Brücke über die Straße von Messina

Ponte sullo Stretto di Messina
Ponte sullo Stretto di Messina
Schnittzeichnung der geplanten Brücke
ÜberführtE 45, Eisenbahnachse Berlin–Palermo
UnterführtStraße von Messina
OrtVilla San Giovanni, Kalabrien
Ganzirri, Sizilien
KonstruktionHängebrücke
Gesamtlänge3,7 km
Breite60,4 m
Pfeilerachsabstand3,3 km
Pfeilhöhe382,60 m
Lichte Höhe65 m
ZustandPlanung wieder aufgenommen
Lage
Koordinaten38° 14′ 57″ N, 15° 37′ 56″ O
Brücke über die Straße von Messina (Kalabrien)

Eine Brücke über die Straße von Messina (italienisch Ponte sullo Stretto di Messina) sollte die Straße von Messina überqueren und die Insel Sizilien im Zuge der E 45 und der Eisenbahnachse Berlin–Palermo mit der Italienischen Halbinsel verbinden. Für den Bau und den Betrieb der Brücke wurde 1981 das staatliche Unternehmen Stretto di Messina S.p.A. gegründet.

Der Bau einer solchen Brücke wurde im 20. Jahrhundert mehrmals diskutiert. Das jüngste Vorprojekt stammte aus dem Jahr 2003; seine Ausführung wurde im März 2013 gestoppt, nachdem bereits im November 2012 dessen Generalunternehmer zurückgetreten war.[1]

Projekt von 2003

Im Oktober 2005 erhielt das Konsortium Eurolink um den norditalienischen Baukonzern Impregilo S.p.A. den Zuschlag als Generalunternehmer mit einem Auftragsvolumen von 3,9 Milliarden Euro. Der Beginn der Bauarbeiten wurde für 2007 angesetzt. Die Brücke sollte den Fährbetrieb zwischen Messina (Sizilien) und dem Festland bei Villa San Giovanni und Reggio Calabria in Kalabrien ergänzen und eine direkte Verbindung der Autobahnen A3 (Kalabrien) und A18 bzw. A20 (beide Sizilien) möglich machen.

Im Falle der Fertigstellung wäre die Brücke mit einer Hauptspannweite von 3.300 Metern, einer Gesamtlänge von 3.666 Metern und einer Turmhöhe von 382,60 Metern die längste und höchste Hängebrücke der Welt gewesen.

Am 11. Oktober 2006 beschloss die italienische Abgeordnetenkammer, die Durchführung des Projekts auszusetzen. Besonders Verkehrsminister Alessandro Bianchi und Umweltminister Alfonso Pecoraro Scanio, die ab 17. Mai 2006 unter Ministerpräsident Romano Prodi im Amt waren, hatten das Projekt als unsinnig und umweltschädigend kritisiert. Größe und Kosten der Brücke seien wegen der schwachen Infrastruktur Siziliens unangemessen. Es sei wirkungsvoller und kostengünstiger, zunächst die Infrastruktur der Insel zu verbessern und die Modernisierung und den Ausbau der Verkehrswege in Süditalien zu beschleunigen. Durch den Brückenbau würden schützenswerte Gebiete auf beiden Seiten der Meerenge zerstört. Außerdem bestehe die Gefahr, dass das Projekt vom organisierten Verbrechen unterwandert werde.

Die umstrittenen Pläne wurden seit der Wiederwahl von Silvio Berlusconi im April 2008 erneut vorangetrieben. Offizieller Baubeginn war der 23. Dezember 2009,[2] geplant war die Fertigstellung für das Jahr 2016.[3] Die Kosten für das Projekt wurden nach Aussage des Magazins L’Espresso auf rund 7,9 Milliarden Euro prognostiziert.[4]

Das ausgearbeitete Projekt wurde am 29. Juli 2011 vom Verwaltungsrat der Stretto di Messina S.p.A. bewilligt und der Baubeginn für Mitte 2012 angekündigt. Es fehlte allerdings noch die Zustimmung des Interministeriellen Komitees für Wirtschaftsplanung (italienisch Comitato Interministeriale per la Programmazione Economica, abgekürzt CIPE), die für Februar 2012 erwartet wurde. Die offizielle Kostenprognose wurde auf 8,5 Milliarden Euro angehoben.[1][5] Seit dem Rücktritt von Berlusconi am 9. November 2011 war unklar, ob die Brücke je gebaut werden würde.[6] Das Parlament verabschiedete im Dezember 2012 ein Gesetz, das einen Zusatzvertrag zwischen dem Generalunternehmer und dem Betreiber verlangte, der spätestens am 1. März 2013 hätte unterzeichnet werden müssen. Zudem hätten die Unterlagen des Projektes innerhalb von 60 Tagen nach Unterzeichnung an das CIPE zur Überprüfung übergeben werden müssen.[7]

Das Kabinett Monti (November 2011 bis April 2013) unter Mario Monti bildete 2012 Rückstellungen in Höhe von 300 Millionen Euro für Nachverhandlungen, nachdem der Generalunternehmer Eurolink vom Werkvertrag zurückgetreten war. Da der Zusatzvertrag am 1. März 2013 nicht unterzeichnet war, wurde das Vertragswerk zwischen Eurolink und Stretto di Messina S.p.A. ungültig; die Auflösung der Betreibergesellschaft wurde eingeleitet.[1]

