 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Sozialdatenschutz in der Kinder- und Jugendhilfe. 2010, archiviert vom Original am 7. September 2012; abgerufen am 19. September 2012.
  43. Beratungsstelle BAföG-Amt Hamburg am 18. September 2012
  44. Pressemitteilung des EuGH (PDF-Datei; 115 kB)
  45. Auch Abendschüler können ALG II erhalten

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Büro der Bafög-Leitung im Mensatrakt auf ME03 an der Universität Wuppertal
Studierende demonstrieren in der Holtenauer Straße gegen BAFöG-Kürzungen (Kiel 22.157).jpg
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Das Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAFöG), das das Honnefer Modell der Studienbeihilfe ablösen soll, bringt finanzielle Verschlechterungen für viele Studierende. Bannertexte v.l.: "SOLIDARISCH HANDELN mit dem VERBAND deutscher STUDENTENSCHAFTEN"; "Auch DICH erwischt der STROBEL-HOBEL". Neben den Demonstrierenden eine Straßenbahn der Linie 4, im Hintergrund Wohnblocks der sogenannten "Klagemauer".