Projekt von 2023

Am 16. März 2023 hat der italienische Ministerrat (Consiglio dei Ministri) auf Vorschlag von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und Infrastruktur- und Verkehrsminister Matteo Salvini ein Gesetzesdekret verabschiedet, das Planung und Bau der Brücke zum Inhalt hat. Die staatliche Projektgesellschaft Stretto di Messina S.p.A. wurde dafür wiederbelebt.[8] Matteo behauptete am 4. April 2023 in Rom vor Auslandskorrespondenten, die Brücke sei „der Traum von Millionen von Italienern seit Jahrhunderten“. Im Sommer 2024 sollten die ersten Baustellen eröffnet werden und Anfang der 2030er Jahre solle die Brücke fertig sein. Sie solle 3666 Meter lang und 60 Meter breit werden und an zwei je 399 m hohen Brückenpfeilern hängen.[9] Das wäre die längste Schrägseilbrücke der Welt. Die Fahrbahn soll zwei Bahngleise und sechs Fahrspuren für den Autoverkehr tragen. Eine Baugenehmigung wird bis Juli 2024 erwartet. Die Kosten werden auf 7 Mrd. Euro (2023) geschätzt. Zum Anschluss der Brücke an das Hochgeschwindigkeitsnetz der italienischen Eisenbahn in Salerno wären weitere 25 Mrd. Euro erforderlich.[10]

Kritiker bemängeln erneut, dass das Projekt extrem teuer sei und die Brücke in einem erdbebengefährdeten Gebiet stehen werde.[11]

Beachtenswertes

  • Eine alternative Tunnellösung wurde wegen der geologischen Unwägbarkeiten nicht geplant.
  • Beim Bau der Brücke müssten erhebliche geologische Unwägbarkeiten beachtet werden. So führt die Kontinentalverschiebung zwischen der Insel Sizilien und dem Festland zu seismischer Aktivität in der Meerenge. Ein Erdbeben mit nachfolgendem Tsunami führte 1908 zur vollständigen Zerstörung der Städte Messina und Reggio Calabria.
  • Die Erdbebengefahr schließt angeblich Stützelemente auf dem Meeresgrund aus, daher wurde die Brücke mit einer Rekordspannweite von über drei Kilometern entworfen.
  • Um den Schiffsverkehr auf der stark befahrenen Straße von Messina weiterhin zu ermöglichen, sollte die Brücke an ihrem höchsten Punkt 65 Meter über dem Meer liegen. So könnten auch große Kreuzfahrt- und Containerschiffe unter der Brücke passieren.
  • Der Überbau sollte aus drei Balken bestehen: in der Mitte einen für die Eisenbahn, die beiden außen für den Straßenverkehr. Zwischen den Balken sollte ein Freiraum gelassen werden, damit die Brücke weniger anfällig für durch Wind verursachte Schwingungen wäre.
  • Vor und nach der Brücke sollten die Spuren der beiden Fahrtrichtungen für den Straßenverkehr überkreuzt werden, das heißt, der westlich fahrende Verkehr sollte südlich der Bahnlinie, der östlich fahrende nördlich der Bahnlinie geführt werden. Somit sollten schwere Lkw näher der Mitte der Brücke verkehren und die Gewichtsverteilung für die Brücke vorteilhafter werden.

Literatur

  • Fabio Spadi: The Bridge on the Strait of Messina: “Lowering” the Right of Innocent Passage? In: International and Comparative Law Quarterly. vol. 50, 2001 (englisch, online).
  • Archivio storico siciliano anno XXXIV f.1,2 Lo stretto di Messina.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Ponte sullo Stretto, "Era la più innovativa opera d'ingegneria al mondo". www.casaeclima.com, 25. März 2013, abgerufen am 31. März 2013 (italienisch).
  2. Karl Hoffmann: Der große Brückenschlag. In: Deutschlandfunk, 23. Dezember 2009.
  3. Baubeginn für Berlusconis Lebenstraum. In: Der Standard, 14. Oktober 2009.
  4. Brücke über Meeresenge von Messina wird immer teurer. In: VerkehrsRundschau, 17. Mai 2011.
  5. Ponte sullo Stretto di Messina: CdA approva progetto definitivo. In: le Strade dell'Informazione, 29. Juli 2011 (italienisch).
  6. Bernd Nebel: Die Brücke über die Straße von Messina. Abgerufen am 31. März 2013.
  7. Decreto Crescita 2.0: il testo coordinato in Gazzetta Ufficiale. Abgerufen am 31. März 2013 (italienisch).
  8. schr: Bahn- und Straßenbrücke nach Sizilien genehmigt. In: Eisenbahn-Revue International 5/2023, S. 232.
  9. dpa-Meldung vom 4. April 2023
  10. schr: Bahn- und Straßenbrücke nach Sizilien genehmigt. In: Eisenbahn-Revue International 5/2023, S. 232.
  11. Italien will Brücke nach Sizilien bauen in www.tagesschau.de vom 17. März 2023

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Die Europaflagge besteht aus einem Kranz aus zwölf goldenen, fünfzackigen, sich nicht berührenden Sternen auf azurblauem Hintergrund.

Sie wurde 1955 vom Europarat als dessen Flagge eingeführt und erst 1986 von der Europäischen Gemeinschaft übernommen.

Die Zahl der Sterne, zwölf, ist traditionell das Symbol der Vollkommenheit, Vollständigkeit und Einheit. Nur rein zufällig stimmte sie zwischen der Adoption der Flagge durch die EG 1986 bis zur Erweiterung 1995 mit der Zahl der Mitgliedstaaten der EG überein und blieb daher auch danach unverändert.
Ponte di messina.jpg
Autor/Urheber: Kasper2006, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Sezione longitudinale del Ponte sullo Stretto di Messina;